Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker

Читать онлайн.
Название Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband
Автор произведения Alfred Bekker
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783956179761



Скачать книгу

Noch nie etwas davon gehört.“ Sovie sah sich in der Runde ihrer Leute um. Niemand wusste etwas davon.

      Xirr winkte ab.

      „Es gibt mehr als nur diese eine Entität, wo auch immer sie geblieben ist, nachdem sie ihre körperliche Gestalt in der Form eines ganzen Volkes für immer abgelegt hat. Irgendwo zwischen Raum und Zeit, ungreifbar sogar für einen Zeitreisenden.“

      Sein Blick ging jetzt ebenfalls in die Runde seiner acht Gäste.

      „Wer von euch ist es?“

      Claudile hob zaghaft die Hand und lächelte dazu ein wenig verkrampft.

      „Äh, das bin ich: Claudile Fermonje.“

      Ein anderes Psychonautenmitglied mischte sich ungefragt ein, nämlich Baldyr Sholan:

      „Und wer von euch ist der Teleporter? Oder habt ihr keinen?“

      Diesmal hob Fina zaghaft die Hand.

      Baldyr, der dürr war und wie mumifiziert wirkte, lächelte sie an, doch wenn er lächelte, sah das keineswegs freundlich aus, wie Fina dabei feststellen musste. Auch wenn sie spürte, dass es durchaus freundlich gemeint war.

      Sie lächelte zurück.

      „Ich bin Fina Sinchen!“

      Jetzt sah sich Sovie gemüßigt, auch noch alle anderen vorzustellen: Krusat Senrich, der sein Äquivalent in Forsan Kumir, dem Zellerneurer, sah, beispielsweise. Während Krusat jedoch eher unscheinbar wirkte, sah Forsan aus wie ein Modellathlet, der sich mitten in den Vorbereitungen zu Mr. Universum befand.

      Oder Torsten Meinhard, für den es in der Psychonautengemeinschaft kein Äquivalent zu geben schien, genauso wenig wie für die Feuermutantin Tondra Kamuhl und für den Telekineten Wilfrith Salser.

      Dafür wandte sich jetzt Kanot Borglin an Claudile:

      „Ich bin ein Cyborg. Seit über einhundert Jahren. Und ich habe die Fähigkeit, die Zeit zu verlangsamen. Allerdings nur innerhalb eines gewissen Radius um mich herum. Das ist zwar keine echte Manipulation der Raumzeit wie von einem Zeitreisenden, aber immerhin...“

      Er lächelte entwaffnend, und Claudile war doch ziemlich überrascht darüber, einen echten Cyborg vor sich zu haben. Vor allem, weil sie bislang angenommen hatte, so etwas sei im Sternenreich verboten. Einmal abgesehen von eher bescheiden vorgenommenen Augmentierungen der biotechnischen Art.

      „Dann bestehst du nur zur Hälfte noch aus Mensch?“, fragte sie gerade heraus und entschuldigte sich sogleich für ihre vielleicht unverschämt erscheinende Direktheit: „Äh, nicht böse sein, ich wollte dir damit natürlich nicht zu nahe treten.“

      Kanot lachte nur:

      „Kein Problem. Ich bin wahrscheinlich überwiegend Maschine. Das kann man nicht mehr so genau festlegen, weil alles natürlich im Laufe der Zeit fest miteinander verwuchs.“

      Phillis von den Sternen kam an die Reihe, sich vorzustellen. Als sie erwähnte, dass sie die Fähigkeit hatte, sozusagen in technischen und elektronischen Einrichtungen regelrecht zu denken und mit ihnen geistig zu verschmelzen, zeigte sich vor allem Claudile stark beeindruckt.

      „Ein wenig beherrsche ich das auch“, bekannte sie. „Vor allem, was Elektronik betrifft, einschließlich natürlich Bioelektronik. Deshalb wurde ich wohl Informatikerin.“

      „Als angehende Zeitreisende weißt du natürlich auch von der Möglichkeit zur sogenannten Phasenverschiebung?“, erkundigte sich Phillis vorsichtig.

      Claudile nickte.

      „Ja, der Zeitreisende hat mir das erklärt. Eine Phasenverschiebung entsteht zwangsläufig, wenn der Zeitfluss ein Paradoxon umgehen muss. Aber ich habe noch nicht gewagt, das aktiv zu trainieren.“

      „Oh, vielleicht kann ich dir da behilflich sein? Ich beherrsche selber die Phasenverschiebung, allerdings nicht in der Zeit, sondern lediglich im Raum. Das ist auf jeden Fall ungefährlicher, wenn man noch üben muss.“

      „Aha?“, rief Claudile erfreut.

      Tuhni Sobras hielt sich zurück. Sie wartete darauf, von Sovie vorgestellt zu werden.

      „Sie ist Suggestorin.“

      „Aha?“, meldete sich der Suggestor Solan Pronn zu Wort. Mehr sagte er jedoch nicht. Es grenzte schon ein Wunder, dass er überhaupt auch nur dieses eine Wort von sich gegeben hatte.

      Für Derwinia Tuamor war das wie das richtige Stichwort. Sie strahlte die Gäste mit ihrem schönsten Lächeln an, sagte artig ihren Namen und schockierte sie anschließend mit der Eröffnung, dass sie noch vor hundert Jahren als die größte Terroristin des gesamten Sternenreiches gegolten hatte und sicherlich sogar über die Grenzen des Imperiums hinaus.

      Sie deutete auf Kanot Borglin.

      „Nur einer konnte mich damals stoppen. Er nämlich. Weil er immun war gegen mich. Und deshalb habe ich ihn ja auch damals geheiratet.“

      Die DARWIN-Crew stand mit offenen Mündern da. Ihre Blicke irrten zwischen den beiden hin und her.

      „Er sorgte dafür, dass ich hundert Jahre lang weggesperrt wurde auf einem geheimen Strafplaneten.“ Sie lachte amüsiert. „Aber keine Bange, inzwischen haben wir unseren Streit beigelegt und sind Kameraden geworden. Zumal ich ja immerhin einhundert Jahre lang Zeit gehabt hatte, wieder normal zu werden im Kopf. Denn zu meiner Entschuldigung muss ich sagen: Ich war für Jahrtausende im Kryoschlaf gewesen, ohne wirklich schlafen zu können. Das hieß, ich war die einzige, die diese Zeit mit völlig wachem Bewusstsein hat überstehen müssen.

      Nein, halt, ich darf nicht lügen: Auch meine Zwillingsschwester war davon betroffen gewesen. Doch wir konnten gegenseitig nicht in Kontakt treten. Nicht im Geringsten unsere telepathischen Fähigkeiten nutzen. Es hat uns jedenfalls nachhaltig in den Wahnsinn getrieben.“

      Die DARWIN-Crew staunte sogar noch mehr nach dieser Eröffnung.

      „Nicht wahr!“, entfuhr es Sovie unwillkürlich, und sie relativierte diese Aussage sogleich wieder: „Äh, das heißt, ich dachte bisher, ich sei die einzige Betroffene. Also, wir waren rund neuntausend Jahre im Kryoschlaf. Wir alle hier, außer natürlich Claudile, die ja erst neulich zu uns gestoßen ist. Ich war die einzige, die bei Bewusstsein blieb. Die ganze Zeit über. Aber ich habe die Fähigkeit behalten, trotzdem mit den anderen Kontakt aufzunehmen. Sie empfanden das wie Träumen. Jetzt, wo du das sagst, Derwinia, wird mir erst klar, dass genau das mich vor dem Wahnsinn bewahrt hat.

      Um alles in der Welt, was musst du da durchgemacht haben? Ich kann das dermaßen nachvollziehen. Ich glaube, niemand kann das so gut wie ich!“

      Die letzten Worte hatte sie laut ausgerufen, wie ein Schrei.

      Bewegt nahm Derwinia sie in die Arme. Für alle wurde deutlich: Die beiden waren von jetzt an die besten Freundinnen, die man sich vorstellen konnte.

      Aber natürlich hatte niemand etwas dagegen.

      Xirr sah sich wie suchend um.

      „Haben wir noch jemanden vergessen?“

      Auch Sovie sah sich um.

      „Nein!“, entschied sie erfreut.

      Aber Xirr fiel doch noch jemand ein:

      „Grüni!“

      Verständnislose Blicke vonseiten der DARWIN-Crew.

      Er winkte mit beiden Händen ab.

      „Der ist sozusagen fest mit unserem namenlosen Schiff verwachsen. So nennen wir nämlich den leuchtenden Grünschimmel im Innern, der wirklich sämtliche Wände bedeckt außer einer in der Zentrale.“

      Die Neugierde war geweckt, doch die Gäste mussten sich noch gedulden, bevor Xirr ihnen Grüni vorstellen wollte.

      „Wir warten inzwischen erst einmal auf die Kontaktanfrage des