Название | Die Geschichte von KISS |
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Автор произведения | Gene Simmons |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854454441 |
PATTY BENJAMIN: Vom ersten bis zum letzten Song waren KISS voller Energie. Ich erinnere mich, dass sie Schoko-Bonbons ins Publikum warfen. Nachdem sie den Durchbruch geschafft hatten, waren einige unserer Gäste außer sich vor Freude darüber, dass sie mit Ace ein Gläschen getrunken hatten und er nun ein großer Star war.
PAUL STANLEY: Bei unserem letzten Auftritt im Daisy schlugen Leute die Scheiben des Clubs ein, um hineinzukommen. Es war ein fulminanter Aufstieg. Innerhalb von nur wenigen Monaten war unser Publikum von nur 20 Gästen, die sich wunderten, wer zum Teufel wir waren, auf Hunderte von Leuten, die unbedingt rein wollten, angewachsen. Wir spielten ungefähr an fünf Wochenenden dort. Das war unser Plan – dort zu spielen, bis wir bereit für Größeres waren.
CAROL GULOTTA SOTTILI: KISS wurden binnen kurzer Zeit zu groß für das Daisy. Keine Ahnung, ob uns damals klar war, welches Glück wir hatten, an dieser kurzen Phase teilzuhaben. Aber auf jeden Fall weiß ich, dass wir eine verdammt tolle Zeit hatten.
Als KISS zum ersten Mal in der Musikszene auftauchten, verachteten Clubbesitzer Bands, die ihr eigenes Material schrieben, und buchten lieber Cover-Bands. KISS kapierten ziemlich schnell, dass es schwer werden würde, Gigs in New York City an Land zu ziehen.
EDDIE SOLAN: Neben den Shows im Coventry und dem Daisy gab es kaum Auftrittsmöglichkeiten für die Band. Es gab eine begrenzte Anzahl von Clubs, die Bands mit eigenen Songs engagierten. Die Band entschied sich dafür, eine Pressemappe zusammenzustellen, die Clubbesitzer dazu bringen sollte, ihnen eine Chance zu geben. Ich brachte meinen Tape-Rekorder zur zweiten Show mit ins Daisy, nahm die Songs auf, mixte sie provisorisch und stellte ein paar Kassetten her. Lydia und Peter stellten die Mappe zusammen, glaube ich. Wir nahmen ein paar Umschläge, packten jeweils ein Tape hinein, das ein paar Songs von ihrem Konzert enthielt, und gaben ein Foto und eine kleine Biografie der Band dazu. Dann fuhr ich zum Haus von Paul Stanleys Familie in der Jewel Avenue in Queens. Ich holte Paul ab, und zusammen fuhren wir nach Westchester, um zu versuchen, ein paar Gigs in den dortigen Clubs auf die Beine zu stellen. Wir gingen ins Fore n’ Aft in White Plains, um dem Besitzer einen Umschlag zu überreichen. Dann ging es ab nach Yonkers, ins Rising Sun. Ich kannte die Besitzer, und die meinten, dass sie KISS buchen würden, wenn die Band eine Anhängerschaft in Queens oder Brooklyn hätte, die zum Konzert kommen würde. Aber KISS hatten damals noch nicht wirklich viele Fans, und deshalb ließen sie es bleiben. In dieser Nacht schlief Paul Stanley im Haus meiner Eltern, und ich fuhr ihn am nächsten Tag heim. Er war nicht entmutigt, weil er immer das sichere Gefühl hatte, dass, egal wie klein die Schritte auch waren, sie sich doch vorwärts bewegten. Wenn man Paul oder Gene in die Augen sah, wusste man, dass es klappen würde – KISS würden eine große Band werden.
Ursprüngliche Ansicht des Hauses, in dem sich später das Daisy befand, Amityville, New York, circa Mitte der 60er-Jahre Mit freundlicher Genehmigung der Amityville Historical Society
Streichholzheftchen aus dem Daisy Mit freundlicher Genehmigung von Richard Benjamin
8: Lippenstift und Attitüden
Im Frühling 1973, während KISS immer noch davon träumten, in die Oberliga aufzusteigen, waren die New York Dolls die Könige (und Königinnen) der New Yorker Rockszene. Diese mit Wimperntusche verzierten Sonderlinge waren die angesagte Band, welche die Grenzen der Androgynie verschob und gleichzeitig eine loyale Anhängerschaft um sich scharte. Nachdem sie im März 1973 bei Mercury Records unterschrieben hatten, nahmen die Dolls – bewaffnet mit ihrem ungeschliffenen Material, das zwischen den Stones und Girl-Groups angesiedelt war – ihre erste LP auf, wobei sie von Todd Rundgren betreut wurden. Das Album, das wie die Band hieß, kam im Spätsommer auf den Markt. Aber obwohl es von Pop-Experten überschwänglich aufgenommen wurde, verkaufte es sich außerhalb ihrer Heimatstadt nur bescheiden.
BINKY PHILIPS: Musikalisches Talent und technische Fähigkeiten wurden in New York total anders bewertet. Dies war die Ära von Genesis, King Crimson, ELP und Yes. All diese vertrackten Bands, die auf Virtuosität Wert legten. In diesem Sommer des Jahres 1972 aber fuhren alle Musiker ins Mercer Arts Center, um die New York Dolls zu sehen, weil ein Mordsaufsehen um sie gemacht wurde. Der Name allein reichte schon aus. Und die Dolls waren unwahrscheinlich rudimentär. Ich bezweifle, dass Johnny [Thunders] oder Syl [Sylvain] mehr als acht oder neun Akkorde kannten. Der Schlagzeuger konnte kein Tempo lange halten. Sie waren schrecklich, wenn man sie rein musikalisch bewertete, aber jede Band, die die Dolls sah, wollte so sein wie sie. Aerosmith kamen aus Boston rüber, und als sie wieder fuhren, wollten sie so sein wie die Dolls. Nur Monate zuvor war noch Jeff Beck ihr Gitarren-Hero gewesen, und nun wollten sie alle wie Johnny Thunders sein.
BOB GRUEN (FOTOGRAF): Eines Abends, nachdem KISS geprobt hatten, kamen sie ins Hotel Diplomat, um die Dolls zu sehen. Die Dolls waren die bestaussehende Band weit und breit, und KISS kamen diesbezüglich nicht an sie heran. Die Dolls orientierten sich stark an Rhythm and Blues, wohingegen KISS einen viel metallischeren Hardrock-Sound bevorzugten.
PAUL STANLEY: Es war unmöglich, aus New York zu kommen und die Dolls nicht zu kennen. Wenn du in einer Rockband warst, gab es kaum einen Weg an den Dolls vorbei, einfach schon aus geografischen Gründen.
GENE SIMMMONS: Paul und ich sahen die Dolls im Diplomat – ein paar Monate bevor wir dort spielten. Es war brechend voll.
PAUL STANLEY: Die Dolls hatten viele Fans und zogen für eine Band, die noch nicht unter Vertrag stand, eine große Menge Leute an. Wir wollten sehen, was es mit ihnen auf sich hatte, da wir sie im Mercer Arts Center verpasst hatten. Sie waren eine gute Stunde zu spät dran.
GENE SIMMONS: Die Dolls kreuzten mit ihrem Glitter, den zu Berge stehenden Haaren und ihren hochhackigen Schuhen auf. Sobald sie die Bühne betraten, sahen Paul und ich uns an und sagten: „Wow, die sehen unglaublich aus. Sie sehen aus wie Stars.“
PAUL STANLEY: Mann, sie sahen einfach toll aus. Sie trugen das coolste Lurex, ein Gewebe aus metallischen Fäden. Außerdem wirkten sie wie echte Freunde auf der Bühne. Sie verströmten diesen Vibe, der einen denken ließ: „Ich wünschte, ich könnte Teil dieser Band sein.“ Das ist es, was große Bands ausmacht.
GENE SIMMONS: Dann fingen sie an zu spielen, und wir drehten uns zueinander und wussten: „Gegen uns haben sie keine Chance.“
TOMMY RAMONE: KISS waren komplett anders als die Dolls. Wir befanden uns in der Ära von Glam und Glitter. Jeder lief in Plateauschuhen herum, und manche Bands trugen Make-up, so wie die New York Dolls, Twisted Sister oder The Fast. KISS wirkten auf den Bildern ihrer frühen Auftrittsankündigungen so, als hätten sie sich, wenn überhaupt, von The Fast inspirieren lassen. Damals hielt ich den Look von KISS für ein reines Gimmick. Ich war mehr von ihrer Musik und ihren Qualitäten als Entertainern beeindruckt als von ihren Kostümen oder dem Make-up.
EDDIE SOLAN: Man konnte KISS mit niemandem vergleichen. Als Glitter-Band wurde man mit den Dolls oder den Brats verglichen. Aber KISS waren so anders. Sie passten in keine Schublade. Paul und ich sahen uns zusammen die Dolls an. Paul mochte sie und ließ sich von ihnen inspirieren.
PAUL STANLEY: Die Dolls waren die größte Band in New York, und wir wollten die größte Band der Welt werden. Ich glaube, sie hatten eine Scheißangst vor uns.
BOB „NITEBOB“ CZAYKOWSKI (TONTECHNIKER, NEW YORK DOLLS): Ich weiß noch, wie Johnny Thunders von den Dolls sagte: „Mann, das sind ja echte Riesen, wie Football-Spieler!“ Die drei Fronttypen von KISS waren alle schon ohne ihre Stiefel über einsachtzig – und bei den Dolls waren die meisten eher klein.
PAUL STANLEY: Es war unmöglich, mit ihnen auf einer visuellen Ebene zu konkurrieren. Frühe Fotos von KISS belegen, dass wir aussahen wie Footballer in Drag auf dem Weg zum Maskenball. Auf dem Heimweg vom Dolls-Konzert an jenem Abend unterhielten wir uns: „Lass uns die ganzen Farben weglassen und uns auf Schwarz und Weiß konzentrieren.“ Und daraus wurden