Название | Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten |
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Автор произведения | Alfred Bekker |
Жанр | Историческая фантастика |
Серия | |
Издательство | Историческая фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745214710 |
Die quellanischen Felder, wie man die Ebene östlich des oberen Bar allgemein nannte, waren inzwischen eine einzige grauweiße und mit einer hüfthohen Schneeschicht bedeckte Einöde. Auch der letzte Turm des herzoglichen Schlosses war unter dem Druck des Eises zerbrochen. Einzig die gewaltigen Mauern der siebentürmigen Kathedrale trotzten noch dem frostigen Hauch aus Morygors Reich, aber Schneeverwehungen türmten sich klafterhoch an ihnen auf.
Der Schneefall hörte auf, und eine kalte, fahle Sonne stand am Himmel, gut die Hälfte verdeckt von der Schwärze des Schattenbringers. Die Luft war eisig klar, und man konnte weit über die Ebenen sehen. Hundert Leviathane rückten in breiter Front über den Horizont, jeder von ihnen zwanzig oder mehr Schiffslängen messend und im Bauch jeweils eine ganze Armee von Frostkriegern, die jederzeit ausgespieen werden konnten.
Schneller als westreichische Galeeren und heiligreichische Koggen das Meer von Ost-Erdenrund durchpflügten, glitten die gewaltigen Wesen über die weiße Decke aus Eis und Schnee. Untote Armbrustschützen aus Torheim hatten sich auf den Rücken der Giganten positioniert, die breiter als jede Brücke und jede Straße waren, die je von Menschen- oder Ogerhand erschaffen worden war. Die jeweilige Eskorte, bestehend aus Tausenden von orxanischen Wollnashornreitern, stand nicht selten in Gefahr, von den gewaltigen Leibern der Leviathane erdrückt zu werden, zumal diese trotz ihrer enormen Größe eine enorme Geschwindigkeit vorlegten, bei der die Wollnashörner gerade noch mithalten konnten.
Wie eine Flutwelle drang diese Streitmacht auf einer Breite, die den gesamten Horizont einnahm, in Richtung des Flusses Bar voran. Während die Gesänge in der Kathedrale anhielten, stürzte bereits der erste der sieben Türme unter dem Druck eines der Leviathane in sich zusammen ...
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Gorian starrte auf die verblassenden Bilder in der ovalen, etwa mannsgroßen, flimmernden magischen Sphäre, die Meister Thondaril erzeugt hatte. Thondaril hob die Hand mit den Ringen eines Meisters in den Ordenshäusern der Magie und des Schwertes und ließ die Sphäre langsam in seiner Handfläche verschwinden. Sein wie aus Stein gemeißeltes Gesicht wirkte noch ernster, als man es ohnehin schon von ihm gewohnt war.
Außer Gorian und Meister Thondaril befanden sich noch Torbas, Sheera und Meister Aarad in dem Raum, der zur Wohnhöhle der Ordensgesandtschaft in Gryphenklau gehörte. Die Stadt der Greifenreiter war nahezu völlig in ein gewaltiges Felsmassiv hineingeschlagen worden. Künstliche Wohnhöhlen waren mit dem natürlichen Höhlensystem verbunden worden – Höhlen, in denen früher wilde Greifen gelebt hatten und die nun als Stallungen für diese riesenhaften Mischwesen aus Vogel und Löwe dienten.
Dass es dem Orden gestattet war, seine Gesandtschaft in einer dieser Wohnhöhlen einzurichten, konnte durchaus als Ausdruck besonderer Wertschätzung angesehen werden. Die Gesandtschaft des Heiligreichischen Kaisers jedenfalls befand sich in der zu Gryphenklau gehörenden separaten Hafenstadt am Fuß des Felsmassivs, und obwohl sowohl der Orden als auch der Kaiser beide Repräsentanten desselben Landes waren, zeigte der König auf diese Weise ziemlich deutlich, wessen Anwesenheit am gryphländischen Königshof höher geschätzt wurde.
Gorian betastete mit der Hand die Schulter, an der er während seines Kampfes mit Honyrr verletzt worden war. Rächer – sein eigener Dolch – hätte ihn beinahe getötet. Gorian hatte sich noch schnell ein frisches Hemd angezogen, bevor er schließlich als Letzter den Raum betreten hatte. Aber von den bewegten Bildern, die Meister Thondarils Magie gezeigt hatte, hatte er dennoch genug gesehen, um zu ermessen, wie ernst die Lage war.
„Das, was ich euch gerade zeigte, sandte mir Schwertmeister Sarenthorm durch Handlichtlesen“, erklärte Thondaril. „Leider habe ich die Verbindung zu ihm verloren und befürchte das Schlimmste.“
„Bis Toque sind sie also schon“, murmelte Meister Aarad, und sein von schlohweißem Haar umrahmtes Gesicht bekam noch zusätzlich ein paar tiefe Sorgenfalten. Seit sie in Gryphenklau weilten, war der Leiter der Ordensgesandtschaft Gorian immer wie ein Sinnbild innerer Gelassenheit und des seelischen Gleichmuts vorgekommen. Aber das war wie verflogen, und die Verstörung war ihm nur allzu deutlich anzusehen. „Die Kathedrale von Toque dem Erdboden gleichgemacht ...“ Er schüttelte verzweifelt den Kopf. „Wie kann der Verborgene Gott so etwas zulassen? Wie kann er tatenlos mitansehen, wie eines der Wahrzeichen des Glaubens an ihn in Grund und Boden gewalzt wird?“
„Ich fürchte, dass sich das Heilige Reich in Auflösung befindet“, erklärte Thondaril, und seine Stimme klang hart und klar dabei. „Der Kaiser ist nach Arabur in seine laramontische Stammlande geflohen, aber es ist nicht anzunehmen, dass Laramont von Morygors Horde lange verschont bleiben wird. Der Oberlauf des Bar wird inzwischen gefroren sein, und nachdem Toque gefallen ist, werden die Leviathane jetzt über das Tiefland von Garilanien herfallen. In Atanien befindet sich nur noch ein schmaler Küstenstreifen nicht in der Gewalt des Feindes, was wohl nur der Tatsache geschuldet ist, dass die zerklüfteten Höhen des mittelatanischen Gebirges das Vordringen der Leviathane etwas verlangsamen oder sie zu Umwegen zwingen. Zwei Drittel des Heiligen Reiches sind schon von Morygor erobert worden. Von Pantanela und einem Großteil des nördlichen Ogerlandes können wir das nur vermuten, weil uns von dort schon seit Langem keine Nachrichten mehr erreichen. Bis zu den Inseln der Dreilande ist das Meer gefroren – und das Eis breitet sich unaufhaltsam weiter nach Süden und Westen aus.“ Thondaril atmete tief durch. „Und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Morygor, wenn seine Schergen die südlichen Grenzen des Heiligen Reiches erreicht haben, plötzlich die Tugend der Bescheidenheit für sich entdeckt. Die Leviathane werden Garilanien im Eiltempo durchqueren und Mitulien erreichen - und danach auch den Norden Gryphlands.“
„Es müssten sich alle Mächte zusammenschließen, die noch zum Widerstand in der Lage sind“, meinte Gorian.
„Daran arbeite ich, seit der Krieg ausgebrochen ist und sich gezeigt hat, dass offenbar kein Heer dieser Welt Morygors Horden allein aufzuhalten vermag“, erklärte ihm Meister Aarad. „Aber das ist leichter gesagt als getan. Nicht einmal alle überlebenden Großen innerhalb des Heiligen Reichs sind sich wirklich einig – und hier in Gryphland oder in Westreich scheint man darauf zu hoffen, dass der eisige Hauch über das eigene Land hinwegzieht wie ein vorübergehendes Unwetter.“
„Jeder, der zum Himmel aufblickt und sieht, um wie vieles mehr der Schattenbringer die Sonne verdeckt als noch vor ein paar Wochen, muss doch begreife, dass sich dieser Wunsch nicht erfüllen kann“, sagte Gorian voll grimmiger Unverständnis über solche falschen Hoffnungen.
„Ja, aber du wirst zugeben, dass es leichter fällt, gegen einen Feind ins Feld zu ziehen, gegen den zu siegen zumindest eine Möglichkeit besteht“, entgegnete Torbas. „Ehrlich gesagt, kann ich die in diesem Fall bislang nicht erkennen.“
Er wandte den Kopf und sah Gorian an, und sein Blick hatte einen Ausdruck, den Gorian nicht so recht zu deuten wusste. Wo war die selbstbewusste, spöttische Überheblichkeit, die sonst so kennzeichnend für Torbas war? Wo die Unerschrockenheit, die sich nicht selten in purer Respektlosigkeit gegenüber allem und jedem geäußert hatte? Gorian war sich mittlerweile sicher, dass sich diese Wandlung in den eisigen Weiten des Frostreichs ereignet hatte. Torbas hatte offenbar eine Form von Furcht kennengelernt, die ihm zuvor unbekannt gewesen war – und vor allem auch die Grenzen der eigenen Fähigkeiten und Kräfte.
Schließlich hatte er es nicht vermocht, der Aura Morygors zu widerstehen und Gorian trotz aller gegen ihn gerichteten Magie und ihn bedrängenden