Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 335 |
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Автор произведения | Fred McMason |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783954397327 |
Der Verband schwenkte zwei Strich ab und zog weiter. Auf jedem der Schiffe wurden jetzt die Manöver der fremden Galeone beobachtet. Zunächst segelte sie stur weiter. Dann zeigte Dan nach achtern.
„Der Unschuldsengel dreht ebenfalls ab, aber ganz unauffällig. Er hat den Kurs um knapp einen Strich geändert, und wird ihn noch weiter ändern, ehe er uns aus den Augen verliert.“
Das war das Haar in der Suppe, und es ließ sich nicht einfach zwischen zwei Fingern wieder herausfischen, auch wenn ihnen dieses Haar schon Vierkant im Magen hing.
Tatsächlich änderte die Galeone später erneut den Kurs, blieb aber so weit zurück, daß man sie fast als Fühlungshalter bezeichnen konnte. Offenbar hatten die Kerle da drüben gemerkt, daß sie nicht zu dicht aufrücken durften.
Es ging jetzt weiter in Richtung Turks-Islands, irgendwohin. Inseln, kleine und größere, boten sich auf diesem Kurs genügend an.
Darüber wurde es Abend, der Wind briste noch etwas stärker auf, und Hasard fand jetzt Gelegenheit, den lästigen Burschen endgültig abzuschütteln.
Auf Steuerbord tauchte eine kleine unbekannte Insel auf, wie geschaffen, um hinter ihr und weiteren anderen kleinen Inselchen ungesehen zu verschwinden, und danach auf einen anderen Kurs zu gehen, der im Halbkreis wieder zur Schlangeninsel führte.
Gewitzt und ausgefuchst waren sie alle, die in diesem Verband segelten, und so war es nicht schwierig für sie, eine andere Galeone, die längst nicht so wendig und rank gebaut war, abzuhängen.
„Setzt-Blinde und Schiebblinde“, befahl Hasard dem Profos, „und laßt den anderen signalisieren, von jetzt an unter vollem Preß zu segeln. Es wird kein Licht entzündet. Wir runden diese Insel und segeln dann in das Gewirr der anderen hinein. Danach laufen wir die Schlangeninsel an, sobald wir sicher sein können, daß die Galeone uns nicht mehr folgt.“
Der Profos rieb sich die Hände und pfiff die Arwenacks auf Stationen.
„Da werden die Affenärsche aber die Klüsen aufreißen“, prophezeite er erfreut, „wenn sie einem … äh … Dingsbums nachsegeln.“
„Einem Phantom“, sagte der Kutscher.
„Was für’n Ding?“
„Einem Phantom“, wiederholte der Kutscher.
„Richtig, so heißt das Ding auf lateinisch. Wußte doch, daß ich noch ein paar Brocken aus der Sprache kannte“, meinte Ed grinsend.
„Phantom ist griechisch“, sagte der Kutscher bedauernd. „Das bedeutet soviel wie Erscheinung, Sinnestäuschung oder Trugbild.“
„Aha!“ Ed räusperte sich lautstark, verärgert darüber, daß immer der Kutscher alles besser wußte. „Du willst mir doch wohl nicht verklaren, daß Italien und Griechenland weit auseinander liegen, was, wie!“
„Nicht unbedingt“, murmelte der Kutscher.
„Also ist das auch Wurscht“, folgerte Ed messerscharf, „ob es nun Lateinisch oder Griechisch ist, kapiert? Das darf man nicht so eng sehen, wenn man weit in der Welt herumgereist ist.“
„Aber Norwegen, und Schweden liegen doch auch dicht bei …“
„Quatsch hier nicht rum. Das ist was anderes. Hier geht es um Latein und Griechisch, und um sonst nichts. Hoffentlich siehst du Triefgurke das bald mal ein.“
Der Kutscher bohrte sich verzweifelt mit dem Finger im rechten Ohr, schüttelte dann den Kopf und sah dem Profos nach, der es ihm wieder mal „ordentlich gegeben“ hatte.
„Verdammt“, murmelte er leise, „dem wachsen die Schädelhaare glatt nach innen, und da überwuchern sie das Gehirn wie ein Teppich. Kein Wunder, daß da nur krause Behauptungen entstehen.“
„Gibst du zu, daß ich recht habe?“ fragte Ed, nachdem Blinde und Schiebblinde gesetzt waren.
Der Kutscher stand immer noch vor dem Kombüsenschott.
„Klar“, sagte er, „klar hast du recht, aber einwandfrei. Wer wird schon am Wort eines Profos zweifeln? Nicht mal des Teufels Großmutter.“
Carberry gab sich sehr versöhnlich und schlug dem Kutscher auf die Schulter.
„Du bist zwar ein verdammt schlaues Kerlchen, mein lieber Kutscher, aber immer hast du auch nicht recht. Was gibt’s denn nachher zu essen, mein lieber Kutscher?“
„Pökelfleisch und Sirup“, sagte der Kutscher.
„Pfui Deibel“, Ed schüttelte sich. „So’n Fraß gibt’s doch gar nicht, wie kommst du denn darauf?“
„Ist doch Wurscht“, meinte der Kutscher achselzuckend und mit einem hämischen Grinsen. „Das ist so wie Griechenland und Italien, denn Pökelfleisch und Sirup liegen in deinem Ranzen dann später genauso dicht beieinander. Du mußt das nur nicht so eng sehen, wenn du weit in der Welt herumgereist bist.“
Carberrys Aufbrüllen ging im Zuschlagen des Kombüsenschotts unter. Von innen fiel der eiserne Riegel, und dann hörte der Profos den Kutscher und Mac Pellew hämisch kichern und lachen.
„Das ist noch nicht aus der Welt“, brüllte Ed, „euch verlausten Heringsärschen hau ich eure eigenen Bratpfannen auf die Körner, verlaßt euch darauf, ihr schräg karierten Fockmastwanzen.“
Dann zog er ab nach achtern, in dem Bewußtsein, die schräg karierten Fockmastwanzen gehörig eingeschüchtert zu haben.
Dunkelheit senkte sich über das Meer. Die See dünte hoch und lief in langen Wellen. Am nächtlichen Himmel erschienen Wolkenfetzen, als hätte der Himmel ein Einsehen mit ihnen. Die Sichel des Mondes lugte nur noch hin und wieder zwischen den Wolkenfetzen durch und schickte spärliches Licht auf das Wasser.
Unter vollem Preß jagte der Verband auf die Insel zu und begann sie zu runden. Ein paar Palmen waren schwach am Strand zu erkennen, Fingern ähnlich, die in den Nachthimmel wiesen. Die Kronen beugten sich unter dem Wind und rauschten leise.
Hasard hatte den Ausguck mit zwei Mann besetzen lassen. In einem war Sam Roskill, im anderen befand sich Stenmark. Auf dem Achterdeck hatte sich Dan O’Flynn mit einem Kieker bewaffnet und suchte pausenlos die See ab.
Nach der Rundung der unbewohnten Insel segelten sie dem Teufel ein Ohr ab.
O ja, Hesekiel Ramsgate hatte da ein paar prächtige Hartläufer gebaut, die unter vollem Preß ein beachtliches Tempo entwickelten.
„Eiliger Drache über den Wassern“ stand den anderen aber in nichts nach, Thorfin glich das durch größere Segelflächen aus, und so jagten sie weiter durch die Nacht und segelten in das Gewirr der kleinen, ebenfalls namenlosen und zum größten Teil unbewohnten Inseln hinein.
Die Rote Korsarin segelte einmal so dicht auf, daß man das Knarren und Ächzen der Blöcke deutlich hören konnte.
Ein Blick achteraus belehrte sie, daß von der fremden Galeone noch nichts zu sehen war. Jetzt wurden die anderen Inseln als Deckung genutzt und in ihrem Schutz weitergesegelt.
Bis weit nach Mitternacht ging das so. Aus den Ausgucks kam immer noch keine Meldung. Folglich hatte man das fremde Schiff auch nicht mehr gesichtet.
Nach Mitternacht enterte Hasard selbst einmal auf. Roskill und Stenmark waren mittlerweile durch Bob Grey und Jan Ranse abgelöst worden.
„Weit und breit nichts zu sehen, Sir“, sagte Jan Ranse. „Unser Verfolger scheint sich im Inselgewirr verfranzt zu haben.“
Dennoch suchte Hasard mit dem Spektiv Insel um Insel ab. Als er nichts mehr sah, war er erleichtert.
„Scheint so“, sagte er, „aber haltet weiterhin genau die Augen auf.“
„Aye, Sir.“
„Offenbar hat er uns endgültig verloren“, sagte Hasard, jetzt wieder auf dem Achterdeck. „Wir werden uns aber erst bei Tagesanbruch