Seewölfe - Piraten der Weltmeere 610. Burt Frederick

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 610
Автор произведения Burt Frederick
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783966880244



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Mehrzahl!“ protestierte Davenport. „Ich bin ja bereit, dazuzulernen. Im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten, die sich ausschließlich dafür interessieren, was sich unter Weiberröcken verbirgt.“

      Morris tat, als suchte er nach einem Handschuh, den er ihm hinwerfen konnte. Davenport verzog das Gesicht in gespielter Angst.

      „Was seid ihr nur für ahnungslose Engel“, sagte Sir William kopfschüttelnd. „Habt ihr wenigstens den Namen Mortensen schon mal gehört? Doktor Jeffrey Mortensen?“

      Morris und Davenport vergaßen ihre vorgetäuschten Duellabsichten und zogen wissend die Augenbrauen in die Höhe.

      „Wer hätte von ihm wohl noch nicht gehört“, sagte Morris. „Die Ladys sind ja ganz begeistert von seinen neuen Heilmethoden.“

      „Und was er sonst noch für Methoden haben mag“, fügte Davenport grinsend hinzu.

      „Natürlich kennt ihr euch in der Damenwelt aus.“ Sir William nickte. „Ein paar Wochen länger in London, und ihr hättet alles darüber gewußt, womit er die Ladys beglückt.“

      „Jede Einzelheit“, sagte Davenport.

      „Worauf du dich verlassen kannst“, bekräftigte Morris.

      Beide wußten, daß Sir William die besten Chancen bei den Ladys stets zu verpassen pflegte, da er allabendlich bereits zu früher Stunde vom Alkohol umnebelt war.

      „Aber Mortensens wirklich wichtigen Erkenntnisse“, sagte Sir William, „hätten euch sicherlich erst dann interessiert, wenn jeder in eurer Umgebung sich danach richtete.“

      „Dann laß endlich hören, was für Erkenntnisse das sind“, verlangte Davenport.

      „Ganz einfach. Frische Luft und Sonne sind Balsam für den menschlichen Körper. Doktor Mortensen geht in seinen Thesen so weit, daß er sagt, am besten wäre es, sich unverhüllt der Luft und der Sonne auszusetzen.“

      Morris und Davenport kriegten sekundenlang den Mund nicht wieder zu. Sie starrten Godfrey an, als hätte er nun endgültig den Verstand verloren. Ein beklagenswertes Opfer der Sauferei.

      „Frische Luft!“ rief Davenport kopfschüttelnd. „So ein hirnverbrannter Unsinn! Was kann man sich da alles wegholen – von der Erkältung bis zur Lungenentzündung!“

      „Doch nicht im Sommer“, widersprach Sir William.

      „Ah, ich weiß“, entgegnete Morris in plötzlicher Erleuchtung. „Völlig klar, warum der Quacksalber das empfiehlt. Hüllenlos! Da hat er die Gelegenheit, seine verehrten Ladys nackt zu betrachten. Ohne daß es ihn die vorherige Mühe kostet, sie dazu zu bewegen, sich auszuziehen.“

      Davenport nickte, und beide kicherten.

      „Ihr Narren“, knurrte Sir William. „Erstens wäre das nicht in jedem Fall ein erfreulicher Anblick. Und zweitens zieht sich eine Lady jedem Arzt gegenüber ohne große Umstände aus. Das ist eine völlig natürliche Sache. Mir scheint, ich bin von uns dreien derjenige, der sein Gehirn noch am besten zu gebrauchen versteht.“

      Die beiden jüngeren Männer zogen lange Gesichter.

      „Also gut“, brummte Frank Davenport. „Dann laß mal hören, was für Argumente du hast – Doktor Mortensen hat. Sich der frischen Luft länger auszusetzen als von der Haustür bis zur Kutsche. Unfaßbar! Mir wird jetzt schon ganz merkwürdig, weil wir hier so lange im Freien stehen.“

      Alec Morris nickte zustimmend.

      „Gut, gut“, sagte Sir William. „Dann geht zurück in eure Kammer. Würde euch das besser gefallen?“

      „Das weißt du genau“, erwiderte Morris. „Du weißt verdammt genau, daß es nicht so ist. Da drin ist es so stickig, daß man kaum Luft kriegt.“

      „Seht ihr. Und hier? Wie ist es hier? Ist es nicht befreiend, einmal richtig durchatmen zu können?“ Er reckte die Brust vor, bog die Arme zurück und pumpte demonstrativ die Seeluft in sich hinein. Dazu ließ er einen wohligen Laut hören, als hätte er gerade einen besonders guten Tropfen genossen.

      „Na ja“, entgegnete Frank Davenport zweifelnd. „Für eine Weile ist es wohl nicht schlecht. Aber über einen längeren Zeitraum muß es schädlich sein.“

      „Eben nicht!“ ereiferte sich Sir William. „Das ist unser Irrglaube, den Doktor Mortensen anprangert. Er weiß, über was er spricht. Er hat lange Jahre auf dem Land gearbeitet und mit anderen Ärzten gesprochen, die dort das niedere Volk behandelten. Diese einfachen Leute, so sagt Doktor Mortensen, sind durchweg kerngesund. Und zwar um so mehr, je ausgiebiger sie sich im Freien aufhalten.“

      „Eine Behauptung“, sagte Alec Morris wegwerfend. „Wie wollte er das belegen?“

      „Er hat genaue Aufzeichnungen über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren geführt. Ich habe seinen Vortrag darüber gehört, Freunde. Man kann sich dem nicht entziehen. Es ist wirklich gesund, an der frischen Luft zu sein.“

      „Aber was wird mit der Haut?“ rief Davenport. „Die verbrennt doch durch die Sonne!“

      „Seht euch die Kerle hier an Deck an“, sagte Sir William mit einer ausladenden Handbewegung. „Sieht einer von denen verbrannt aus?“

      „Allerdings“, entgegnete Alec Morris feixend. „Wenn ich den schwarzen Riesenkerl betrachte …“

      Sir William holte aus und tat, als wollte er ihm eine Ohrfeige versetzen. „Stellt euch nicht dümmer als ihr seid. Ihr wißt genau, wovon ich rede. Sowohl die frische Luft als auch die Sonne sind das Geheimrezept für Gesundheit und ein langes Leben. Es schadet überhaupt nichts, wenn man eine gebräunte Haut bekommt. Im Gegenteil. So eine Hautfarbe zeugt davon, daß es einem durch und durch gutgeht. Ihr könnt es mir glauben. Und wenn nicht, ist es auch egal. Dann bleibe ich eben allein hier draußen.“

      Frank Davenport und Alec Morris sahen sich an.

      „Was meinst du, Alec?“ fragte Davenport. „Sollte man es riskieren? Ich denke so ein Arzt ist ein gelehrter Mann.“

      „Aber warum findet er als einziger eine derartige Verrücktheit heraus?“

      „Irgendeiner muß immer den Anfang setzen.“

      „In Ordnung, ich bin dabei“, sagte Morris und tat, als hätte er sich schweren Herzens zu dem Entschluß durchringen müssen. „Aber müssen wir uns dann die Beine in den Bauch stehen?“

      Sir William Godfrey lächelte voller Stolz darüber, daß er die beiden überzeugt hatte.

      „Das laßt nur meine Sorge sein“, sagte er väterlich. „Ich werde mich um etwas Angemessenes für uns kümmern.“

      Hasard und die anderen wußten sofort, daß ihnen eine neue Unverfrorenheit bevorstand. Als der älteste der drei Gentlemen sich umdrehte und zielstrebig nach achtern schritt, rechneten sie mit allem Vorstellbaren und Unvorstellbaren.

      Sir William Godfrey hatte die rote Nase erhoben, die Hände auf dem Rücken und tat, als schwebe er durch einen leeren Raum. Nichts an seiner Umgebung interessierte ihn, am allerwenigsten nahm er das spöttische Grinsen der Männer um Edwin Carberry wahr.

      Nur Sir John konnte wieder einmal nicht an sich halten. Sein Kreischen hallte weit über das Wasser hinaus und war vermutlich sogar auf den Pilgerschiffen zu hören.

      „Rrrrrrrrübenschwein!“

      Sir William, der die Flegeleien des karmesinroten Papageis bereits zur Genüge kannte, tat, als hätte er nichts gehört.

      Sir John stieß sich von der Schulter des Profos ab und flog einen eleganten Bogen über dem Kopf des dahinschreitenden Hochwohlgeborenen. Als dieser auch jetzt nicht reagierte, geriet Sir John in offenkundige Verwirrung. Es wurde in dem Moment deutlich, in dem er sich auf der Backbordverschanzung niederließ und zu kreischen begann.

      „Stinkratte! Bilgenstiefel! Himmel, Fisch und Zwiebel-Arsch!“ Der Rest war ein verworrener Silbensalat, mehr Krächzen