Название | Schwertmeister der Magie: Drei Fantasy Sagas auf 2500 Seiten |
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Автор произведения | Alfred Bekker |
Жанр | Историческая фантастика |
Серия | |
Издательство | Историческая фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745214710 |
Ein mattes Lächeln zeigte sich in seinem Gesicht. „Es ist nicht so schlimm“, behauptete er.
„Ich werde noch einmal ein paar Heilsteine auflegen müssen“, sagte sie nun laut. „Aber das scheint das Problem auf Dauer nicht zu lösen. Vielleicht solltest du doch die Hilfe von Meister Aarad annehmen.“
Meister Aarad war ein ausgebildeter Heiler, der die Gesandtschaft des Ordens der Alten Kraft in Gryphenklau leitete. Er genoss das besondere Vertrauen des Königs von Gryphland, dem Reich der Greifenreiter, was vornehmlich darin begründet lag, dass er dessen kränkliche jüngste Tochter bisher am Leben erhalten hatte, obwohl alle einheimischen Ärzte sie längst aufgegeben hatten. Damit war er natürlich ein nahezu idealer Botschafter des Ordens beim gryphländischen König.
Gorian allerdings traute niemandem mehr so ohne Weiteres, seit sich sogar der Hochmeister des Ordens als Verräter entpuppt hatte. Und vielleicht fürchtete er auch, die Wahrheit über diese Wunde zu hören: dass es kein Heilmittel gegen die Blutungen gab und dass sich sowohl sein Körper als auch seine Seele während des Aufenthalts in Morygors Reich so sehr mit dunkler Magie aufgeladen hatten, dass diese Kräfte einfach hinaus mussten, in welcher Form auch immer.
Gorian erwiderte den Blick von Sheeras meergrünen Augen. Eines der wenigen Dinge, die sich nicht verändert hatten, seit sie Morygors Reich verlassen hatten und an Bord der Gondel des Greifenreiters Centros Bal nach Gryphenklau gelangt waren, schien ihm die grenzenlose Faszination und Zuneigung zu sein, die er für dieses Mädchen empfand – und die Gewissheit, dass ihrer beider Schicksalslinien miteinander verwobenen waren.
Die eigentümliche Vertrautheit, die Gorian ihr gegenüber empfand, war nicht im Mindesten erschüttert, und das beruhigte ihn irgendwie.
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Die siebentürmige Kathedrale von Toque am Oberlauf des Bar war ein Wahrzeichen des Glaubens an den Verborgenen Gott.
Toque, mitten im Herzland des Heiligen Reichs gelegen, war auch die Residenzstadt des Herzogs von Quellanien, aber die Kathedrale allein war etwa doppelt so groß wie das herzogliche Schloss und die eigentliche Stadt, die ihren Reichtum vor allem den vielen Pilgern verdankte, die jedes Jahr zu Hunderttausenden herbeiströmten und das Gebiet um die Kathedrale im Sommer monatelang zu einer gewaltigen Zeltstadt anschwellen ließen. Vom heiligen Wasser einiger Heilquellen erhoffte man sich Linderung von Krankheiten oder gesunden Nachwuchs oder Vergebung von Sünden. Selbst den einen oder anderen bekehrten Oger-Söldner, der in seinem früheren Leben Menschenfleisch als Delikatesse empfunden hatte, zog es her, um in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen zu werden.
Man sagte, dass jedes zweite Haus in Toque ein Gasthaus sei und die Zahl der Einwohner im Winter kaum ein Zehntel dessen erreichte, was man in den reisefreundlichen Sommermonaten an Volk zu sehen bekam.
Es war Spätsommer, aber es wehte ein so eisiger Wind über die quellanischen Felder bis in die westlich des Bar gelegene Tiefebene von Garilanien, wie in manch hartem Winter nicht. Und immer wieder gab es Schnee- und Hagelschauer aus einem grauen Himmel. Die Sonne zeigte sich nur als großer verwaschener Lichtfleck, der durch die Wolkendecke schimmerte und zusätzlich noch zur Hälfte von etwas Dunklem verdeckt wurde – dem Schattenbringer, den die Magie Morygors allmählich vor die Sonne schob, sodass die Erde immer mehr zu einem Reich der Kälte wurde.
Die Zeltstadt rund um Toque befand sich in Auflösung, und ihre Bewohner bestanden in diesen Tagen auch nicht überwiegend aus Pilgern, sondern aus Flüchtlingen, denen es gelungen war, sich bis nach Toque zu retten. Dass ihnen allerdings der Nimbus der mächtigen Kathedrale Schutz vor den heranrückenden Horden Morygors bieten konnte, schienen die wenigsten von ihnen zu glauben. Stattdessen versuchten einige mit allen Mitteln, das garilanische Ufer zu erreichen, doch die breite Brücke, die sich über den Bar spannte, war hoffnungslos verstopft. Manche ließen sich mit Booten übersetzen oder versuchten einen Platz an Bord eines der Flussschiffe zu ergattern, mit denen man bis nach Nelbar in Oquitonien gelangen konnte, wo der Bar in das laramontische Meer mündete. Ein noch größerer Zug von Menschen bewegte sich allerdings über die dem quellanischen Ufer folgende Straße nach Süden, was bedeutete, dass ihnen der breite Strom keinerlei Fluchtmöglichkeit mehr ließ, wenn der Feind auftauchte.
Und dieser Feind war nahe ...
... und unbarmherzig.
Schon seit drei Tagen waren keine weiteren Flüchtlinge mehr über die Ebene der quellanischen Felder nach Toque gelangt. Ein Zeichen, das nicht zu missdeuten war.
Am Horizont schob sich ein mehrere Klafter hoher Eispanzer gen Süden und Westen. Die Geschwindigkeit, mit der dieser breite Gletscher vordrang, widersprach allem, was man über die Natur des Eises wusste. Wie eine zähflüssige Masse walzte sich das Eis vorwärts und begrub alles unter sich, während ein frostiger Hauch die Verteidiger von Toque erstarren ließ. Voller Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit blickten die wenigen Ritter und Landsknechte, die noch auf den Mauern und Türmen der Stadt ausharrten, dieser grauweißen Wand entgegen. Einige zu allem entschlossene Schwertmeister des Ordens der Alten Kraft befanden sich unter ihnen, zu erkennen an den Meisterringen, die sie trugen. Aber ein Großteil der Bewaffneten hatte schon vor Tagen zusammen mit dem Herzog und seiner Familie und dem Bischof die Stadt verlassen.
Die graue Wand näherte sich, und noch ehe die Dunkelheit hereinbrach, walzten die Eismassen die äußeren Stadtmauern nieder, schoben sich durch die Straßen, drückten Hauswände ein und begruben bis auf eine Höhe von anderthalb Klaftern alles unter sich, was ihnen im Weg stand. Das Eis hatte dabei eine Geschwindigkeit, die dem eines Wanderers mit normalem Schritttempo entsprach. Da auch die Straße nach Süden auf viele Meilen von dem heranfließenden Gletscher betroffen war, blieb den vielen Menschen, die sich noch in der Stadt befanden, nur noch die Flucht über die völlig überladene Brücke des Bar oder zur Kathedrale, die ebenso wie das herzögliche Schloss auf einer Anhöhe gelegen war.
Bald ragte der von Menschen umlagerte Bereich um die siebentürmige Kathedrale wie eine Insel aus einem vereisten Ozean. Das etwas tiefer gelegene herzogliche Schloss hingegen wurde zum Großteil ebenfalls von den Eismassen fortgerissen. Einzig und allein der Burgfried hielt noch stand und ragte trotzig aus dem grauen Eis hervor, das sich weiter voranschob, dem Fluss entgegen, in den sich das Eis schließlich als zähflüssiger Strom ergoss.
Immer wieder brachen Gletscherstücke ab und wurden südwärts getrieben. Manchmal brachten diese Eisstücke Boote und Flussschiffe in arge Bedrängnis, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis auf dem Oberlauf des Flusses, der eigentlich auf der gesamten Länge zwischen Toque bis Nelbar schiffbar war, jeglicher Transport eingestellt werden musste.
Die Eismassen brachten schließlich auch die Pfeiler der Brücke zu Einsturz. Ein Treck von Tausenden, die niemand mehr davon hatte abhalten können, trotz aller drohenden Gefahr die völlig überfüllte Brücke zu betreten, stürzte in die Tiefe. Aber ihr Schreien ging unter in den manchmal eher stöhnenden, dann wieder mehr schabenden oder krachenden Lauten, die das Eis bei seinem Vormarsch verursachte.
Dichtes Schneegestöber setzte ein, und der eisige Wind frischte auf, so als hätten sich alle in Morygors Diensten stehenden Frostgötter dazu entschlossen, im selben Moment ihren kalten Hauch über das Land zu verbreiten.
Aus der Kathedrale drangen die Gesänge verzweifelter Gläubiger sowie einiger Geistlicher aus den niederen Rängen der Priesterschaft des Verborgenen Gottes. Gesänge, die um magische Hilfe jener mächtigen Wesenheit baten, denn nach Auffassung der Priesterschaft war jede Magie eine gnädige Gabe des Verborgenen Gottes