Immunsystem und Psyche – ein starkes Paar. Anna E. Röcker

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Название Immunsystem und Psyche – ein starkes Paar
Автор произведения Anna E. Röcker
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783958033627



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dass der Schamane auch dafür verantwortlich war, dass die Mitglieder des Stammes gesund blieben. Dazu musste er Opferrituale durchführen, Fasten verordnen oder zur Auflösung von Spannungen unter den Gruppenmitgliedern beitragen.

      War ein Mensch erkrankt, konnte der Schamane zu einem bestimmten Trance-induzierenden Trommelrhythmus in die Unterwelt seines Patienten »reisen«. Hier suchte er nach dem verlorenen Anteil des kranken Menschen und holte diesen Anteil – wenn die Reise gelang – an die Oberfläche.

      Beides – vorbeugen und Anteile integrieren – wird auch heute noch in der schamanischen Heilpraxis angewendet. Ist ein verlorener Anteil nämlich wieder integriert, kann die Lebensenergie ungehindert fließen, und Gesundheit kann sich wieder einstellen. Diese Idee der Integration des ins Unbewusste gefallenen Anteils oder der verlorenen Lebenskraft steht in gewisser Weise auch hinter der Idee der Homöopathie oder der Tiefenpsychologie. Das spiegelt sich in der Frage: »Was fehlt Ihnen?«, die auch heute dem kranken Menschen gestellt wird.

      Manchmal begleiten Schamanen auch den Kranken selbst auf seiner Reise zum eigenen innersten Wesen. Nach unserem heutigen tiefenpsychologischen Verständnis verbirgt sich hier im Unbewussten nicht nur häufig die Ursache der Krankheit, sondern auch die Quelle der Heilung.

      Die Hüter der heilenden Rituale

      In den schamanischen Praktiken werden zur Heilung »göttliche Verbündete«, Ahnen und hilfreiche Geistwesen genauso zu Hilfe gerufen wie die Kräfte der vier Himmelsrichtungen und der Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde. Das Wohlwollen all dieser Helfer wird durch Geschenke, Lobpreisungen und rituelle Opfergaben erbeten. Die Götter wiederum bieten dafür Liebe, Gesundheit und Glück. Heilende Plätze, an denen oft außergewöhnliche Bäume stehen oder Quellen entspringen, verstärken die Energie der Heilrituale. Denn die Natur selbst wird als Quelle von Heilung verstanden, deshalb gilt es, sich mit ihr zu verbünden und sie günstig zu stimmen.

      Schamanen sind Hüter der heilenden Rituale, die für die Aktivierung der Selbstheilungskräfte seit mehr als 40 000 Jahren in allen Kulturen von Bedeutung waren und heute noch sind (siehe auch ab Seite 26 und 124).

      Selbstheilungskräfte und der Zugang zum Unbewussten

      Auch in meiner therapeutischen Arbeit hat es sich als hilfreich erwiesen, innere Helfer zu finden, die aus dem großen Reservoir des persönlichen und kollektiven Unbewussten schöpfen. Diese Begriffe hat der Schweizer Psychiater und Begründer der Analytischen Psychologie Carl Gustav Jung geprägt. Neben einem persönlichen Unbewussten spricht Jung vom kollektiven Unbewussten, von einer Art kollektivem Erbe der Menschheit. Dazu gehören neben Urbildern menschlichen Lebens wie Geburt und Tod auch die Erfahrung und die Verbindung zu einer spirituellen geistigen Ebene. Da die Inhalte des Unbewussten unser Leben meist mehr beeinflussen, als wir uns vorstellen können, ist der Zugang zu Bereichen des Unbewussten auch im Zusammenhang mit der Aktivität unserer Selbstheilungskräfte besonders wichtig. Doch warum spricht man eigentlich nicht von Ich-Heilungskräften? Was verbirgt sich hinter dem Begriff »Selbst«? Auch hier erscheint mir die Betrachtungsweise von C. G. Jung hilfreich. Er beschreibt das Selbst als eine weit größere Einheit als das Ich. Während er das Ich als Zentrum des Bewusstseins bezeichnet, umfasst das Selbst den ganzen Menschen auf körperlicher, emotionaler und mentaler Ebene. Darüber hinaus hat es sowohl Zugang zum Bewusstsein als auch zu den ungleich umfangreicheren Ebenen des Unbewussten. Theoretisch zumindest, denn praktisch kommen wir nicht so ohne Weiteres an diese verborgenen Anteile heran. Wir können jedoch mithilfe bestimmter Übungen unserer Intuition eine Stimme geben, die sich mit dem Bild eines Ahnen genauso verbinden kann wie mit der Stimme eines hilfreichen Tiers, eines inneren Beraters oder eines Engels (siehe Intuition ab Seite 106 und die Übungen auf Seite 44, 108, 129 und 183).

       Die Treppe zum Unbewussten – Einstieg in die innere Bilderwelt

      Viele Märchen beschreiben, dass die Heldin oder der Held zunächst einen Abstieg in die »Unterwelt« machen muss. Im Märchen von Frau Holle springt die spätere Goldmarie in den tiefen Brunnen und landet auf einer wunderbaren grünen Wiese – in der Welt der Frau Holle. Dieses Märchen ist eines der ältesten Volksmärchen, das die Brüder Grimm aufgezeichnet haben. Es spricht davon, dass das Verlassen der rationalen, begrenzenden und in diesem Fall ärmlichen Lebensrealität Gewinn bringt. Die erweiterte Realität des Zauberlandes, in das Goldmarie gerät, bietet ihr Möglichkeiten, von denen sie nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Um unsere Selbstheilungskräfte zu aktivieren, wollen wir ebenfalls Ressourcen erkennen und nutzen, die in uns verborgen sind und als Schätze gehoben werden möchten. Im Märchen ist die Voraussetzung dafür, in den Brunnen zu springen. Um unsere intuitiven Kräfte aufzurufen, können wir uns auf eine tiefere Bewusstseinsebene begeben und unsere Gehirnfrequenz absenken (siehe Seite 99).

      Ich lade Sie ein, sich mit einer kurzen Entspannung auf die nun folgende Übung vorzubereiten. Dazu stellen Sie sich eine innere Treppe vor, die Sie Stufe für Stufe nach unten gehen, während Sie von 10 bis 1 zählen. Bei jeder absteigenden Stufe entspannen Sie sich etwas tiefer. Bei 1 angelangt, stellen Sie sich einen idealen Platz der Ruhe und Entspannung vor. Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf. Vielleicht kennen Sie den Platz bereits, vielleicht müssen Sie ihn erst entdecken.

      Bei der folgenden Übung bitte ich Sie, Ihren inneren Berater auftauchen zu lassen, bei anderen Übungen, (siehe 5. Kapitel), die ebenfalls auf dieser Methode beruhen, schlage ich Ihnen eine andere Imagination vor, wie z.B. heilende Räume.

      Am Ende verlassen Sie wie Goldmarie diese tiefere Ebene wieder und kommen mit Ihren Schätzen der Erkenntnis zurück in die Außenwelt, während Sie von 1 bis 10 zählen.

      Diese einfache Zähltechnik sowie die Vorstellung einer Treppe, eines Entspannungsplatzes, eines inneren Arbeitsplatzes, inneren Beraters usw. verdanke ich einem besonderen Menschen, den ich vor vielen Jahren bei einem Seminar in Laredo/Texas noch persönlich kennenlernen durfte: José Silva. In diesem Seminar konnte ich erleben, welche ungeahnten Kräfte in uns schlummern, in der Sprache des Märchens würde ich sagen, dass ich tatsächlich Wunder erlebt habe, die für mein Leben prägend waren.

      ÜBUNG: VERBÜNDETE FINDEN AUS DER »ANDEREN« WELT

      »Setzen oder legen Sie sich bequem hin – nehmen Sie wahr, wie Sie sich fühlen. Beobachten Sie Ihren Atem und vertiefen Sie das Ausatmen ein wenig.

      »Richten Sie die geschlossenen Augen nach innen in den Raum hinter Ihrer Stirn.

      »Machen Sie sich Ihr Ziel bewusst, das Sie erreichen möchten: gesund bleiben oder wieder gesund werden, einen Schmerz auflösen, ein Problem beheben, Lebensfreude und Energie tanken …

      »Stellen Sie sich eine Treppe vor, die Sie langsam nach unten oder nach innen gehen, während Sie von 10 bis 1 zählen. Bei jeder absteigenden Zahl können Sie sich tiefer entspannen.

      »Stellen Sie sich einen inneren Entspannungsplatz vor, an dem Sie sich sicher und geschützt fühlen. Schauen Sie sich um an diesem Platz: Was nehmen Sie wahr? Gibt es Wasser, Pflanzen oder Tiere? Finden Sie einen bequemen Sitzplatz und entspannen Sie sich gut.

      »Laden Sie jetzt eine Helferin oder einen Helfer ein, die oder der Ihnen hilft, Ihr gewünschtes Ziel leicht und ohne Kampf zu erreichen.

      »Es kann eine menschliche Figur sein, eine alte weise Frau oder ein alter weiser Mann, vielleicht jemand aus Ihrer Ahnenreihe, aber auch ein hilfreiches Tier oder ein Wesen aus der magischen Natur, ein Zwerg, ein Wassermann, eine Fee …, vielleicht ein Engel.

      »Danken Sie diesem Wesen, dass es zu Ihnen gekommen ist, um Sie zu unterstützen. Zeigen Sie Ihre Freude