Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola. Ute Jäckle

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Название Liebeschaos: Süß wie Cherry Cola
Автор произведения Ute Jäckle
Жанр Языкознание
Серия Liebeschaos
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783903130517



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viel zu jung. Als ich mit dir schwanger wurde, war ich ja gerade mal neunzehn.«

      Opa rief nach einem Glas Wasser und störte die Unterhaltung glücklicherweise, bevor wir beide noch gemeinsam in Tränen ausbrachen. Ich stand ebenfalls auf und ging hinüber, fest entschlossen, keine heiklen Themen mehr anzuschneiden. Ich wollte den Tag mit meiner Familie genießen.

      9. Kapitel

      Am Montagmorgen musste ich Nick wieder unter die Augen treten. Peinlich, peinlich. Er hatte mich mit seiner scharfen Performance am Samstag fast vor allen Leuten zum Höhepunkt gebracht. Eine Minute länger und ich hätte ihm an Ort und Stelle die Klamotten vom Leib gerissen und wäre über ihn hergefallen. Zu Hause hatte ich als erstes mein Höschen wechseln müssen … Dabei hatte er mich nicht mal berührt. Entweder ich war völlig auf Sex-Entzug oder Nick ein Meister in dieser Disziplin. Wahrscheinlich traf beides zu. Ich war leichte Beute, stellte ich erschüttert fest, und nahm mir vor, Nick künftig keine Gelegenheit mehr für derlei Eskapaden zu bieten. Hoffentlich hielten meine guten Vorsätze auch noch an, wenn Nick mir wieder auf die Pelle rückte und schweinische Dinge in mein Ohr flüsterte. Natürlich würde ich das nicht mal unter Folter zugeben, aber irgendwie hatte ich die Situation auch genossen. Wenn nicht Nick vor mir gestanden hätte, sondern ein anderer Mann, wäre ich vielleicht sogar schwach geworden. Den kleinen Dirty Talk hatte ich die halbe Nacht nicht aus dem Kopf bekommen, bis ich schließlich aus dem Bett gesprungen war und ihn detailgetreu niedergeschrieben und abgespeichert hatte. Vielleicht konnte ich die Szene irgendwann einmal für einen Erotikroman brauchen. Die Versuchung, mit Nick diese und weitere anregende Szenen live zu erleben, war groß. Er war bestimmt sehr kreativ im Bett. Gott sei Dank hielten mich mein Stolz und meine Antipathie ihm gegenüber davon ab, irgendwas in der Richtung mit ihm auszuprobieren. Oder waren es die Narben? Hastig wischte ich alle Gedanken beiseite. Langsam war ich mir selbst nicht mehr geheuer.

      Marga schob den Verbandswagen aus Zimmer vier, als ich den Gang entlanghastete, ihre Schicht begann diese Woche eine Stunde früher als meine.

      »Hey«, sagte ich atemlos und blieb stehen. »Hast du Frau Hausers Verband gewechselt?«

      »Hi.« Sie knallte den Wagen recht unsanft gegen die Wand. »Ja, sieht schon viel besser aus. Das Antibiotikum wirkt.«

      »Das klingt gut.« Ich freute mich, dass die nette Frau Hauser keine starken Schmerzen mehr hatte und die Wunde endlich verheilte. Vielleicht konnte sie ihrer fiesen Schwiegertochter dann doch noch ein Schnippchen schlagen.

      Wir setzten uns gemeinsam in Richtung Stationszimmer in Bewegung. »Und, was hast du am Wochenende gemacht?« Marga zückte ihr Smartphone und kontrollierte ihre Nachrichten.

      »Samstagabend war ich im Boat und Sonntag bin ich nach Hause gefahren, mich ein bisschen verwöhnen lassen.«

      »Das hört sich gut an. Ich war schon lang nicht mehr daheim, meine Eltern machen mir deswegen schon die Hölle heiß.«

      »Du hattest doch auch frei.« Wir bogen ins Stationszimmer ab, wo ich mir erst mal eine Tasse Kaffee einschenkte, der noch grauenhafter schmeckte als sonst. Aber heute war mir der Geschmack relativ egal, ich brauchte Koffein. Ich wandte den Kopf. »Auch einen?«

      »Nein, ich hatte schon einen, mehr vertrag ich von dem Zeug nicht.«

      »Was hast du denn jetzt am Wochenende gemacht?«, hakte ich noch mal nach und verzog die Lippen, als sich das bittere Aroma auf meiner Zunge ausbreitete. Irgendwie wollte Marga nicht so recht mit der Sprache rausrücken.

      »Gearbeitet«, sagte sie kurz angebunden.

      »Hier?« Ich machte eine ausschweifende Handbewegung.

      »Ich habe meinen Dienst mit Nick getauscht, er hatte dringende und unaufschiebbare Pläne. Er hat mich quasi bekniet, was sollte ich da machen?«

      Mir blieb beinah der Kaffee im Hals stecken. »Du hast was?« Ich konnte es nicht fassen. Warum ließen sich alle Frauen immer von diesem Egomanen einlullen?

      »Ich glaube, es war ein Notfall.« Mittlerweile klang Marga sauer, sie musste merken, dass ich sie für naiv hielt. »Du wärst doch auch froh, wenn jemand mit dir seinen Dienst tauscht, wenn es brennt.«

      »Nick war am Samstag im Boat und er sah nicht aus, als würde es brennen. Ihm brannte höchstens ein ganz bestimmtes Körperteil«, sagte ich trocken, obwohl mir ein wohliger Schauer über den Rücken rieselte bei der Erinnerung an Nicks heißen Atem auf meiner nackten Haut. Was mir doch glatt entgangen wäre, wäre Marga nicht auf ihn hereingefallen.

      »Das ist nicht dein Ernst.« Ihr stand der Mund offen.

      »Lass mich raten.« Ich sank auf einen Schreibtischstuhl, immerhin hatte ich noch drei Minuten, bis meine Schicht begann. Somit war kein Grund zur Eile geboten. »Dafür hast du diesen Mittwoch keinen Dienst, was eigentlich Nicks freier Tag gewesen wäre.«

      Sie nickte.

      »Er ist so durchschaubar«, sagte ich von oben herab. Ich hatte das Gefühl, in Nick lesen zu können wie im Duden. Sämtliche charakterliche Schwächen und Hinterhältigkeiten prangten doch unübersehbar und alphabetisch geordnet in großen Lettern auf seiner Stirn. Man musste nur dechiffrieren können. War ich wirklich die Einzige weit und breit, die ihn durchschaut hatte?

      »Da hat er mich wohl reingelegt.« Marga ließ den Kopf hängen. Sie nahm eine Krankenakte und blätterte darin herum, ihre Wangen zierte ein Hauch von Röte. Sie wirkte verletzt und ich hätte ihr den harten Aufprall in der Realität gern erspart, aber langsam sollten die anderen kapieren, was Nick für ein Blender war. Marga konnte sicher ein paar tröstliche Worte brauchen, immerhin hatte sie es gut gemeint. Doch bevor ich den Mund aufmachen konnte, erschien der Fiesling höchstpersönlich im Zimmer.

      »Morgen«, grüßte er gut gelaunt und schlenderte zur Kaffeemaschine, er hatte seinen weißen Kittel ausgezogen und locker über die Schulter gehängt. Sein weißes T-Shirt lag eng an, umschmeichelte seinen muskulösen Oberkörper und betonte jeden einzelnen harten Bauchmuskel. Unwillkürlich hielt ich den Atem an.

      »Guten Morgen«, brummte ich und war mir sicher, dass Marga ihm bei diesem Anblick augenblicklich verzeihen würde. Aber ich hatte mich getäuscht. Sie ignorierte ihn, was dem Mittelpunkt der Erde selbstverständlich überhaupt nicht auffiel. Kurzerhand beschloss ich, meinem werten Kommilitonen ein wenig auf die Sprünge zu helfen, er sollte nicht unwissend sterben.

      »Na, Wochenende noch gut verbracht?«, fragte ich betont vergnügt, als würde mich sein Privatleben tatsächlich interessieren. Sofort stutzte er, schließlich kannte auch er mich gut genug, um zu wissen, dass ich mich einen Dreck um seine Freizeitgestaltung scherte.

      »War ganz okay.« Sein Blick schweifte zu Marga, die Strichmännchen auf den Rand eines Blocks kritzelte, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.

      »Du siehst auch sehr erholt aus«, machte ich unnachgiebig weiter, in der Hoffnung, auf einen Moment der Schwäche bei Nick gestoßen zu sein.

      Er trank einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse, die er nicht mehr aus den Augen ließ, sobald ich in seiner Nähe auftauchte. Wie konnte man nur so nachtragend sein?

      »Erholt, wäre jetzt zu hochgegriffen«, sagte er und bewegte sich in Richtung Tür. Och nein, er würde doch jetzt nicht etwa das Tribunal durch feige Flucht beenden wollen? Das musste ich verhindern.

      »Stimmt, du hast ja auch das halbe Wochenende im Boat abgefeiert. War das eine super Stimmung dort, also mich hätte das tierisch angekotzt, wenn ich Dienst hätte schieben müssen. Glück muss man haben.«

      Ruckartig hielt er an. Er ließ einen gewichtigen Moment verstreichen, ehe er sich mit langsamen Bewegungen umdrehte, seine stahlgrauen Augen feuerten Blitze in meine Richtung ab, ehe sein Blick auf Marga verweilte. Er hatte es geschnallt. Ich war gespannt, wie er sich jetzt rauswinden würde und lehnte mich zufrieden zurück. Egoistischer Mistkerl. Ob mir jemand Popcorn reichen könnte?

      »Ich habe nicht das halbe Wochenende im Boat abgefeiert«, sagte er schließlich,