Название | Die Perry Rhodan Chronik, Band 3 |
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Автор произведения | Hermann Urbanek |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854453963 |
So erlebte ich also die Welt der 1960er Jahre noch einmal aus einer interessanten Perspektive. Zu einer Zeit, da die Erde durch die Kubakrise knapp am dritten Weltkrieg vorbeischrammte, da der Kalte Krieg seinen Höhepunkt erreichte, gründete ein Mann, der auf dem Mond ein Wunder erlebt hatte, die »Dritte Macht« und leitete den Weltfrieden ein.
Trotz der dramatischen Abenteuer und Gefahren – die Menschen der Erde fanden untereinander zum Frieden. Ein schöner Traum.
Das ist unwiderstehlich, vor allem in der Rückschau. Dazu gehört auch das etwas … hm … sagen wir höflich, sexistische Frauenbild. Meistens waren die Frauen »Mädchen« und hatten, obwohl hochdekorierte Wissenschaftlerinnen, häufig nicht mehr zu tun, als Kaffee zu bringen; doch es gab auch Ausnahmen, wie bei der Außerirdischen Thora und später Mory Abro, die Perry Rhodan ordentlich Zunder gab – bis er sie heiratete, dann versank sie leider in Bedeutungslosigkeit.
Was aber auch dazugehörte, waren die unglaublichen Werbeschnipsel. Arnold Schwarzeneggers Muskeln, die Röntgenbrille, das Haargel für den richtigen Scheitel, das beste Mittel gegen Bettnässen und natürlich die lustigen »Sea-Monkeys«, jene »Männchen, Frauen und Kinder«, die »miteinander spielen« sollten. Diese unvergesslichen Sammlerstücke wurden später nur noch von den YPS-Gimmicks übertroffen.
Bei PERRY RHODAN selbst war damals alles total ernst und seriös, wenn man die Herren (und erst viel später die Dame) Autoren so sah in ihren schicken Anzügen mit Krawatte, manchmal auch schon vor dem Porsche posierend. Auf der Leserkontaktseite war der Tonfall auch gediegen und distanziert. Dennoch entwickelte sich eine Fangemeinde, die sich beim ersten WeltCon stundenlang anstellte, um ein Autogramm zu erhalten und einmal Auge in Auge mit »dem« Lieblingsautor zu sein und vielleicht sogar ein paar Worte wechseln zu dürfen.
Die WeltCons, so behaupte ich, haben für allmähliche Auflockerung und Annäherung gesorgt. Denn es ist wichtig, dass die Fans sich einbezogen und ernstgenommen fühlen, dass sie ein Teil der »Familie« sein dürfen. Hierzu leistete auch das ungewöhnlich »flockige« und von mir sehr geschätzte PR-Magazin etwas, in dem sich viel Hintergrund von und über die Autoren fand – aber auch der Blick über den Tellerrand, mit fantastischen Grafiken und Kurzgeschichten abseits der PERRY RHODAN-Welt.
Aber da sind wir ja sowieso schon in den Achtzigern, als ich bei Heft 1 noch einmal anfing. Nach der Schwärmerei meines Mannes wollte ich es wissen. Also her mit der fünften Auflage und dann erst mal gelesen, gelesen. Zwischendurch Atari gezockt, weitergelesen. Eine Abwechslung zu Herberts »Dune« und anderen SF-Welten und natürlich Star Wars. Ich war damals noch jung genug, um über viele Dinge hinwegzusehen, über die ich heute stolpern würde – wie etwa das Frauenbild und noch so einige andere heutzutage skurrile Einsichten und Ansichten. Dennoch: Die Serie war damals gerade mal Anfang bis Mitte Zwanzig, so wie ich, da war der Abstand noch nicht so groß. Und die fabelhaften Abenteuer lenkten sowieso von den Mängeln ab, das machte einfach Spaß. Auch und vielleicht sogar vor allem die Albernheiten eines Roi Danton. Und warum? Weil es hier endlich einmal »menschlicher« wurde.
In der SF waren Emotionen ja bis Ende der 80er absolut verpönt. Sex fand, wenn überhaupt, irgendwo zwischen Seite 13 und 14 statt und wurde höchstens am Rande durch ein sachtes Berühren einer Hand am nächsten Tag offenbar. Liebe? Das ging denn doch zu weit. (Und geht ja manchen heute noch zu weit, die schon allein bei einem Wort wie »Zuneigung« sofort empört »Igitt! Cora-Roman!« reklamieren.)
PERRY RHODAN war, logischerweise, immer seiner Zeit verhaftet. Bewusst oder unbewusst ließen die Autoren ihre Gedanken und Erfahrungen mit einfließen, so dass man sich in gewissem Maße auch immer ein Bild über die allgemeine politische Lage machen konnte. Parallelen fanden sich durchaus. Das zeigte sich nicht nur in den Handlungen, sondern auch auf dem Cover, wo sich die elegante Lady im schicken gelben Kostüm (evtl. sogar mit Handschuhen) mit der Zeit zu einer bewaffneten und langmähnigen jungen Frau im engen Dress oder Minirock wandelte. So nach und nach wurden die Frauen auch nicht mehr bewusstlos auf Händen aus einer Gefahr getragen oder versteckten sich mit aufgerissenen Augen und aufgerissenem Mund hinter dem sie verteidigenden Helden.
Was das Frauenbild betraf, hinkte PERRY RHODAN in Text und Bild lange seiner eigenen Zukunft hinterher; so nimmt es nicht wunder, dass die Serie heute noch das Stigma der »Männerdomäne« aufweist. Was man über zwanzig Jahre lang gepflegt hat, ist nur schwer wieder loszuwerden. Bei mir führte es dazu, dass ich das Lesen wieder einstellte. Ich mochte die Serie, aber ich mochte sie nicht mehr lesen, sondern ich malte mir viel lieber aus, wie es wäre, wenn ich selbst mitschriebe.
Nicht dass ich jemals daran gedacht hätte, einen Text nach Rastatt zu schicken, ich schrieb auch nie Fanfiction. Die Mitarbeit traute ich mir zu dem Zeitpunkt, da gerade mein Debüt, aber im Genre Fantasy, ins Haus stand, nicht zu. Trotz meiner zu dem Zeitpunkt bereits sehr freundschaftlichen Verbindung zu Ernst Vlcek, wobei es da aber mehr um MYTHOR ging.
Aber in der Science Fiction und Fantasy kreuzen sich die Wege einfach immer wieder, dem kann man nicht entgehen. Man lernt Autorenkollegen kennen, man geht auf Cons und kommt ins Gespräch mit Fans … und ich selbst wurde allmählich auch erfahrener und sicherer. Einen PERRY RHODAN traute ich mir immer noch nicht zu, obwohl es schon so vorsichtige, sehr subtile Anfragen gab. Aber schreiben nach fremdem Exposé, im Korsett, im Zusammenspiel mit den anderen Autoren, die schon Jahrzehnte dabei waren? Das ist doch eine ganz andere Herausforderung.
Der ich mich dann eben 1991 doch stellte, als ich ganz konkret angesprochen wurde, weil einfach kein Weg an PERRY RHODAN vorbeiführte. Und ganz ehrlich – er war auch eine tolle Publikationschance zu einer Zeit, da deutschsprachige Autoren bei den Verlagen verpönt waren und kaum eigenständige Werke an den Lektor bringen konnten. Und an jener Serie mitzuwirken, die ich in der Jugend gelesen hatte, das wollte ich dann doch endlich einmal ausprobieren. Es war so weit!
So gehen wir also auf die eine oder andere Weise seit Anbeginn gemeinsam unseren Weg, PERRY RHODAN und ich, betrachten schmunzelnd unser Alter und sind gespannt auf das, was da noch kommen mag.
Das Projekt
Von Leo Lukas
Stellen wir uns einmal vor, 1961 hätten zwei Schriftsteller folgendes Projekt angekündigt: Sie würden einen fantastischen Kosmos erschaffen, der sich über unzählige Galaxien, mehrere Universen und Millionen von Jahren erstrecken werde, sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft. Dutzende professionelle Autoren und Illustratoren sollten daran mitwirken, Hunderte und Aberhunderte von Kreativen aus verschiedensten Ländern der Erde weitere Beiträge liefern – Kurzgeschichten, Grafiken aller Art, Musik, Filme, Modellbau, Kostüme, Rätsel, Spiele, Veranstaltungen von Stammtischtreffen bis zu mehrtägigen Conventions, und nicht zuletzt massenhaft Sekundärliteratur. Überdies sollten Tausende und Abertausende Leser die Möglichkeit wahrnehmen, ihrerseits diesen Kosmos durch permanentes Feedback mitzugestalten, anfänglich via Leserbrief, später via elektronische Medien, weit über fünfzig Jahre lang.
Wer hätte diesen beiden Schriftstellern auch nur minimale Chancen zugestanden, einen solchen Traum zu verwirklichen?
Nicht einmal Karl-Herbert Scheer und Walter Ernsting (alias Clark Darlton) selbst wären damals so kühn gewesen, ihrer neuen Science Fiction-Serie ein derartiges Wachstum weit über den deutschen Sprachraum hinaus zu prophezeien. Natürlich glaubten sie an »Perry Rhodan« und hofften, mehr als die vom Verlag maximal geplanten fünfzig Heftromane schreiben zu können. Aber dass sich daraus die umfangreichste literarische Unternehmung der Menschheitsgeschichte entwickeln würde, hätten gewiss auch sie nicht für möglich gehalten.
Quantität ist nicht alles, klar. Das PERRY RHODAN-Projekt weist allerdings obendrein einige ganz spezielle Qualitäten auf. Die Serie proklamiert, trotz der vielen Widrigkeiten und Fieslinge, mit denen sich unsere Helden fast pausenlos herumschlagen müssen, positive Utopien – angefangen von der Einung der Menschheit durch den Aufbruch zu den Sternen über den tiefgreifenden, vor allem von William Voltz geprägten Humanismus, der sich im Begriff »Terraner« ausdrückt, bis zur wahrhaft intergalaktischen Überwindung jeglicher Fremdenfeindlichkeit. Die Person, der »Charakter« Perry Rhodan steht nicht für