Eiserner Wille. Mike Tyson

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Название Eiserner Wille
Автор произведения Mike Tyson
Жанр Языкознание
Серия Sport
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783854456292



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Cus die örtlichen Gemeinepfarrer und forderte Antworten, warum sein Bruder von einem „korrupten“ Cop getötet worden war. Aber die Priester sagten ihm nur, er solle „Vertrauen haben und keine weiteren Fragen stellen“. Das war der Moment, in dem Cus entschied, dass das Priestertum nicht das Richtige für ihn war, sondern dass er sich „als Kämpfer ausbilden und andere Männer ebenfalls zu Kämpfern machen“ musste.

      Der Streifenpolizist Dennerlein wurde nach Staten Island versetzt. Doch das ist nicht das Ende der Geschichte. Jahre später, als er das Geld dazu hatte, engagierte Cus Privatdetektive, die Nachforschungen in dieser Angelegenheit anstellen sollten. Er sagte mir, er wisse sogar, wo dieser Cop jetzt wohnte, und das machte mir ein wenig Angst. Aber er versuchte nie, sich an ihm zu rächen. Ich habe mich immer über diese Sache gewundert. Tonys Tochter Betty sagte, dass der Cop nicht auf Streife gewesen wäre, sondern außer Dienst. Gerry und er befanden sich in einer Bar, als die Auseinandersetzung stattfand. In ihrem Streit ging es um Gerrys Frau, die eine Affäre mit dem Cop gehabt hatte. Vielleicht meinte Cus das mit seiner kryptischen Aussage, dass der Cop lediglich „seine gerechte Strafe“ hätte bekommen sollen.

      Cus glaubte an das Schicksal. Schon als Junge wusste er, dass er eines Tages berühmt werden würde. Er hatte immer das Gefühl, dass bei ihm „etwas anders war“. Ich hatte genau das gleiche Gefühl. Deshalb war es für mich richtig, bei Cus und Camille einzuziehen. Ich konnte allerdings nicht verstehen, warum dieser weiße Mann meinetwegen so glücklich war. Er sah mich an und lachte hysterisch. Dann nahm er das Telefon und erzählte den Leuten: „Der Blitz hat mich zweimal getroffen. Ich habe noch einen Schwergewichtschampion. Er ist erst dreizehn.“

      Bei einem der ersten Besuche, an denen ich dort übernachtete, führte mich Cus ins Wohnzimmer, wo wir allein miteinander sprechen konnten.

      „Du weißt, dass ich auf dich gewartet habe“, sagte er. „Seit 1969 denke ich an dich. Wenn du lange genug über eine Sache nachdenkst, bekommst du ein Bild davon. Und dieses Bild sagte mir, dass ich einen weiteren Champion hervorbringen werde. Ich habe dich mit meinem Geist heraufbeschworen, und jetzt bist du endlich da.“

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      Am 20. Juni 1980 änderte sich mein ganzen Leben. Eigentlich war es erst eine Woche darauf. Ich ging bereits seit ein paar Monaten rauf zu Cus und hörte mir seine Versprechungen von Ruhm und Reichtum an, aber ich war noch nicht so weit. Ich wusste nicht, wie ich der Kerl werden sollte, von dem Cus dauernd sprach. Aber dann, als ich wieder in Tryon war, sahen wir uns die Wiederholung des ersten Kampfes von Sugar Ray Leonard gegen Roberto Durán an. Und plötzlich war alles klar. Endlich verstand ich, was Kämpfen wirklich bedeutet. Diese beiden waren gleichermaßen aggressiv und ausweichend, und sie kämpften sich den Arsch ab. Es war atemberaubend.

      Die Menschen applaudierten wie verrückt und mein Schwanz wurde hart. Ich wollte, dass die Menschen mir applaudierten. Die Energie meiner Gedanken verschmolz mit der Energie meines Körpers. Ich wusste, dass alles, was mit meinem Leben geschehen sollte, in diesem Ring geschehen würde, und ich dachte: „Ich werde mein Leben dem allem hier widmen. Wenn das nicht geht, dann sterbe ich lieber.“

      Eigentlich sollte ich erst im Oktober aus Tryon entlassen werden, aber Cus traf sich mit Mrs. Coleman, meiner Sozialarbeiterin, und weil ich vierzehn und so groß war, entschieden sie, dass ich wie die anderen im September mit der Schule anfangen sollte. Sie war völlig vernarrt in Cus. Er war einer dieser Weißen, der wusste, wie man mit Minderheiten sprach. Eigentlich sollte ich die siebte Klasse besuchen, aber sie steckten mich in die achte, weil ich so verdammt groß und furchteinflößend war.

      Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, mich anzupassen. Ich komme aus der Gosse, aus einer Strafanstalt, und auf einmal bin ich ein Mittelschichtskind in einem Weißenviertel. Du kommst aus der Hölle und findest dich im Himmel wieder, aber du bist noch immer der Teufel. Es ist kaum zu glauben, ich war vierzehn und hatte in meinem Leben noch nie eine Rose gesehen, außer im Fernsehen. Ich dachte, nur reiche Leute hätten Rosen. Das erste Mal, als ich mich bei Cus im Haus aufhielt, fragte ich Camille, ob ich ein paar Rosen haben dürfte. Ich schnitt sie ab und nahm sie mit in die Besserungsanstalt. Ist das irgend so eine Scheiße von armen schwarzen Wichsern, oder was? Ich wusste nicht, dass ich eine Rose für zwei Dollar kaufen konnte. Ich sah eine Rose und dachte, ich wäre in Fort Knox. Direkt nach meinem Einzug stahl ich Geld aus Teddy Atlas’ Geldbörse. Es war einfach ein Reflex. Teddy ging zu Cus und sagte: „Er hat das Geld gestohlen. Es kam noch nie etwas weg, bevor er hierherkam.“ Cus sagte: „Nein, er war es nicht.“ In Gedanken plante ich schon, Cus ebenfalls zu bestehlen. Aber als ich mich eingelebt und an Cus’ Mission gewöhnt hatte, war ich über diese Scheiße hinweg.

      Die Schule war ziemlich unangenehm für mich. Ich war so viel größer als meine Klassenkameraden. Ich wog mittlerweile 95 Kilo. Als ich in meine neue Klasse kam, dachten alle, ich wäre der Lehrer. Ich fühlte mich scheiße. Ich wollte nicht zur Schule gehen, war nie Teil dieses Systems gewesen. Ich wollte immer nur ein Kämpfer sein. Ich kannte nicht sehr viele Schwarze in der Schule. Vielleicht zwanzig Prozent dort waren schwarz, und die lehnten mich ab, weil ich bei einer weißen Familie lebte. Sie nannten mich King Kong, weil ich so groß war. Ich kannte zwar ein paar Jungs von der Sporthalle, aber es war nicht einfach, neue Freunde zu finden, weil ich so schüchtern war. Ich freundete mich mit einigen der anderen Außenseiter an, den Kiffern. Ich hing in ihren Häusern rum und rauchte Pot. Dann fand ich heraus, dass mein Zimmergenosse Frankie auf Gras war, und wir rauchten zusammen.

      Der Hauptgrund, warum ich die Schule hasste, war, dass sie mich vom Training abhiel. Ich wachte gegen vier Uhr morgens auf und ging joggen. Dann ging ich in mein Zimmer zurück und machte ungefähr fünfhundert Sit-ups und Push-ups. Danach lief ich manchmal noch zehn Runden über das Gelände, einfach hin und her. Und das alles vor der Schule.

      Als Bobby Stewart das erste Mal, nachdem ich eingezogen war, zu uns kam, um mit mir zu sparren, sagte ihm Cus: „Unterschätz Mike nicht. Glaub mir, er hat sich immens verbessert.“ Später erst fand ich heraus, dass Bobby zweimal am Tag trainierte, um mit mir mithalten zu können. Wir begannen zu sparren, und weil er sehr viel besser war als ich, fing ich an zu weinen.

      Ich war ein Perfektionist. Wenn das, was ich mir vorstelle, nicht klappt, dann ist mein Leben zu Ende, dann zieh den Stecker – das ist meine Mentalität. Ich wollte mein Ziel unbedingt erreichen. Und ich wollte es für Cus schaffen. Das erste Mal in meinem Leben sagte mir jemand, dass es keinen Besseren gäbe als mich.

      Cus war vom Boxen genauso besessen wie ich. Er dachte an nichts anderes mehr. Er ging nie ins Kino und sah sich keine Fernsehshows an. Er wusste nicht, wer die berühmten Entertainer dieser Ära waren. Wenn dein Name nicht John Wayne, Judy Garland oder James Cagney lautete, kannte er dich nicht. Alles, worüber er sprechen wollte, war das Boxen. Und ich freute mich darüber, dass ich ihn mit Fragen zu all den Kämpfern löchern durfte, über die ich in der Box-Enzyklopädie gelesen hatte. Als ich ins Haus eingezogen war, begann Cus mir zu erzählen, wie er zum Boxen kam.

      Im Jahr 1936, als er achtundzwanzig Jahre alt war, eröffnete Cus das Gramercy Gym an der 14. Straße in Manhattan. Er wollte die Erinnerung an seinen Bruder Gerry aufrechterhalten, aber er wollte auch einen Champion haben. Einer von Cus’ Helden war „Slapsie“ Maxie Rosenbloom, der damals weltweit beste Weiße im Halbschwergewicht. Er sah, dass Maxie im Rolls Royce mit Chauffeur durch die Stadt fuhr und die Menschen ihn wie einen König behandelten. „Wenn du erst Weltmeister bist, wirst du ebenfalls einen Rolls Royce mit Chauffeur haben“, sagte Cus zu mir. Plötzlich war mein Leben darauf festgelegt, es diesem Juden Maxie gleichzutun.

      Cus fand ein großes Loft in der 14. Straße und begann zu überlegen, wie er die monatliche Miete von vierzig Dollar aufbringen konnte. Jahre zuvor hatte er einem seiner Freunde geholfen, nachdem er die Baupläne für eine große Schnellstraße in der Bronx namens Bruckner Express Way gesehen hatte. Er gab diesem Freund den Tipp, dass es dort bald ein hohes Verkehrsaufkommen geben würde, und der eröffnete vier Tankstellen an dieser Strecke. Damit hatte er einen Haufen Geld verdient, und jetzt erklärte er sich gern bereit, die monatliche Miete für Cus zu übernehmen. Es gab vielleicht schon zehn andere Sporthallen in der Stadt, aber Cus vertraute auf sein Wissen