Die Geschichte von KISS. Gene Simmons

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Название Die Geschichte von KISS
Автор произведения Gene Simmons
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Серия
Издательство Изобразительное искусство, фотография
Год выпуска 0
isbn 9783854454441



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großen Streit, und Stephen schrie ihn an: „Was zum Teufel meinst du eigentlich, wer du bist? Denkst du, um dich herum wabert so etwas wie eine Scheiß-Aura?“ Und Paul antwortete: „Ja, das glaube ich tatsächlich.“ Paul hatte sehr viel Selbstvertrauen, womit er bei Steve aneckte. Wir waren eine saubere Band – keiner ließ sich auf Drogen ein. Es war nicht wie bei KISS, nicht wie bei Ace [Frehley] und Peter [Criss], die beide tranken und von Anfang an auch andere Probleme hatten.

      Wicked Lester gaben nur ein paar Konzerte, und das Geld war knapp. Dank Ron Johnsen konnten sich Gene und Paul aber als Sessionmusiker in den Electric Lady Studios etwas dazuverdienen. Diese musikalische Lehrzeit verschaffte den beiden zukünftigen Rockstars einen praxisbezogenen Einstieg ins Musikgeschäft.

      GENE SIMMONS: Wicked Lester waren an einem Punkt angelangt, an dem es so aussah, dass wir uns auflösen würden. Eines Tages spazierten wir in unser Loft und mussten feststellen, dass unsere Ausrüstung gestohlen worden war. Wir waren am Boden zerstört. Und wir brauchten Geld, um die ganzen alten Sachen ersetzen zu können. Ron Johnsen war Cheftontechniker der Electric Lady Studios in Greenwich Village. Er arbeitete mit Acts wie Lobo, der einen Hit mit „Me and You and a Dog Named Boo“ hatte, und Little Eva, die „The Locomotion“ gesungen hatte. Er produzierte das Wicked-Lester-Album, das auf Epic Records hätte erscheinen sollen. Pikanterweise arbeitete Ron auch mit Chelsea, der Band von Peter Criss, die eine Platte auf Decca herausbrachte. Ron Johnsen, die gute Seele, war so nett, uns zu sagen: „Ihr könnt hier doch nicht einfach nur so rumhängen. Ihr braucht doch Geld. Lasst mich euch für ein paar Sessions einteilen.“ Ich hatte bereits bei kleineren Aufnahmesessions ausgeholfen. So spielte ich zum Beispiel Bass auf dem Demo einer schwarzen Sängerin. Sie war nicht mies, aber der Song gab mir nichts. Ron produzierte aufstrebende Musiker und verhalf Paul und mir zu ein paar Session-Jobs, was sich im Grunde so abspielte: „Okay, Jungs, hier sind die Parts, die ihr singen sollt, habt ihr das drauf?“ Wir beide machten dann untereinander aus, wer was singen würde, so im Stil der Everly Brothers. Er sang den höheren Gesangspart und ich den mittleren – oder auch umgekehrt.

      PAUL STANLEY: Es war alles ziemlich informell; praktisch jeder, der dort abhing, sang mit. Für mich war das nicht unbedingt Session-Arbeit, weil wir nicht wegen unserer Fähigkeiten oder irgendwelchen besonderen Kenntnissen angeheuert wurden. Es ging mehr darum, uns ein wenig Kohle zuzustecken, damit wir nicht verhungerten. Und ich meine ein wenig Kohle [lacht]. Es war mehr ein symbolischer Akt. Lyn Christopher war eine Musikerin, die von Ron Johnsen betreut wurde. Ron war der Produzent von Wicked Lester und hatte Lyn durch ihren damaligen Ehemann, Lou Ragusa, kennengelernt.

      LYN CHRISTOPHER: Wir brauchten Hintergrundgesang für mein Album, und Ron sagte: „Ich kenn da zwei Typen, die passen würden.“ Gene und Paul sangen auf zwei Songs, „Celebrate“ und „Weddin’“. Sie waren echt nett und hatten gute Stimmen. Paul war eine große Unterstützung. Er sagte zu mir: „Du bist schön, und du wirst den Durchbruch schaffen.“

      PAUL STANLEY: Lyn stand bei Paramount Records unter Vertrag, und ihre Musik war sehr sanft und entspannt, aber sie sah auch super aus. Jedes Mal, wenn sie ins Studio kam – egal, ob sie nun sang oder nur mal nach dem Rechten sah –, konnte ich nicht anders, als sie anzustarren.

      LYN CHRISTOPHER: Es war das erste Mal, dass Gene und Paul dafür bezahlt wurden, auf einem Album zu singen. Sie waren genauso begeistert wie ich, auf einer Platte zu singen, die auf einem Major-Label erscheinen würde. Man merkte, dass es eine große Sache für sie war.

      GENE SIMMONS: Als dieses Album rauskam, war es das erste Mal, dass wir auf einer echten Platte zu hören waren. In den Credits stehen wir als Gene Simmons und Paul Stanley. Es war eine tolle Erfahrung, an einer Platte beteiligt zu sein.

      PAUL STANLEY: Wir sangen auch bei einer Aufnahmesession mit Tommy James. Der Song hieß „Celebration“. Ich erinnere mich, dass ich Tambourin spielte und sang. Zu der Zeit ging es im Studio gerade ziemlich ab. Tommy war als Koproduzent bei der Session dabei und arbeitete mit dem Tontechniker Ralph Moss, der auch beim Wicked-Lester-Album mithalf.

      GENE SIMMONS: Wir waren auch bei Mr. Gee Whiz dabei. Es war sehr bizarre, eklektische Popmusik. Wenn ich zurückblicke, waren diese Sessions ein Spaß, aber das meiste verdankten wir dem Zufall. Was wir dafür gezahlt bekamen, war uns eigentlich egal. Wir hatten keine Ahnung, was die Gewerkschaften ausgehandelt hatten. Wenn ich mich richtig erinnere, bekam man damals für eine dreistündige Session so um die 90 Dollar. Wir lebten praktisch dort. Wir saugten die Electric Lady Studios förmlich auf. Für uns war es so etwas wie die harte Schule des Lebens. Eigentlich war es nicht wirklich „hart“, eher eine Art Feuertaufe. Wir kamen so mit Leuten zusammen, die wir sonst nur aus Magazinen oder dem Fernsehen kannten oder in großen Konzerthallen live gesehen hatten. Vor unseren Augen öffnete sich eine neue Welt, eine Welt, an der wir teilhaben wollten. Stephen Stills nahm im Studio auf, und er mochte meinen Fender-Bass. Er hatte einen Gibson-Tonabnehmer, der ihm eine bizarre Klarheit verlieh. Stephen zahlte mir schließlich 300 Dollar dafür. Er griff in die Tasche und zog einfach drei Hunderter heraus. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Ein weiterer Act dort waren Tonto’s Expanding Headband, die aus zwei Typen bestanden, Malcolm Cecil und Bob Margouleff. Sie spielten Synthiemusik, lange bevor es Rick Wakeman oder irgendwer sonst tat. Sie arbeiteten später viel mit Stevie Wonder.

      Die Electric Lady Studios, an der Ecke 52nd West und 8th Street gelegen, waren offiziell im August 1970 eröffnet worden. Das Studio war vom Architekten und Akustiker John Storyk entworfen und ursprünglich für den legendären Jimi Hendrix gebaut worden. Im Laufe der Jahre machten viele Ikonen der Rockmusik in diesen heiligen Hallen Station. Eine kleine Auswahl: Led Zeppelin, die Rolling Stones, John Lennon, David Bowie, Bob Dylan, AC/DC, Rush und viele mehr machten Aufnahmen im Electric Lady …

      GENE SIMMONS: Dort zu arbeiten war schon etwas eigenartig, weil sich das Studio im Kellergeschoss befand. Zum ersten Mal in unserem Leben wussten wir nicht, ob es Tag oder Nacht war. Beinahe wie bei einer Ameisenfarm – nichts war wichtig, außer die Ameisenkönigin zu füttern. Jeder wusste exakt, was er zu tun hatte – und zwar Musik zu machen. Es war ein Ort, an dem niemand von irgendwelchen Stars beeindruckt war. Es war einfach ein magischer Ort. Dort, an diesem Ort, den Jimi Hendrix hatte bauen lassen, gab es ein Wahnsinns-Artwork an den Wänden. Eines der Wandgemälde zeigte eine Art sexy Astronautin im Bikini, die ein Raumschiff steuerte. Paul und ich arbeiteten sowohl in Studio A als auch in Studio B. Wir nahmen dort die Platte mit Wicked Lester auf; KISS sollten später beide Studios benutzen.

      PAUL STANLEY: Das Schöne an den Electric Lady Studios war, dass es dort kaum Uhren und keine Fenster gab. Also ging man nicht, bevor man fertig war – es sei denn, eine andere Session begann. Manchmal hast du dort buchstäblich rund um die Uhr bis zum nächsten Tag geschuftet, und dann musstest du raus, weil eine andere Band vor der Tür stand.

      GENE SIMMONS: Paul und ich hingen ständig dort ab, auch dann, wenn wir gerade nicht am Wicked-Lester-Album bastelten. Wir relaxten, saßen auf dem Sofa, hörten zu und absorbierten einfach die Atmosphäre.

      PAUL STANLEY: Es war eine großartige Schule. Es war wie die Einsatzzentrale der herrschenden Kaste der Rockmusik. Hier war der Ort, an dem alles entstand. Mir gefiel, dass ich kommen und gehen konnte, wie es mir eben passte. In einem der zwei Studios, die praktisch rund um die Uhr besetzt waren, war immer jemand, den man bewunderte, einer deiner Helden. Egal wann, 24 Stunden am Tag, konnte man auf Led Zeppelin treffen, oder es waren gerade die Stones da. Mountain, Jeff Beck, Stevie Wonder, David Crosby und Stephen Stills. Ich erinnere mich, wie ich einmal reinplatzte, als Mick Jagger gerade was mit Eddie Kramer aufnahm. Und ich weiß noch, wie dort Rockin’ the Fillmore abgemischt wurde und dass ich mich mit Jimmy Page unterhalten konnte.

      GENE SIMMONS: Jeff Beck machte was mit Stevie Wonder, eine Version von „Superstition“. Ich saß gerade auf dem Pott, als Stevie von einem Assistenten aufs Klo geführt wurde, weil er pinkeln musste. Ich erstarrte vor Ehrfurcht, saß da auf der Schüssel, und gleich daneben stand Stevie Wonder. Wenn mir damals jemand erzählt hätte, dass ich viele Jahre später mit Stevie im Studio stehen würde, um ihm Melodien für eine Version von „Deuce“ vorzusummen, die Lenny Kravitz zu KISS My Ass beisteuerte, hätte ich ihn für unzurechnungsfähig erklärt.

      PAUL STANLEY: Ich verbrachte Jahre in den Electric Lady Studios, von der Zeit mit