Die Suche hat ein Ende. Mario Walz

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Название Die Suche hat ein Ende
Автор произведения Mario Walz
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783959630757



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      Das bedeutet, dass ich keine Angst vor nichts zu haben brauche, denn alles, was passieren könnte, ist ein Teil von mir und von mir zu erfahren gewollt. Deswegen hab ich auch keine Rente angespart. Denn ich bin mir sicher, dass mein Leben bis zum letzten gewollten Atemzug voller Friede und Fülle sein wird. Und zwar mehr als ich mir jetzt vorstellen kann. Und dieser Gedanke kann in jedem von uns sein. Es ist genug von allem für alle da. Nur die eigene Beschränkung ist das Problem und eine falsche, festgefahrene, das Selbst in Unsicherheit tränkende Routine, die sich aus der Angst heraus ergibt.

      Aber wie gesagt: Ich fahre über fünfzig Kilometer in die Stadt um der Routine, die auch in meinem Landleben vorkommt, durch eine andere Wiederholung zu »entkommen«.

      Ich genieße die halbstündige Fahrt in meinem alten Auto. Das Vibrieren des dicken Blechs und die Straßengeräusche werden übertönt durch die laute Musik, die aus vier Lautsprechern meine momentane Stimmung unterstützt. Der rote Strich des Tachometers bewegt sich nach rechts, bis er auf den üblichen 115 km/h stehen bleibt. Eine perfekte Reisegeschwindigkeit und nebenbei auch fast die Höchstgeschwindigkeit.

      Als wir damals aufs Land zogen, um den Kindern und auch uns mehr Freiraum zu geben, benötigte ich natürlich ein Auto. In der Stadt war dies nicht vonnöten, da dort alles mit dem Fahrrad oder notfalls via Carsharing vonstattenging. Aber da ich im ersten Jahr unseres Landdaseins noch viel in der Stadt zu tun hatte und deswegen oft die Autobahn nutzen musste, wollte ich ein Fahrzeug, in welchem ich mich wohlfühlte und das mir entsprach. Und obwohl ich nicht die blasseste Ahnung von Autos habe, kaufte ich dieses 40 Jahre alte Gefährt: meine Oldtimer–Amazone. All die warnenden Stimmen missachtend, folgte ich meinem Gefühl und habe festgestellt, dass die alten Fahrzeuge viel zuverlässiger sind als die neuen. Wir Männer haben ja eh eine merkwürdige Verbindung mit unseren fahrbaren Geliebten. Auch mir war es schon immer wichtig, mit was ich herumfuhr, auch wenn meine Autos nicht den gängigen Statussymbolen entsprachen, aber eben den meinen.

      Jedes Mal, wenn ich ein Auto aus Vernunftgründen kaufte – ein Kombi zum Beispiel, als ich zum ersten Mal Vater wurde –, gab das Fahrzeug nach spätestens achtzig Kilometern den Geist auf. Alte, meist superbillige Autos, die mein Herz ansprachen, waren mir hingegen treue Diener und Helfer. Helfer deswegen, weil mir meine Autos Botschaften zukommen ließen.

      Wundern – Staunen – Grinsen – und dennoch: Wenn ich beispielsweise in Hektik verfiel, blieb das Fahrzeug einfach stehen. Und während ich auf die gelben Engel wartete, hatte ich genug Zeit, die Situation genau zu überdenken. Ich betrachtete den scheinbaren Grund der Panne, versuchte dies in generellen Worten zu beschreiben und fand IMMER ein Problem, das mir in diesem Augenblick Schwierigkeiten bereitete. Kam dann der rettende Pannendienst, wurde zweimal an einem Draht oder sonst was gefummelt und das Auto startete wieder.

      Als ich in meiner Therapiephase war – und ich versuchte damals alle Arten von Therapien – beabsichtigte ich einmal, in meine Heimat zu fahren. Um im Zuge meiner Ermittlungen die dunkle Zeit meiner ersten Lebensjahre zu erhellen, meine Großmutter zu interviewen.

      Gerne tat ich das nicht. Aber ich glaubte, dass dies zu dem Augenblick superwichtig sei. Ich packte meine Reiseutensilien und warf sie in mein damaliges Auto: Eine wunderschöne, alte Celica. Nach einer Trancesitzung wollte ich dann direkt auf die Autobahn, um gen Süden loszufahren. Schon auf dem Weg zu meiner Therapeutin verweigerte mir das Auto den Gehorsam und zuckelte und stotterte nur so vor sich in.

      In der Sitzung kam das Thema zur Sprache, weswegen ich meine Großmutter aufsuchen wollte. Hier wurde mir bewusst, dass es zu diesem Zeitpunkt absolut falsch wäre, in der Vergangenheit herumzustochern. Das Thema musste erst einmal in mir geklärt werden. Ich verwarf also das Anliegen, meine Großmutter zu besuchen, ging nach Beendigung der Stunde zu meinem Toyota, stütze mich mit beiden Händen auf die Motorhaube, schaute das Auto an, und sagte, dass es sich beruhigen könne, da ich jetzt doch nicht fahren werde. Ich stieg ein, startete und die Celica fuhr, als wäre sie gerade vom Laufband gesprungen ...

      Eine weitere Autogeschichte: Es war zu der Zeit, in der mich mein Familienleben und die intensive Theaterarbeit so beschäftigte, dass ich meine Seelenevolution vernachlässigt hatte. Ich fuhr damals schon meine geliebte Amazone. Eines Abends gingen Gabi und ich ins Kino. Um diesen neuen Film anzuschauen, auf den ich mich schon lange gefreut hatte: Matrix!

      Mir ging es wie vielen anderen: Dieser Film hat mir in seiner doppeldeutigen Weise erklärt, wie unser Leben tatsächlich funktioniert. Ich zitterte am ganzen Körper und war völlig aufgelöst ob der eben gesehenen und in meinem Inneren wieder erkannten Funktionen, wie wir unser Leben leben. Wir verabschiedeten uns vor dem Kino, da ich überhaupt nicht fähig war, zu kommunizieren, der Film war einfach zu intensiv und wollte noch weiter bedacht sein.

      Ich steige also in meinen Volvo, starte und fahre aus der Kinotiefgarage. Erst nach einer Weile bemerke ich im hell erstrahlenden Licht der nächtlichen Großstadt, dass die Lichter an meinem Auto gar nicht funktionieren. Nein! Jetzt das auch noch! Wo ich noch fünfzig Kilometer auf der Autobahn vor mir habe! Ich ran an die Tankstelle, ADAC gerufen, mich neben den Volvo stellend. Erst verärgert, später nachdenklicher. Ich kenne ja die Situationen und merkwürdigen Botschaften meines inneren Seins über mein Umfeld, und im speziellen über meine Autos.

      Was sagt mir das: Mein Licht funktioniert nicht?

      Aha! Übersetzt und betrachtet in dieser Zeit, in der ich schon lange meine Aufmerksamkeit meinem äußeren Dasein gewidmet hatte, wurde mir klar, wie sehr ich den einst intensiven Kontakt zu mir selbst vernachlässigt hatte. Mein Licht war quasi auf Sparflamme. Man glaubt es kaum: Ich erkenne die Botschaft, nehme mir vor, wieder zu meditieren und mich wieder mehr um mein inneres Wachstum zu kümmern. Dann beobachte ich den ADAC–Mann, wie er nur einen Draht zurechtrückt und sehe das Licht meiner Amazone wieder hell erstrahlen. Es funktioniert wieder. Innen und außen.

      Meiner Erfahrung nach gewinnen auch materielle Dinge, die immer wieder mit denselben Gefühlen gefüttert werden eine Art Seele. Sie sind zwar nicht in der Lage eigenständig zu leben oder Situationen zu erschaffen, wie wir Menschen es können, aber sie haben Erfahrungen und eine Form eigener Gefühle. So kann zum Beispiel ein Haus, das nur Hass erfuhr, eine verletzte, oder – wenn es geliebt wurde – eben auch eine liebevolle Seele bekommen. Immer abhängig, mit welchen Gefühlen der Besitzer das Objekt füttert.

      Dennoch bin ich mir sicher, dass ich mir die Botschaften selbst schicke. Um diese jedoch zu verstehen und anzunehmen – wahrscheinlich weil ich mir selbst nicht gut genug zugehört habe – nahm mein inneres Sein den erklärenden Umweg über meine geliebten Fahrzeuge. Insofern hab ich eben wie alle Männer meine spezielle Beiziehung zu dem fahrbaren Teil, das mir meine vermeintliche Freiheit vorgaukeln soll.

      Heute ist es Gott sei Dank einfacher, was die Botschaften angeht. Ich frage einfach, was los ist.

      Die Autobahn ist wie immer gut besucht, und wie gewohnt staut es sich auf der anderen Straßenseite. Es ist berauschend: Mit offenem Fenster, den Heizstrahl in den Fußraum gelenkt, lauthals die brüllende Musik begleitend, das schwarze Bakelit–Lenkrad in der behandschuhten Hand zu halten und über die gewölbte Motorhaube ins Nirgendwo zu blicken. Mein Auto fährt den Weg alleine, kurz vor Köln komme ich aus meiner Trance und schlängele mich durch den Verkehr.

      Wieder wird mir klar, wie gut es ist ein eher langsames Fahrzeug zu haben. Ich bin einfach außen vor. Das Chaos und die Hektik der Straße kommen bei mir nicht an. Die gefühlsmäßig bequemste Geschwindigkeit – für den Motor, wie für den Fahrverlauf – sind die erwähnten 115 km/h. Ich bin immer noch schneller als die Lkws und habe kaum Stress mit den Schuhmachers der Autobahn. Wäre ich nur fünf Stundenkilometer schneller, müsste ich ständig abbremsen oder Gas geben, weil von hinten schwarze oder graue Raketen angeschossen kommen, die mich mit ihren Laserstrahlen wegzubeamen beabsichtigen. Merkwürdigerweise kommt dieses Gedrängeltwerden in meinem üblichen Dahinfließen kaum vor. Insofern bin ich stets recht entspannt, zumal ich mich mit der entsprechenden Musik berieseln lasse.

      Ich parke wie immer in der Nähe meines Zielortes. Ich treffe mich mit einer Bekannten, die ich schon eine längere Zeit nicht mehr gesehen habe. Wir begrüßen uns und scherzen uns durch den Tag. Nach dem Betreten eines Cafés bemerke ich, dass