Название | Beter, Mönche und Gelehrte |
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Автор произведения | Marc Witzenbacher |
Жанр | Философия |
Серия | |
Издательство | Философия |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783766642592 |
Dialog und Scharfsinn: Philipp Melanchthon
Als Philipp Melanchthon 1518 seine Antrittsvorlesung an der Universität zu Wittenberg hielt, löste sein Ruf „Zu den Quellen“ ein kleines Erdbeben aus. Der klein gewachsene und schmale Melanchthon hatte gerade die Griechisch-Professur angetreten. In den biblischen Quellen selbst zu forschen – und das auch noch in der Ursprache –, dies war für seine Kollegen der Ruf zur Revolution. Kein Wunder, dass sich Martin Luther und der erst 21 Jahre alte Philipp Melanchthon schnell nahekamen und nicht nur Freunde wurden, sondern sich gegenseitig ergänzten und stützten.
Melanchthon wurde als Sohn des Rüstmeisters Georg Schwarzerdt 1497 in Bretten geboren. Schnell wurde das außerordentliche Talent Philipps erkannt und konnte von der recht begüterten Familie auch gefördert werden. 1508 starben Vater und Mutter aber überraschend schnell hintereinander. Sein berühmter Verwandter Johannes Reuchlin nahm ihn auf und unterrichtete ihn in der Pforzheimer Lateinschule. Von ihm erhielt er auch die Übersetzung seines Nachnamens Schwarzerdt ins Griechische: „melanchthon“ bedeutet „schwarze Erde“. Bereits ein Jahr später begann Melanchthon mit gerade einmal 13 Jahren das Studium in Heidelberg, wechselte 1512 nach Tübingen, wo er die Magisterprüfung ablegte und an der Universität unterrichtete. Da Melanchthon als der beste Griechisch-Gelehrte seiner Zeit galt und die alten Sprachen perfekt beherrschte, erreichte ihn mit 21 Jahren der Ruf an die Wittenberger Universität, damals eine der modernsten in Europa.
Auch wenn er anfangs noch skeptisch war, wurde Martin Luther recht rasch enger Vertrauter und Freund Melanchthons. Melanchthon hatte bereits von Luther gehört und war auch nicht zuletzt seinetwegen nach Wittenberg gekommen. Sein Ziehvater und Lehrer Reuchlin, Humanist und den reformatorischen Ideen eher ablehnend gegenüberstehend, hatte ihn deswegen vor die Wahl gestellt: „Luther oder ich!“ Melanchthon entschied sich für Luther. Reuchlin enterbte ihn und vermachte ihm nicht seine weit über die Grenzen Deutschlands bekannte Bibliothek.
Melanchthons asketische Lebensweise blieb allerdings dem lebensfrohen und Genüssen durchaus zugewandten Luther suspekt. Er ermunterte den meist hinter Büchern sitzenden Melanchthon dazu, fröhlich zu sein und Gottes Schöpfung zu genießen. Und er sollte richtig versorgt werden: Luther brachte ihn 1521 schließlich dazu zu heiraten. Melanchthon sah diesen Schritt bis ins hohe Alter als „den größten Fehler“ seines Lebens an. Dennoch gingen aus der so ungeliebten Ehe mit Katharina Krapp drei Kinder hervor: Anna (1521), Philipp (1525) und Magdalena (1531). Melanchthons Interesse galt aber vorwiegend den Wissenschaften und der Bildung. Unermüdlich arbeitete er und trug dazu bei, der reformatorischen Bewegung Strukturen und theologische Kontur zu geben. In Kursachsen ordnete er die kirchlichen und schulischen Verhältnisse neu. Mit seinen profunden Sprachkenntnissen hatte er maßgeblichen Anteil an Luthers Bibelübersetzung.
Bei allem reformatorischen Eifer war Melanchthon stets bemüht, einen Konsens zu erreichen, und gab bis zuletzt nicht die Hoffnung auf, eine Kirchenspaltung verhindern zu können. „Wir sind zum Gespräch geboren“, war Melanchthons Lebensmotto. Und er bemühte sich beharrlich darum, seinen hitzköpfigen Freund Luther zu Gesprächen zu ermutigen und in vermeintlichen Streitpunkten einzulenken. Als Luther in Acht und Bann stand, vertrat ihn Melanchthon auf dem Augsburger Reichstag 1530. Dazu verfasste er das Augsburger Bekenntnis, ein Dokument der Einigung mit der katholischen Kirche und bis heute eine der wichtigsten evangelischen Bekenntnisschriften. Fast wäre es darüber zum Bruch mit Luther gekommen, der schließlich doch nachgab und die Freundschaft mit Melanchthon nicht verlieren wollte. 1546 starb Luther. Melanchthon wurde zur wichtigsten Person der Reformation.
Melanchthon war der Erste, der die evangelischen Glaubensüberzeugungen systematisch zusammenfasste. Seine „Loci communes“ von 1521, eine Dogmatik des evangelischen Glaubens, bilden bis heute eine wesentliche Grundlage evangelischer Theologie. In universeller Gelehrtheit hatte Melanchthon das gesamte Wissen seiner Zeit präsent und setzte sich unermüdlich für eine allgemeine Bildung in öffentlichen Schulen ein, was ihm den Titel des „Lehrers von Deutschland“ (praeceptor germaniae) einbrachte. Er beriet Städte bei der Gründung von Universitäten, stellte Lehrpläne auf, organisierte die Lateinschule neu als System von drei Klassen und gründete 1526 die erste evangelische Schule in Nürnberg. Bibelauslegung und das Erlernen des Katechismus bekamen in Schule und Universität einen neuen Stellenwert ebenso wie das Studium der alten Sprachen, der Geschichte und der Mathematik. Seine zahlreichen Lehrbücher für Rhetorik, Grammatik, Physik und Psychologie wurden für mehr als 200 Jahre Standardliteratur. Melanchthon erinnert die Kirche bis heute daran, dass der christliche Glaube eine fundierte Bildung für alle fordert und fördert. Melanchthon starb nach schwerer Krankheit am 19. April 1560. Seine letzte Ruhestätte hat er an der Seite seines Freundes Martin Luther in der Wittenberger Schlosskirche gefunden.
Apostel der Aussätzigen: Damian de Veuster
Als Pater Damian de Veuster am 10. Mai 1873 die „Hölle von Malakai“ betrat, zeigte sich ihm ein schreckliches Bild. Auf einer Landzunge der Insel Malakai im Hawaii-Archipel wurden die Leprakranken einfach ihrem Schicksal überlassen. Hunderte Menschen vegetierten dort vor sich hin unter übelsten hygienischen Bedingungen. Die Menschen lebten in einfachen Verschlägen aus Gras und warteten auf den Tod. Die Regierung des Inselstaates wusste sich nicht anders zu helfen, als die sich schnell ausbreitende Krankheit durch Isolation der Erkrankten einzudämmen. Mit Lepra, damals noch als Aussatz bezeichnet, hatte man keine medizinische Erfahrung und war nicht in der Lage, der Krankheit Herr zu werden. Aus Angst vor Ansteckung wurden die Kranken bei der Überfahrt vor Malaki einfach von Bord geworfen.
Für diese Menschen musste man etwas tun. Davon war der Bischof der Ordensgemeinschaft von den „Heiligsten Herzen Jesu und Mariens“ überzeugt. Die Missionare der Ordensgemeinschaft, in Deutschland unter dem Namen der „Arnsteiner Patres“ bekannt, war die seelsorgliche Betreuung der Sandwich-Inseln, wie man das Hawaii-Archipel nannte, anvertraut worden. Die Patres wollten die Leprakranken nicht einfach sich selbst überlassen. Allerdings wusste der Bischof, dass ein Einsatz auf der Insel aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr lebensgefährlich war. Keinen seiner Mitbrüder wollte er zwingen, auf die Insel zu gehen. Gleichwohl meldeten sich spontan vier Patres und erklärten sich bereit, die Leprakranken abwechselnd zu besuchen und ihnen als Seelsorger beizustehen. Der erste von ihnen war Pater Damian de Veuster, der schließlich auf eigenen Wunsch für immer auf Molokai bleiben sollte.
Damian de Veuster wurde unter dem Namen Joseph de Veuster am 3. Januar 1840 als siebtes von acht Kindern eines Bauern im flämischen Tremelo geboren. Zunächst arbeitete er nach der Volksschule auf dem elterlichen Hof, wurde dann aber von seinem Vater auf die Handelsschule geschickt, da der Junge Kaufmann werden sollte. Mit der Kirche war die Familie eng verbunden. Zwei seiner Schwestern waren in einen Orden eingetreten, sein Bruder war Mitglied des Ordens der „Heiligsten Herzen Jesu und Mariens“ in Leuven. Als Joseph 1859 mit seinem Vater den Bruder besuchte, entschloss er sich, ebenfalls in den Orden einzutreten und seine Kraft für die Mission einzusetzen. Der Orden nahm ihn auf, er erhielt den Ordensnamen Damian.
Für den Auftrag der Seelsorge im Hawaii-Archipel entsandte der Orden einige Brüder und Patres. Da Damians leiblicher Bruder aufgrund einer Krankheit nicht mitreisen konnte, nahm Damian seinen Platz ein. Viereinhalb Monate dauerte die Reise, bis die Ordensleute in der Hauptstadt Honolulu auf Hawaii eintrafen. Dort wurde Damian nach drei Monaten zum Priester geweiht und übernahm die Mission auf Puna, der größten der Sandwich-Inseln, auf der rund 30 Katholiken lebten. Damian errichtete eine Kirche und konnte eine kleine, blühende Gemeinde aufbauen. Bis er sich für den Einsatz auf der Leprainsel entschieden hatte.
1873 reiste Pater Damian nach Molokai. Zunächst versuchte Pater Damian, die schlimmsten Missstände zu beseitigen. Er versorgte Wunden, organisierte Kleidung und Medikamente. Schließlich versuchte er, die Insel zu bebauen und für die kranken Menschen zu einer erträglichen Heimat zu machen. Sein handwerkliches Geschick kam ihm dabei zugute: Er legte Äcker und Gärten an, errichtete eine Wasserleitung und baute mit den Kranken feste Holzhütten. Damian hatte nach anfänglicher Angst alle Bedenken fahren lassen, die Menschen