Название | Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis |
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Автор произведения | A. F. Morland |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783956179587 |
O'Flaherty wurde bleich.
"Sie...Schwein!"
Seine Augen traten aus ihren Höhlen hervor. Er stieß Jhao von sich, stand auf und schwankte. Dann rieb er sich die Augen.
Jhao sagte ein paar Worte auf Mandarin.
"Er sagte gerade, dass Sie sehr gut auf die in dem Dorn enthaltene Substanz anzusprechen scheinen, O'Flaherty. Sie werden durch Chinatown irren. Es hätte keinen Sinn, Ihnen Geld mitzugeben. Das würden sich nur die Mobster holen, die hier ihr Unwesen treiben. Außerdem brauchen Sie für Ihre letzte Reise keinen Cent, wenn ich richtig informiert bin..."
O'Flaherty wollte sich auf Lee Kuan stürzen. Aber seine Bewegungen waren unkontrolliert. Er taumelte, schlug zu Boden. Einen Augenblick später war Jhao bei ihm und packte ihn grob.
"Bring die Sache zu Ende", knurrte Lee Kuan.
24
Milo und ich saßen in unserem Dienstzimmer. Agent Max Carter vom Innendienst war bei uns. Seine Finger glitten mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit über die Computertastatur. Auf dem Bildschirm war das ziemlich grobkörnige Bild einer nackten Frau zu sehen, die sich auf einem Sofa räkelte.
"Unsere EDV-Cracks haben inzwischen herausgekriegt, was Sinn und Zweck dieser Emails war", erläuterte Max Carter.
"Da bin ich aber gespannt", meinte ich.
"Die Bilder dienten zur Datenübertragung. Es gibt auf jedem von ihnen mindestens einen Mikropunkt. Auf so einem Mikropunkt können gewaltige Datenmengen komprimiert werden. Der Inhalt ganzer Bücher könnte mit einem einzigen dieser Bilder verschickt werden, ohne dass es jemand merkt. Deswegen auch die Grobkörnigkeit. Jeder dieser hunderttausend Punkte könnte derjenige sein, in dem die eigentliche Mitteilung in unwahrscheinlich verkleinerter Form enthalten ist. Man braucht schon Spezialisten, um überhaupt darauf zu kommen..."
"Und was sind das für Mitteilungen?"
"Anweisungen von 'The Virus'. Auf diesem Weg regierte er sein verborgenes Imperium..."
"Und keiner kann an diesen Kerl heran", meinte Milo.
"Wir sind immer noch dabei, das Material zu sichten. Aber es steht wohl außer Frage, dass Vonda McDaniels und Mark Sorello zur Organisation dieses Unbekannten namens 'The Virus' gehörten."
Das Telefon schrillte. Ich nahm ab.
Auf der anderen Seite der Leitung meldete sich niemand.
"Hier Special Agent Jesse Trevellian vom FBI Field Office New York. Bitte melden Sie sich..."
Ein stöhnender Laut, dann ein paar lallende Geräusche die an einen Betrunkenen erinnerten, der nicht mehr in der Lage war, Worte zu formen.
Aber wer immer dort auch unsere Nummer gewählt hatte, er hängte nicht auf.
Ich wandte mich an Max.
"Los! Eine Fangschaltung! Ich will wissen, woher das kommt!"
Max nickte, stand dann auf.
Ich versuchte noch einmal, mit dem Anrufer in Kontakt zu kommen. Oder ihn wenigstens daran zu hindern, vorschnell den Hörer einzuhängen. Er versuchte zu reden. Es war eine sinnlose, unverständliche Aneinanderreihung von Lauten. Im Hintergrund war Straßenlärm zu hören. Der Anrufer meldete sich also aus einer Telefonzelle heraus.
Ein weiteres Geräusch mischte sich in den Straßenlärm.
Musik.
Aus einem Lautsprecher dröhnte ein chinesischer Pop-Song.
Der Anrufer hängte ein.
"Wir haben ihn!", rief Max Carter. "Der Anruf kam von einer Telefonzelle an der Ecke Bayard/Mulberry Street."
"Dachte ich es mir doch..."
"Was?", hakte Milo nach.
"Chinatown!"
25
Als wir die Ecke Bayard/Mulberry Street erreichten, waren dort bereits ein Notarzt des Emergency Service und ein paar Kollegen vom NYPD.
Dazu wurde der Ort des Geschehens von mehreren Dutzend Schaulustigen eingekreist.
"Der Mann ist an Herzversagen gestorben", meinte der Arzt vom Emergence Service. Er erhob sich schulterzuckend und sah mich an. "Leider sind wir zu spät gekommen..."
Wir sahen uns den Toten an.
Es war Max O'Flaherty.
Mit starren, weit aufgerissenen Augen lag er auf dem Boden. Er hatte einen der übergroßen Turnschuhe halb ausgezogen. Ich beugte mich über ihn. Mir fiel die frische Einstichstelle am Hals auf.
"Könnte der Mann vergiftet worden sein?", fragte ich an den Arzt gewandt.
Dieser zuckte die Achseln.
"Es könnte sich um eine Vergiftung durch Syntho-Drogen oder Medikamente handeln... genaueres werden Sie wahrscheinlich erst nach der Obduktion wissen. Wenn überhaupt, schließlich gibt es Gifte, die so gut wie nicht nachweisbar sind... Die Pupillen sind stark geweitet. Das könnte auf den Gebrauch von synthetischen Drogen hinweisen."
"Der Mann war am Telefon nicht mehr in der Lage, ein vernünftiges Wort herauszubringen", berichtete ich. "Obwohl er mir zweifellos etwas sagen wollte..."
Der Arzt nickte leicht. "Ja, das würde ins Bild passen. Aber ich bin kein Gerichtsmediziner."
"Schon klar."
"Immerhin war er noch klar genug im Kopf, um Ihre Dienstnummer zu wählen, Agent Trevellian!"
"Passt das denn ins Bild?"
"Natürlich. Wer weiß, was der hier für ein Medikamentencocktail intus hat? Wir kriegen immer wieder Fälle, wo die reinsten Horrorkombinationen ganz bedenkenlos geschluckt wurden, um ein gutes Feeling zu bekommen und drei Nächte am Stück durchtanzen zu können. Die Wirkung ist völlig unkalkulierbar. Aber Genaueres wird Ihnen der Coroner sagen können..."
"Danke."
Einer der NYPD-Cops meldete sich zu Wort. Er hieß Green.
"Als Zeugen können Sie diese Leute hier vergessen", meinte er. "Hier in Chinatown will niemand was mit der Polizei zu tun haben, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt!"
Ich nickte düster.
"Wer hat denn den Hörer eingehängt?", fragte Milo.
Green zuckte die Achseln. "Vermutlich derjenige, der uns gerufen hat. Leider ist er anonym geblieben."
"Ist der Coroner verständigt?", fragte ich.
"Ja, habe ich erledigt", sagte Green. "Ich wundere mich, warum er noch nicht hier ist. Muss wohl irgendwo im Verkehr steckengeblieben sein."
Ich erhob mich, sah ihn mir nochmal an. Sein Gesicht sah aus, als ob der Teufel persönlich hinter ihm hergewesen wäre.
Kein Zweifel, dass er ganz gezielt unsere Nummer angegeben hatte. Er krallte die linke Faust zusammen. Ich öffnete sie vorsichtig. Darin befand sich die Karte, die ich ihm bei unserem Besuch hinterlassen hatte. Verdammt, dachte ich, du hättest dich früher melden müssen... Warum hatte Max O'Flaherty versucht, sich den Schuh auszuziehen? Es musste einen Grund dafür geben.
Er hockte mich hin, zog ihm den Schuh ganz aus.
Es war Instinkt. Ich sah in den Schuh, fühlte mit der Hand hinein. Aber außer einer orthopädischen Sohle fand ich dort nichts.
"Was hast du vor, Jesse?", erkundigte sich Milo.
"Dieser