Homilien über den Brief an die Hebräer. Johannes Chrysostomos

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Название Homilien über den Brief an die Hebräer
Автор произведения Johannes Chrysostomos
Жанр Документальная литература
Серия Die Schriften der Kirchenväter
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783849660178



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wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet euere Herzen nicht wie bei der Erbitterung!“ Welch andere Ruhe kann nun gemeint sein als die Seligkeit des Himmels, deren Bild und Zeichen der Sabbat ist? Hierauf führt er das ganze Zeugniß an, welches lautet: „Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet euere Herzen nicht wie bei der Erbitterung am Tage der Versuchung in der Wüste, wo mich versuchten euere Vater, mich prüften und doch sahen meine Werke vierzig Jahre hindurch. Darum zürnte ich diesem Geschlechte und sprach: Immer irren sie mit ihrem Herzen, sie aber erkannten meine Wege nicht; so schwur ich denn in meinem Zorne: sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe.“ Dann fügt er bei:

       12. Sehet zu, Brüder, daß nicht in Einem von euch sei ein böses, ungläubiges Herz, geneigt, abzufallen von dem lebendigen Gotte!

      Denn aus der Herzenshärte wird der Unglaube geboren. Und wie sich an harten und ausgedorrten Körpern die Kunst der Ärzte vergebens versucht, so werden auch hart ausgetrocknete Seelen vom göttlichen Worte nicht erweicht werden. Wahrscheinlich hatten Einige am Glauben Schiffbruch gelitten, da ihre Werke mit der Wahrheit im Widerspruch standen; darum sagt er: „Sehet zu, daß nicht in Einem von euch sei ein böses, ungläubiges Herz, geneigt, abzufallen von dem lebendigen Gotte!“ Denn weil die Lehre über die Zukunft nicht denselben Glauben findet wie die Mittheilung über die Vergangenheit, so ruft er ihnen die Geschichte in’s Gedächtniß zurück, (die Zeit,) in der sie des Glaubens entbehrten. Denn wenn euere Väter, sagt er, weil sie nicht das Vertrauen besaßen, wie sie es besitzen sollten, also gezüchtiget wurden, so steht euch um so mehr Dasselbe bevor. Denn auch für sie sind diese Worte gesprochen, da das Wort „heute“ gilt, so lange die Welt steht.

       13. Sondern ermahnet euch selbst einander alle Tage, so lange es noch „heute“ heißt,

      d. i. erbauet einander, richtet einander auf, damit nicht Dasselbe geschehe: „damit nicht Jemand von euch verhärtet werde durch den Trug der Sünde.“

       II.

      Siehst du, daß die Sünde die Mutter des Unglaubens ist? Denn wie der Unglaube ein lasterhaftes Leben gebiert, so ist die Seele, sobald sie sich in den Abgrund des Bösen verloren, voll Verachtung (gegen die Wahrheit), und in dieser Verachtung läßt sie den Glauben nicht Platz greifen, um die Furcht von sich zu verscheuchen. „Denn sie sagen,“ heißt es, „nicht sieht es der Herr, noch merkt es der Gott Jakobs;“118 und wieder: „Unsere Lippen sind für uns, wer ist unser Herr?“119 Ferner: „Warum hat der Böse Gott erbittert?“ Weiter: „Der Thor spricht in seinem Herzen: Es ist kein Gott. Verderbt sind sie geworden in ihren Anschlägen.“120 Und wiederum: „Furcht Gottes ist nicht vor ihren Augen;“121 und: „Denn er handelt trüglich vor seinem Angesichte, daß man finde seine Sünden und hasse.“122 Dasselbe sagt auch Christus: „Ein Jeder, der Böses thut, hasset das Licht und kommt nicht an das Licht.“123 Dann fügt der Apostel bei:

      14. Denn wir sind Christi theilhaftig geworden. Was heißt Das: „Wir sind Christi theilhaftig geworden“? Er und wir sind Eins geworden; denn er ist das Haupt, wir aber sind der Leib und Miterben und zu einem Körper vereinigt. Ein Körper sind wir, sagt er, von seinem Fleische und von seinem Gebein; „wenn wir anders seine anfängliche Grundlage festhalten.“ Was ist Das: „Die anfängliche Grundlage“? Der Glaube, durch den wir Bestand gewonnen, durch den wir (neu) geboren und man könnte sagen mit dem wir wesenhaft verbunden wurden (συνουσιώϑημεν). Dann fügt er bei:

      15. Heute, da ihr seine Stimme höret, verhärtet euere Herzen nicht wie bei jener Erbitterung!Das steht in verkehrter Ordnung;124 das Folgende aber lautet also:

       Kap. IV.

       1. 2. Fürchten wir also, daß wir etwa die Verheissung, in seine Ruhe einzugehen, vernachlässigen, und Jemand aus euch erfunden werde, zurückgeblieben zu sein. Denn auch uns ist die Verheissung verkündet worden, so gut wie Jenen.

      So lange es heißt: „Heute, da ihr seine Stimme höret;“ denn der Ausdruck: „heute“ hat die Bedeutung von: „immer“. Dann sagt er: „Aber Jenen nützte das vernommene Wort nicht, da sie mit Dem, was sie gehört, nicht auch den Glauben verbanden,“ wodurch er zeigt, wie das Wort nutzlos war; denn ohne Nutzen blieb es für sie, weil es mit dem Glauben nicht verbunden war. Da er sie in Furcht setzen will, weist er Dieß nach durch die folgenden Worte:

       16 - 19. (Kap. III.) Denn einige, die gehört hatten, erbitterten ihn, aber nicht Alle, die unter Moses aus Ägypten zogen. Welchen zürnte er durch vierzig Jahre? Waren es nicht jene Sünder, deren Leiber in der Wüste dahinfielen? Welchen schwur er, daß sie zu seiner Ruhe nicht eingehen werden, als Denen, welche ungläubig waren? So sehen wir, daß sie nicht eingehen konnten wegen des Unglaubens.

      Nachdem er wieder das Zeugniß gebracht, fügt er auch die Frage bei, was der Rede mehr Klarheit verleiht. „Denn er hat gesprochen,“ sagt er, „heute, da ihr seine Stimme höret, verhärtet euere Herzen nicht wie bei jener Erbitterung!“ Welche sind es denn, von welchen er ob ihrer Verhärtung und ihres Unglaubens spricht? Sind es nicht die Juden? Er will aber damit Folgendes sagen: Gehört haben Jene, wie auch wir hören, aber ohne daraus einen Nutzen zu ziehen. Glaubt also ja nicht, aus dem bloßen Anhören des Evangeliums (der Predigt) schon einen Vortheil zu schöpfen, da auch Jene hörten, aber ohne Belohnung verblieben, weil sie nicht glaubten. Die aber zu Chaleb und Josue hielten, entgingen, weil sie sich nicht unter die Ungläubigen mischten, d. h. denselben nicht beistimmten, der über diese verhängten Strafe. Zu bewundern ist, wie er die Worte: „sie stimmten nicht bei“ vermeidet und sich des Ausdruckes bedient: sie mischten sich nicht (unter sie), d. h. sie standen dem Aufruhr ferne, während Jene ohne Ausnahme die eine und dieselbe Gesinnung theilten. Hier scheint er auf eine Empörung anzuspielen.

      3. (Kap. IV.) Denn wir werden eingehen in die Ruhe, wenn wir geglaubt haben (dann fährt er, Dieß bekräftigend, fort) gemäß Dem, was er gesprochen: „So schwur ich denn in meinem Zorne: sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe,“ obwohl die Werke seit Grundlegung der Welt fertig waren.

      Da aber der Einwurf nahe lag, daß durch das Gesagte keineswegs bewiesen sei, wir würden nicht eingehen, sondern Jene seien nicht eingegangen, - was thut er? Er beeilt sich, zu zeigen, daß, wie jene Ruhe noch eine andere neben sich bestehen lasse, dieselbe auch nicht die Ruhe der himmlischen Seligkeit sei; indeß will er zeigen, daß Jene die Ruhe nicht erlangt haben. Daß er aber Dieß sagt, wird aus dem Folgenden klar.

      4. 5. (Denn die Schrift) spricht an irgend einem Orte von dem siebenten Tage also: Und Gott ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken. Und an jenem Orte abermal: Sie sollen nicht eingehen in meine Ruhe.

      Siehst du, wie jene Ruhe diese nicht ausschließt?

      6. 7. Weil nämlich noch zu erwarten ist, daß Einige in dieselbe eingehen, nachdem Die, denen es zuerst verkündet worden, nicht eingegangen sind wegen ihres Unglaubens: so bestimmt sie (die Schrift) nochmals einen Tag, ein Heute, indem sie nach so langer Zeit durch David spricht, wie oben gesagt worden: Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet euere Herzen nicht!

      Was sagt er aber mit diesen Worten? Da Einige ganz und gar eingehen sollen, Jene aber nicht eingegangen sind, so setzt er eine dritte Ruhe fest. Hören wir aber, wie er beweist, daß Einige nothwendig eingehen müssen! Weil nach so vielen Jahren, sagt er, David wiederum spricht: „Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet euere Herzen nicht wie bei der Erbitterung!“

       8. Denn hätte Josue sie zur Ruhe gebracht, sowürde er darnach nicht von einem anderen Tage sprechen.

      Offenbar sagt er Dieses im Hinblick aus Solche, die noch in der Zukunft eine Vergeltung erlangen werden.

       9. Also steht noch eine Sabbatruhe für das Volk Gottes zu erwarten.

      Warum?