Название | Der Himmel über Nirvana |
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Автор произведения | Charles R Cross |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854454243 |
Tracy war die ideale Freundin für den zwanzigjährigen Kurt, und die Beziehung mit ihr war ein Meilenstein auf seinem Weg zum Erwachsenwerden. Sie war ein Jahr älter als er, hatte schon hunderte von Punkkonzerten gesehen und wusste eine Menge über Musik, was Kurt ungemein auf- und anregend fand. Mit ihrem schwarzen Haar, ihren Kurven und den großen Augen, die so auffallend braun waren wie die seinen blau, war sie eine schlichte Schönheit, die mit beiden Beinen auf der Erde stand. Jeder, der sie kennen lernte, freundete sich mit ihr an; hierin – und beileibe nicht nur hierin – unterschied sie sich zu hundert Prozent von Kurt. Er war vom Fleck weg hingerissen von ihr, obwohl er von Anfang an das Gefühl hatte, sie gar nicht verdient zu haben. Gleich zu Beginn ihrer Beziehung offenbarten sich diese inneren Wunden ebenso wie Kurts übliches Schema, sich zurückziehen zu wollen. Sie hatten erst ein paarmal miteinander geschlafen, als sie einmal nach dem Sex nebeneinander im Bett lagen und sie sagte: „Gott, bist du dünn!“ Tracy konnte nicht wissen, dass sie gar nichts Verletzenderes zu Kurt hätte sagen können. Er reagierte darauf, indem er in seine Klamotten sprang und aus dem Haus rannte. Er kam aber wieder zurück.
Tracy beschloss, ihm so viel Liebe zu geben, dass seine Angst vergehen würde. Sie wollte ihm so viel Liebe geben, dass er sich womöglich endlich selbst würde lieben können. Aber bei Kurt begab sie sich da auf trügerisches Terrain; hinter jeder Ecke saß bei ihm ein Anlass zu Selbstzweifel und Angst.
Das Einzige, was er in diesem Frühjahr noch mehr liebte als Tracy, war seine Ratte Kitty. Er hatte den männlichen Nager von klein auf großgezogen, ihn die ersten Wochen über mithilfe einer Pipette ernährt. Die Ratte war für gewöhnlich in ihrem Käfig, aber zu besonderen Anlässen ließ Kurt sie im Haus herumlaufen; ein bisschen Rattendreck konnte den schmuddeligen Teppich auch nicht weiter verderben. Eines Tages, während Kitty frei in der Hütte herumlief, fand Kurt an der Decke eine Spinne und versuchte, die Ratte auf sie zu hetzen: „Ich sagte: ‚Siehst du das Mistvieh, Kitty? Schnapp sie dir, bring sie um, schnapp sie dir, bring sie um‘“, schrieb Kurt in sein Tagebuch. Aber Kitty ließ die Spinne in Ruhe, und als Kurt mit einer Sprühdose Deo wiederkam, um die Spinne damit zu töten, hörte er ein grauenhaftes Geräusch und blickte nach unten:
Mein linker Fuß … auf dem Kopf von Kitty. Er lief blutend, kreischend herum. Ich schrie: „Tut mir leid“, wohl an die dreißigmal. Mit einer schmutzigen Unterhose hob ich ihn auf. Ich steckte ihn in einen Sack, suchte mir eine Latte, nahm ihn mit nach draußen und schlug drauflos, drehte ihn um und trampelte dann auf dem Sack herum. Ich spürte, wie seine Knochen brachen, wie es ihm die Eingeweide herausdrückte. Es dauerte etwa zwei Minuten, ihn von seinem Elend zu befreien, und dann überfiel das Elend mich für den Rest der Nacht. Offensichtlich habe ich ihn nicht genug geliebt, nicht so wie jetzt. Ich ging wieder ins Schlafzimmer, sah die Blutflecken und die Spinne. „Fuck you!“, schrie ich und dachte schon daran, sie umzubringen, aber dann ließ ich sie in Ruhe, damit sie mir übers Gesicht krabbeln konnte, wenn ich die ganze Nacht wach lag.
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