Название | Ein Heimsieg per Post |
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Автор произведения | Группа авторов |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783730700723 |
Die Mannschaft hält trotzdem gut mit und belegt ständig einen Platz in der Spitzengruppe. Zuweilen sehen die Fans Traumfußball, wie beim 7:1 im Europapokal gegen Inter Mailand und beim 7:0 gegen Schalke 04 drei Tage später. Doch es fehlt die Konstanz der beiden Vorjahre, und so ist spätestens nach einer 0:2-Auswärtspleite beim Tabellenletzten Hannover 96 klar, dass es mit der dritten Meisterschaft hintereinander nichts wird. Am Ende springt Platz drei heraus, hinter Bayern München und Schalke 04.
Die Vorsichtsmaßnahme erweist sich als richtig, denn der verschwundene Bus taucht erst wieder auf, als das Spiel beim 1. FC Köln längst angepfiffen ist. Fündig wird die Polizei in Großkönigsdorf, einem Dorf in der Nähe von Brauweiler. Dort steht das gute Stück mit dem Kennzeichen MG-M 11, nahezu unversehrt, nur ein paar Kratzer sind am Heck und eine Decke fehlt. Wie der Fahrtenschreiber später aufklärt, sind die Diebe zwischen halb zwei und fünf Uhr nachts unterwegs gewesen, eine längere Strecke gefahren und haben auch tüchtig aufs Gaspedal gedrückt. 120 Stundenkilometer schnell sind sie in der Spitze gefahren, schneller, als mit dem Bus erlaubt.
Mit Bus fahren die Borussen am Abend also wieder nach Mönchengladbach, aber ohne Punkte, denn das Spiel in Köln ging 3:4 verloren. Entsprechend ist die Stimmung im Bus, und die Spieler grübeln über Sinn und Zweck der nächtlichen Spritztour. Ein Jux? Ein Diebstahl? Die Sache wird trotz der von Helmut Grashoff ausgesetzten 5.000-Mark-Prämie nicht aufgeklärt, aber eins steht fest: Die Gladbacher Karnevalisten haben ein Thema für den nächsten Veilchendienstagszug!
Luxuskarosse: Borussia verfügte als einer der ersten Bundesligaklubs über einen eigenen Mannschaftsbus.
„Was sagt der Hund von Sepp Maier auf die Frage, wer Deutschlands bester Torwart ist? Kläff, Kläff!“
Witz von VfL-Keeper Wolfgang Kleff, in der Nationalmannschaft die Nummer zwei hinter Bayerns Sepp Maier.
PERSONALIE
SPIELER DES JAHRES Deutschlands Sportjournalisten wählen Borussia zur „Mannschaft des Jahres 1971“. Und auch der „Spieler des Jahres“ kommt aus Mönchengladbach. Verteidiger Berti Vogts setzt sich bei der Wahl durch, gewinnt mit 225 Stimmen klar vor Franz Beckenbauer (154) und Günter Netzer (133). Damit habe ich bestimmt nicht gerechnet, sagt Vogts, als er bei der Ehrung in Baden-Baden gemeinsam mit seinem Mannschaftskameraden Hartwig Bleidick stellvertretend für den Rest des Teams von Innenminister Hans-Dietrich Genscher geehrt wird. Wie wichtig „Berti“ für Borussia ist, weiß man am Bökelberg genau und bekommt es in dieser Saison zu spüren. Wochenlang fällt der bissige Abwehrspieler nämlich wegen einer Fußverletzung aus, nachdem er zuvor in 212 Bundesligaspielen am Stück dabei gewesen ist. Nur 19 Saisonspiele macht er mit und sagt am Schluss: „Ich bin froh, dass diese verkorkste Saison endlich vorbei ist.“ Trotz Wahl zum „Spieler des Jahres“ …
1972|73
Als Jupp Heynckes zum halben Fortunen wurde
Kerzengerade steht Heino im Mittelkreis, im langen Wintermantel, mit schwarzem Schal und, wie man ihn kennt, mit strohblondem Seitenscheitel und schwarzer Sonnenbrille. Der Schlagersänger hat sichtlich Spaß daran, den Lederball vom Anstoßpunkt aus mit lang durchgestrecktem Bein über den gefrorenen Rasen des Düsseldorfer Rheinstadions zu schießen. Doch noch ungewohnter, als den aktuell so angesagten Barden („Blau blüht der Enzian“ ist in den Charts auf Platz drei) beim symbolischen Anstoß auf einem Fußballplatz zu sehen, ist der Anblick von Spielern wie Jupp Heynckes, Günter Netzer oder Berti Vogts im hellblauen Trikot – mit Fortuna Düsseldorf-Emblem!
Denn das Borussen-Trio steht genau wie Rainer Bonhof und Hacki Wimmer in der Startelf eines besonderen Freundschaftsspiels: Der amtierende Welt- und Europapokalsieger Ajax Amsterdam trifft im nagelneuen Rheinstadion auf eine gemischte Auswahl der beiden rheinischen Rivalen Borussia Mönchengladbach und Gastgeber Fortuna Düsseldorf. Angeleiert hat diese außergewöhnliche Begegnung die Geschäftsführung der Fortuna, denn in Düsseldorf hat eine solche Form des Freundschaftsspiels Tradition: In den 1950er Jahren hat Fortuna solche Spiele regelmäßig gemeinsam mit Rot-Weiss Essen durchgeführt.
Nun also verstärken sich die Rot-Weißen im Duell mit der momentan wohl prominentesten Vereinsmannschaft Europas durch Spieler aus Mönchengladbach. Und auch, wenn Fortuna in der Hinrunde überraschte und auf Platz zwei steht (Borussia ist nur Achter), sind die echten Stars dieses Mixed-Teams in Reihen des VfL zu finden. „Wir hatten uns in zwei Minuten über die Besetzung geeinigt“, verrät Weisweiler aus den Gesprächen mit seinem Düsseldorfer Kollegen Heinz Lucas. Für die Medien ist es das Duell Netzer gegen den genialen Ajax-Spielmacher Johan Cruyff, doch der Niederländer kann gar nicht spielen: Eine Knöchelverletzung zwingt Cruyff zum Zuschauen.
Ansonsten tritt Ajax allerdings in Bestbesetzung an: Johan Neeskens läuft auf, der Linksaußen Piet Keizer ist dabei und auch Torwart Heinz Stuy. Auch die Fortuna-Borussen nehmen die Aufgabe ernst; es ist am Tag vor dem Spiel ein gemeinsames Training angesetzt. Und während sich Düsseldorfs Trainer „internationale Erfahrungen“ für seine Mannschaft erhofft, erwartet Weisweiler: „Sowohl Ajax als auch Fortuna und Borussia sind Mannschaften, deren Stärke in der Geschlossenheit liegt. Darum verspreche ich mir von diesem Spiel erstklassige Leistungen.“
Ungewöhnlicher Dreiersturm: Jupp Heynckes, Heino und Günter Netzer (v. l.).
SAISONVERLAUF
GLANZ IN DEN POKALWETTBEWERBEN Die Saison 1972/73 geht eher als Jagd auf die Pokale in die Borussia-Geschichtsbücher ein. In der Bundesliga bietet die Mannschaft insgesamt die schwächsten Leistungen der jüngeren Vergangenheit – und mit Platz 5 am Ende auch das schlechteste Endergebnis der zurückliegenden Jahre. Borussia stellt zwar mit 82 erzielten Treffern erneut eine echte Torfabrik und nach Meister Bayern München den zweitbesten Angriff der Liga. Allerdings weist die Defensive vor Wolfgang Kleff zu oft Lücken auf, 61 Gegentore sind alles andere als ein zufriedenstellender Wert. Nach wechselhafter Hinrunde (drei Auftaktsiegen folgen drei Niederlagen) steht Borussia auf Rang acht und kann sich nur durch eine stärkere Rückrunde auf den fünften Platz retten. Und auch, wenn die Saison einige Höhepunkte wie das 6:1 gegen den HSV oder das 6:0 gegen den VfL Bochum bereit hält: Das alles ist nichts gegen die Erlebnisse in den beiden Pokalwettbewerben. Im UEFA-Cup setzt sich Borussia unter anderem gegen die deutschen Vertreter aus Kaiserslautern und Köln durch und qualifiziert sich durch zwei Siege gegen Twente Enschede sogar fürs Finale. Dort aber kann man die 0:3-Hinspielniederlage beim FC Liverpool „nur“ mit einem 2:0 auf dem Bökelberg beantworten. Dafür schreibt Borussia mit dem Gewinn des DFB-Pokals Fußballgeschichte: Im Finale gegen den 1. FC Köln wechselt sich Günter Netzer beim Stand von 1:1 zur Verlängerung selbst ein – und schießt nur wenige Minuten später den Siegtreffer, in seinem letzten Spiel für Borussia.
Der Zeitpunkt für diese Partie ist perfekt gewählt: Am 30. Dezember sind ansonsten keine Sportereignisse, viele Fußballfreunde haben Urlaub und wollen einfach ein schönes Fußballspiel mit vielen Stars oder auch das nagelneue Düsseldorfer Stadion sehen. Es wird ein riesiges Event, Heino tritt auf, auch Tony Marschall: Rund 50.000 Besucher kommen ins Stadion. Die Borussen unterstützen ihre Spieler, aber auch die sechs Fortunen im Spiel gegen Ajax. Bei den Düsseldorfern ist es umgekehrt. Borussia Düsseldorf oder Fortuna Mönchengladbach – in der Berichterstattung über diese einmalig zusammengewürfelte Mannschaft wird hinterher schlicht von einer „Kombination“ die Rede sein.
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