Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis. Cedric Balmore

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Название Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis
Автор произведения Cedric Balmore
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783956179846



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als Jessica mich Im Office besuchte?“, fragte Bount.

      „Ja, und er war es auch, der Hamish und Winter folgte und schließlich dahinterkam, für wen die beiden arbeiteten. Es war so einfach! Winter traf sich mit Andreous in einem kleinen Restaurant und nahm einen dicken Briefumschlag mit Geld entgegen. Nun wussten wir Bescheid. Wir gaben Copper den Auftrag, Winter und Hamish zu erledigen. Das waren wir Jessica schuldig. Es war ein Akt der Rache und der Gerechtigkeit.“

      „Ich fürchte, die Gerichte werden anders darüber denken“, meinte Bount. „Immerhin kann ich mir jetzt zusammenreimen, was Leslie Harper so kurz nach Jessicas Tod in mein Office brachte. Leslie Harper wünschte herauszufinden, was es gegeben hatte, gleichzeitig wollte sie mit ihrem ‚Auftrag' erreichen, dass ich sowohl Bill Correggio als auch Konstantin Andreous verunsichere.“

      „Vor allem ging es darum, Sie in Correggios Office zu locken“, sagte Joyce Finch. „Sie wissen jetzt, weshalb.“

      Es klingelte. Bount stand auf. „Das wird der Notarztwagen sein“, sagte er und ging hinaus.

      Er hatte recht. Der Arzt und zwei Sanitäter kamen mit einer Bahre herein. Leslie Harper hatte das Bewusstsein verloren. Der Arzt untersuchte die Verletzte, legte einen Notverband an und gab Anweisungen, wie die junge Frau auf die Bahre zu betten sei.

      „Ist die Polizei schon verständigt?“, fragte er dann.

      „Ich erledige das“, sagte Bount und zückte seine Lizenzkarte. Der Arzt nickte und verließ hinter den Sanitätern mit ihrer Bahre das Haus.

      „Sie müssen mir helfen“, sagte Joyce Finch.

      „Ihnen kann nur ein Anwalt helfen.“

      „Ich bin reich. Wenn wir zusammenhalten, bringen wir alles ins Lot. Wir werfen Copper ins Meer und nehmen Andreous aufs Korn. Latham und Brother werden uns dabei helfen. Verdammt, wir stehen vor dem Ziel, ein ganzes Syndikat wartet nur darauf, von uns übernommen zu werden ...“

      „Sie sind verrückt“, sagte Bount. „So verrückt wie Jessica Thorpe, Leslie Harper, Clark Latham und Dennis Brother. Was haben sich Correggios Männer bei dem Ganzen gedacht? Latham und Brother sind Insider. Sie müssen wissen, dass es keine isoliert arbeitenden Syndikate gibt. In dieser mörderischen Branche kann nur derjenige bestehen, der von den Großfamilien der Mafiosi geduldet wird.“

      „Dennis Brother war immerhin so etwas wie Correggios rechte Hand“, sagte Joyce Finch. „Die Cosa Nostra wird ihn als Nachfolger akzeptieren. Damit hätten wir ein Aushängeschild. Das genügt. Die Fäden ziehen wir, die Geschäftsgrundlage existiert – wir führen einfach Correggios Organisation weiter. Mann, Reiniger, das ist eine einmalige Chance für Sie, groß herauszukommen! So etwas bietet sich ihnen im Leben kein zweites Mal.“

      Er schaute sie an. Glaubte sie tatsächlich, was sie sagte? „Da ist ein Punkt, den ich nicht verstehe“, meinte er. „Warum hat Correggio Latham und Brother nicht hochgehen lassen? Er muss doch gewusst oder geahnt haben, dass es Jessica gelungen war, die beiden Männer auf ihre Seite zu ziehen.“

      „Er hat es nicht gewusst. Schließlich war es Correggio, der Latham auf Jessica ansetzte. Es sieht ganz so aus, als sei Correggio gestorben, ohne von Lathams Doppelspiel erfahren zu haben. Als Latham oder Brother auf ihn schossen, wusste er natürlich Bescheid, aber da war es zu spät für ihn. Ist das nicht wundervoll? Correggio ist an der Kröte erstickt, die er selbst aussetzte.“

      Bount erhob sich. Er ging zum Telefon. Es wurde Zeit, die Polizei zu verständigen. Joyce Finch sprang auf. Sie begriff, was er vorhatte. „Nein, das werden Sie nicht tun, das nicht!“, stieß sie mit scharfer Stimme hervor und ballte die Fäuste.

      Bount nahm ungerührt den Hörer ab. „Es wird Zeit, die Mordkommission zu verständigen“, stellte er fest. „Sie werden mich nicht daran hindern.“ Joyce Finch gab einen seltsamen Laut von sich, dann stürzte sie sich auf Bount. Sie entriss ihm den Hörer und versuchte das Kabel aus der Verankerung zu reißen. Bount stieß sie zurück. Die junge Frau ging erneut auf ihn los, buchstäblich zähnefletschend. Sie biss und kratzte, sie trat nach ihm. Bount schüttelte sie ab wie ein lästiges Insekt. Sie fiel zurück in den Sessel, keuchend.

      „Ich hasse Sie!“, stieß sie hervor. „Wenn ich die Aussage verweigere – und das werde ich tun! – kommen Sie keinen Schritt weiter.“

      „Ich habe die ganze Geschichte gehört und werde sie dort abspulen, wo man sie braucht, bei Captain Rogers, dem Leiter des Morddezernates“, sagte er.

      „Dieser Captain ist kein Narr“, meinte Joyce Finch schweratmend. „Er wird sich ein paar Gedanken über Ihre Behauptungen machen und zu dem Schluss kommen, dass Sie sich damit von Correggios Ermordung freikaufen wollen. Ich jedenfalls werde bestreiten, auch nur ein Wort von dieser wilden Story erzählt oder gewusst zu haben.“

      Bounts Mundwinkel zuckten schwach. Er hatte es satt, seine Zeit mit nutzlosen Redereien zu vergeuden. Während er die Nummernscheibe drehte, dämmerte ihm, dass es schwer und gefährlich sein würde, Konstantin Andreous als Hauptschuldigen festzunageln. Es war nicht die einzige Aufgabe, die sich ihm und der Polizei stellte, auch Clark Latham und Dennis Brother mussten einer gerechten Bestrafung zugeführt werden.

      Die Sache hatte nur einen Haken.

      Es gab niemand, der bereit gewesen wäre, sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen. Der Großreeder hatte für sämtliche Tatzeiten ein Alibi, und Bruce Copper, der die Geldübergabe an Jerry Winter beobachtet hatte, war tot. Erschossen von seiner Auftraggeberin Joyce Finch.

      Nur Leslie Harper bot Anlass zu schwacher Hoffnung. Sie war von Joyce Finchs Pistolenschuss niedergestreckt worden und nur durch Zufall dem Tode entronnen.

      Es lag nahe, zu glauben, dass Leslie Harper aus diesem Geschehen ihre Konsequenzen ziehen und sich auf die Seite des Rechtes stellen würde, aber natürlich existierte auch die Möglichkeit, dass sie es vorziehen würde, jede Aussage zu verweigern.

      Ohne Zweifel, Leslie Harper bildete ein Problem für sich. Sie war gefährdet.

      Joyce Finch würde vermutlich bemüht sein, die ehemalige Freundin mit allen Mitteln zum Schweigen zu bringen. Wenn Joyce Finch es schaffte, auf freiem Fuß zu bleiben, würde sie sicherlich versuchen, Leslie Harper endgültig aus dem Verkehr zu ziehen, sie konnte dabei der Unterstützung von Andreous, Latham oder Brother gewiss sein.

      Leider sprach vieles dafür, dass man ihr, der Frau eines Prominenten, die Behauptung von der Notwehrsituation abnehmen würde – dies umso mehr, als Bruce Copper sicherlich vorbestraft gewesen war.

      Joyce Finch hatte also eine reelle Chance, nach kurzer Verhaftung und Vernehmung gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt zu werden. Das bedeutete tödliche Gefahr für Leslie Harper, es gab ihm aber auch Zeit, die notwendigen Gegenmaßnahmen einzuleiten.

      Der Teilnehmer meldete sich. „Captain Rogers, bitte“, sagte Bount.

      Bounts Office-Apartment befand sich in einem Wolkenkratzer im Herzen von Manhattan. 7th Avenue 1133, Ecke 54th Street, West. Als er dort eintraf, war es ein Uhr morgens. Er sah. dass hinter den Fenstern seines Büros noch Licht brannte und fragte sich, was June bewogen haben könnte, bis jetzt die Stellung zu halten.

      Ihm fiel ein, dass Latham und Brother seinen Revolver aus dem Büro gestohlen hatten. Vermutlich hatten sie, um dieses Ziel zu erreichen, die Tür aufgebrochen, und June war es nicht gelungen, binnen weniger Stunden einen Handwerker zum Erneuern des Schlosses aufzutreiben.

      Er parkte den silbergrauen 450 SEL in der Tiefgarage, fuhr mit dem Lift nach oben und verspürte plötzlich einen mordsmäßigen Hunger. Ihm fiel ein, dass die Turbulenz des Tages ihm keine Zeit zum Essen gelassen halte und er nahm sich vor, sein Tiefkühlfach um ein hübsches Steak zu erleichtern.

      Er betrat sein Office keineswegs forsch, sondern begutachtete erst einmal das tatsächlich aufgebrochene Schloss, dann schob er mit dem Fuß die Tür zurück. Im Vorzimmer brannte Licht.

      „He, June?“, rief er.

      Niemand