Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Название Briefe über den Yoga
Автор произведения Sri Aurobindo
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783963870583



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physische Hülle und können die Kräfte der Krankheit durch diese auf uns zukommen fühlen; wir können sie sogar in einiger Entfernung und, wenn wir wissen wie, mit Hilfe des Willens oder sonst wie aufhalten. In gleicher Weise fühlen wir um uns eine vital-physische oder Nerven-Hülle, die vom Körper ausstrahlt und ihn beschützt, und wir können spüren, wie die feindlichen Kräfte diese zu durchbrechen suchen, und sie daran hindern, sie aufhalten oder die Nerven-Hülle stärken. Oder wir spüren die Symptome der Krankheit, wie Fieber oder Kälte, in der feinstofflich-körperlichen Schicht, bevor sie sich im groben, stofflichen Körper offenbaren, zerstören sie dort und hindern sie daran, sich im Körper festzusetzen. Nimm nun den Ruf nach der Göttlichen Macht, dem Licht, dem Ananda. Wenn wir nur im äußeren physischen Bewusstsein leben, mögen diese herabkommen und hinter dem Schleier wirken, doch werden wir nichts fühlen und vereinzelte Ergebnisse erst nach langer Zeit erkennen. Oder es ist das, was wir bestenfalls fühlen, eine gewisse Klarheit, ein Friede im Mental, eine Freude im Vital, ein glückliches Befinden im Physischen, und wir schreiben dies dem Kontakt mit dem Göttlichen zu. Doch sind wir im Physischen erwacht, werden wir das Licht, die Macht, den Ananda durch den Körper fließen fühlen, durch die Glieder, die Nerven, das Blut, den Atem und durch den feinstofflichen Körper; wir werden fühlen, wie sie die allerstofflichsten Zellen beeinflussen, sie bewusst und selig machen, und werden unmittelbar die Göttliche Macht und Gegenwart empfinden. Dies sind nur zwei mögliche Beispiele aus tausend, wie sie fortwährend vom Sadhak erfahren werden können.

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      Alles hat einen physischen Teil – sogar das Mental hat einen physischen Teil; es gibt ein mentales Physisches, ein Mental des Körpers und der Materie. Auch das emotionale Wesen hat einen physischen Teil. Dieser hat keinen bestimmten Ort, der sich vom übrigen Emotional unterscheidet. Man vermag ihn nur zu erkennen, wenn das Bewusstsein sich genügend verfeinert.

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      Es [das Stoffliche] ist der physischste Grad des Physischen – es gibt das mentale Physische, das vitale Physische, das stoffliche Physische.

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      Ja, das stoffliche Bewusstsein ist ein gesonderter Teil des physischen Bewusstseins. Das physische Mental zum Beispiel ist eng, begrenzt und häufig dumm, doch nicht träge. Stoffliches Bewusstsein ist im Gegensatz hierzu sowohl träge als auch größtenteils unterbewusst und nur dann aktiv, wenn es durch eine Energie angetrieben wird – andernfalls ist es untätig und bewegungslos. Wenn man erstmals in direkten Kontakt mit dieser Ebene kommt, ist das Gefühl im Körper das der Trägheit und Bewegungslosigkeit, im vitalen Physischen das der Erschöpfung und Müdigkeit, im physischen Mental das der Abwesenheit von Licht und Dynamik, prakasa und pravrtti, oder es sind nur die allergewöhnlichsten Gedanken und Impulse vorhanden. Es kostete mich lange Zeit, irgendeine Art Licht oder Macht in diese Ebene herabzubekommen. Doch ist sie einmal erhellt, dann bringt das den Vorteil, dass das Unterbewusste bewusst wird, und dies beseitigt ein ganz fundamentales Hindernis in der Sadhana.

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      Mit dem groben Physischen ist das erdhafte und körperliche Physische gemeint – wie es von dem äußeren Sinnen-Mental und den Sinnen erfahren wird. Doch dies ist nicht die Gesamtheit der Materie. Es gibt auch ein feinstoffliches Physisches mit einem feineren Bewusstsein, das sich zum Beispiel vom Körper entfernen kann und doch die Dinge in einer nicht nur mentalen oder vitalen Weise fühlt oder wahrnimmt. Was Mental und Vital anbelangt, so sind sie überall – es gibt ein dunkles Mental, ein dunkles Leben sogar in den Zellen des Körpers, in den Steinen oder in den Molekülen und Atomen.

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      Die physischen Nerven sind ein Teil des stofflichen Körpers; doch reichen sie bis in den feinstofflichen Körper, und es besteht eine Verbindung zwischen beiden.

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      Ja, es gibt Nerven im feinstofflichen Körper.

      Ja, Hülle ist lediglich der Ausdruck für Körper, denn eine jede befindet sich über der anderen und wirkt als Hülle, die abgeworfen werden kann. Daher wird der physische Körper als solcher die Nahrungs-Hülle genannt, ihr Abwerfen bezeichnet man als Tod.

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      Dies ist die Nerven-Hülle, die den Körper umgibt. Du verwechselst wahrscheinlich suksma, das Feinstoffliche, mit der Nerven-Hülle. Der suksma de ha enthält den sthula deha, ist aber nicht an seine Begrenzungen gebunden.

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      Du kannst die verschiedenen Hüllen entweder durch Intuition oder durch Erfahrung unterscheiden und hast damit bereits eine direkte Erkenntnis der verschiedenen Hüllen erlangt.

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      Das Erscheinungsbild des menschlichen Wesens auf anderen Ebenen ist nicht notwendigerweise das des physischen Körpers. Sehr häufig ist die Form, die das Vital, die Seele oder das mentale Wesen annimmt, von der physischen Form ganz verschieden. Selbst wenn sie sich als Ganzes gleichen, besteht doch immer ein Unterschied.

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      In unserem Yoga meinen wir mit dem Unterbewussten jenen ganz versunkenen Teil unseres Wesens, in dem es keinen wachbewussten, zusammenhängenden Gedanken und Willen, keine Empfindung oder geordnete Reaktion gibt und der dennoch dunkel die Eindrücke aller Dinge empfängt und sie in sich speichert; aus ihm können auch alle Arten von Reizen, von beharrlichen, gewohnheitsmäßigen Regungen unverarbeitet wiederholt oder in fremdartige Formen verkleidet in den Traum oder die Wachnatur auftauchen. Denn wenn diese Eindrücke in den Traum aufsteigen können, meist in unzusammenhängender und ungeordneter Weise, können sie ebenfalls in unser Wachbewusstsein aufsteigen – was sie auch tun –, und zwar als mechanische Wiederholung vergangener Gedanken, vergangener mentaler, vitaler und physischer Gewohnheiten oder als verborgener Anreiz für Erregungen, Tätigkeiten und Gefühle, die ihren Ursprung nicht in unserem bewussten Denken oder Willen haben oder aus ihnen hervorgehen, sondern vielmehr ihren Vorstellungen, Neigungen oder Anordnungen häufig entgegengesetzt sind. Das Unterbewusste hat ein dunkles Mental, voller widersetzlicher samskaras, Eindrücke, Assoziationen, fester Vorstellungen, gewohnheitsmäßiger Reaktionen, die von unserer Vergangenheit gebildet wurden, ein dunkles Vital mit den Keimen gewohnheitsmäßiger Begierden, Erregungen und nervöser Reaktionen, ein äußerst dunkles Stoffliches, das viel von dem beherrscht, was mit dem Zustand des Körpers zu tun hat. Es ist größtenteils verantwortlich für unsere Krankheiten; chronische oder wiederholte Leiden werden tatsächlich meist vom Unterbewussten verursacht, von seiner beharrlichen Erinnerung und seiner Neigung, alles, was sich dem Körperbewusstsein eingeprägt hat, zu wiederholen. Doch dieses Unterbewusste muss deutlich unterschieden werden von den unterschwelligen (subliminal) Teilen unseres Wesens, nämlich dem inneren oder feinen stofflichen Bewusstsein, dem inneren Vital oder inneren Mental, denn diese sind ganz und gar nicht dunkel, unzusammenhängend oder schlecht geordnet, sondern lediglich unserem Oberflächenbewusstsein verborgen. Unsere Oberfläche empfängt ständig Dinge, innere Berührungen, Mitteilungen oder Beeinflussungen aus diesen Quellen, doch bleibt ihr großenteils verborgen, woher sie stammen.

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      Nein, das Unterschwellige ist ein allgemeiner Ausdruck, der für alle Teile des Wesens gebraucht wird, die sich nicht an der wachen Oberfläche befinden. Der Begriff des „Unterbewussten“ wird von europäischen Psychologen sehr häufig im gleichen Sinn gebraucht, da sie den Unterschied nicht kennen. Doch wenn ich das Wort [unterbewusst] benütze, meine ich immer das, was sich unterhalb des gewöhnlichen physischen Bewusstseins befindet und nicht das, was dahinter ist. Das innere Mental, Vital und Physische und die Seele sind in diesem Sinn nicht unterbewusst, doch kann man sie als unterschwellig bezeichnen.

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      Das Unterbewusste ist unterhalb des wachen physischen Bewusstseins – es ist ein mechanischer, dunkler, widerspruchsvoller, halbbewusster Bereich, in den das Licht und die Bewusstheit nur mühsam gelangen können. Das innere Vital und Physische unterscheiden sich von ihm – ihr Bewusstsein ist weiter, plastischer, feiner, freier und reicher als das des Vitals und des Physischen der Oberfläche, sie sind für die Wahrheit viel offener und in direktem Kontakt mit dem Universalen.

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