Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Название Briefe über den Yoga
Автор произведения Sri Aurobindo
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783963870583



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das Mental im Physischen bedeuten kann.

      Das eigentliche vitale Mental ist eine Art Mittler zwischen vitalem Gefühl, Begehren, Impuls usw. und dem eigentlichen Mental. Es drückt Begierden, Gefühle, Erregungen, Leidenschaften, besitzergreifende und aktive Neigungen des Vitals aus und presst sie in mentale Formen (die reinen Phantasien oder die Träume von Größe, Glück usw., denen die Menschen sich hingeben, sind eine besondere Tätigkeitsform des vitalen Mentals). Es gibt ein noch niedrigeres Stadium des Mentals im Vital, das lediglich vitalen Stoff ausdrückt, ohne ihn irgendwie dem Verstand zu unterwerfen. Durch dieses mentale Vital erheben sich vitale Leidenschaften, Impulse und Begierden und gelangen in die buddhi, um diese entweder zu umwölken oder zu verzerren.

      So wie das vitale Mental durch die vitale Anschauung und das vitale Gefühl gegenüber den Dingen begrenzt ist (während der dynamische Verstand dies nicht ist, denn er wird von der Idee und Vernunft geleitet), so ist auch das Mental im Physischen oder im Mental-Physischen durch die physische Anschauung und Erfahrung der Dinge begrenzt; es mentalisiert die Erfahrungen; die durch Kontakte mit dem äußeren Leben und den Dingen entstehen, geht aber über diese nicht hinaus (obwohl es dies auf sehr schlaue Weise zu tun vermag); es gleicht nicht dem sich ausdrückenden Mental, das sich mit den Dingen mehr vom Standpunkt der Vernunft und ihrer höheren Einsicht beschäftigt. Doch in der Praxis werden diese beiden gewöhnlich miteinander vermischt. Das mechanische Mental ist eine viel niedrigere Tätigkeitsform des mentalen Physischen, das, wäre es sich selbst überlassen, nur die gewöhnlichsten Ideen registrieren würde sowie die natürlichen Reflexe des physischen Bewusstseins auf die Kontakte mit dem äußeren Leben und den Dingen.

      Das niedere Vital, das sich vom höheren unterscheidet, ist nur mit kleinen Lüsten, Leidenschaften und Begierden beschäftigt, die den täglichen Lebensstoff für den normal empfindenden Menschen ausmachen, während das eigentliche Vital-Physische das Nerven-Wesen ist, das vitale Reflexe auf den Kontakt von Dingen mit dem physischen Bewusstsein zeigt.

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      Es ist ganz normal für den dynamischen und formgebenden Teil des Mentals, schneller tätig zu sein, als der reflektierende und unterscheidende Teil kontrollieren kann. Das Problem ist, eine Art Gleichgewicht und Harmonie zwischen beiden herzustellen.

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      Das denkende Mental lenkt weder die Menschen, noch übt es einen Einfluss auf sie aus; es sind die vitalen Neigungen und das vitale Mental, die das Übergewicht haben. Das denkende Mental ist bei den meisten Menschen in den Fragen des Lebens lediglich ein Instrument des Vitals.

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      Das wahre denkende Mental gehört nicht zum Physischen, es ist eine Kraft für sich. Das physische Mental ist jener Teil des Mentals, der sich nur mit physischen Dingen befasst. Es hängt vom Sinnen-Mental ab, sieht nur Objekte und äußere Tätigkeiten und bezieht seine Ideen aus den Daten, welche die äußeren Dinge ihm liefern; allein aus ihnen zieht es seine Rückschlüsse und kennt keine andere Wahrheit, bis es von oben erleuchtet wird.

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      Das physische Mental kann sich nur mit äußeren Dingen befassen. In anderen Dingen muss man mit dem eigentlichen Mental denken (buddhi) und entscheiden, nicht mit dessen physischem Teil.

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      Dieser Teil des Wesens kennt keine Vernunft [das physische Mental], er kennt allein seine Launen, seine Gewohnheiten oder die Neigung, tamasisch zu sein.

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      Es ist das physische Mental, das sich gern alles leicht macht.

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      Wiederholung ist eine Gewohnheit des mentalen Physischen, die nicht vom wahren denkenden Mental gewollt wird, sondern vom mentalen physischen oder vom niederen Teil des physischen Mentals.

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      Dein Irrtum liegt hauptsächlich in der Beschreibung des physischen Teils des Mentals – was du beschrieben hast, ist das mechanisch-mentale Physische oder das Körper-Mental, das, sobald es sich selbst überlassen ist, einfach fortfährt, frühere gewohnte Gedanken und Regungen zu wiederholen, oder ihnen bestenfalls weitere mechanische Reaktionen auf Dinge und Reflexe, wie sie im gewöhnlichen Leben vorkommen, hinzufügt. Das wahre physische Mental ist der empfangende und formgebende Verstand, der zwei Funktionen hat – erstens, auf äußere Dinge einzuwirken, ihnen eine mentale Ordnung zu verleihen mit der Möglichkeit, sich praktisch mir ihnen auseinanderzusetzen; und zweitens, ein Kanal für die Materialisierung zu sein und alles zur Auswirkung zu bringen, was das denkende und dynamische Mental zu diesem Zweck herabsendet.

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      Das mechanische Mental ist eine Art Maschine – was immer es empfängt, steckt es in diese Maschine und hört nicht auf, es ständig darin herumzuwälzen, gleichgültig was es ist.

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      Die Natur des mentalen Physischen ist, ziellos die stattgefundene Bewegung fortzusetzen. Wir nennen es das mechanische Mental – es ist in der Kindheit stark ausgeprägt, da das denkende Mental noch nicht entwickelt ist und zudem nur einen engen Interessenkreis besitzt. Später wird sie [die mental-mechanische Bewegung] zu einer Unterströmung in den mentalen Tätigkeiten. Sie muss sich [bei dir] mit anderen Eigentümlichkeiten des mentalen Physischen erhoben haben, da unsere Arbeit [der Mutter und meine Arbeit der Umwandlung] jetzt bis hinunter ins Physische gelangt ist. Manchmal kommen diese Dinge auch auf, wenn das Schweigen des Mentals eintritt, doch letzten Endes werden auch sie sich beruhigen.

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      Du scheinst, deiner Beschreibung zufolge, mit dem mechanischen Mental in Berührung gekommen zu sein, dessen Natur es ist, sich fortwährend mit den eintretenden Gedanken im Kreise zu bewegen. Dies geschieht manchmal, wenn das denkende Mental still ist, und ist eine Eigenart des physischen Mentals; du solltest dich dadurch weder stören noch beunruhigen lassen, sondern erkennen, was es ist und es zur Ruhe bringen oder Kontrolle über seine Bewegungen erlangen.

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      Das vitale Mental ist meist energisch und schöpferisch selbst in seinen mehr mechanischen Regungen, daher muss es [bei dir] das physische Mental sein, das sich im Kreise dreht. Dieses und das mechanische Mental sind am beharrlichsten doch werden auch sie ruhig, sobald der Friede und das Schweigen mächtig und vollständig werden. Nachher beginnt das Wissen von den höheren Ebenen zu kommen – zunächst vom Höheren Mental, was eine neue Art Gedankentätigkeit, ein neues Wahrnehmungsvermögen schafft, die das gewöhnliche Mental ersetzen. Dies geschieht zuerst im denkenden Mental, dann aber auch im vitalen und physischen Mental, so dass sie alle eine Umwandlung erfahren. Diese Art des Denkens ist nicht ziel- und rastlos, sondern genau und sinnvoll – sie findet nur dann statt, wenn man sie braucht oder ruft, und sie stört das Schweigen nicht. Überdies ist das Element dessen, was wir Gedanken nennen, dort zweitrangig, und an seine Stelle tritt das, was man als erkennende Wahrnehmung bezeichnen könnte (Intuition). Doch solange das Mental einer vollständigen Stille nicht fähig ist, kommt entweder dieses höhere Wissen, Denken und Wahrnehmen nicht herab oder nur zum Teil, wobei sie aber dann Gefahr laufen sich mit dem niedrigeren [Wissen] zu vermischen oder von ihm nachgeahmt zu werden – und das ist lästig und hinderlich. Daher ist die Stille notwendig.

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      Sobald das höhere Bewusstsein das mechanische Mental ergreift, ist dieses nicht länger mechanisch.

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      Die Ausdrücke manas usw. [Mental] gehören der gewöhnlichen Psychologie an und werden für das Oberflächenbewusstsein verwendet. In unserem Yoga verwenden wir eine andere Bezeichnung, die sich auf yogischer Erfahrung gründet. Zweierlei reagiert auf diese Regung des manas – ein Teil des physischen Mentals, das mit dem Physisch-Vitalen verbunden ist. Es empfängt etwas von den physischen Sinnen und übermittelt dies der buddhi,– das heißt dem einen oder anderen Teil des denkenden Mentals. Dann empfängt es wiederum von der buddhi zurück und übermittelt Idee und Willen den Organen der Sinneswahrnehmung und Tat. All dies ist unumgänglich in der gewöhnlichen Bewusstseinstätigkeit. Im normalen Bewusstsein jedoch wird alles miteinander vermengt, und es gibt keine klare Ordnung und Regel. Im Yoga hingegen wird man sich der verschiedenen Wesensteile und ihres eigentlichen