Название | Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten |
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Автор произведения | Alfred Bekker |
Жанр | Историческая фантастика |
Серия | |
Издательство | Историческая фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745214710 |
„Aber nur in den frostfreien Monaten im Sommer. Und die waren seit Adhe-Gedenken schon rar in meiner Heimat. Inzwischen jedoch dürfte es zumindest nördlich von Adhbergen keinen einzigen frostfreien Tag im Jahr geben. Zumindest taut der Boden nicht mehr ausreichend auf, um meinesgleichen daraus hervorwachsen zu lassen.“
Draußen donnerte es, und erneut setzte Hagelschlag ein. Ein stürmischer Wind pfiff um die Gebäude des Hofes und ließ die Läden klappern. Ein Wind, der so eisig war, dass man es selbst im Hausinneren an den Füßen spüren konnte.
Ein Ruck ging durch Gorian.
Etwas kommt!
Es war ein Gedanke, der sich nicht begründen ließ. Ein Gefühl, eine unbestimmte Ahnung, die Gorian für einen Moment wie völlige Gewissheit erschien.
Es dauerte kaum länger als zwei Herzschläge, dann war diese Empfindung vorbei, und Gorian fragte sich, ob er das, was gerade noch so vollkommen seine Aufmerksamkeit erregte, überhaupt existiert hatte.
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In dieser Nacht erwachte Gorian aus einem unruhigen Schlaf. Es war unbeschreiblich kalt geworden. Im Winter fegten zwar immer häufiger heftige Eisstürme auch über Thisilien hinweg, von denen die Alten sagten, dass es so etwas früher nicht gegeben hätte, aber die Sommersonnenwende war gerade erst ein paar Wochen vorbei.
Gorian erhob sich aus seinem Bett, er fühlte etwa Ähnliches wie in jenem ersten Moment damals, kurz vor dem Auftauchen der geflügelten Fische. Eine diffuse Empfindung der Bedrohung und der Gefahr.
Etwas würde geschehen, das stand für ihn auf einmal außer Frage. Er hatte nur keine Ahnung, was dies sein könnte.
Gorian ging zum Fenster. Eisblumen hatten sich über das Glas gelegt. Das Haupthaus von Nhorichs Hof war eines der wenigen Gebäude in der Gegend von Twixlum, deren Fenster vollständig verglast waren und nicht etwa aus Alabaster bestanden oder nur mit Tuch verhängt waren. Nhorich hatte die Kunst der Verglasung als junger Mann auf einer Reise ins Westreich erlernt, wo die Fertigkeit, Fenster mit Glas auszustatten, weiter verbreitet war als in dieser Gegend. Aber seit das Wetter immer kälter und schlechter wurde, gab es vor allem in den nördlichen Gebieten des Heiligen Reiches immer mehr Hausbesitzer, die ihre Fenster mit Glas versahen und mit Bitumen abdichteten. Denn ähnliche Wetterlaunen, wie Gorian sie an diesem Tag erlebt hatte, kamen dort immer öfter vor.
Adhe und Orxanier sprachen seit langem darüber, aber man konnte inzwischen auch die Händler aus Ameer, der Axtlande oder gar von den Mittlinger Inseln davon reden hören, wenn ihre Schiffe im Hafen von Twixlum anlegten. Gorian waren derartige Berichte zu Ohren gekommen, wenn er zu den Schultagen ging und er Gelegenheit hatte, sich in dem Hafen des kleinen Ortes umzusehen. Immer häufiger klagten die Seeleute auch über geflügelte Fische, die zu einer wahren Plage der Seefahrt geworden waren, ebenso wie über Eisberge, von denen manche angeblich sogar schon bis zu den Inseln des Herzogtums der Dreilande getrieben wurden.
Gorian kratzte sich am Hals und sah aus dem Fenster. Die Gebäude waren weiß, und ebenso die umliegenden Felder und Wiesen. Aber inzwischen hatte es zu schneien aufgehört, und in der Ferne schien ein fahler Mond über einem Meer, das so grau wie ein Leichentuch war.
Ein durchdringendes Wiehern ließ Gorian zusammenzucken. Zuerst dachte er, er hätte eines der Pferde im Stall gehört, die der kalte Wind ebenso frieren ließ wie Menschen, Orxanier und Adhe, auch wenn man letzteren nachsagte, dass sie nur bei ihrer Entstehung kälteempfindlich wären. Dann aber vernahm Gorian Hufgetrappel. Und zugleich wurde ihm klar, dass er beides nicht wirklich hörte. Nicht mit den Ohren zumindest. Diese Geräusche existierten nur in seinem Kopf, wie aufdringliche Gedanken, die sich einfach nicht verscheuchen ließen.
Der Hufschlag wurde drängender, als ob sich tatsächlich eine Gruppe Reiter dem Hof näherte. Dunkle Schatten tauchten aus der Nacht heraus auf. Sie schienen über dem Meer zu entstehen wie Frühdunst und verdichteten sich immer mehr, bis sie zu dunklen Gestalten auf Pferden wurden.
Es dauerte nur einen Augenblick, dann hatten die Reiter den Hof erreicht. Es waren gut ein Dutzend, doch sie blieben schattenhaft. Ihre Reittiere hatten jeweils acht Beine und waren sehr viel größer als alle Pferde, die Gorian je gesehen hatte. Der dröhnende Hufschlag wurde zu einem so bedrängenden Geräusch in seinem Kopf, dass er kaum noch in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen, geschweige denn etwas zu tun.
Er hätte schreien mögen, aber es ging nicht. Er war wie gelähmt. Eine fremde Macht bannte ihn regelrecht, eine Form der Magie, das spürte er instinktiv, die mit der Alten Kraft, wie die Schwertmeister des Ordens sie einsetzten, eng verwandt war. Gorian vermochte nicht, sich gegen ihren Einfluss zu wehren.
Die Reiter schienen aus purer Finsternis zu bestehen, und die monströsen Streitäxte, die sie bei sich trugen, waren nur als Umriss auszumachen und veränderten ihre Größe, je nachdem, wie sie vom jeweiligen Reiter gehalten wurden.
Wie Schatten!, durchzuckte es Gorian.
Einer der Schattenreiter stieg von seinem achtbeinigen Pferd und wandte den Kopf so, dass Gorian meinte, er würde zu seinem Fenster hinaufblicken. Ihm war sogar, als würde der Reiter seinen Namen aussprechen.
„Gorian!“
Der Gedanke des Schattenreiters dröhnte in seinem Kopf. Wie ein Befehl, der geradewegs in sein Innerstes wirkte und gegen den es keine Möglichkeit des Widerspruchs gab.
Ein höhnisches Gelächter folgte, als der Reiter mit der freien Hand unter den Schatten seines Umhangs griff. Seine dunkle Faust umschloss etwas, ohne dass Gorian erkennen konnte, um was es sich handelte, und schleuderte es empor. Im nächsten Moment traf ein Stein das Fenster. Klirrend zersprang das Glas – und dieses Klirren war das erste reale, nicht nur in Gedanken vorhandene Geräusch, das die Schattenreiter verursachten.
Als das Glas zerbarst, glaubte Gorian, die Zeit selbst würde sich dehnen und alles mit unglaublicher Langsamkeit geschehen. Im letzten Moment gewann er seinen freien Willen zurück, auch wenn das mit einem heftigen Kopfschmerz verbunden war. Er warf sich zu Boden, während der Stein an ihm vorbeischoss und die gegenüberliegende Wand mit solcher Wucht traf, dass er tief in den massiven Blockbohlen, aus denen das Haupthaus von Nhorichs Hof errichtet war, stecken blieb.
Gorian drehte sich auf den Dielen liegend um und starrte zu dem Stein in der Wand, der etwa die Größe seiner Faust hatte und in der Dunkelheit grünlich schimmerte. Nur deswegen war er überhaupt zu sehen. Eine eigentümliche Magie musste in ihm stecken. Aber das Eigenartigste war, dass er seine Form veränderte. Er wirkte wie eine kleine geflügelte Eidechse, die sich zunächst zusammengerollt hatte und sich nun zu entfalten begann. Das Schimmern veränderte sich dabei zunehmend vom Grünlichen ins Rötliche, und ein fauchender Laut entfuhr diesem Wesen.
Ein Gargoyle!, durchfuhr es Gorian. Man erzählte sich Geschichten über diese Steindämonen, aber er hatte nie davon gehört, dass jemals jemand in der Gegend von Twixlum einer derartigen Kreatur auch tatsächlich begegnet war.
Erneut fauchte das Wesen. Während der Körper mittlerweile eindeutig rötlich schimmerte, waren seine Augen nun stechend gelb. Fast wie Lichter, die man soeben entzündet hatte. Ihr Strahlen war so intensiv, dass es taghell im Zimmer wurde. Gorian musste die eigenen Augen mit der Hand abschirmen, so sehr wurde er geblendet.
Der Gargoyle machte einen Satz und landete auf der Truhe, in der Gorian seine Sachen aufbewahrte. Dann breitete die Kreatur die Flügel aus. Sie waren der einzige Teil seines Körpers, der steingrau geblieben war.
Gorian wusste plötzlich, dass dieses Wesen ihn töten wollte. Nur deswegen war es hier. Seine Gedanken voll kaltem Hass und die Absicht, ihn