Название | Einheit der Kirche? |
---|---|
Автор произведения | Helmut Fischer |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783290176792 |
3.2.3 Die Rolle der Theologie
Zum Gehorsam gegenüber dem Papst und den Lehren der Kirche müssen sich auch alle in der Kirche Lehrenden in einem Glaubenseid verpflichten. In dessen Fassung von 1989 heißt es: »Mit festem Glauben bekenne ich auch alles, was von der Kirche … als göttlich geoffenbart zu glauben vorgelegt wird … insbesondere hange ich mit religiösem Willens- und Verstandesgehorsam jenen Lehrstücken an, welche entweder der Papst oder das Bischofskollegium bekanntgeben, wenn sie das authentische Lehramt ausüben, selbst wenn sie diese nicht definitiv als verpflichtend zu verkündigen beabsichtigen.«
3.2.4 Kleriker und Laien
Der geweihte Amtsträger wird durch die Weihe in den Stand des Klerikers erhoben, der unter Christus, aber über den Laien, dem ungeweihten Kirchenvolk, steht. Der Klerus hat in jeweils seinem Amtsbereich kraft seiner heiligen Gewalt das Volk zu bilden und zu leiten. Die Laien werden angewiesen, sich von ihrem Bischof und den Lehren der Kirche leiten zu lassen.
|33| 3.2.5 Die einzige Kirche Christi
Die von Christus gewollte und verfasste Kirche ist voll nur »verwirklicht in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird« (LG 8). Gemeinschaft in den heiligsten Dingen (Sakramentale Gemeinschaft) und gemeinsamer Vollzug gottesdienstlicher Handlungen (Konzelebration) ist nur dort möglich, wo der Primat des Papstes und die Lehren der römisch-katholischen Kirche anerkannt werden. Katholiken ist deshalb die Teilnahme am protestantischen Abendmahl untersagt (Fischer 09, 45–61).
3.3 Das Modell des Protestantismus
3.3.1 Der Urgrund von Kirche
Der Protestantismus sieht die Quelle und den Urgrund von Kirche und Glauben nicht in der Eucharistie, sondern im Wort Gottes. Martin Luther schrieb bereits 1519: »Die Kirche ist ein Geschöpf des Evangeliums«. Das auf der Basis der neutestamentlichen Zeugnisse verkündigte Wort Gottes gründet Kirche und stiftet ihre Identität als Kirche Christi. Kirche hat daher keine von Gott verordnete Gestalt. Sie konstituiert sich in der »Versammlung aller Gläubigen, bei welchen das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente dem Evangelium gemäß gereicht werden« (CA VII).
3.3.2 Die Gestalt von Kirche
Das verkündigte Wort Gottes lehrt nicht abstrakte Wahrheiten über Kirche und Glauben, es stellt vielmehr unser konkretes Leben in das Licht der Botschaft von der Liebe. Was sich daraus ergibt, muss unter den jeweiligen Lebensbedingungen der Gemeinde umgesetzt werden. Protestantische Gemeinden können und müssen daher entsprechend ihren kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Lebensumständen verschiedene |34| Gestalt haben. Das, was als die Botschaft der Liebe von der Gemeinde durch Wort und Tat in die Welt hineingetragen werden soll, muss am Ort des Geschehens von der Gemeinde entschieden, verantwortet und gestaltet werden. Die Gestalt der Kirche Christi liegt daher in der Verantwortung der Gemeinden oder Regionen, und sie muss sich auch nach den Möglichkeiten der gemeindlichen Zusammenschlüsse richten. Da dies alles keine stabilen Faktoren sind, muss die Gestalt der Kirche für notwendige Veränderungen offen und grundsätzlich variabel bleiben. Protestantische Kirchen zeigen sich daher in vielfältigen Formen der Organisationen, der Schwerpunkte und der gottesdienstlichen Versammlungen.
3.3.3 Die Ämter
Das verkündigte Wort Gottes, das Ursprung und Grund der Kirche ist, ruft alle dazu auf, die empfangene Botschaft des Heils mit ihren Kräften in der eigenen Lebenswelt zu leben und bekanntzumachen. Das drückt der Protestantismus in der Kurzformel vom »allgemeinen Priestertum aller Glaubenden« aus. Damit wird auch gesagt, dass es zwischen Mensch und Gott keiner priesterlichen Vermittlung bedarf, sondern jeder Glaubende Botschafter Gottes sein kann und sein soll.
Die protestantischen Kirchen kennen grundsätzlich nur ein kirchliches Amt. Es ist das Amt, mit dem die Gemeinde geeignete und qualifizierte Mitglieder beauftragt, öffentlich zu wirken: als Prediger, als Seelsorger, als Lehrende, in der Öffentlichkeitsarbeit, als Verwalter, als Leiter. Die Bezeichnungen für diese öffentlichen Funktionen bis hin zu den Leitungsämtern sind nicht festgelegt. Die Beauftragung und Bevollmächtigung zum öffentlichen Dienst findet in einer Ordination in einem Gemeindegottesdienst statt. Dadurch wird der Ordinierte weder in einen höheren Stand erhoben noch mit besonderen Geistesgaben ausgestattet. Der Ordinierte verpflichtet sich, aus dem Geist der Heiligen Schrift zu leben |35| und zu handeln. Die Gemeinde bittet um Gottes Geist und Beistand für den Ordinierten.
3.3.4 Die Rolle der Theologie
Der Protestantismus kennt keine festgeschriebenen kirchlichen Dogmen. Das protestantische Prinzip besteht in dem bleibenden Bemühen, Glauben und kirchliches Leben an der Christusbotschaft zu orientieren, wie diese in den neutestamentlichen Texten bezeugt ist. Die Bekenntnisschriften gelten als die historisch bedingten Dokumente dieses Bemühens um das rechte Verständnis der Botschaft Christi. Den Kern und die konkreten Impulse für die jeweilige Gegenwart zu finden, ist nicht einem kirchlichen Lehramt überlassen, sondern bleibt die ständige Aufgabe der offenen christlichen Dialog-Gemeinschaft. Die Theologie hat dabei die Aufgabe, dieser Dialog-Gemeinschaft alle verfügbaren wissenschaftlichen Hilfen bereitzustellen, mit denen die Christusbotschaft erschlossen und für die Gegenwart auch sprachlich präzisiert werden kann. Die Theologie ist dabei der wissenschaftlichen Wahrheit und keinem ihr übergeordnetem Lehramt und auch keiner vorgeordneten Lehre verpflichtet. Ihre Aufgabe besteht auch darin, Glauben und kirchliches Leben mit dem Maßstab der Bibel kritisch zu begleiten. Selbstkritik und Selbstprüfung gehören zum Wesen des protestantischen Kirchenmodells. Es bleibt der Auftrag der Dialog-Gemeinschaft aller Glaubenden, diese Selbstkritik gegenüber allen Beharrungstendenzen einzufordern und auch selbst zu leisten.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.