Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch. John Farndon

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Название Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch
Автор произведения John Farndon
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783831082582



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       Aus freien Stücken

      Eine völlig andere Auffassung vertritt der sizilianische Gelehrte Thomas von Aquin in seiner Summa Theologica, einer der ersten Marktstudien. Für den gelehrten Mönch waren Preise eine zutiefst moralische Angelegenheit. Er betrachtete Habgier als Todsünde. Gleichzeitig war ihm klar, dass ein Händler aufhört Handel zu treiben, wenn er den Profit als Anreiz verliert. Dann erhielte die Gemeinschaft nicht die Güter, die sie braucht.

      Thomas schloss daraus, dass Händler berechtigt seien, einen »gerechten Preis« zu fordern – mit einem anständigen Profit, aber ohne sündhaften Wucher. Dieser gerechte Preis sei der Preis, den der Käufer aufgrund ehrlicher Information freiwillig zu zahlen bereit sei. Auf künftige Ereignisse, die den Preis verringern könnten, müsse der Käufer jedoch nicht aufmerksam gemacht werden.

      Die Frage einer moralischen Preisgestaltung spielt auch heute noch eine große Rolle. Ökonomen und Öffentlichkeit diskutieren »den gerechten Preis«, den Banker für ihre Arbeit verlangen dürfen, oder auch das Problem eines Mindestlohns. Verfechter einer freien Marktwirtschaft, die Einmischungen in den Markt ablehnen, und Befürworter von Eingriffen der Regierung diskutieren unablässig über das Für und Wider einer Preisregulierung. image

      »Also darf keiner dem andern ein Ding teurer verkaufen, als es wert ist.«

       Thomas von Aquin

       Thomas von Aquin

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      Der heilige Thomas von Aquin war einer der bedeutendsten Gelehrten des Mittelalters. Er wurde 1225 in Aquino (Sizilien) als Sohn einer Adelsfamilie geboren und begann früh mit dem Lernen. Mit 17 beschloss er, weltlichen Besitztümern zu entsagen, und schloss sich einem Orden armer Dominikanermönche an. Seine Familie war so schockiert, dass sie ihn entführen ließ und zwei Jahre gefangen hielt. Sein Entschluss stand jedoch fest. Schließlich gab die Familie nach und ließ ihn nach Paris ziehen, wo er bei dem Gelehrten und Mönch Albertus Magnus (1206–1280) in die Lehre ging. Thomas lernte und lehrte in Frankreich und Italien. 1272 begründete er ein studium generale (eine Art Universität) in Neapel (Italien). Seine philosophischen Werke gelten als Wegbereiter der Moderne.

       Hauptwerke

      1256–1259 Über die Wahrheit

      1261–1263 Summa contra gentiles

      1265–1273 Summa Theologica

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      WER MÜNZEN HAT, MUSS NICHT TAUSCHEN

      DIE FUNKTION DES GELDES

       IM KONTEXT

      SCHWERPUNKT

       Bank- und Finanzwesen

      SCHLÜSSELEREIGNIS

      Kublai Khan führt im 13. Jh. im mongolischen Reich das Fiatgeld ein.

      FRÜHER

      3000 v. Chr. In Mesopotamien dient der Schekel als Währung: Eine Gewichtseinheit Gerste entspricht einem bestimmten Gold- oder Silberwert.

      700 v. Chr. Auf der griechischen Insel Ägina werden die ältesten bekannten Münzen hergestellt.

      SPÄTER

      13. Jh. Marco Polo bringt Schuldscheine aus China mit nach Europa.

      1696 Als erste Privatnotenbank gibt die Bank of Scotland Banknoten aus.

      1971 US-Präsident Nixon hebt die Konvertierbarkeit des US-Dollars in Gold auf.

      In vielen Ländern geht der Trend hin zur bargeldlosen Gesellschaft, in der Waren nur noch per Kreditkarte, elektronischer Überweisung oder Handy gekauft werden. Aber auf Bargeld zu verzichten bedeutet nicht, dass gar kein Geld mehr benutzt wird. Im Kern geht es bei allen Transaktionen immer noch um Geld.

      Die negativen Auswirkungen des Geldes sind allenthalben bekannt: von Geiz über Verbrechen bis hin zum Krieg. In religiösen Riten wird Geld als Zeichen des Respekts oder zur Dekoration verwendet. Mit »Blutgeld« zahlt man für einen Mord, Bräute werden mit Brautgeld gekauft. Geld verleiht Individuen, Familien und Nationen Status und Macht.

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       Tauschhandelswirtschaft

      Ohne Geld konnten die Menschen nur tauschen. Viele von uns betreiben heute noch eine Art Tauschhandel, wenn wir Gefälligkeiten erwidern und beispielsweise im Gegenzug für die Kinderbetreuung die Haustür des Nachbarn reparieren. Im großen Rahmen ist ein solcher Austausch aber schwierig. Was ist, wenn jemand einen Laib Brot haben möchte, aber nur das neue Auto zum Tauschen hat? Tauschhandel ist abhängig davon, dass Bedürfnisse genau zusammenpassen. Der andere muss haben, was ich brauche, und ich muss haben, was er braucht.

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      Die Volksgruppe der Tiwa aus Assam (Indien) treibt Tauschhandel bei der Jonbeel Mela, einem uralten Fest zur Wahrung der Freundschaft zwischen den Volksgruppen.

      Geld löst diese Probleme. Wenn die Ware bezahlt wird, kann der Verkäufer das Geld nehmen und selbst woanders das kaufen, was er braucht. Geld ist übertragbar und seine Verwendung aufschiebbar. Ohne den flexiblen Austausch, den das Geld ermöglicht, wären nach Meinung vieler Fachleute keine hoch entwickelten Kulturen entstanden. Außerdem liefert Geld einen Maßstab für den Wert der Dinge. Wenn alle Güter einen Gegenwert in Geld haben, können wir ihre Preise vergleichen.

       Verschiedene Arten Geld

      Es gibt zwei Arten Geld: Primärgeld oder Primitivgeld und Fiatgeld. Primärgeld hat neben dem festgelegten Tauschwert einen echten Gebrauchswert, beispielsweise im Fall von Goldmünzen. Fiatgeld, das zuerst im 10. Jahrhundert in China in Umlauf kam, ist dagegen ein an sich wertloses Tauschmittel, dessen Wert nur gesetzlich festgelegt wird. Geldscheine sind Fiatgeld.

      Viele Papierwährungen waren ursprünglich »Zahlungsversprechen«, die durch Goldreserven abgesichert waren. Theoretisch konnten Dollarnoten, die von der US-Notenbank ausgegeben wurden, gegen ihren Goldwert eingetauscht werden. Seit 1971 ist das nicht mehr so. Fiatwährungen beruhen auf dem Vertrauen der Menschen in die wirtschaftliche Stabilität ihrer Länder. Diese ist allerdings nicht immer sicher. image

       Perlen – zum Bezahlen

      Wampum waren Ketten aus weißen oder schwarzen Muschelperlen, die von den nordamerikanischen Ureinwohnern in den Wäldern im Osten des Kontinents geschätzt wurden. Vor dem Eintreffen der europäischen Siedler im 15. Jahrhundert hatten sie überwiegend zeremonielle Bedeutung. Man tauschte sie aus, um Übereinkünfte zu besiegeln oder Tribute zu entrichten.

      Als die Europäer kamen, revolutionierten ihre Werkzeuge die Wampum-Herstellung, sodass die holländischen Kolonisten die Perlen gleich millionenweise produzieren konnten. Bald verwendeten sie die Wampum, um Dinge von den Einheimischen zu kaufen. So wurde daraus eine Währung mit einem Wechselkurs. In New York entsprachen acht weiße oder vier schwarze