Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo

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Название Briefe über den Yoga
Автор произведения Sri Aurobindo
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783963870583



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ist nicht das individuelle Selbst – er ist die Grundlage der äußeren Persönlichkeit oder des physischen Selbstes, wenn du es so ausdrücken willst; doch dies ist nicht das individuelle Selbst. Das individuelle Selbst ist das zentrale Wesen (Jivatman), das sich in der niederen Natur als seelisches Wesen manifestiert – es ist ein unmittelbarer Teil des Göttlichen.

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      Der Jivatman befindet sich über allen Ebenen. Er hat keine bestimmte Gestalt oder Farbe; er kann sich jedoch in einer Gestalt darstellen.

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      a) Er [jeder Jivatman] ist gleich und dennoch verschieden von anderen Jivatmans. Die Gita gebraucht die Formulierung, der Jiva sei ein amsasa sanatanah, ein ewiger Teil des Einen. Man könnte ihn ebenfalls als eines der vielen Zentren des Universalen Seins und Bewusstseins bezeichnen.

      b) Im wesentlichen hat jeder einzelne Jiva die gleiche Natur wie alle anderen, doch in der Manifestation folgt jeder der ihm eigenen Linie seines svabhava.

      c) Nein, Kutastha ist der aksara purusa – es ist nicht der Jivatman.

      d) Der Jivatman befindet sich immer auf der spirituellen Ebene über der Mental-Ebene. Er ist dort jedoch nicht auf eine bestimmte Ebene festgelegt.

      e) Nein. [Ein seelisches Wesen kann sich mit einem anderen nicht einen]. Affinität, Gleichklang, Sympathie, doch keine Einung. Die Einung findet mit dem Göttlichen statt.

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      Der Jivatman, der Seelen-Funke und das seelische Wesen sind drei verschiedene Formen der gleichen Wirklichkeit und dürfen nicht miteinander verwechselt werden, da dies die Klarheit der inneren Erfahrung trüben würde.

      Der Jivatman oder Spirit besteht selbständig über dem manifestierten oder dem instrumentalen Wesen – er steht über Geburt und Tod und ist immer der gleiche, er ist das individuelle Selbst, der Atman, das ewig wahre Wesen des einzelnen.

      Die Seele ist ein Funke des Göttlichen im Herzen der lebenden Geschöpfe der Natur. Sie befindet sich nicht über dem manifestierten Wesen, sondern tritt in die Manifestation des Selbstes ein, sie nimmt an seinem natürlichen, äußeren Werden teil und stützt seine Evolution in der Welt der stofflichen Natur. Zu Beginn bringt sie eine ungeformte Macht göttlichen Bewusstseins mit und mit dieser alle Möglichkeiten, die bislang noch nicht geformt wurden und denen Form zu geben Aufgabe der Evolution ist. Dieser Göttliche Funke besteht in allen lebenden Wesen der Erde, von ihren höchsten bis zu ihren niedersten Geschöpfen.

      Das seelische Wesen ist eine spirituelle Persönlichkeit, die von der Seele in ihrer Evolution hervorgebracht wird; seine Entwicklungsphase bezeichnet dasjenige Stadium, das die spirituelle Evolution des Individuums erreicht hat mit seinen unmittelbaren Möglichkeiten für die Zukunft. Es steht hinter der mentalen, vitalen und physischen Natur, es wächst durch deren Erfahrungen und trägt das Bewusstsein von Leben zu Leben. Es ist die seelische Person, caitya purusa. Zu Beginn ist es durch die mentalen, vitalen und physischen Teile verhüllt, in seinem Ausdruck durch deren Begrenzungen eingeschränkt und an die Reaktionen der Natur gebunden; doch in dem Maße, wie es wächst, wird es fähig hervorzutreten und Mental, Leben und Körper zu beherrschen. Von diesen ist es, um sich Ausdruck zu verleihen, im gewöhnlichen Menschen noch abhängig und ist nicht fähig, sie zu ergreifen und frei zu gebrauchen. Das Leben des [Menschen-] Wesens ist tierisch und menschlich, nicht göttlich. Sobald jedoch das seelische Wesen mit Hilfe der Sadhana das Übergewicht gewinnen und seine Instrumente frei gebrauchen kann, wird das Streben nach dem Göttlichen vorherrschend und die Umwandlung von Mental, Vital und Körper – nicht nur ihre Befreiung – möglich.

      Da das Selbst oder der Atman frei ist und über Geburt und Tod steht, genügt die Erfahrung des Jivatman und seines Einsseins mit dem höchsten oder universalen Selbst, um das Gefühl der Befreiung hervorzurufen; doch für die Umwandlung des Daseins und der Natur ist ebenso das volle Gewahrsein und Erwachen unseres seelischen Wesens unerlässlich.

      Das seelische Wesen erkennt in diesem Stadium sein Einssein mit dem wahren Wesen, dem Selbst, doch löst es sich weder darin auf, noch wandelt es sich darin um; es bleibt als dessen Instrument für den seelischen und spirituellen Ausdruck bestehen, eine göttliche Manifestation in der Natur.

      Der bindu, den du über dir sahst, mag als eine symbolische Art gelten, den Jivatman zu sehen – das individuelle Selbst als einen Tropfen im Ozean, als individuellen Teil des universalen Göttlichen; das Streben auf jener Ebene wäre natürlich auf das Sich-Öffnen des höheren Bewusstseins gerichtet, damit das Wesen dort und nicht in der Unwissenheit weile. Der Jivatman ist in Wirklichkeit bereits eins mit dem Göttlichen, doch besteht vielleicht sein spirituelles Anliegen darin, dass das übrige Bewusstsein dies ebenfalls verwirklicht.

      Das Streben des seelischen Wesens hingegen würde sich in einem Sich-Öffnen der gesamten niederen Natur, dem Mental, Vital und Körper, zum Göttlichen hin ausdrücken, in einem Streben nach Liebe und Einung mit dem Göttlichen, nach seiner Gegenwart und Macht im Herzen, nach der Umwandlung von Mental, Leben und Körper durch das Herabkommen des höheren Bewusstseins in dieses instrumentale Wesen, diese instrumentale Natur.

      Für die Fülle dieses Yoga sind beide Arten der Aspiration notwendig, die Forderung des Selbstes an die menschliche Natur von oben und das seelische Streben der menschlichen Natur von unten. Sobald die Seele ihr Streben dem Mental, Vital und Körper auferlegt, werden auch diese mit Aspiration erfüllt, und dies ist es, was du als das Streben auf der Ebene des niederen Wesens fühlst. Die Aspiration, die darüber empfunden wird, ist die des Jivatman nach dem höheren Bewusstsein mit seiner Verwirklichung des Einen, sich im ganzen Wesen zu manifestieren. Beide Arten der Aspiration sind notwendig und bedürfen einander. Doch das Suchen des niederen Wesens wird zu Beginn immer wieder unterbrochen und durch die Dunkelheit und Begrenzungen des gewöhnlichen Bewusstseins unterdrückt. Es muss sich in der Sadhana läutern, es muss beständig, stark und ausdauernd werden, erst dann vermag es die Verwirklichung zu erzwingen und sie unumgänglich zu machen.

      Deine Empfindung von Frieden, Reinheit und Ruhe wird durch eine Einung oder einen intensiven Kontakt des niederen mit dem höheren Bewusstsein herbeigeführt. Sie kann zu Beginn nicht beständig sein, erst durch das immer häufigere Andauern der Ruhe und des Friedens wird sie es werden, und am Ende durch das volle Herabkommen des höheren Bewusstseins in die niedere Natur mit seinem ewigen Frieden, seiner ewigen Ruhe und seinem ewigen Schweigen.

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      Der Jivatman oder der Spirit, wie er gewöhnlich im Englischen genannt wird, besteht selbständig über dem manifestierten oder instrumentalen Wesen – er steht über Geburt und Tod und ist immer derselbe, das individuelle Selbst oder der Atman. Er ist das ewig wahre Wesen des Individuums.

      Die Seele ist ein Funke des Göttlichen und befindet sich nicht über dem manifestierten Wesen, sondern kommt in die Schöpfung herab, um deren Evolution in der stofflichen Welt zu stützen. Zu Beginn ist sie eine ungeformte Macht des Göttlichen Bewusstseins, die alle Möglichkeiten enthält, die bislang noch nicht geformt wurden, denen eine Form zu geben jedoch Aufgabe der Evolution ist. Dieser Funke besteht in allen lebenden Wesen der Erde, vom niedersten bis zum höchsten.

      Das seelische Wesen wird in seiner Evolution von der Seele geformt. Es stützt Mental, Vital, Körper, es wächst durch deren Erfahrungen und trägt die Natur von Leben zu Leben. Es ist der seelische oder der caitya purusa. Zu Beginn ist es von Mental, Vital und Körper verhüllt, doch in dem Maße seines Wachsens wird es fähig hervorzutreten und Mental, Leben und Körper zu beherrschen; von diesen ist es, um sich Ausdruck zu verleihen, im gewöhnlichen Menschen abhängig, es ist nicht fähig, sie zu ergreifen und frei zu gebrauchen. Das Leben des [Menschen-] Wesens ist tierisch oder menschlich, doch nicht göttlich. Wenn jedoch das seelische Wesen durch die Sadhana das Übergewicht gewinnen und seine Instrumente frei gebrauchen kann, wird der Impuls zum Göttlichen vorherrschend und die Umwandlung von Mental, Vital und Körper