Seewölfe - Piraten der Weltmeere 332. Burt Frederick

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Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 332
Автор произведения Burt Frederick
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783954397297



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dem Kopfgeld, das die spanische Krone auf ihn ausgesetzt hatte, gierte so mancher. Dieser schmierige Kommandant lebte auf seiner Insel ein wenig isoliert, deshalb war ihm nicht sofort aufgegangen, wen er da in seine Gewalt gebracht hatte.

      Torres trat einen Schritt weiter und baute sich vor Castillo auf.

      „Und du, Landsmann? Auch von dir kein Sterbenswörtchen?“

      Castillo spie aus, voller Verachtung.

      Das Gesicht des Kommandanten verzerrte sich. Seine gepflegten Hände zuckten vor, und er packte den Kapitän der versenkten Galeone am Kragen.

      „Was nimmst du dir heraus?“ schrie er. Sein Gesicht rötete sich, und seine Schläfenadern traten hervor. „Legst du es mit Macht darauf an, gemaßregelt zu werden?“

      Hasard war versucht, seinem Nebenmann eine Warnung zuzurufen, denn er spürte geradezu, wie Castillo vor Wut zu kochen begann. In seiner Position als Kapitän der spanischen Marine und noch dazu als Mann von Adel brauchte er sich wahrhaftig nicht bieten zu lassen, sich von diesem kleinen Inselkommandanten abkanzeln zu lassen.

      Doch das Verhängnis ließ sich schon nicht mehr aufhalten.

      Adriano de Mendoza y Castillo explodierte. Sein rechtes Knie zuckte so blitzartig hoch, daß Torres nicht die geringste Chance hatte, noch zu reagieren. Und der Kommandant wurde sehr empfindlich getroffen.

      Er brüllte wie ein Stier, seine Finger lösten sich vom Kragen des Gefangenen, und er krümmte sich vor Schmerzen.

      Unbarmherzig versetzte Castillo ihm einen zweiten Rammstoß mit dem Knie, bevor Menacho oder einer der Soldaten eingreifen konnte.

      Diesmal wurde Torres vor die Brust getroffen. Sein immer noch anhaltendes Schmerzensgebrüll steigerte sich zu schrillem Diskant. Der Stoß trieb ihn rückwärts. Stolpernd versuchte er zur selben Zeit sich zu krümmen und die Schmerzen zu überwinden und, mit den Armen rudernd, das Gleichgewicht zu halten.

      Beides mißlang.

      Der Länge nach schlug er ins seichte Uferwasser. Immer noch von Schmerzen gepeinigt, wälzte er sich herum, und sein Geschrei ging in ein Blubbern über, als er Wasser schluckte.

      Erst jetzt war der Teniente zur Stelle. Mit wutverzerrtem Gesicht stürmte Menacho auf Castillo los, und der Kapitän der „Confianza“ konnte sich gegen das nun einsetzende brutale Trommelfeuer von Fausthieben nicht wehren.

      Hasard und die anderen mußten das hilflos mit ansehen. Es gab nicht die geringste Chance, etwas zu tun. Die Soldaten standen in angespannter Haltung, und es gab keinen Zweifel darüber, daß für Menacho nur noch ein kleiner zündender Funke genügte, um den Feuerbefehl zu geben.

      So mußten sie hinnehmen, daß Castillo unter den mörderischen Schlägen bewußtlos zusammenbrach.

      Capitán Torres kroch stöhnend und triefend naß an Land.

      Menacho trat einen Schritt zurück, rieb sich die Knöchel und starrte die Gefangenen mit flammendem Blick an.

      „Ihr verfluchten Bastarde“, sagte er knurrend, „laßt euch das eine Warnung sein. Noch eine falsche Bewegung von euch, und ich schwöre, es wird euch verdammt schlechter ergehen als dem da.“ Er versetzte dem Bewußtlosen einen derben Tritt mit der Stiefelspitze.

      Dann wandte er sich um und half dem durchnäßten Inselkommandanten auf die Beine. Torres stöhnte noch immer vor Schmerzen. Menacho nahm den Federhut an sich, den sein Vorgesetzter im Wasser verloren hatte. Die Kopfbedeckung glich jetzt mehr einem schlappen Lappen.

      Torres trat auf den Bewußtlosen zu und spie ihn an.

      „Dieses Schwein“, keuchte er, „das wird er mir büßen! Ich werde mir eine Spezialbehandlung für ihn ausdenken, die er sein Leben lang nicht vergißt.“

      „Fragt sich, wie lang sein Leben überhaupt sein wird“, sagte Teniente Menacho grinsend.

      Torres sah ihn von der Seite an.

      „Allerdings, Menacho, allerdings.“ Ein häßlicher Zug grub sich in die Mundwinkel des Kommandanten.

      2.

      Die Männer stießen das Boot von der Bordwand der „Isabella“ ab. Alle hatten gesehen, was sich an Land abgespielt hatte.

      Julio Chocano, der Bootsmann der „Confianza“, knurrte einen Fluch, den die Arwenacks nicht verstanden, obwohl sie alle hervorragend Spanisch sprachen.

      Schweigend tauchten die Männer die Riemenblätter ins Wasser und begannen, mit kraftvollen Schlägen zu pullen. Ben Brighton, der den Platz auf der Achterducht eingenommen hatte, brachte die Jolle mittels der Pinne auf Kurs.

      Außer Chocano befanden sich Ferris Tucker, Luke, Morgan, Stenmark, Bob Grey und Gary Andrews als Rudergasten im kleinen Beiboot der „Isabella“. Ben Brighton hatte Chocano mit Bedacht mitgenommen, denn er wollte, daß die spanischen Schiffbrüchigen von einem der ihren erfuhren, was sich bei der Verhandlung mit dem Inselkommandanten ergab.

      „Julio“, sagte Ben, während die Jolle mit rascher Fahrt auf die Bucht zusteuerte, „wer ist dieser Kommandant? Kennen Sie ihn?“

      „Und ob“, erwiderte Chocano grimmig, „wir laufen Flores oft als letzten Stützpunkt an, bevor die Reise über den Atlantik beginnt. Der Gockel da drüben heißt Torres. Er ist zwar Capitán, aber darauf kann er sich nicht viel einbilden, weil er hierher zwangsversetzt wurde. Und er weiß, daß dies allgemein bekannt ist. In Cádiz, wo er zuletzt stationiert war, soll er irgendwelche Weibergeschichten gehabt haben.“

      Ben Brighton nickte.

      „Kennt er Kapitän Castillo?“

      „Kann ich nicht sagen.“ Chocano zog die Schultern hoch. „Die beiden müssen sich nicht unbedingt schon mal begegnet sein. Meistens erledigt ja der Generalkapitän alles, was mit dem Stützpunkt-Kommandanten zu klären ist.“

      Der Erste Offizier der „Isabella“ konzentrierte sich auf das Geschehen am Strand. Es bereitete jetzt keine Mühe mehr, die Einzelheiten mit bloßem Auge zu erfassen. Castillo begann sich zu bewegen. Er hatte Mühe, auf die Beine zu gelangen, und Hasard und Dan O’Flynn konnten ihm wegen ihrer Fesseln nicht einmal helfen.

      Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaffte es Castillo bis auf die Knie. Schwankend versuchte er, sich vollends aufzurichten. Er sah nicht, daß Menacho dem Soldaten hinter ihm einen Wink gab. So wurde Castillo völlig unverhofft von einem Kolbenhieb zwischen die Schulterblätter getroffen. Doch kein Schrei drang über seine Lippen, als er vornüberstürzte und mit dem Gesicht in den Sand schlug.

      Er war hart im Nehmen, dieser Kapitän Castillo, das mußten Ben Brighton und die anderen anerkennend feststellen. Aber diese Tatsache erleichterte es ihnen nicht, den ohnmächtigen Zorn hinunterzuschlucken.

      Torres und seine Schergen waren Peiniger, deren Grausamkeit keine Grenzen kannte, wenn sie erst einmal richtig loslegten. Ben Brighton war sich darüber im klaren, daß er dies bei der bevorstehenden „Verhandlung“ nicht außer acht lassen durfte.

      Knapp außerhalb der Reichweite der Musketen gab er das Kommando: „Halt Wasser!“ Das Boot stoppte seine Fahrt, als die Männer die Riemenblätter senkrecht im Wasser verhielten.

      Ben Brighton richtete sich auf und stellte sich breitbeinig auf die Achterducht.

      „Wie sind Ihre Forderungen?“ brüllte er.

      Am Strand stelzte Torres bis ans Wasser, stemmte die Fäuste in die Hüften und wippte auf den Zehenspitzen. Mit seiner klatschnassen Kleidung sah er lächerlich aus, doch seine wutschnaubenden Worte zerstörten diesen Eindruck.

      „Ich bin Capitán Manuel Orosco Torres!“ schrie er. „Zuallererst will ich wissen, mit wem ich verhandele!“

      Die Männer im Boot begannen unwillig zu murmeln, und es würde nicht mehr viel fehlen, bis Ed Carberry eine passende Bemerkung hinüberbrüllte.

      „Ruhe“,