Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis. A. F. Morland

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Название Die Großmeister des Mordes: Alfred Bekker präsentiert 12 Strand Krimis
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783956179587



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wenigen Sätzen war Levonian bei der Terrasse.

      Ein dicker, kahlköpfiger Mann saß dort vor einem Espresso.

      Mit am Tisch saß noch ein deutlich Jüngerer. Bruce Levonian schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Er war hager und dunkelhaarig. Sein Griff ging wie automatisch unter das graue Schurwolljackett. Aber er erstarrte mitten in der Bewegung, als er in den Schalldämpfer von Bruce Levonians Automatik blickte.

      Der Dicke blieb ruhig, wartete erst einmal ab.

      Bruce Levonian trat näher.

      "Einer von Ihnen muss Eddie Belmonte sein!" Er deutete auf den Dicken. "Die Beschreibung passt auf Sie!"

      "Was wollen Sie?", fragte der Dicke.

      "Sie vermitteln Leute für's Grobe nicht wahr? Leute, wie diesen Joss und die andere Pfeife, die mich umlegen sollten. Foltern und umlegen, um präzise zu ein."

      "Sie sind Levonian", stellte Belmonte fest. Er nahm seelenruhig einen Schluck aus der Espresso-Tasse. Dass er so ruhig blieb, gefiel Levonian nicht. Es ließ ihn befürchten, dass dieser Mann noch einen Trumpf in der Hinterhand hatte.

      Bruce ging auf den Dunkelhaarigen zu, setzte ihm den Schalldämpfer an den Kopf und riss das Jackett zur Seite. Mit der Linken holte Bruce einen Revolver hervor. Er steckte ihn ein. "Wer ist dieser Mann?"

      "Jemand, der mich eigentlich vor Leuten wie Ihnen schützen sollte", sagte Belmonte.

      Levonian drückte ab. Der Dunkelhaarige sackte im Sessel zusammen. "Sie werden 'ne Weile ohne Schutz auskommen müssen!"

      "Sie machen mich ärgerlich", erwiderte Belmonte. "Gutes Personal ist schwer zu bekommen!"

      Levonian packte die Leiche des Dunkelhaarigen beim Kragen und riss sie aus dem Sessel heraus. Dann ließ er sich selbst darin nieder.

      Belmonte sah seinem Gegenüber in die Augen.

      "Nehmen Sie's nicht persönlich, dass ich Ihnen zwei Leute auf den Hals gehetzt habe... So ist das Geschäft. Das kennen Sie doch. Ganz unerfahren in dem Job sind Sie ja auch nicht, wie man so hört... Nur, dass ich das alles in größerem Maßstab aufgezogen habe. Es gibt immer Leute, die ein Problem haben und ich bin derjenige, der ihnen den unvergleichlichen Service bietet, dieses Problem so geräuschlos wie möglich zu entsorgen..."

      "Ihre Leute habe ich erledigt", sagte Bruce Levonian.

      "Dachte ich mir. Sonst wären Sie nicht hier."

      "Wer hat Ihnen den Auftrag gegeben, mich dieser Behandlung zu unterziehen, Mister Belmonte?"

      "Das wissen Sie nicht?"

      "Ich weiß nur, das er sich 'The Virus' nennt."

      "Mehr weiß ich auch nicht. Die Befehle kommen per Email. Das Honorar in bar per Kurierdienst..."

      "Das waren Ihre Leute an der Ecke Bedford/Seventh Avenue."

      "Sie sind ihnen in die Parade gefahren, als wir versucht haben, diesen Cole auszuschalten. Sie und diese Vonda... Sie müssen ihn die ganze Zeit verfolgt haben..."

      "Genau wie Ihre Leute!"

      Bruce Levonian hob den Lauf seiner Waffe, richtete sie so aus, dass sie genau zwischen die Augen des Dicken zielte.

      "Ich bin das Gequatsche leid."

      "Was glauben Sie, wie es mir geht. Zumal ich ein Problem habe, seid Sie meine Jungs ausgeschaltet haben."

      "Ach, ja?"

      "Die sollten eigentlich den Geldkoffer wiederbesorgen. Und ich kann 'The Virus' jetzt kaum erklären, wo der geblieben ist!"

      "Wenn das Ihre einzige Sorge ist..." Bruce Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. "Ich zähle bis drei, dann kenne ich die Identität von 'The Virus', oder Sie haben keinen Kopf mehr, Belmonte."

      "Ich sagte Ihnen doch...

      "Ich habe gehört, was Sie gesagt haben. Aber ich glaube Ihnen nicht!"

      "Denken Sie, ich bin der Einzige, der für 'The Virus' arbeitet? Er hat ein regelrechtes Imperium aufgebaut. Ein Imperium, von dem kaum jemand etwas weiß. Anders als die großen Syndikate, die man sonst so kennt. Niemand weiß, wer 'The Virus' ist und das ist sein Erfolgsgeheimnis. Vielleicht ein übermütiger Freak in Petersburg, der sich mit Computern auskennt und sich seinen Anteil vom großen Geldkuchen abschneiden will. Oder ein unscheinbarer, pickeliger Student an der Columbia, der keine Freundin und daher einfach zuviel Zeit hat..."

      Bruce Levonian schoss.

      Die Kugel fuhr Belmonte in die Schulter.

      Der Dicke stöhnte auf, sah Levonian mit weit aufgerissenen Augen an.

      "Ich habe gesagt, dass ich das Gequatsche leid bin", knurrte er.

      "Sie sind verrückt", stöhnte Belmonte. Erst jetzt schien ihm klar zu werden, dass jedes Verhandeln zwecklos war. Er presste die Hand auf seine Wunde. Das Blut rann ihm zwischen den Fingern hindurch. "Wenn Sie mich töten, dann haben Sie überhaupt keine Spur von 'The Virus'..."

      Bruce Levonian feuerte erneut. Die Kugel zischte dicht am Kopf des Dicken vorbei, streifte das Ohr. Das Blut rann ihm den Hals hinunter. "Ich wollte immer schonmal wissen, ob ein Mensch mit zwanzig Kilo Übergewicht mehr Kugeln verträgt als so ein dünner Hering wie der da!" Und dabei deutete Bruce Levonian mit dem Schalldämpfer auf die Leiche des Dunkelhaarigen.

      23

      "Gute Arbeit!", stellte Lee Kuan fest. Er lehnte sich zurück.

      Hinter ihm stand sein Leibwächter mit den blondgefärbten Haaren. Max O'Flaherty saß Lee Kuan gegenüber. An der Tür stand Jhao, der zierlich wirkende Chinese, der ihn während des Gesprächs in der BUFFALO-Bar mit dem Dorn seines Giftrings bedroht hatte.

      "Ich habe meinen Job gemacht. Jetzt sind Sie an der Reihe", forderte O'Flaherty.

      Lee Kuan nickte.

      Sein Gesicht blieb regungslos. Es war ihm beim besten Willen nicht anzusehen, was er in diesem Moment dachte. Dann schnipste er mit den Fingern der rechten Hand.

      Der Blonde griff in die Innentasche seines Jacketts und reichte seinem Boss einen Pass.

      Lee Kuan betrachtete ihn kurz und reichte ihn dann an O'Flaherty weiter.

      "Ein australischer Pass", erläuterte Lee Kuan. "An die Dinger kommen wir im Moment am Leichtesten heran. Gefällt Ihnen Ihr neuer Name?"

      "John Smith... Mein Gott, ein bisschen mehr Fantasie hätte ich Ihnen schon zugetraut."

      O'Flaherty zuckte die Achseln, steckte das Dokument in seine Gesäßtasche.

      "Sie können gehen, Mister O'Flaherty", sagte Lee Kuan.

      "Ich bräuchte aber auch noch ein bisschen Kleingeld für die Reise... Ich meine, wo soll ich denn hin? Sie wissen doch, wie lang der Arm von 'The Virus' ist.."

      "Ja, allerdings", nickte Lee Kuan. "Aber den Rest Ihrer Flucht müssen Sie schon selbst organisieren..."

      "Wenn 'The Virus' mich in die Hände bekommt, dann..."

      "Dann was?"

      "Er wird aus mir Informationen über Sie herauspressen... Zum Beispiel die, dass Sie jetzt seine Identität kennen."

      Lee Kuan bleckte die Zähne. "Schlaues Kerlchen. Die Gefahr bestünde in der Tat, aber dafür werden wir Vorsorge treffen."

      Er gab Jhao ein Zeichen.

      Der zierliche Chinese verließ seine Position neben der Tür.

      Mit wenigen Schritten hatte er O'Flaherty erreicht. Als dieser aufstehen wollte, drückte er ihn in den Sessel.

      O'Flaherty spürte etwas am Hals.

      Einen Stich.

      Der Ring!,