Seewölfe - Piraten der Weltmeere 282. Davis J.Harbord

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 282
Автор произведения Davis J.Harbord
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954396795



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war schon was, nach dem Sohn des Burgherrn mit Knochen werfen zu können. Da Sir John angefangen und seine Gäste aufgefordert hatte, es ihm gleichzutun, ließen sie sich nicht lumpen, zumal sie wußten, daß Sir John nichts dagegen hatte, wenn ein Knochen den schwitzenden Simon Llewellyn oder die ebenso schwitzende Schlampe neben ihm traf. Natürlich schwitzten die beiden auch, weil sie am dichtesten am Kamin saßen und die Hitze kriegten.

      Die Schlampe kreischte, und Simon Llewellyn grinste gequält. Er hätte nie gewagt, gegen seinen Alten aufzumucken. Er kannte dessen Handschrift und empfing noch heute, bereits über dreißig, von ihm Maulschellen, genauso wie sein vier Jahre jüngerer Bruder Thomas Lionel Killigrew, der nun allerdings die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen hatte und daher vom Alten häufiger was an die Ohren kriegte.

      Sie waren beide rothaarig wie ihr Erzeuger, dessen Haar allerdings mit zunehmendem Alter eine schmutzigfade Helle angenommen hatte. Eins war beiden gemeinsam: das Ferkelgesicht, denn ihre Nasen und die aufgeworfenen Lippen wirkten wie Ferkelschnauzen. Ihre Augen waren von einem wässrigen Blau, ihre Figuren bulligplump. Im übrigen stiegen sie hinter jedem Weiberrock her, waren aufdringlich und neigten zur rohen Gewalt, wo sie sich stärker fühlten. Kurz, sie waren ein ganz mieser Wurf, und Lady Anne hatte allen Grund, sich ihrer zu schämen.

      Übrigens waren an diesem illustren Abend tatsächlich keine Ladys anwesend, sondern nur jene Vertreterinnen ihres Geschlechts, die zum käuflichen Schmusen bereit waren und diesem Broterwerb sonst in den Spelunken und anrüchigen Häusern von Falmouth, Penryn und Truro nachgingen. Die beiden Ferkelsöhne Sir Johns hatten sie „eingeladen“, und so flossen die Steuergelder, die Sir John in diesem Teil Cornwalls brutal eintrieb, im gewissen Sinne wieder in die arbeitende Bevölkerung zurück.

      Die Lotterweiber fanden das nur gerecht, außerdem wußten sie, daß man sich bei Sir Johns Gelagen die Bäuche vollstopfen und die Nasen begießen konnte, und es war nicht das schlechteste, was Küche und Keller von Arwenack zu bieten hatten.

      An diesem Abend waren Zinnplatten aufgetischt worden, überladen mit Truthahn-, Gänse-, Hühner-, Wildschwein- und Rehbraten. Dazu gab es rote und weiße Weine aus Kannen sowie irischen Whisky.

      Der Lärm verstummte, als die beiden Besucher in die Halle geführt wurden. Und Simon Llewellyn und seine Schlampe konnten aufatmen, daß ihnen keine Knochen mehr um die Ohren flogen.

      Als Sir John den ehemaligen Friedensrichter erkannte, stieß er ein dröhnendes Gelächter aus.

      „Burton!“ röhrte er. „Burton, du alter Beutelschneider! Was habe ich da eben gehört? Der Bastard ist wieder im Lande?“

      „Sir“, sagte Burton, etwas peinlich berührt von der Anrede, „könnten wir uns darüber in einem Nebenraum unterhalten? Es braucht nicht jeder zu hören, was nur für Ihre Ohren bestimmt ist. Die Sache ist – äh – zu delikat.“ Und er warf einen mißbilligenden Blick zu den Weibern, die ihn und Bromley kichernd und mit frechen Augen anstarrten.

      Sir John rülpste, warf eine Truthahnkeule, an der er herumgenagt hatte, auf den Tisch zwischen die Becher, wischte sich die fettigen Finger am Wams ab und stand auf. Mit seiner bulligen Figur wirkte er wie ein Klotz. Seine hellblauen Augen über der Knollennase funkelten, als er seine Tafelrunde musterte.

      „Ihr habt genug gefressen und gesoffen“, erklärte er grob. „Und jetzt haut ab! Verschwindet! Der Vizeadmiral von Cornwall hat eine geschäftliche Besprechung und will nicht mehr gestört werden.“

      Sie saßen da und glotzten zu ihm hoch, die ehrenwerten Gentlemen und die Schlampen. Da waren der Burghauptmann von Pendennis Castle, der Friedensrichter von Falmouth, zwei Kaufleute aus Falmouth, der Burghauptmann von Arwenack, der Pfarrer der Gemeinde von Truro – ein ganz besonderer Lüstling, ferner ein entfernter Vetter der Killigrew-Söhne, der Apotheker von Falmouth sowie der Direktor der Zinngruben von Devon, na – und die Schlampen.

      Sie fanden, daß das Gelage eigentlich erst angefangen hätte. Und daß sie „genug gefressen und gesoffen“ hätten, stimmte ihrer Meinung nach auch nicht, denn die Zinnplatten waren noch längst nicht leer. Und mit den Schlampen hatten sie auch noch nicht ihren Spaß gehabt, denn die Weiber irgendwohin zu kneifen oder zu betatschen, das zählte nicht.

      Jedoch – sie alle kannten den Burgherrn zur Genüge. Sie wußten, daß er zum Jähzorn neigte und es glatt fertigbringen würde, die Jagdhunde auf sie zu hetzen. Und unter denen waren ganz schöne Biester mit blutunterlaufenen Augen und scharfen Reißzähnen.

      Nur fanden sie es ziemlich läppisch, wegen dieses abgehalfterten Friedensrichters aus Plymouth und des hageren Kerls, der undurchsichtige Geschäfte betreiben sollte, das Feld zu räumen. So zögerten sie noch.

      Aber da brüllte Sir John auch schon los, hochrot im Vollmondgesicht: „Sitzt ihr auf den Ohren, ihr verdammtes Gesindel? Raus, hatte ich befohlen! Trollt euch …“

      In wenigen Minuten hatten sie die Halle geräumt.

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