Название | Ein Heimsieg per Post |
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Автор произведения | Группа авторов |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783730700723 |
„Der Schulz tritt seine eigene Großmutter tot, wenn er damit ein Tor verhindern kann.“
Trainer Hennes Weisweiler nach dem 0:0 gegen den Hamburger SV, bei dem der Hamburger Verteidiger Willi Schulz Günter Netzer brutal foult.
Bernd Rupp in Aktion: Nach dem Auswärtsspiel bei Tasmania Berlin hätte der Angreifer beinahe unfreiwillig länger in der geteilten Stadt bleiben müssen.
SAISONVERLAUF
DIE ERSTEN SCHRITTE IN DER BUNDESLIGA Mit einem Sieg am heimischen Bökelberg und drei Unentschieden auf fremden Plätzen startet Borussia beachtlich in ihre erste Bundesligasaison. Mit dem spektakulären 4:5 gegen Borussia Dortmund, bei dem fünf Elfmeter verhängt werden, beginnt eine Serie von drei Niederlagen in Folge. Ein 2:0 gegen Hannover ist dann der erste von drei Siegen in Serie. Derart unbeständig geht es weiter. Vor der Winterpause kassieren die Borussen noch einmal vier Pleiten nacheinander. Die Hinrunde endet dann wiederum mit einem bravourösen 1:1 gegen Meisterschaftsanwärter 1860 München. Auch in der Rückserie zeigt die Weisweiler-Elf gerne ihre zwei Gesichter. Mitunter gibt es furiosen Offensivfußball, dann wieder offenbart der Aufsteiger seine Naivität. Nürnberg wird 8:3 vom Bökelberg geschossen, wenige Wochen später geht der VfL an gleicher Stelle 0:7 gegen Werder Bremen unter. Eine Woche später sichert sich Borussia mit einem 3:3 bei den Münchner Löwen, dem späteren Meister, Tabellenplatz 13. Herbert Laumen erzielt allein in diesem Spiel drei seiner insgesamt sechs Saisontore. Erfolgreichster Angreifer der Borussen ist aber Bernd Rupp, der auf 16 Treffer kommt und im DFBPokal in der ersten Runde Opel Rüsselsheim beim 5:1 mit drei Toren fast im Alleingang schlägt. Während vorne einige Male die Tormaschine angeworfen wird, zeigt sich die Abwehr nicht immer sattelfest. Mit 68 Gegentoren stellt Borussia die viertschlechteste Defensive der Liga. Daran ändert auch Berti Vogts nichts, der vor der Saison aus Büttgen kommt und sich schnell in die Herzen der VfL-Fans rackert.
Es sind einige bissige und ironische Bemerkungen, die sich Rupp anhören darf, als ihm der Safe im Mannschaftsquartier übergeben wird. Dem Angreifer wird es egal sein. Durch die Hilfsaktion ist seine Abreise nach dem Spiel gesichert. Dass das Spiel bei Tasmania, das mit zehn Niederlagen in Folge als krasser Außenseiter gilt und später alle Negativ-Rekorde der Bundesliga hält, bei unlauteren Bedingungen – der Schnee auf dem Rasen des Olympiastadions liegt bei minus sechs Grad knöchelhoch – zur Enttäuschung der Borussen nur 0:0 endet, passt zur komplett verpatzten Reise nach Berlin. Um 20.10 Uhr geht es mit einer Maschine der British European Airways (BEA) von Tempelhof aus Richtung Düsseldorf. An Bord sind alle Borussen – auch Bernd Rupp. Ohne seinen Ausweis hätte der Stürmer in Berlin auf eine amtliche Bestätigung der Stadtverwaltung Mönchengladbach warten müssen. Die wäre frühestens am Montag möglich gewesen. So aber kommt Rupp pünktlich zurück in seine Wahlheimat und kann wie seine Mannschaftskameraden am nächsten Abend am rauschenden Winterfest der Borussen teilnehmen. Spätestens dann sind alle „Unpässlichkeiten“ und schlechten Witterungsverhältnisse, die die Berlin-Reise begleiteten, vergessen.
PERSONALIE
ZWEITE KARRIERE IM SULKY Die Saison fängt denkbar schlecht an für Albert Jansen. Beim ersten Bundesligaspiel in Neunkirchen wird der Kapitän wegen zweimaligen Handspiels vom Platz gestellt. Im März 1966 verändert sich Jansens Leben nachhaltig. Zuerst heiratet er seine Freundin Margot, dann gewinnt er mit Borussia das Bundesligaspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern, und am Abend gehört er beim „Preis der Bundesliga“ auf der Gladbacher Trabrennbahn zu einigen Fußballern, die für ein Rennen in den Sulky wechseln. Jansen, Spitzname „eiserner Albert“, muss den eigenwilligen Wallach „Indosso“ lenken. Das gelingt dem 29-Jährigen mit einem souveränen Sieg bravourös. Der Auftritt hinterlässt Eindruck. Jansen bekommt ein lukratives Angebot aus der Szene und beendet vorzeitig seine Karriere. „Um meiner zukünftigen Familie willen kann ich das großzügige Trabangebot unmöglich ausschlagen. In der Bundesliga könnte ich so viel Geld gar nicht verdienen“, erklärt der beinharte Verteidiger, der den VfL drei Spielzeiten als Kapitän angeführt hat und seine Fußballschuhe nach 120 Oberliga- und 30 Bundesligaspielen für Borussia an den Nagel hängt.
1966|67
Schüsse beim Südamerika-Trip
Nach dem Ende der Bundesligasaison unternimmt Borussia eine abenteuerliche Südamerika-Reise. Der Trip ist bereits einige Tage alt, als die Mannschaft auf dem Weg nach Sao Paulo einen ungeplanten Zwischenstopp einlegen muss. Unter der glühenden Sonne steigen die Borussen auf freiem Feld aus ihrem Mannschaftsbus, als Torwart Volker Danner plötzliche eine Pistole zückt und einige Schüsse gen Himmel abfeuert. „Hast du sie noch alle?! Du kannst doch hier nicht einfach rumballern“, rufen seine entgeisterten Teamkollegen und sorgen dafür, dass der Schlussmann seine Waffe schnell wieder in seiner Tasche verschwinden lässt. „Der Volker war ein Pistolenfreak, die Knarre hatte er sich kurz zuvor gekauft und wollte sie dann unbedingt ausprobieren“, erinnert sich Herbert Laumen noch genau an das Szenario.
Beinahe werden Danners Schüsse den Borussen zum Verhängnis, denn nur wenige Minuten später treffen brasilianische Polizisten am „Tatort“ ein. „Ich vermute, dass irgendwelche Einheimische sie alarmiert haben. Aber wir haben alles abgewiegelt, und zum Glück haben sie uns weiterfahren lassen“, berichtet Laumen. Er selbst kommt während des Südamerika-Trips noch in eine weitere unangenehme Situation, als er gemeinsam mit Berti Vogts im Taxi sitzend kurz vor der Stadtgrenze von Santiago de Chile von einigen Wachmännern angehalten wird. „Plötzlich haben wir in drei Gewehrläufe geguckt“, erzählt Laumen. „Da wird einem schon ganz anders.“ Als das Wachpersonal aber erfährt, dass in dem Auto Fußballspieler aus Deutschland sitzen, dürfen sie den Kontrollposten umgehend passieren. Von beiden Aktionen hat Günter Netzer nichts mehr mitbekommen, denn der befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in der Heimat – die Hitze und die dünne Luft in den Anden hatten ihm zu sehr zugesetzt.
„Meine Damen und Herren, und jetzt begrüßen Sie bitte unsere Mannschaft mit dem gleichen Applaus wie die der Gäste aus Dortmund.“
Borussias Stadionsprecher vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund – zuvor hatte es aus den ersten drei Partien keinen Sieg gegeben.
Die knapp dreiwöchige Reise beginnt für die Borussen gleich mit einem Hindernis, denn am ersten Tag kommt es zu einem unfreiwilligen, verlängerten Aufenthalt in New York. Während das Gepäck sich schon auf dem Luftweg nach Caracas befindet, verbringt der VfL-Tross die Nacht am Broadway. Die Weisweiler-Schützlinge haben keine Einreisegenehmigung für Venezuela erhalten, da ihnen für diesen kurzfristigen Abstecher die Visa fehlen. Im letzten Moment werden die Formalitäten aber noch geregelt, so dass das erste Spiel in Caracas stattfinden kann. Bei 27