Название | Seewölfe - Piraten der Weltmeere 590 |
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Автор произведения | Burt Frederick |
Жанр | Языкознание |
Серия | Seewölfe - Piraten der Weltmeere |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783966880046 |
Philip Hasard Killigrew übernahm die Rolle des Capitáns Manuel Redrojo, der nicht nur wegen eines Sturms jegliche Orientierung verloren hatte. Das Brautpaar, das als Passagiere auf seinem Schiff mitgereist war, hatte ihn zumindest in geistige Verwirrung gestürzt. Die Begierde, mit der er sich der jungen Frau genähert hatte, war verhängnisvoll gewesen.
Das Eifersuchtsdrama an Bord der „Fidelidad“ hatte vermutlich den Ausschlag gegeben. Nachdem sich die Galeone hoffnungslos versegelt hatte, hatte Redrojos Starrsinn das Faß zum Überlaufen gebracht. Seine Offiziere waren trotz ernsthafter Bemühungen nicht in der Lage gewesen, das Schiff noch zu retten. Den Arwenacks hatten sie bei aller verbissener Gegenwehr letztlich unterliegen müssen.
Don Juan de Alcazar spielte den Ersten Offizier, Jorge Labastida, der zusammen mit weiteren Überlebenden an Land gepullt war. Das war unmittelbar nördlich von Lissabon gewesen.
Der Seewolf und seine Männer brauchten folglich nicht zu befürchten, daß in La Coruña etwas über Labastidas Schicksal bekannt war. Wenn die Amtspersonen in der nordspanischen Hafenstadt überhaupt etwas über die „Fidelidad“ wußten, dann bestenfalls, daß sie erst seit wenigen Tagen dieses Monats als vermißt galt.
Hasard überzeugte sich bei einem Rundgang auf beiden Schiffen davon, daß sämtliche Maßnahmen, die sie getroffen hatten, einen überzeugenden Eindruck erweckten. Die „Fidelidad“ würde im Topp des Großmastes wieder die spanische Flagge mit den rot-weiß-gelben Streifen und dem gekrönten schwarzen Adler führen. Auf der Schebecke wurde unterdessen die Flagge des Bundes der Korsaren bereitgelegt, die an der Besanrute gesetzt werden würde.
Noch war die Sicht klar. Die wenigen Schönwetterwolken ließen nicht auf eine allgemeine Verschlechterung schließen. Wenn sie denn keinen Nebel kriegten, so überlegte der Seewolf, würde schon ein wenig Dunst genügen, der die Kimm verschleierte.
2.
„Eine verdammte Schikane ist das!“ Francisco Perez stieß es wütend hervor und rückte seinen Helm mit einer ärgerlichen Bewegung zurecht. Das blanke Metall schimmerte im matten Licht der Spätnachmittagssonne, die sich mit einem Schleier umgeben hatte.
Der junge Soldat lehnte mit dem Rücken an den seewärtigen Quadersteinen der Geschützstellung. Aus schmalen Augen blickte er zu den Dächern der Stadt, und er sah dabei aus, als füge ihm diese Aussicht seelische Schmerzen zu.
Er fügte hinzu: „Damit machen sie einen absichtlich fertig, sage ich dir! Hast du diesen Dienst ein paar Monate oder ein Jahr lang geschoben, bist du nicht mehr du selbst. Dann bist du bloß noch ein Werkzeug – ohne eigenen Willen. Ich frage dich, was unterscheidet uns eigentlich von den armen Hunden, die sie als Galeerensträflinge knechten?“ Mit dem Daumen deutete er nach Norden, wo sich mit verschwommenen Konturen ein mächtiges Gemäuer hoch über der Steilküste erhob.
Der zweite zur Geschützwache auf Stellung drei eingeteilte Soldat war ein untersetzter Mann mit kantigen Gesichtszügen und blauschwarzem Haar, der Pedro de Andalucia genannt wurde, da außer seiner landschaftlichen Herkunft nichts über ihn bekannt war.
Er kannte weder seinen Vater noch seine Mutter. Nonnen hatten ihn als Findelkind vor einem Kloster in Andalusien entdeckt und großgezogen. Dann, als er frühzeitig angefangen hatte, den jüngeren Nonnen mit beginnendem Männlichkeitsdrang nachzustellen, hatte ihn die Äbtissin einem Rekrutierungskommando übergeben.
Seitdem war Pedro Soldat, und er hatte den Beinamen „de Andalucia“ erhalten, weil es in den Reihen der spanischen Streitmacht niemanden geben durfte, der lediglich einen Vornamen hatte.
Während seiner anfänglichen Dienstzeit in Cádiz hatte Pedro mehrfach Reißaus genommen, um bei den Hafenhuren – wesentlich erfolgreicher – jene Studien fortzusetzen, die er unter der Obhut der Nonnen nur unzulänglich hatte beginnen können. Die Offiziere hatten sich das nicht lange mitangesehen.
Statt Pedro den Vorzug einer Atlantiküberquerung als Seesoldat zu gewähren, hatten sie ihn in den Norden verbannt, wo er den stinklangweiligen Dienst in den Forts von La Coruña zu leisten hatte.
Die Geschützstellung drei, die er an diesem Tag gemeinsam mit Francisco Perez besetzt hatte, gehörte zu den Festungsanlagen nördlich der Hafeneinfahrt. Ähnliche Anlagen gab es an der Südseite.
Pedro de Andalucia lehnte sich mit den Unterarmen auf das mächtige Geschützrohr, knapp oberhalb des Zündlochs. Er blickte seinen Kameraden an und feixte. „Bist du jetzt fertig mit deinem Klagegesang?“
Francisco verzog den Mund. „Mach dich nur über mich lustig. Dabei bist du derjenige, der sonst am meisten jammert.“
„Ich habe auch Grund dazu. Stell dir vor, ich könnte es jetzt mit gutgebauten Indianerinnen ausprobieren. Weißt du, was man sich von denen erzählt?“
„Nein.“ Francisco seufzte und schickte einen entnervten Blick zum Himmel. „Ich war nie in Cádiz, und ich habe nie mit Seesoldaten gesprochen, die schon mal in Neu-Spanien waren.“
Pedro überhörte die Andeutung, die besagte, daß er seine Indianerinnengeschichte schon zigmal zum besten gegeben hatte.
„Diese bronzehäutigen Schönheiten“, sagte er schwärmerisch, „sind ganz wild auf weiße Männer. Also auf unsereinen.“
„So weiß bist du gar nicht“, entgegnete Francisco, und er freute sich, dem anderen mit dieser Eingebung eins auswischen zu können. „Du bist ein richtiger Andalusier, Amigo. Deine Haut ist dunkler als meine. Ich wette, in deinen Adern fließt Maurenblut. Ich hätte da schon eher Chancen bei den kleinen Indianerinnen.“ Er lachte und schien seine Erbitterung über die vermeintliche Schikane bereits vergessen zu haben.
Pedros Augen verengten sich. „Blödsinn! Habe mich vielleicht falsch ausgedrückt. Für die roten Weiber sind Spanier Spanier – und was das Beste ist: Sie halten uns für Götter! Ja, für richtige Götter! Kannst du dir vorstellen, was das bedeutet, wenn du abends mit ihnen in eine Hütte kriechst?“
„Sie verwöhnen dich göttlich“, entgegnete Francisco grinsend.
„Du hast es erfaßt“, erwiderte Pedro entsagungsvoll. „Also kapierst du hoffentlich, was mir durch die Lappen gegangen ist – nur weil so ein paar dämliche Offiziere meinten, ein Soldat müsse erbärmlicher leben als ein Klosterschüler. Deshalb hör gefälligst auf, in meiner Gegenwart zu jammern. Was ist es denn für eine Schikane, die dir so zusetzt?“
Francisco deutete zu den Dächern der Stadt. „Das sehen zu müssen! Das Leben im Hafen und in der Stadt – das Leben von freien Menschen, die den ganzen Tag tun und lassen können, was sie wollen, während unsereiner geknechtet wird und keinen eigenen Willen hat. Ich sage es doch: Wir sind im Grunde genauso beschissen dran wie die Galeerensträflinge da oben.“ Abermals wies er mit einer knappen Handbewegung nach Norden.
„Ansichtssache“, entgegnete Pedro de Andalucia. „Freiheit ist gut und schön. Aber da hast du auch deine liebe Last damit, dich selbst durchzubringen. Immer mußt du zusehen, daß du was zu beißen kriegst. Wir dagegen haben unser Auskommen, empfangen auch noch Sold und können uns in der Freizeit die Weiber suchen, für die das Geld reicht. Mir genügt das, Francisco, wirklich. Was du Schikane nennst, ist für mich ein sanftes Ruhekissen. Stell es dir doch mal so vor: All die armen Irren da unter den Dächern schuften zu wissen, ist ja wohl das reinste Vergnügen. Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist doch, daß wir uns ein bißchen die Beine in den Bauch stehen. Gib zu, daß ich recht habe.“
„Du bist ein anderer Mensch als ich“, sagte Francisco Perez. „Du hast die nützliche Eigenschaft, aus einer miserablen Lage immer noch das Beste für dich herauszuholen. Ich wäre froh, wenn ich genauso denken könn…“ Er unterbrach sich.
Donnergrollen wehte von See herüber.
Pedro de Andalucia hob mit gelangweilter Miene den Kopf und schickte einen trägen