Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter

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Название Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Tessa Hofreiter
Жанр Языкознание
Серия Der neue Landdoktor
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740980672



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gehst du gar nicht im Dirndl?«, stellte er überrascht fest, als er ihr die Haustür aufhielt.

      »Steht mir das Kleid etwa nicht?«, fragte Ines und schaute auf das schmal geschnittene mintfarbene Kleid mit den kurzen Ärmeln, das sie für das Abendessen bei den Seefelds ausgewählt hatte.

      »Freilich steht es dir, es ist nur ein bissel ungewohnt, weil du doch recht oft ein Dirndl trägst. Du schaust sehr schön aus, Herzl«, sagte Korbinian und fuhr liebevoll über das lange brünette Haar der schönen jungen Frau.

      »Dann bis später. Falls etwas ist, rufe mich an.«

      »Es wird nichts sein«, versicherte der Großvater seiner Enkelin. Er wartete, bis sie auf halbem Weg zwischen dem Bauernhaus und der Villa war, dann zückte er sein Handy, das mit den großen Tasten, das Ines ihm vor kurzem geschenkt hatte, und rief eine Nummer auf. »Agnes, wie wär es mit einem kleinen Spaziergang? Ich soll mich ja recht viel bewegen, hat Doktor Seefeld mir geraten«, sagte er, als sich eine Frau meldete.

      »Wo willst du denn hin?«, wollte die hagere Frau in dem hellen Kostüm wissen, die das Gelände des Sägewerks verließ, als Ines gerade die Straße erreichte.

      »Ich bin zum Abendessen bei den Seefelds eingeladen, Tante Carola«, antwortete sie Miriams Mutter freundlich.

      »Du lässt deinen Großvater allein? In seinem Zustand?«

      »Großvater geht es schon wieder ganz gut, du musst dir keine Sorgen um ihn machen.«

      »Ist das so?«, fragte Carola Holzer mit strengem Blick.

      »Ja, es geht ihm gut. Grüße Onkel Gernot von mir«, sagte Ines und ging weiter.

      »Sieh mal an, zu den Seefelds geht sie also«, murmelte Carola, deren kurzes Haar ebenso hell wie das ihrer Tochter war. Der feine graue Ansatz am Scheitel aber verriet, dass sie es bereits färbte.

      »Sie geht noch fort?« Auch der große starke Mann in dem dunklen Trachtenanzug, der nach Carola durch das Tor des Sägewerks auf die Straße kam, sah Ines erstaunt nach.

      »Offensichtlich brechen neue Zeiten an, Gernot. Deine Nichte scheint sich nicht mehr für deinen Vater verantwortlich zu fühlen«, wandte sich Carola ihrem Mann zu.

      »Vielleicht muss sie nur zu einer Besprechung ins Rathaus oder hat irgendwo einen Termin wegen einer Veranstaltung. Oder sie trifft sich mit dem Vertreter eines Reiseunternehmens.«

      »Nein, das tut sie nicht, sie geht zu den Seefelds zum Abendessen. Das wird unserer Miriam nicht gefallen.«

      »Sie rechnet sich immer noch etwas bei Sebastian aus?«

      »Sie kann sich ausrechnen, was immer sie will. Unsere Tochter ist eine Schönheit, und sie ist klug. Wenn sie einen Mann haben will, dann bekommt sie ihn auch«, erklärte Carola vollkommen überzeugt von ihrer Behauptung.

      »Mag sein, leider sind die meisten Männer für sie aber nur Spielfiguren, die sie benutzt, mich eingeschlossen«, seufzte Gernot Holzer.

      »Du lässt dich doch gern von ihr einwickeln, so wie alle Väter von ihren Töchtern«, sagte Carola und klopfte Gernot lachend auf die Schulter.

      »So ist es wohl«, murmelte er und schaute auf den gelben Sportwagen mit dem offenen Verdeck, der in die Straße einbog.

      »Sie scheint nicht gut gelaunt zu sein«, stellte Carola fest, als sie sah, wie missmutig Miriam vor sich her starrte.

      »Wir müssen über Ines reden«, sagte sie, als sie gleich darauf neben ihren Eltern anhielt.

      »Du meinst, wegen ihres Besuches bei den Seefelds?«, fragte Carola.

      »Nein, wir müssen darüber reden, dass wir ihr nicht erlauben können, sich zu verlieben, nicht, solange sie sich um Großvater kümmern muss.«

      »Sie hat sich verliebt?«, fragte Carola verblüfft.

      »Möglicherweise«, sagte Miriam, während sie mit der Fernbedienung, die sie aus dem Handschuhfach geholt hatte, die Garage der Villa öffnete. »Wir unterhalten uns beim Abendessen darüber«, erklärt sie, gab wieder Gas und fuhr in die Garage.

      *

      »Hallo, Emilia«, begrüßte Ines Sebastians Tochter, die mit Nolan über die Wiese tobte, als sie bei den Seefelds eintraf.

      Emilia war ein bildhübsches Mädchen mit langem kastanienfarbenen Haar. Sie hatte die gleichen hellen grauen Augen wir ihr Vater, und wenn sie lächelte, dann sah sie aus wie ihre Großmutter Carla Seefeld, zumindest behaupteten das die Leute in Bergmoosbach, die Carla, die bei Sebastians Geburt gestorben war, noch gekannt hatten.

      »Hallo, Ines, Papa hat mir schon erzählt, dass du eine Ausstellung für Mamas Bilder veranstalten möchtest. Das finde ich absolut großartig«, sagte Emilia, während sie einen Ball aus der Tasche des kurzen pinkfarbenen Leinenkleides holte, das sie über einer weißen Leggins trug. Sie warf den Ball im hohen Bogen in die Luft, und Nolan jagte ihm sofort nach.

      »Das heißt, du bist einverstanden?«, hakte Ines noch einmal nach. Emilia war vierzehn Jahre alt, es ging um das Erbe ihrer Mutter, und sie fand es nur fair, dass sie das Recht hatte, über eine mögliche Ausstellung mitzubestimmen.

      »Ich sagte doch, ich finde es großartig.« Emilia nahm den Ball entgegen, den Nolan ihr zurückbrachte, und warf ihn erneut über die Wiese. »Oops, das kann dauern«, sagte sie, als der Ball in einem Blumenbeet im Steingarten landete. »Mama hat mir immer erzählt, dass ihre Bilder Luft zum Atmen brauchen und viel Raum, um ihre Geschichten zu erzählen. Wenn man sie einsperrt, dann sterben sie, hat sie gesagt. Marc hat mir erklärt, dass die Luftfeuchtigkeit in kleinen Räumen zu hoch ist und dort generell kein gutes Klima für Kunstwerke herrscht, aber ich glaube, Mama meinte eher die Geschichten, die vergessen gehen, wenn niemand mehr die Bilder sieht.«

      »Vergessen ist der eigentliche Tod.«

      »Ja, das hat Mama auch gesagt.« Emilia drehte sich zu Marc um, der von der Terrasse zu ihnen heruntergekommen war.

      Ines musste erst einmal tief durchatmen, bevor sie sich ihm zuwandte, weil schon seine Stimme sie in Aufregung versetzte.

      »Hallo, Ines, schön, dass Sie da sind«, sagte er und umfasste ihre Hand.

      »Ines und Sie? Ihr Erwachsenen seid manchmal schon ziemlich merkwürdig. Wenn ihr euch schon beim Vornamen nennt, dann könnt ihr doch auch du zueinander sagen. Ihr auf jeden Fall«, fügte Emilia mit einem schelmischen Lächeln hinzu.

      »Wir auf jeden Fall, was heißt das?«, wollte Marc wissen.

      »Das heißt, dass ihr euch mögt, das sieht man gleich.«

      »Stimmt das, mögen wir uns, Ines?«, fragte Marc.

      Ines wusste nicht, was sie antworten sollte. Die Wahrheit wäre gewesen, dass sie ihn sehr mochte, sehr, sehr sogar, aber das wagte sie nicht auszusprechen.

      »Marc, du machst sie verlegen«, mischte sich Emilia ein, als Ines sich verunsichert auf die Unterlippe biss.

      »Okay, ich mag dich, Ines, und wenn du mich auch magst, dann sagen wir ab sofort du zueinander«, erklärte Marc lächelnd.

      »Einverstanden«, antwortete Ines und erwiderte sein Lächeln.

      »Na also, geht doch«, seufzte Emilia zufrieden.

      »Sebastian möchte, dass wir uns die Bilder vor dem Essen ansehen. Bist du bereit dazu, Kleines?«, fragte Marc und legte seine Hand auf Emilias Schulter.

      »Ja, das bin ich. Braver Hund«, lobte sie Nolan, der den Ball inzwischen gefunden hatte und freudig kläffend angerannt kam. »Ist Anna denn inzwischen da? Papa wollte ihr doch auch die Bilder zeigen.«

      »Du meinst, die Hebamme, die dein Vater hin und wieder unterstützt?«

      »Stimmt, von ihr spreche ich.«

      »Sie hat vor ein paar Minuten angerufen, sie muss zu einer Geburt. Wenn es nicht zu lange dauert, kommt sie später noch zu