Vagos, Mongols und Outlaws. Kerrie Droban

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Название Vagos, Mongols und Outlaws
Автор произведения Kerrie Droban
Жанр Зарубежная психология
Серия
Издательство Зарубежная психология
Год выпуска 0
isbn 9783854454045



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Squad Gewehr bei Fuß, und das Nomad Chapter übernahm die Jobs bei den Bandidos.

      „Die Vagos sind da anders gestrickt“, warnte mich Koz. „Sie behandeln alles diskret.“

      Die Schwierigkeit lag nun darin, die großen Nummern zu identifizieren. Und ohne ein Bike käme ich da nie rein.

      „Wir arbeiten daran“, versicherte mir Koz.

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      Das nächste geplante Treffen der Vagos fand in Lake Havasu in Arizona statt, gelegen am Colorado River, 60 Meilen südlich von Bullhead City. Der Wüstenfluss, umgeben von roten und ockerfarbenen Bergen und steilen Wänden, war ein Reservoir des Colorado River, das sich bei der Fertigstellung des Parker-Staudamms 1938 gebildet hatte. Die wunderschöne Kleinstadt zeichnete sich durch die berühmte London Bridge und ein nachempfundenes britisches Dörfchen voller Geschäfte und Restaurants aus und zog eine hochexplosive Mischung aus Studenten und Outlaws an. Die Palmen und der idyllische Strand bildeten einen starken Kontrast zu den maßlosen und überschwänglichen Partys, die allerorten gefeiert wurden. Die Tour nach Havasu war eine exklusive Veranstaltung der Vagos und fiel zufälligerweise mit der Tour nach Laughlin zusammen.

      Da ich immer noch kein Bike besaß, fuhr ich mit einigen Männern des Victorville-Chapters in einem Wohnmobil. Die Motorräder wurden auf einem Anhänger befördert. Zumindest bot der Wagen Schutz vor der brütenden Hitze, denn hier stiegen die Temperaturen leicht über 40 Grad. Die Hells Angels hatten Arizona wie auch einen großen Teil der Westküste fest in der Hand. Allerdings hatten sie es noch nicht geschafft, sich die Vagos einzuverleiben, die Südkalifornien beherrschten. Lake Havasu stellte einen wichtigen Punkt auf der Landkarte der Biker dar, denn hier stand die schlichte Präsenz im Vordergrund und nicht irgendeine Strategie. Als Abhänger schloss man mich von den wirklich wichtigen Gesprächen aus. Stattdessen verbrachte ich einige Stunden damit, den Mitgliedern Bier und Zigaretten zu beschaffen – und Head Butts Plastikbett aufzublasen, dann die Luft rauszulassen und es später wieder aufzublasen. Darüber hinaus musste ich die Biker standesgemäß unterhalten. Nach einer Weile forderte die Anweisung „Runter auf den Boden und 22 Liegestütze machen“ ihren Tribut. Erschöpft, dehydriert und umgeben von abgefüllten Bikern und Prospects, die mir Meth ins Gesicht bliesen, stellte ich mir einen Gefängnisaufenthalt als ein wahres Vergnügen vor.

      Die Vagos hatten ein komplettes Hotel in Beschlag genommen und machten es sich jetzt erst mal auf dem Parkplatz bequem, durch Zelte vor der Sonne geschützt. Terrible, der erst einige Wochen vor der Tour offiziell zum Prospect ernannt worden war, zerfloss förmlich in der Hitze. Ich folgte ihm auf Schritt und Tritt, um zu erfahren, wo die Aufgaben eines Prospects lagen, doch der Unterschied zwischen unser beider Rollen war eher marginal. Immer wenn sich mir die Gelegenheit bot, steckte ich den anderen, dass ich mir ein Bike zugelegt hatte. Ich wusste, dass ich damit in den Augen der Vollmitglieder sofort auf einer höheren Stufe stand und schneller befördert werden würde. Besonders Head Butt interessierte sich für die Information. Er ahnte natürlich nicht, dass es noch Wochen dauern sollte, bis das ATF das sprichwörtliche rote Band der Bürokratie durchtrennen und mir die Karre liefern konnte.

      Tagelang versuchte ich, wenigstens einige Minuten zu schlafen – auf nackten Fliesen, auf dem Randstein, auf einer schäbigen Couch. Doch entweder rissen mich die Geräusche von Fußgängern aus dem Schlaf oder laute Stimmen – oder auch die Klangkulisse des Sex weckte mich auf, die von den Wohnwagen oder aus irgendeinem Gebüsch an mein Ohr drang. Ich schnappte auch einige Wortfetzen auf. Es ging um Waffen- und Drogenschmuggel und um bevorstehenden Ärger mit den Angels. Doch nie bot sich mir die Möglichkeit, ein Gespräch konzentriert zu belauschen. Stattdessen drückte ich mich schon vor Sonnenaufgang an den grauen Wänden rum und empfand die Welt als ein verworrenes Durcheinander.

      Terrible bewachte den Campingwagen. Mit den Hörnern, den zusammengepressten Augen und den Tattoos wirkte er wie eine mythische Kreatur, die gerade irgendeinem geheimnisumwitterten Gewässer entstiegen war. Als Junkie kam er tagelang ohne Schlaf und Nahrung aus – der ideale Soldat, der von einer verrückten Dienstauffassung bestimmt zu sein schien. Er strahlte eine verflucht gefährliche Energie aus, die mich beunruhigte und innerlich verkrampfen ließ. Obwohl ich den Gedanken hasste, noch mehr Zeit mit dem Kerl zu verbringen, war mir klar, dass ich nur durch ihn an die wichtigen Biker herankommen konnte.

      Dann kam der dritte Tag unseres Aufenthalts. Die Sonne ging gerade hinter dem Fluss unter, und ich hatte mir bereits mein 22. Bier geschnappt. Terrible war völlig übermüdet und sah so aus, als werde er gleich umkippen. Die Vagos hatten ihm befohlen, eine geschlagene Stunde auf einem Bein zu tanzen – Spielchen, die Prospects über sich ergehen lassen müssen. Psycho, der Präsident des Chapters, gab an diesem Abend die Beförderung von Head Butt bekannt. Wir drängten uns alle in das Wohnmobil und beobachteten, wie Psycho Head Butt das Abzeichen, den Center Patch, überreichte, das er mittig auf der Kutte annähen durfte. Sie gaben ihm dafür 15 Minuten Zeit. Terrible kramte in seiner Gürteltasche und holte Nadel und Faden raus. Psycho bot ihm daraufhin sein altes Motorrad an.

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      Nach der Havasu-Tour lud mich Terrible in das Meth-Haus ein, in dem er mit Rhino und Twist wohnte. In den engen Räumen standen halbnackte Frauen in den Türrahmen, die menschlichen Skeletten glichen und darauf warteten, Sex gegen Meth einzutauschen. Ineinander verschlungene und an die Wand gelehnte Körper stöhnten lustvoll, und am Boden standen Schalen mit Meth. Über einer alten Couch, die vom weißen Pulver ganz verdreckt war, hing eine von hinten angestrahlte Nazi-Flagge. Das schwarze Hakenkreuz warf düstere Schatten an die Decke. Vor die Fenster gespannte Folie ließ nicht den winzigsten Sonnenstrahl in das Innere des Gebäudes. Es stank nach durchnässtem Mauerwerk und Bier. Von dem ganzen Drogennebel begannen meine Augen zu tränen. Mehrere AK-47, die legendären Sturmgewehre, standen neben der Tür, als gehörten sie zum Mobiliar. Pitbulls lagen auf dem Boden, und Fliegen krochen ihnen ins Ohr. Verklumpter Hundekot lag in Nähe der Drogen. Twist grunzte zur Begrüßung und steckte sich eine Glaspfeife an, die .380er-Pistole in seinem Gürtel.

      Ich lehnte mich gegen eine Wand, hörte das Klatschen von Haut auf Haut, genussvolles Lecken und kaum verständliches Geschnatter, das mich an eine seltene Vogelart erinnerte. Im Zwielicht warf Rhinos Körper einen langen Schatten. Er spielte gedankenverloren mit den Titten einer Frau, wobei das lange Messer aus seinem Gürtel hervorblitzte. Er sammelte Frauen wie andere Waffen. Seine Alte stand in einer Ecke und wirkte wie ein riesiger Dreckfleck. Einige spindeldürre Bräute mit eingefallenen Augen versuchten Rhinos Aufmerksamkeit zu erregen. Sie standen im Flur, im Schlafzimmer oder saßen auf der Couch oder auf dem Boden. Rhinos Freundin schien das überhaupt nicht zu beeindrucken. Wenn ich nicht noch mehr sinnlose Nächte mit dem Beobachten von benebelten Sex-Miezen verschwenden wollte, musste ich dringend etwas unternehmen.

      Ich machte dann den ersten Schritt, spürte dabei jede Nervenfaser. Die Angst steigerte meine Aufmerksamkeit.

      „Ich hab dich doch schon mal gesehen.“ Rhino nickte. Keiner reichte dem anderen die Hand. Hätte ich als x-beliebiger Abhänger das Gespräch mit einem Vollmitglied begonnen, wäre das mein erster Fehler gewesen.

      „Ich kriege das Bike in einem Monat, habe den Bock schon bezahlt“, versuchte ich eine Unterhaltung anzuleiern. Eine merkwürdige Stille machte sich zwischen uns breit. Rhinos blutunterlaufene Blicke durchdrangen mich. Während einiger quälend langer Sekunden zwinkerte keiner von uns.

      Und dann – als hätte ich einen imaginären Test bestanden – meinte er bloß: „Ich werde dich fördern.“

      Meine Zunge klebte am Gaumen. „Ich fühle mich geehrt.“ Das war’s. Ich war drin. Vielleicht wirkte ich in diesem Augenblick etwas zu aufgeregt oder erleichtert, denn Rhinos Gesicht verfinsterte sich wieder für einige Sekunden, und er riet mir mit tiefer Stimme: „Lass mich niemals wie ein dummes Arschloch dastehen.“

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      Terrible klärte mich später auf. Er hatte gehörte, dass „Vollidioten“, dazu zählten illoyale Prospects und angebliche Informanten,