Raus in den Wald. Rudolf Nützel

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Название Raus in den Wald
Автор произведения Rudolf Nützel
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783734322167



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      Wer die Orientierung in der Natur verloren hat, kann die Himmelsrichtungen anhand eines Stocks und dessen Schattenwurfs bestimmen. Dazu wird ein Stock senkrecht so in den Boden gesteckt, dass das Ende seines Schattens zu erkennen ist. Nun markiert man das Ende des Schattens am Boden und wartet einige Minuten, bis der Schatten weitergewandert ist. Dann markiert man das aktuelle Ende des Schattens erneut. Die Verbindungslinie zwischen den beiden Markierungen zeigt dann ungefähr in West-Ost-Richtung. Die erste gesetzte Markierung liegt im Westen und die zweite im Osten. Je länger der zeitliche Abstand zwischen den Messungen ist, desto genauer kann die Richtung bestimmt werden. Also: Entschleunigen Sie, genießen Sie die Pause und bewahren Sie Ruhe!

       Orientierung mit Karte und Kompass

      Die nach wie vor sicherste und zuverlässigste Variante ist die Orientierung mit Karte und Kompass. Wenn ich in unbekanntem Terrain unterwegs sein will, kaufe ich mir von diesem Gebiet eine aktuelle Topografische Karte im Maßstab von 1:25 000 oder 1:50 000. Die Geländeformen, also die Topografie, und andere wichtige Details der Erdoberfläche sind auf der Karte dargestellt. Siedlungen, Straßen, Wege, Flüsse, Seen, Wald, Höhenlinien und vieles mehr helfen bei der Orientierung. Die richtige Umrechnung des Maßstabs und das Lesen der Höhenlinien sind wichtige Voraussetzungen für die Orientierung. Bei einem Maßstab von 1:50 000 entsprechen einem Zentimeter auf der Karte 50 000 Zentimeter, also 500 Meter in der Wirklichkeit.

      Höhenlinien sind gedachte Linien, die alle Punkte miteinander verbinden, die sich auf der gleichen Höhe über dem Meeresspiegel befinden. Befinden sich auf der Karte nahezu keine Höhenlinien, handelt es sich um ein relativ ebenes Gebiet. Liegen die Höhenlinien dagegen dicht beieinander, geht es steil den Berg hinauf oder hinunter. Verläuft ein Weg ziemlich parallel zu den Höhenlinien, haben wir beim Wandern keine großen Steigungen zu erwarten.

      Für die Orientierung anhand der Karte ist es wichtig, sie mit der Außenwelt in Einklang zu bringen. In der Regel zeigt der obere Rand der Karte nach Norden. Wenn man die Karte so dreht, dass sie exakt nach Nord-Süd ausgerichtet ist, entsprechen die Richtungsangaben auf der Karte genau den Richtungen, die man auch in Wirklichkeit einschlagen muss. Dafür brauchen wir nun einen Kompass.

      Ein Kompass sollte leicht und robust sein. Eine durchsichtige, mit Lineal und Winkelangaben versehene Bodenplatte ist sinnvoll. Die Magnetnadel stellt sich immer auf magnetisch Nord ein. Die Himmelsrichtungen von Karte und Gelände muss man zur Orientierung in Übereinstimmung bringen. Diesen Vorgang nennt man Einnorden. Dazu legen wir den Kompass an die linke Außenlinie des Kartenrands und drehen die Karte so weit, bis die Nordmarkierung der Magnetnadel auf die Nordmarkierung der Kompass-Skala zeigt.

       Zelten und Biwakieren

      Schlafen in der Natur unter freiem Himmel mit Blick auf das Sternenzelt ist eines der intensivsten Abenteuer. Allerdings ist das Übernachten im Zelt in deutschen Wäldern verboten, außer der Waldbesitzer hat zugestimmt (s. Kapitel 16). Das Übernachten ohne Zelt, also das Biwakieren im Wald, ist nicht explizit verboten. Denn der Wald darf zur Erholung und zum Naturgenuss von jedem genutzt werden, also auch während der Nacht. Im Umkehrschluss ist das Biwakieren also überall erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. Empfindliche Lebensräume, beispielsweise Moore, Feuchtwiesen oder Flussauen, sollten wir meiden. Ein Lagerfeuer im Wald zu entzünden, ist nach der Trockenheit der letzten Jahre sowieso verantwortungslos.

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       Eichhörnchen lassen sich in vielen Waldgebieten blicken. Mit ihren langen, scharfen Krallen und den muskulösen Hinterbeinen können sie an Bäumen senkrecht hochklettern.

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       Das Rotkehlchen ist an der orangeroten Brust und dem weißen Bauch gut zu erkennen. Mit seinen großen Augen sieht es auch im Halbdunkel des Dickichts gut.

       Lästige »Waldmonster«

      Der Wald ist für viele Menschen ein Sehnsuchtsort und weckt zahlreiche positive Gefühle. Wer jedoch von lästigen Tierchen geplagt wird, der sehnt sich zurück in seine Wohnung und hat genug vom Waldabenteuer. Ich versuche Insektenstiche als gesundheitsfördernde Maßnahme wie Akupunktur zu interpretieren, quasi kostenlose Stichbehandlung. Nachfolgend ein Kurzüberblick über die lästigsten »Waldmonster«:

      Bei der Stechmücke stechen nur die Weibchen. Sie benötigen das Blut von Säugetieren für die Produktion ihrer Eier. Juckende Quaddeln auf der Haut entstehen, wenn die Blutsaugerin einen Cocktail aus Eiweißmolekülen und Peptiden einspritzt, um die Blutgerinnung zu verhindern. Von ganz wenigen Allergiefällen abgesehen, geht von heimischen Stechmücken keine Gefahr aus.

      Viel gemeiner sind Kriebelmücken, denn sie stechen nicht, sie reißen mit ihren Mundwerkzeugen eine Wunde in die Haut und trinken daraus Blut. Die Mücken sind bis zu sechs Millimeter groß und sehen auf den ersten Blick wie kleine Fliegen aus. Die Blutmahlzeit der Weibchen dient zur Bildung der Eigelege. Durch den Speichel der Kriebelmücken gelangen blutverdünnende Substanzen in die Wunde. In der Folge können Rötungen und Schwellungen auftreten. Häufig gelangen Bakterien aber erst durch Kratzen in die Wunde. Trotz Juckreiz sollte man sich daher nicht kratzen und die Haut an der betroffenen Stelle desinfizieren.

      Auch der Biss einer Bremse ist schmerzhaft. Besonders aktiv sind Bremsen an schwülen Tagen und in der Nähe von Gewässern und Feuchtgebieten. Mückenschutzmittel helfen gegen diese aufdringlichen Insekten nicht, da sie auch durch dünne Textilien stechen können.

      Wespen sind harmlose Tiere, können im Sommer aber lästig werden. Eigentlich sind es nur zwei Wespenarten, die uns nerven: die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Ein Stich ist zwar sehr schmerzhaft, aber für die meisten Menschen nicht gefährlich. Für Allergiker kann jedoch schon ein einziger Stich lebensbedrohlich werden. Allerdings stechen aufdringliche Wespen nur dann zu, wenn sie sich bedroht fühlen. Die beste Strategie, um nicht gestochen zu werden, lautet daher: ruhig bleiben, nicht schlagen und die Wespe mit geschlossener Hand wegschieben. Allergiker sollten ihr Notfallset bei jedem Spaziergang in den Wald mitführen.

      Ausreichend dicke und lange Kleidung schützt gegen Stiche und Bisse von Insekten. Gefangen in einer Becherlupe, kann man an diesen »Waldmonstern« in der Vergrößerung eine bewundernswerte Schönheit erkennen.

      Das beste Hausmittel gegen juckende Stiche ist Kälte. Dadurch werden die Blutgefäße verengt, was die Ausschüttung von Juckreiz fördernden Substanzen verlangsamt. Die Schmerzen lassen sich nur teilweise lindern, bleiben aber auf die Einstichstelle beschränkt. Mit einem Taschentuch und klarem Wasser sollte die Einstichstelle gewaschen werden. Wer nach einem Insektenstich Schwindel, Übelkeit oder Kreislaufbeschwerden feststellt, sollte einen Arzt aufsuchen. Äußerst selten kann ein Insektenstich auch zu einer starken allergischen Reaktion führen. Bei Grippesymptomen oder gar Bewusstlosigkeit muss sofort ein Notarzt gerufen werden.

      Der Eichenprozessionsspinner kann nur im Juni und Juli gefährlich werden. Dann können die Gifthaare der Raupen auf der Haut zu Atemproblemen und üblen Hautausschlägen führen. Letztere können sich entzünden und tagelang andauern. Der beste Schutz ist, während der Raupenphase befallene Wälder zu meiden.

      Zecken verursachen jedes Jahr sehr viele Krankheitsfälle. Sie übertragen die für uns Menschen gefährliche Bakterienerkrankung Borreliose und die Hirnhautentzündung Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Entlang von Wildwechseln, wo Säugetiere laufen, muss man vermehrt mit Zecken rechnen. Streift ein Säugetier die Zecke, greift diese sich mit ihren starken Krallen an den Vorderbeinen die Haut, das Fell oder die Kleidung und hält sich daran fest. Zum Blutsaugen sucht sie sich weiche Hautpartien. Nach dem Einstich gibt sie ein Sekret in die Wunde ab, das einen Gerinnungshemmer, einen Entzündungshemmer und ein Betäubungsmittel enthält. Dies garantiert guten Blutfluss und unbemerktes Saugen.