Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 160 |
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Автор произведения | Kelly Kevin |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954394845 |
„Es waren Spanier“, bestätigte der Schwarzhaarige jetzt. „Ihre Schiffe führten Holzkreuze unter dem Bugspriet. Drei Zweimaster! Jämmerliche Wracks, genaugenommen. Verwundete an Bord, die Mannschaften ausgehungert und halb verdurstet.“
„Aber ihr habt euch übertölpeln lassen wie eine Bande vollgefressener Betbrüder“, knirschte Arne Aasen.
„Konnten wir so etwas ahnen?“ fragte Black gereizt. „Wir hatten keine einzige verdammte Schußwaffe an Bord! Duncan stürzte sich mit der Axt auf die Kerle, als sie ihm den Mast umgelegt hatten, und was daraus geworden ist, siehst du! Sie hatten schweres Geschütz, Arne! Dazu Musketen, Pistolen, Arkebusen …“
„Schon gut, verdammt! Und sie sind nach Westen durch den Pentland Firth auf und davon, sagst du?“
„So schnell sie konnten, diese Bastarde! Wahrscheinlch wollen sie an Irland vorbei nach Spanien zurücksegeln und …“
David Black verstummte, weil von neuem die dicke Bohlentür aufschwang.
Diesmal war es Morrag, die alte Kräuterfrau, die gebückt hereinhinkte. Der Widerschein des Feuers fiel auf ihr braunes, verrunzeltes Gesicht, das strähnige weiße Haar, den beängstigend dürren Körper. Niemand wußte genau, wie alt sie war. Fast hundert, behauptete sie selbst. Und so sah sie auch aus, jedenfalls solange man keinen Blick aus den runden, funkelnden Knopfaugen auffing, denen nichts entging und in denen Streitsucht und Spottlust manchmal wie Funken sprühten.
Jetzt blitzten diese Augen den riesigen Arne Aasen an.
„Na, Söhnchen?“ krächzte die dünne Greisinnen-Stimme. „Brauchst du die alte Morrag doch einmal? Die alte Hexe, die nichts versteht außer den Leuten die Köpfe zu verwirren? Das hast du doch von der alten Morrag gesagt, du dummer Klotz von einem Mannsbild, oder?“
Arne Aasen brummte etwas in seinen Bart, das niemand verstehen konnte.
Die Alte kicherte. Rasch hinkte sie zu dem einfachen Lager, warf einen Blick auf den Verletzten, und dann scheuchte sie die Männer einfach mit ein paar wedelnden Bewegungen ihrer dürren Klauenhände hinaus.
Sie räumten tatsächlich das Feld.
Was blieb ihnen auch übrig? Sie wären nicht die ersten gewesen, auf die dieses verhutzelte Weiblein mit ihrem Krückstock losging, und gegen eine alte Frau konnte man sich nicht gut wehren. Außerdem gab es – David Black vielleicht ausgenommen – kaum jemanden, der darauf geschworen hätte, daß sie sich nicht wohl doch auf gewisse dunkle Hexenkünste verstand. Deshalb konnte sich Morrag McDougal, die Kräuterfrau, selbst einem Arne Aasen gegenüber eine Menge herausnehmen.
Seine Stimmung hatte die Begegnung mit der Alten noch mehr verschlechtert.
Wut brodelte in ihm.
Eine mörderische Wut, die um so gefährlicher wurde, je eiserner er sie nach außen beherrschte. Arne Aasen brauste schnell auf, konnte wie ein Berserker rasen, doch in solchen Fällen beruhigte er sich genauso schnell wieder. Aber wer ihn so sah wie jetzt, finster vor sich hinbrütend, das kantige, wettergegerbte Gesicht wie aus Stein gehauen, der wußte, daß er ein Ventil brauchte, daß er zu Taten entschlossen war und es irgend jemandem sehr schlecht ergehen würde.
Die drei spanischen Schiffe hatten sich längst mit ihrer Beute durch den Pentland Firth verdrückt.
Sie konnte Arne Aasens Zorn nicht mehr treffen, sie waren uneinholbar für die einmastigen Schaluppen und Pinassen der Fischer. Aber da gab es die Gerüchte über die zerrauften, schwer angeschlagenen spanischen Schiffe, die sich in Gruppen an der Ostküste der Orkney-Inseln vorbei nach Norden geschleppt hatten. Irgendwo im Süden mußten sich Spanien und England einen Schlagabtausch zur See geliefert haben. Einen Schlagabtausch, der mehr gewesen war als ein Scharmützel. Das hieß, daß wahrscheinlich noch einige Nachzügler auftauchen würden, die es besonders schwer erwischt hatte.
Spanier sind Spanier, dachte Arne Aasen.
Das entbehrte zwar der Logik, aber es eröffnete ihm eine Möglichkeit, seinen wilden Grimm abzureagieren. Außerdem mochte es leicht sein, daß da ganz nebenbei eine schöne fette Beute abfiel. Das Risiko schien gering, warum also sollte man nicht dem einen oder anderen dieser abgetakelten Spanier das Fell über die Ohren ziehen?
Arne Aasens Blick wanderte zu der niedrigen Fischerkate, aus der er jetzt das Stöhnen seines Schwagers hören konnte.
Von neuem verdunkelte Wut seine grauen Augen. Als er sich den anderen zuwandte, traten seine Kiefermuskeln wie Stränge hervor.
„Die Kerle werden wir lehren, sich an ehrlichen Fischern zu vergreifen“, knirschte er, wobei er großzügig überging, daß zumindest die Aasen-Sippe eher der Gilde der Piraten zuzurechnen war, denn den ehrlichen Fischern. „Was meinst du, Dave? Sollten wir es nicht schaffen, eins von diesen spanischen Wracks in eine Falle zu locken?“
David Black zuckte mit den Schultern. „Klar, wenn sie alle so gerupft sind wie die drei, die über uns herfielen. Und wenn nicht, müssen wir uns eben etwas einfallen lassen, um sie auszumanövrieren. Sie segeln durch unbekanntes Fahrwasser. Wir dagegen kennen hier jede Untiefe und jede Klippe. Hört zu! Ich weiß schon, wie wir es anstellen.“
Mit funkelnden Augen erläuterte er den Plan, der soeben in seinem Kopf entstanden war.
Einen guten Plan, wie die anderen neidlos anerkennen mußten.
David Black konnte zwar nicht wie Arne Aasen eine Eisenstange mit bloßen Fäusten verbiegen, aber er hatte mehr Verstand als die meisten. Die Männer beratschlagten, debattierten, prüften Punkt für Punkt, doch sie konnten keinen Fehler an dem Vorschlag entdecken.
Arne Aasen holte tief Luft und reckte die mächtigen Schultern.
„Wir brechen sofort auf“, bestimmte er. „Jack, du suchst zwanzig Mann aus, die besten Kämpfer. Leif kümmert sich darum, die Schaluppe und zwei Pinassen auszurüsten. Und dann wird der nächste verdammte Spanier, der sich zeigt, sein blaues Wunder erleben.“
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