Название | Die Geschichte von KISS |
---|---|
Автор произведения | Gene Simmons |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854454441 |
EDDIE SOLAN: Paul und Gene sagten zu Ace: „Wir sind vielleicht nicht die beste Band der Welt, aber wir werden alles tun, um Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.“ Sie waren überzeugt, dass das passieren würde. Sie sahen nur nach vorne. Ich holte Paul Stanley an Freitagabenden von seinem Elternhaus ab, um dann nach Auftrittsmöglichkeiten für die Band Ausschau zu halten.
TOMMY RAMONE (SCHLAGZEUGER, RAMONES): Damals gab es nur drei Orte, an denen man selbst geschriebenes Material spielen konnte – Max’s Kansas City, das Mercer Arts Center sowie das Coventry. New York war total tot. Es gab ein paar Clubs für Coverbands, aber für Gruppen, die ihr eigenes Zeug spielten, gab es nicht viele Orte.
GENE SIMMONS: Wir bekamen keine Auftritte, weil wir keine Songs aus den Charts nachspielten. Wir wollten unsere eigenen Songs spielen, aber die Clubs waren an solchen Bands nicht interessiert. Aber unser Plan war, in kleinen Clubs aufzutreten, um herauszufinden, wer und was wir auf der Bühne waren.
Ohne Geld, aber mit einer Menge Einfallsreichtum flickten KISS sich rudimentäre Kostüme und Bühnenutensilien zusammen, die ihren Ursprung an den unwahrscheinlichsten Orten hatten.
PAUL STANLEY: Es war kein Zufall, dass unsere frühen Outfits aus Sadomaso-Läden stammten. Wir gingen in Stadtteile und Gebäude, von denen ich nicht einmal gewusst hatte, dass sie existierten. Wir sahen befremdliches Zeug, etwa eine Rundum-Kapuze, bei der vorne, auf der Höhe des Munds, ein Schlauch befestigt war. Wir kauften uns einiges, aber sie machten auch speziell für uns ein paar Sachen. Da gab es diesen S&M-Homo-Biker-Laden namens Eagle’s Nest, wo man Outfits für uns schneiderte. Was hatten die so? Schwarzes Leder und Nieten. Unsere Nietengürtel und Nietenhalsbänder in Tierhandlungen – Dinge, die man für eine Dänische Dogge hätte gebrauchen können – und in Sadomaso-Shops im West Village. Unsere Outfits waren vornehmlich schwarz. Ich trug echt hohe Absätze. Und Lurex-Hosen. Schwarze Kniestrümpfe und schwarze Shirts, auf denen „KISS“ stand. Mein Kostüm kostete circa 45 Dollar für die Schuhe, 3 Dollar für das Shirt und etwa 5 Dollar für das Lurex.
JOEY CRISCUOLA (BRUDER VON PETER CRISS UND FRÜHER ROADIE VON KISS): Meine Mutter machte KISS-Shirts für Peter. Eines trug er bei dem Gig im Coventry. Sie gab Klebstoff auf die Shirts und bestreute sie mit Glitter – das KISS-Logo in Glitter, es sah echt cool aus. Sie stickte ein Schlagzeug auf seine T-Shirts. Mein Bruder trug Shorts mit Nieten auf der Seite und schwarze Trikots.
ANNEMARIE HUGHES (KISS-FAN): Lydia [Criss], Peters Schwestern Donna und Joanne und ich legten zusammen, um nicht nur Peters Shirts, sondern die der gesamten Band und jedes Fans, der eines kaufen wollte, zu finanzieren. Ich erinnere mich, dass die Band einmal Ace Geld gab, um Shirts zu besorgen, doch er kam nie bis zum Laden. Er gab alles für Schnaps aus [lacht]. So war er eben.
ACE FREHLEY: Ich musste erst unlängst lachen, weil mir ein altes Foto unterkam. Gene trug ein Shirt mit einem silbernen Totenkopf und gekreuzten Knochen und ich ein Shirt mit silbernen Schwingen, und mir fiel ein, dass meine Mom diese beiden Shirts genäht hatte.
PAUL STANLEY: Alle Bands der New Yorker Szene, die es sich leisten konnten, kauften ihre Klamotten in Shops wie Granny Takes a Trip und Jumpin’ Jack Flash, die coole Sachen verkauften, die aus England kamen. Ich konnte mir das ganz bestimmt nicht leisten, also beschloss ich, sie mir selbst zu schneidern [lacht]. Ich besorgte mir die Materialien, und mein Vater meinte: „Netter Versuch, aber ich werde dir die Hosen kaufen. Ich bewundere dich dafür, dass du die Hosen selbst machen willst, aber du kannst das nicht.“ Ich meinte nur: „Ach, wirklich?“ Dann nahm ich meine besten Jeans, schnitt das Lurex in der Form der Hose und bat meine Mutter, mir die Nähmaschine zu erklären – und so machte ich mir meine Hose selber. Ich trug sie im Daisy. Sie waren so eng, dass sie schließlich barsten, als ich auf der Bühne stand. Mitten im Schritt natürlich. Ich war der Hit des Abends. Auch für Gene nähte ich ein Paar Hosen. Er hat sie immer noch.
GENE SIMMONS: Wir müssen wie Dinosaurier ausgesehen haben. So ab 1973 trug niemand mehr hohe Absätze. Wir hatten diese Sechs-Zoll-Stiefel, und das sah sehr nach Sadomaso aus. Sie sahen echt ziemlich fremdartig aus und wogen circa eine Tonne.
Ohne irgendetwas wirklich gemeinsam zu haben, außer der Hingabe zur lebensbejahenden Kraft des Rock ’n’ Roll, waren KISS vier eigenständige Persönlichkeiten, die an den Hüften zusammengewachsen waren, um zusammen ihren Weg an die Spitze anzutreten und die Welt zu erobern.
PAUL STANLEY: Als wir vier uns zusammentaten, um zu spielen, war es nicht von der Hand zu weisen: Sobald man es hörte, war es Weltklasse, aber nicht in Bezug auf unsere spielerischen Fähigkeiten. Es hatte internationalen Anspruch und Bedeutung. Und dazu kamen noch diese vier unterschiedlichen Charaktere. Das Ganze war sehr leicht entflammbar in dieser ersten Besetzung, und das war nicht unbedingt schlecht. Man musste es nur richtig einsetzen. Es war immer ein Aufwand, die Band auf Kurs zu halten. Wir schlossen viele Kompromisse, um es in Gang zu bekommen, und oft hatte es entweder mit der Begrenztheit gewisser Leute zu tun, oder aber mit ihrer Absicht, etwas zu sabotieren, nur um sich selbst ein Machtgefühl zu bescheren. Sabotage wurde für sie beinahe genau so wichtig wie Erfolg. Das geschah schon ganz am Anfang. Peter wollte schon ganz früh das Handtuch werfen, in diesem China-Restaurant, und Ace weigerte sich mitzuhelfen, unsere Ausrüstung zu schleppen. Aber letzten Endes waren es immer Gene und ich, die alles voranbrachten. Ob es nun darum ging, einen Truck zu mieten und zu fahren, die Ausrüstung zu schleppen, Zeug auszuleihen oder Plakate zu entwerfen, am Ende machten das immer Gene und ich. Abgesehen davon war es das Image der Band, die Art, wie die Leute sie wahrnahmen, was uns so besonders machte.
5: Nichts zu verlieren
Am 30. Januar 1973 traten KISS zum allerersten Mal auf, und zwar im Coventry, einem zwielichtigen Club in Flushing, Stadtteil Queens, New York.
PAUL SUB (BESITZER DES COVENTRY): Das Coventry öffnete in den frühen Siebzigern. Es lag an der Ecke Queens Boulevard und 47th Street in Queens.
PAUL STANLEY: Es war ursprünglich ein Versammlungsraum der Freimaurer oder der polnischen Veteranen.
PAUL SUB: Der Club hieß zuerst Popcorn Pub und wurde dann nach der englischen Stadt Coventry umbenannt.
PAUL STANLEY: Als wir dort spielten, hieß der Club noch Popcorn, und sie versuchten gerade ihr Image zu ändern. Wir verliehen dem Club eine gewisse New-York-Credibility, die dazu führte, dass auch andere Bands sich trauten, herüberzukommen und dort zu spielen. Nachdem sich einiges über KISS herumgesprochen hatte, kam hauptsächlich ein sehr Hardrock-orientiertes Klientel in den Club. Erst Jahre später fand ich heraus, dass der lange Typ mit der Brille, der uns von weit hinten zusah, Joey Ramone war.
JOEY RAMONE (LEADSÄNGER, RAMONES): Ich war bei ihrer allerersten Show im Coventry dabei. Dort wurden sie auch von Casablanca Records unter Vertrag genommen. KISS und die Ramones sind beide in Queens groß geworden.
MARKY RAMONE (SCHLAGZEUGER, RAMONES): Wir hingen alle in denselben Clubs ab – in Max’s Kansas City oder im Coventry. Wir mochten alle dieselbe Musik – frühes Spector-Zeug, Beatles und The Who. Ihre Musik war geradliniger Rock. Man musste kein am Konservatorium geschulter Musiker sein, um sie zu mögen. Sie hatten einen echt guten Gesangsstil, den sie sehr gut einsetzten.
JOEY