Название | Kommentar zum Briefe des Heiligen Paulus an die Römer |
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Автор произведения | Johannes Chrysostomos |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Die Schriften der Kirchenväter |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783849660161 |
V. 13: * „Ich will aber nicht, daß euch unbekannt bleibe, meine Brüder, daß ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen, bis jetzt jedoch ward ich verhindert.“ *
Sieh da, ein hohes Maß von Knechtsgehorsam und einen Beweis großer Dankbarkeit! Daß er verhindert wurde, sagt er; warum, sagt er aber nicht. Er untersucht nicht das Gebot des Herrn, sondern folgt ihm nur, obgleich es nahe lag, sich Gedanken darüber zu machen, warum wohl Gott einer so glänzenden und großen Stadt, auf welche der ganze Erdkreis seine Blicke richtete, so lange den Genuß vorenthielt, einen so großen Lehrer zu hören. Denn wer es über die Hauptstadt gewinnt, dem fallen die unter ihr stehenden Städte leicht zu; wer dagegen an der Residenzstadt vorbeigeht und sich auf die untergeordneten Städte wirft, der läßt die Hauptsache außer acht. Aber Paulus zerbricht sich darüber nicht den Kopf, sondern unterwirft sich dem Ratschlüsse der Vorsehung. Er bekundet dadurch seine eigene seelische Zucht und lehrt uns alle, niemals von Gott Rechenschaft zu fordern über das, was geschieht, wenn auch seine Fügungen vielen unbegreiflich vorkommen. Sache des Herrn allein ist es, anzubefehlen, Sache der Knechte, zu gehorchen. Darum sagt er zwar, daß er folgt, nicht aber, warum. Auch ich weiß es nicht, will er sagen. Frag’ mich darum nicht nach dem Willen und der Absicht Gottes. Spricht ja auch nicht das Werk zum Meister: „Warum hast du mich so gemacht?“ 48 Warum, sage mir, willst du das ergründen? Weißt du nicht, daß er Sorge trägt um alles, daß er weise ist, daß er nicht grundlos handelt und blindlings? Daß er dich mehr liebt als deine Eltern, daß er an Fürsorglichkeit einen Vater übertrifft und an Zärtlichkeit eine Mutter? Frage also nicht mehr, dringe nicht weiter ein; laß dir das zum Trost genügen; auch die Sache der Römer war damals weise geführt. Ist dir das Wie unbekannt, so laß dich das nicht verdrießen. Das ist ja dem Glauben eigen, das Wie nicht zu kennen und doch das Daß der Vorsehung gelten zu lassen.
5.
Paulus hat also richtig erreicht, was ihm am Herzen lag. Und das war? Zu beweisen, daß er nicht aus Mißachtung gegen die Römer nicht zu ihnen gekommen war, sondern daß er trotz seines heftigen Verlangens darnach daran gehindert war. Nachdem er sich von dem Vorwurf der Trägheit rein gewaschen und sie überzeugt hat, daß sein Verlangen, sie zu sehen, nicht geringer war als das ihrige, führt er ihnen wieder einen andern Beweis seiner Liebe an. Wenn auch gehindert, sagt er, stand ich doch nicht davon ab, den Versuch zu erneuern; aber so oft ich es versuchte, immer ward ich wieder gehindert. Ich habe aber den Versuch nie aufgegeben; so habe ich mich zwar dem Willen Gottes nicht widersetzt, aber auch die Liebe zu euch immer bewahrt. Denn daß er es sich vornahm, (zu ihnen zu kommen,) und nicht davon abließ, war ein Beweis seiner Zuneigung zu ihnen; daß er aber, als immer ein Hindernis eintrat, sich nicht widersetzte, war ein schöner Beweis seiner Liebe zu Gott.
„Um auch bei euch einige Frucht zu gewinnen.“
— Obzwar er schon oben die Ursache seines Verlangens ausgesprochen und ihre Berechtigung gezeigt hat, so führt er sie doch hier nochmals an, um einer falschen Meinung bei ihnen kräftig entgegen zu wirken. Rom war nämlich eine berühmte Stadt, die nicht ihresgleichen hatte auf der ganzen Welt. Für viele war darum einzig das Verlangen, sie zu sehen, der Beweggrund ihrer Reise dahin. Damit nun die Römer nicht denselben Beweggrund bei Paulus vermuteten oder damit sie nicht argwöhnten, er wolle nur deshalb zu ihnen kommen, um sich seiner Bekanntschaft mit ihnen rühmen zu können, führt er zu wiederholten Malen die Ursache seines Verlangens an. Früher hatte er gesagt: „Damit ich euch etwas geistige Gabe mitteile, sehnte ich mich, euch zu sehen.“ Hier wird er noch deutlicher: „Um einige Frucht auch bei euch zu gewinnen wie auch bei den übrigen Völkern.“ Sie, das Herrschervolk, nennt er in demselben Atem mit den von ihnen beherrschten Völkern. Trotz ihrer unzähligen Trophäen und Siege, trotz ihrer glanzvollen Konsuln setzt er sie auf die gleiche Stufe mit den Barbaren. Und das mit vollem Recht; denn da, wo der Adel des Glaubens gilt, gibt es keinen Unterschied zwischen Barbaren und Hellenen, zwischen Fremdlingen und Bürgern, sondern alle stehen an Würde auf gleich hoher Stufe. Beachte, wie der Apostel auch hier einen bescheidenen Ausdruck wählt! Er sagt nicht: Um zu lehren und in der Religion zu unterweisen, sondern was? „Um einige Frucht zu gewinnen“; und nicht einfach „Frucht“, sondern „einige Frucht“; wieder drückt er herab, was durch ihn geschieht, wie er oben gesagt hat: „Um etwas mitzuteilen.“ Dann demütigt er auch sie einigermaßen, wie oben gesagt, indem er hinzusetzt: „Wie auch bei den übrigen Völkern.“ Nicht weil ihr reich seid und mehr besitzt als die andern, trage ich weniger Sorge um die übrigen; denn nicht Reiche suchen wir, sondern Gläubige. Wo sind nun die Weisen der Griechen mit ihren langen Bärten, ihren Philosophenmänteln und ihrer Einbildung? Griechenland und die ganze Barbarenwelt hat der Zeltmacher umgewandelt. Dagegen hat der von ihnen so hoch gerühmte und gefeierte Plato, der dreimal die Reise nach Sizilien machte, mit all seinem Wortgepränge und seinem glänzenden Rufe es nicht über einen einzigen Fürsten vermocht, sondern mußte kläglich abziehen, nachdem er sogar (vorübergehend) die Freiheit eingebüßt hatte. Dieser Zeltmacher aber hat nicht bloß Sizilien und nicht bloß Italien, sondern den ganzen Erdkreis durchmessen. Bei seinem Predigen ließ er nicht ab von seinem Handwerk, sondern nähte auch da Felle zusammen und stand einer Werkstätte vor. Und daran stießen sich auch die Vornehmen nicht, wie billig; denn nicht Handwerk und ehrliche Arbeit macht einen Lehrer verächtlich, sondern Trug und Irrlehre. Darum verlachten jene Philosophen schon die Athener, auf diesen dagegen horchen auch die Barbaren, ungebildete und gemeine Leute. Denn das Evangelium ist Gemeingut aller; es kennt weder Standesunterschied noch nationalen Vorrang noch sonst etwas dergleichen. Nur