Название | Cher - Die Biografie |
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Автор произведения | Peter Lanz |
Жанр | Изобразительное искусство, фотография |
Серия | |
Издательство | Изобразительное искусство, фотография |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783854454212 |
All das muss man wissen, wenn man verstehen will, in welches Milieu Cherilyn hineingeboren, nach welchen Prinzipien sie später von ihrer Mutter erzogen wurde. Und man muss sich natürlich Chers Vater vorstellen – ein Bild von einem Mann, aber nicht nach jedermanns Geschmack.
Chers Mutter hatte indianisches Blut in ihren Adern, der Vater war Armenier. Ein hochgewachsener, dunkelhaariger Typ mit schwarzen Augen und olivfarbener Haut, der allen Frauen den Kopf verdrehte. Er wirkte äußerst männlich, und obwohl er ein einfacher Farmer war, konnte er sehr gut mit Worten umgehen. Später berichtete Cher oftmals, wie charmant und umgänglich ihr Vater sein konnte.
John Sarkisian lernte Jackie Jean in einem Bäckerladen in Fresno, Kalifornien, kennen. Jackie Jean – zu dem Zeitpunkt eine blonde Schönheit mit aufregenden grünen Augen – war 18 Jahre alt und Verkäuferin im Laden, als John Sarkisian auftauchte. »Er war äußerst höflich zu mir.« Was ihr auffiel – und was so gar nicht zu dem Bauernjungen passen wollte –, waren die goldenen Ringe, die er an den Fingern seiner Hände trug. Jackie Jean verdiente ihr Geld als Ladenmädchen, aber sie hatte ganz andere Ambitionen. Sie sah gut aus und hatte beim Umherziehen mit ihrem Vater und den gelegentlichen Auftritten als Sängerin ins Showgeschäft hineingerochen. Sie hatte Blut geleckt und war von der Bühne und den Studios so gefesselt, dass sie alles daran setzte, um später auch eine Karriere als Schauspielerin oder Entertainerin zu machen. Egal, wie wenig sie auch verdiente, sie versuchte immer, sich hübsche Kleider zu kaufen, Geld für Make-up zu haben und hin und wieder den Friseur zu besuchen.
Chers Mutter war damals ziemlich im Zwiespalt mit sich selbst: Auf der einen Seite, berichtete sie später, hoffte sie auf eine Karriere in den Studios von Hollywood, auf der anderen Seite hatte es ihr der gutaussehende John Sarkisian mit den vielen goldenen Ringen so angetan, dass sie sich von ihm überreden ließ und ihn, nicht viel mehr als ein halbes Jahr nach dem ersten Rendezvous, in Reno heiratete. Es war von Anfang an keine glückliche Ehe: Jackie schien immer unsicherer zu werden, ob sie mit der Hochzeit auch den richtigen Weg für ihre Zukunft gewählt hatte. Drei Monate nach der Trauung verließ sie ihren Mann, kehrte aber wieder zu ihm zurück. Es war ein ewiges Hin und Her: Versöhnung, Streit, Versöhnung. Sie hatten in El Centro, Kalifornien, eine kleine Bleibe gefunden und lebten größtenteils von dem Geld, das Johns Vater, der bei verschiedenen Farmern der Umgebung aushalf, verdiente. Jackie merkte mit der Zeit, dass ihr Mann trank. Er konnte dann aufbrausend werden und blieb oft nächtelang weg. Die paar Dollar, die sie dringend für Lebensmittel oder die Miete gebraucht hätten, warf er beim Spiel mit seinen Freunden hinaus. Genau in dieser Zeit der Sorge und Ratlosigkeit teilten die Ärzte der Frauenklinik in El Centro Jackie mit, dass sie schwanger war. Am 20. Mai 1946 kam ihre erste Tochter zur Welt, Cherilyn. Für Jackie schien damals ein Alptraum Wirklichkeit geworden zu sein: Das, worunter sie selbst so gelitten hatte, wiederholte sich nun. Die kleine Cherilyn bekam gleich von Anfang an die wilden Auseinandersetzungen der Eltern mit. Die Geburt seines Kindes schien John Sarkisian nicht zu verändern, im Gegenteil, er war noch seltener daheim als früher, und wenn er da war, wirkte er noch gereizter als zuvor. Jackie Sarkisian sah am Ende nur einen Ausweg: Sie reichte die Scheidung ein. Als Cher gerade fünf Monate alt war, tingelte ihre Mutter in verschiedenen Bars und Saloons umher und verdiente ein paar Dollar mit ihren Auftritten als Sängerin. Es war wirklich nicht die Art von Showgeschäft, von der sie immer geträumt hatte, doch auf der anderen Seite war sie froh, sich und die Tochter mit dem Gesang wenigstens über Wasser halten zu können. Abends blieb Cherilyn meist allein, ihre ersten Erinnerungen reichen zurück an die schmutzigen Hotelzimmer mit den halb herunterhängenden Rollos, in denen sie bleiben musste, während Jackie ihre Gesangsnummern hatte.
Endlich, 1947, schien Jackie das Glück zu winken. »Ich bildete mir ein, einen Zipfel davon erwischt zu haben. Ich hatte immer vom Film geträumt und den Produzenten die Tür eingerannt, mir doch eine Chance zu geben.« MGM, die große Produktionsfirma, ließ sie schließlich in mehreren klitzekleinen Rollen vor der Kamera auftreten. Es war nichts, was der Rede wert gewesen wäre, aber Jackie schien es die große Chance zu sein. Sie brachte Cher tagsüber in einem Kinderheim unter, arbeitete im Studio, nahm nachts einen Job als Serviererin an und suchte sich einen Künstlernamen aus. »Weder Jackie Crouch noch Jackie Jean Sarkisian schien mir für eine große Karriere ein geeigneter Name.« Jackie nannte sich ab sofort Georgia Holt.
Langsam diente sich Georgia hoch: von der Komparsin zu ersten Sprechrollen, dann zur Nebendarstellerin. 1948 lud John Huston sie zu einem Casting für den Film Der Asphaltdschungel ein. Georgia überzeugte die Produktion, und man versprach ihr die Hauptrolle in dem Film. Alles schien bestens zu laufen, sogar die Kostüme wurden ihr schon auf den Leib geschneidert, als John Huston einer andere junge Schauspielerin über den Weg lief, die ihm noch besser für die Hauptrolle geeignet schien. Ihr Name: Marilyn Monroe.
Ein winziger Zwischenfall vielleicht, aber typisch für das ganze Leben von Jackie Jean Crouch alias Georgia Holt: In dem Moment, in dem ihr das Schicksal das Glück greifbar vor Augen hält, ist alles wieder vorbei. Sie war von der Zeit an nie mehr ganz arm, nie mehr zutiefst unglücklich, nie mehr von allen verlassen, aber trotzdem wurde sie mit den Jahren verbittert. Sie bekam viele mittelmäßige Rollen in Fernsehserien, die bekannteste war die Bob Cummings Show, damals im aufstrebenden TV-Geschäft eine der am meisten diskutierten und gesehenen Sendung. Und sie flüchtete sich in immer wieder wechselnde Partnerschaften. Insgesamt war sie achtmal verheiratet, dreimal mit John Sarkisian, Chers Vater.
Als ihr bewusst wurde, dass die Karriere, die sie sich erträumt hatte, für sie unerreichbar war, übertrug sie ihre Wünsche auf Cher und fing an, sie darauf vorzubereiten. Sie beobachtete die Entwicklung ihrer ältesten Tochter – mit ihrem zweiten Ehemann John Southall hat sie noch eine andere Tochter, Georganne, – kritisch. »Liebling«, sagte sie einmal zu Cher, »du bist nicht die Schönste oder Talentierteste, deshalb mache aus dem, was du hast, das Beste.«
Rein äußerlich war Cher – im Gegensatz zu ihrer Schwester – der Mutter nie sehr ähnlich. Sie hatte das dunkle Haar und die dunklen Augen des armenischen Vaters und mütterlicherseits nur die bronzefarbene Haut der Cherokee-Indianer, die zu ihren Vorfahren zählen. Als Kind passierte es Cher immer wieder, dass man sie für ein Mexikanermädchen hielt. Einmal, nach einem kurzen Ausflug mit zwei Freundinnen, wollte man Cher gar nicht mehr über die Grenze zurück nach Amerika lassen, weil die Polizisten annahmen, sie wolle sich in den USA unerlaubt eine Arbeit suchen.
Cher litt zu dieser Zeit in Los Angeles ohne Zweifel unter ihrem Aussehen. Einmal vertraute sie einer Freundin an: »Alle Mädchen, die die Aufmerksamkeit von Jungens erweckten, waren blond und hatten eine weiße Haut. Ich sah so ganz anders aus, als ich es mir gewünscht hätte.«
Cher beschreibt sich selbst als »scheues, introvertiertes Mädchen, dessen Lieblingsbeschäftigung das Versteckspiel war«. Es gab im Umfeld der Familie eine junge Mexikanerin namens Maria und wenn Chers Mutter unterwegs war, kümmerte sich Maria um die Kleine. »Wir spielten immer in dem Wäldchen, das nahe unseres Hauses stand.« Einmal verlor Maria in dem Wald die Spur von Cher. »Mir schien es, als wäre ich Tage lang allein. Ich schrie, ich hatte Furcht, aber ich bemühte mich, nicht zu weinen.« Was Cher wie Tage erschien, dauerte vielleicht eine halbe Stunde. »Die Bäume sahen für mich kleinen Zwerg wie Ungeheuer aus, es war wie in dem Film Der Zauberer von Oz. Aber schon damals zeigte sich, dass ich zur Drama-Queen