Название | Briefe über den Yoga |
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Автор произведения | Sri Aurobindo |
Жанр | Эзотерика |
Серия | |
Издательство | Эзотерика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783963870583 |
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Freude ist ein vitales Gefühl, genauso wie ihr Gegenteil, als Leid.
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Doch ist es wirklich wahr, dass Ärger, der aus dem niederen Vital stammt und daher dem Körper nahe ist, immer diese Auswirkung zeitigt (nämlich physische Anzeichen, wie Aufwallen in der Brust, Erröten des Gesichtes, usw.)? Natürlich vermag der Psychologe nicht zu erkennen, wenn jemand ärgerlich ist, außer es zeigen sich bei ihm physische Anzeichen; er kann aber auch nicht wissen, was ein Mensch denkt, außer dieser spricht es aus oder schreibt es nieder; folgt nun hieraus, dass der Zustand des Denkens nicht erkannt werden kann, ohne sich im Sprechen oder Schreiben zu äußern? Ein Japaner, daran gewöhnt, all seine Gefühle zu kontrollieren (das erste Anzeichen seines Ärgers ist das Messer in deinem Leib von der Hand eines ruhigen oder lächelnden Mörders), zeigt keines dieser Merkmale, nicht einmal das Aufwallen in der Brust; stattdessen brennt in ihm ein ruhiges Feuer, bis sich sein Ärger in der Tat löst.
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Ein starkes Vital ist ein Vital voller Lebenskraft, das Ehrgeiz besitzt, Mut und große Energie, die Kraft, zu handeln oder zu erschaffen; es besitzt eine weite, umfassende Bewegung, deren Ausdruck Großzügigkeit im Geben ist, Besitzergreifung, Führung und Beherrschung, die Fähigkeit zu erfüllen und zu verwirklichen – es gibt noch viele weitere Formen von vitaler Stärke.
Für ein solches Vital ist es wegen des Gefühls der eigenen Macht oft schwierig, die Hingabe zu vollziehen – doch wenn es hierzu in der Lage ist, wird es zu einem bewunderungswürdigen Instrument für die Göttliche Arbeit.
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Nein, ein schwaches Vital hat nicht die Kraft, die spirituelle Wende zu vollziehen – und da es schwach ist, fällt es leichter unter falsche Beeinflussung; es fällt ihm selbst bei bestem Willen schwer, etwas anzunehmen, das über seine gewohnte Natur hinausgeht. Das starke Vital, wenn es den Willen hat, vermag dies viel leichter – die ihm eigene zentrale Schwierigkeit liegt im Stolz seines Egos und in der Anziehungskraft seiner Macht.
Die Brust hat mehr Verbindung mit der Seele als das Vital. Ein starkes Vital kann einen starken Körper besitzen, doch ebenso oft auch nicht, da es zu sehr vom Körper zehrt, ihn gleichsam aufisst.
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Ich glaube, ich sagte es bereits, ein altes Verlangen bestand im unterbewussten Teil des physischen Vitals fort. So wie es das physische Mental gibt, gibt es auch das physische Vital – ein Vital, das gänzlich physischen Dingen zugewandt ist, voller Wünsche und Gier und Suchen nach Vergnügen auf der physischen Ebene.
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Das physische Vital ist das Wesen der kleinen Begierden und Süchte usw. – das vitale Physische ist das Nervenwesen; beide sind eng miteinander verbunden.
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Das vitale Physische beherrscht all die kleinen täglichen Reaktionen auf äußere Dinge – Reaktionen der Nerven, des Körperbewusstseins und der rückwirkenden Emotionen und Gefühlsregungen; es verursacht viele gewöhnliche Handlungen des Menschen und verbindet sich mit den niederen Teilen des eigentlichen Vitals, um Lust, Eifersucht, Ärger, Heftigkeit zu erzeugen, usw. In seinen niedrigsten Teilen (vital-stofflich) ist es die Ursache des Schmerzes, der physischen Krankheit, usw.
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Ja, sie [das niedere Vital, das physische Vital und das gänzlich stoffliche Vital] können von einem sich weitenden Bewusstsein deutlich erkannt werden. Und all diese Unterscheidungen müssen gemacht werden – andernfalls würde man das niedere Vital oder einen Teil des physischen Vitals beeinflussen oder kontrollieren und dann erstaunt sein, dass etwas Nichtgreifbares, doch offensichtlich Unbesiegbares immer noch Widerstand leistet – es ist das stoffliche Vital mit soviel von allem Übrigen, als dieses durch seinen Widerstand beeinflussen kann.
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Der Nerventeil des Wesens ist ein Teil des Vitals, er ist das Vital-Physische, die Lebenskraft, die eng verstrickt ist mit den Reaktionen, Begierden, Erfordernissen und Gefühlsregungen des Körpers. Das eigentliche Vital ist die Lebenskraft, die ihrer Natur nach in Impulsen und Emotionen, im Fühlen, in den Begierden, im Ehrgeiz usw. wirkt; ihr höchstes Zentrum ist das, was wir das äußere Herz, den Sitz der Emotion nennen würden, während es ein inneres Herz gibt, wo sich die höheren oder seelischen Gefühle und Empfindungen befinden, die Emotionen oder intuitiven Sehnsüchte und die Impulse der Seele. Unser vitaler Teil ist natürlich für unsere Vollständigkeit notwendig, doch ist er nur dann ein wahres Instrument, wenn seine Gefühle und Neigungen durch die seelische Berührung geläutert und vom spirituellen Licht und der spirituellen Macht angenommen und beherrscht werden.
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Ich weiß nichts von einem feinstofflichen Vital. Man spricht vom feinstofflichen Physischen, um es vom grobstofflichen Physischen zu unterscheiden, denn für unsere normale Erfahrung ist alles Physische grob, sthula. Doch das Vital ist seiner Natur nach nicht-stofflich, so dass das Adjektiv feinstofflich überflüssig ist. Mit stofflichem Vital meinen wir das Vital, das derart der Materie involviert ist, dass es an deren Bewegungen und groben physischen Charakter gebunden ist; seine Tätigkeit besteht darin, den Körper zu stützen und anzuregen und in ihm die Fähigkeit aufrechtzuerhalten zu leben, zu wachsen, sich zu bewegen, ebenso seine Sensitivität auf äußere Einwirkungen.
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Diese Frage hat keine praktische Bedeutung – denn die vital-physischen Kräfte können von überall her vom Körper empfangen werden, aus der Umgebung, von darunter oder darüber. Die Anordnung der Ebenen besteht in Beziehung zueinander, nicht in Beziehung zum Körper. In Beziehung zueinander bedeutet, dass das vitale Physische sich unterhalb des physischen Mentals befindet, aber über dem Stofflichen; doch zur gleichen Zeit durchdringen diese Mächte sich gegenseitig.
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Die Körperenergie ist eine Manifestation stofflicher Kräfte, die von der vital-physischen Energie gestützt werden; diese ist die vitale Energie in der Materie und von ihr abhängig.
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Vitalität heißt Lebenskraft – wo immer es Leben gibt, in der Pflanze, im Tier oder im Menschen, gibt es die Lebenskraft; ohne das Vital kann es kein Leben in der Materie und keine lebendige Tat geben. Das Vital ist eine notwendige Kraft, und nichts kann im körperlichen Dasein geschehen, getan oder geschaffen werden, wenn das Vital als Instrument nicht vorhanden ist. Sogar die Sadhana bedarf der vitalen Kraft.
Doch ist das Vital ungeläutert und dem Begehren, der Leidenschaft und dem Ego unterworfen, dann ist es so schädlich, wie es auf der anderen Seite hilfreich sein kann. Selbst im gewöhnlichen Leben muss das Vital vom Mental und dem mentalen Willen überwacht werden, andernfalls bringt es Unordnung und Unheil. Wenn die Leute von einem vitalen Menschen sprechen, meinen sie jemanden, der von einer vom Mental oder Spirit nicht kontrollierten Kraft beherrscht wird. Das Vital kann ein gutes Instrument sein, doch ist es ein schlechter Meister.
Das Vital darf nicht abgetötet oder zerstört werden, es muss durch seelische und spirituelle Kontrolle geläutert und umgewandelt werden.
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Das Physische ist bei jedem Schritt vom Vital abhängig, es könnte nichts tun ohne die Hilfe des Vitals, daher ist es ganz natürlich, dass es seine Eingebungen empfängt.
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Physisches Leben kann ohne Körper nicht bestehen, noch kann der Körper ohne Lebenskraft leben; doch Leben als solches hat ein gesondertes Dasein und einen eigenen, gesonderten Körper, den Vital-Körper, genau wie das Mental ein gesondertes Dasein hat und auf seiner eigenen Ebene bestehen kann. Das ganze Gefüge wird zusammengehalten durch die Seele, die alles stützt.