Muster für morgen. Frank Westermann

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Название Muster für morgen
Автор произведения Frank Westermann
Жанр Языкознание
Серия Andere Welten
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783862871834



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und dann war er mitten drin.

      Der Aufprall nahm ihm erneut den Atem. Zweige und Ranken schlugen gegen seinen Körper und sein Gesicht (er hätte den Helm doch lieber geschlossen lassen sollen), es knackte und rauschte um ihn herum, irgendwelche Tiere kreischten erbost über die Störung und dann wurde der Fall plötzlich abgebremst.

      Sein Fallschirm hatte sich in einer Baumkrone verfangen und er pendelte in der Luft hin und her. Nach einer Weile zog er sich an einem dicken Ast hoch und setzte sich auf ihn. Die feuchtheiße Luft machte ihm zu schaffen, er schwitzte und keuchte vor Anstrengung. Dann machte er sich daran, den Fallschirm von seiner Montur zu lösen. Sein Körper schmerzte bei jedem Handgriff.

      Plötzlich hörte er seinen Namen rufen. Er schrie zurück so laut er konnte und spähte nach unten. Lange Zeit konnte er nichts erkennen, aber er rief immer weiter, so dass Kortanor – denn er war der Rufer – seinen Standort ermitteln konnte.

      Gerade als er es geschafft hatte, den Fallschirm loszuwerden, tauchte die Gestalt des Tromaden unter ihm auf.

      »Warte, ich komme runter!« rief Lucky ihm zu und machte sich an den Abstieg.

      Obwohl es relativ einfach war, weil überall Äste und Vorsprünge herausragten, dauerte es bestimmt eine halbe Stunde, bis er den Erdboden erreichte. Erschöpft sank er Kortanor in die Arme, der anscheinend nicht so viele Schwierigkeiten gehabt hatte.

      »Junge, was für eine Hitze!« seufzte Lucky. »Wie im Treibhaus.«

      »Stimmt«, bestätigte Kortanor, »aber ich glaube, wir behalten die Raumanzüge besser an. Sie schützen ganz gut und wer weiß, was es hier an gefährlichen Tieren oder Pflanzen gibt.«

      In diesem Moment näherte sich eine weitere unförmige Gestalt und sie erkannten voller Erleichterung Sonnenfeuer. Die Zauberin fluchte derart vor sich hin, dass Kortanor und Lucky lachen mussten.

      »Wo bin ich da nur reingeraten?« regte sie sich auf. »Nichts gegen ein bisschen Unbequemlichkeit, aber diese Art Leben bin ich nun doch nicht gewohnt und das scheint zu einer Dauereinrichtung zu werden. Dieser Planet ist durch und durch kaputt! Ich werde enorme Schwierigkeiten haben, uns hier rauszuhelfen. Es existiert zwar noch der Kern eines magischen Feldes, aber es ist durchlöchert und nahezu unwirksam. Ich muss verrückt gewesen sein, euch zu begleiten.«

      »Ach, komm«, versuchte Lucky sie zu besänftigen. »Uns geht es doch auch nicht besser. Was machen wir jetzt?«

      »Wir werden sicher keine Schwierigkeiten haben zu überleben«, meinte Kortanor. »Es muss eine Menge essbares Zeug hier geben. Das können wir mit unseren Geräten austesten. Am besten, wir schlagen uns zur Küste durch und sehen dann weiter. Das Meer kann nicht allzu weit weg sein.«

      Sonnenfeuer zeigte über ihre Schulter.

      »Wenn wir in diese Richtung gehen, werden wir auf Menschen stoßen. Aber ich kann nicht sagen, ob uns das weiterhilft oder nicht. Außerdem empfange ich eine Menge anderer, merkwürdiger Impulse. Wahrscheinlich stammen sie von den Tieren und Pflanzen hier, aber ich bin mir nicht sicher...«

      »Gehen wir doch erst mal dorthin«, schlug Lucky vor. »Wenn ich mich recht erinnere, müsste das auch der Weg zur Küste sein. Wir müssen natürlich vorsichtig sein, aber es reizt mich doch zu erfahren, wie überhaupt so eine Gegend existieren kann.«

      Alle waren einverstanden und so marschierten sie los. Der Marsch war beschwerlich, weil nirgends ein Weg oder Pfad zu erkennen war. Außerdem waren sie ständig angespannt, weil sie sich dauernd ängstlich nach möglichen Gefahren umsahen.

      Der Boden war feucht, teilweise sumpfig, und von einer glitschigen Schicht herabgefallener Blätter bedeckt. Eine Unmenge Insekten umschwärmte sie und die Pflanzen und Gräser wuchsen oft so dicht, dass sie sich regelrecht durchschlagen mussten. Den größten Hindernissen mussten sie ausweichen und so gingen sie einen Zickzackkurs, der den Weg erheblich verlängerte.

      »Uns fehlen einfach Werkzeuge«, keuchte Lucky.

      Die erbeuteten Strahler konnten sie nicht einsetzen, da trotz der Feuchtigkeit ein Brand entstehen konnte.

      Kortanor ging vorneweg und bahnte verbissen den Weg. Seine Ausdauer schien unerschöpflich. Sonnenfeuer schwieg sich meist aus, aber sie konnten ihr ansehen, dass sie mit sich und der Welt höchst unzufrieden war. Lucky vermutete, dass ihr ein Leben ohne den natürlichen Umgang mit ihren magischen Kräften sehr schwer fiel. Er hoffte, dass sie einen Weg finden würde, ihr Ziel hier zu erreichen. Doch im Moment waren sie weit weg davon.

      Nachdem sie ein paar Stunden unterwegs waren, konnten Lucky und Sonnenfeuer nicht mehr weiter. Auch Kortanor war mit einer Pause einverstanden und testete einen Strauch mit Beeren auf seine Genießbarkeit, während die beiden anderen sich erschöpft auf eine bemooste Stelle fallen ließen.

      »Diese Geräte sind doch ganz nützlich«, bemerkte Kortanor, als er mit einer Handvoll der schwarzen Beeren zurückkam.

      Er verstaute den Analysator wieder in seiner Tasche. »Wir können unbesorgt sein. Sie sind essbar und sogar sehr vitaminhaltig.«

      Sie schlangen die Beeren hinunter, und Kortanor musste noch zweimal Nachschub holen, bis sie einigermaßen satt waren. Während sie noch beim Essen waren, horchte Sonnenfeuer auf. »Hört ihr das auch?« fragte sie. »Irgendwas hat sich verändert.«

      Lucky wusste sofort, was sie meinte: die Vögel hatten aufgehört zu zwitschern, auch andere Tierlaute waren nicht mehr zu hören. An ihre Stelle war ein Rascheln und Schaben getreten, das von den Pflanzen um sie herum auszugehen schien. Diese Geräusche schwollen langsam an und Lucky hatte den Eindruck, als würden sich die Büsche und das Gras anfangen zu bewegen. Aber das war natürlich unmöglich!

      Auf einmal sprang Sonnenfeuer auf. »Wir müssen hier weg, schnell!« rief sie aufgeregt.

      Doch es war bereits zu spät. Lucky sah noch, wie sich eine Schlingpflanze um ihren Hals legte, als über ihm ein großer, schwarzer Schatten auftauchte. Er versuchte sich wegzurollen, da traf ihn ein Schlag zwischen die Schultern. Er hörte noch ein Knirschen, als ob Metall gegeneinander rieb, dann verlor er das Bewusstsein.

       We play to a packed gallery

       We smile for the CCTV

       We’re making our own history

       When fine society sits down to dine

       Remember that someone is pissing in the wine

      Chumbawamba - »When Fine Society Sits Down to Dine«

       8.

       DIE BARRIERE

      Acht Personen saßen um den großen Konferenztisch im 20. Stockwerk des Regierungspalastes. Acht Frauen und Männer, die zur Zeit die Regierung von Neu-Ing darstellten. Die sogenannten Regs.

      Man konnte ihnen anmerken, dass die Tage, in denen sie sich keine Sorgen um die Aufrechterhaltung der Macht und ihrer Privilegien zu machen brauchten, endgültig vorbei waren. Es herrschte eine gedrückte Stimmung, ja sogar eine unterschwellige Feindseligkeit. Hätten sie nicht gleiche Ziele verbunden, wäre die Sitzung wahrscheinlich schon nach einigen Minuten geplatzt.

      Bevor die Unzufriedenheit mit der Auseinandersetzung, wie die derzeitige Misere zu beheben war, ihren Höhepunkt erreichte, konnte der Vorsitzende glücklicherweise auf ein anderes Thema ausweichen.

      »Da Appelle an unsere Gemeinsamkeiten anscheinend wenig Eindruck hinter lassen, möchte ich die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf unseren aktuellen Anlass zur heutigen Sitzung lenken«, versuchte Sir Pronk sich durchzusetzen. Und er hatte – vorerst – Erfolg damit, denn die Streitgespräche verstummten fast augenblicklich. »Der Zeitpunkt, zu dem sich unser Experimentalschiff der Grenze nähert, ist fast gekommen. Ich schalte jetzt die Übertragung von Bord unserer Flotte kurz vor der Plutobahn ein.«

      Ein