Название | Desert Hearts |
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Автор произведения | Jane Rule |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783959172134 |
»Hör mal, Kleine, du machst hier keine Mitternachtsshow. Du sollst nicht flüstern. Sprich laut. Und sag das nächste Mal die richtige Nummer.«
»Was ist denn mit dem los?«, fragte Joyce.
Der ältliche Herr, der den Jackpot hatte, kniff Joyce in den Schenkel, zwinkerte ihr zu und gab ihr fünf Dollar. Sie entblößte ihre Zähne für ihn und ließ die Banknote in die Tasche gleiten.
»Hol sie wieder raus«, sagte Ann leise.
»Was?«
»Die fünf Dollar. Die musst du bei der Kassiererin abgeben. Die teilt die Trinkgelder am Ende der Schicht auf.«
»Na, glaubst du nicht, dass ich die verdient habe?«, fragte Joyce und musterte Ann. »Warum nicht einfach nur mit dir teilen?«
»Hör mal«, sagte Ann, »siehst du nicht die Spiegel? Hinter jedem von ihnen könnte ein Sicherheitsbeauftragter sein, der dich beobachtet. Wirst du jemals dabei erwischt, wie du Geld in deine eigene Tasche steckst, lassen sie dir nicht mal Zeit, irgendwas zu erklären. Du bist draußen, und das war’s dann. Und du kriegst für keinen anderen Job in der Stadt eine polizeiliche Arbeitserlaubnis.«
»Ganz schön hart, was?«
»Geh und bring den Fünfer zur Kasse«, sagte Ann.
»Wie du willst.«
Als die Ablösung für Anns halbstündige Pause kam, sehnte sich Ann nach ein paar Minuten für sich allein, aber sie nahm Joyce mit. Joyce hatte solche Mühe, den Wechselschurz abzulegen und im Schließfach zu verstauen, dass sie nur für eine schnelle Cola in der Bar Zeit hatten, bevor sie zur Arbeit zurück mussten.
»Eine halbe Stunde!«, sagte Joyce. »Wohl eher nur zehn Minuten!« Sie kämpfte mit dem Gewicht des widerspenstigen Schurzes, während Ann den ihren anlegte. »Es sieht so leicht aus, wie du das machst.«
»Man braucht Übung. Hier. Dreh dich um und lehn dich gegen den Schrank. Zuerst einmal sitzt er bei dir zu tief.«
»Zu tief? Wo soll ich ihn denn tragen, um den Hals etwa?«
»Er rutscht runter. Du kannst keine fünfzig Pfund auf den Nieren tragen.« Sie hob den Schurz an, ihre Hände streiften die unteren Rundungen von Joyces vollen Brüsten. Sie schnallte den oberen Riemen um ihren schmalen, zerbrechlichen Brustkasten. Dieses Gewicht zu tragen, war Joyce nicht gebaut. »Okay, versuche nun, den unteren selbst festzumachen.«
Als Joyce sich umdrehte, sah Ann die feuchten Haare an ihren Schläfen, ihr weißes Gesicht.
»Setz dich hin! Setz dich auf den Boden!« Joyce gehorchte ihr sofort. »Leg den Kopf auf die Knie!« Ann sah auf sie nieder. Nach einem Augenblick hob Joyce den Kopf. »Besser?«
»Ja. Woher wusstest du?«
»Die erste Nacht ist immer hart.« Aber wenn sie so hart ankam, wurde die Neue gewöhnlich entlassen. Joyce sah wieder besser aus. Sollte Ann es riskieren, sie wieder mit auf die Rampe zu nehmen? Wie dringend brauchte sie den Job? »Komm. Es wird schon gehen.«
Ihre Abteilung war jetzt stärker bevölkert. Der junge Mann musste seine Spielautomaten vor Touristen beschützen, die nicht wussten, dass es nach der Spieletikette ein größerer Affront war, Hand an eines Mannes Automaten zu legen, als an seine Frau. Ann war dankbar, dass sie Joyce ständig beschäftigt halten konnte. Solange sie etwas zu tun hatte, würde sie sich nicht selbst bedauern. Aber Ann, die sich zurückhielt, um Joyce arbeiten zu lassen, hatte Zeit, etwas zu bedauern. Herausforderndes Benehmen und Zickigkeit waren verflogen. Joyce war zu schäbig aussehenden Großmüttern genauso zuvorkommend wie zu reichen Geschäftsmännern. Anstatt zu schwatzen, hörte sie mit verzweifelter Ausdauer Anns Anweisungen zu. Ann beobachtete sie mit wachsendem Respekt. Joyce hatte nicht nur Angst, dass ihr schlecht werden könnte. Sie war entschlossen, sich nicht zu blamieren. Aber sie war kalkweiß. Und es war Ann, die Bill in ihre Abteilung kommen und ihr ein Zeichen geben sah, von der Rampe herunterzukommen.
»Ann«, sagte Joyce, als sie ihn auch gesehen hatte, »sag ihm nichts, bitte. Mir geht’s jetzt wieder gut. Ehrlich.«
»Ich sage ihm nichts«, sagte Ann. »Ich bin gleich zurück.«
»Wie macht sie sich?«, fragte Bill.
»Gut.«
»Da gab’s ein paar Klagen, oben in der Zentrale.«
»Nur anfangs«, antwortete Ann, »jetzt nicht mehr. Sie wird’s schaffen. Sie ist schnell.«
»Was macht ihr Rücken?«
»Bringt sie um, möchte ich meinen, aber sie hat sich nicht beklagt.«
»Sie sieht ziemlich blass aus«, sagte Bill. »Und sie ist nicht dafür gebaut. Ich habe überlegt, ob ich sie nicht für eine Weile in den Fahrstühlen einsetze.«
»Nun, tu es nicht, bevor du sie nicht überzeugt hast, dass es ein besserer Job ist.«
»In Ordnung. Ich lasse sie eine Woche bei dir«, sagte Bill. »Aber für diese Nacht hat sie genug. Ich werde sie auschecken.«
»Okay.« Ann wandte sich ab, um ihren Posten wieder einzunehmen.
»Ann?« Sie sah zu ihm zurück. »Wie wär’s nachher mit einem Drink?«
»Danke. Aber ich habe Silver gesagt, ich käme mit zu ihr. Joe ist heute Nacht weg.«
»Ich könnte dich dort später absetzen.«
»Sie möchte Gesellschaft haben, Bill.«
»Sicher, natürlich«, erwiderte er schnell. »Gut, schick Joyce zu mir runter, ja?«
»Trotzdem danke.«
»Ein andermal«, sagte Bill.
Er war verärgert. Es war das dritte Mal in zwei Wochen, dass Ann ihn abgewiesen hatte, aber sie hatte keine andere Wahl. Sie hatten bereits versucht, zu ihrer alten Freundschaft zurückzufinden, aber es ging nicht. Unbeholfene Höflichkeit ging über in Auseinandersetzung, Auseinandersetzung in Gefühlsausbruch, und dann waren sie wieder in dem vertrauten Bett, wieder mit einem weiteren unmöglichen Morgen konfrontiert. »Wenn du unbedingt eine Ehefrau willst«, hatte sie zu ihm gesagt, »dann geh auf Ehefrauenjagd.« Aber Bill erkannte jagdbares Wild nicht, wenn er es sah. Wenn die Wälder auch nicht voller Jungfrauen waren, so gab es zumindest eine Anzahl erkennbarer Liebhaberinnen. Aber Bill wechselte von Huren zu Homosexuellen und wieder zurück zu Ann. Er war außerstande, eine Frau zu verstehen, die nicht heiraten wollte, die den Mann nicht heiraten wollte, den sie liebte. Und Ann liebte ihn. Und nun wollte sie sich nicht mit ihm treffen. Natürlich war er verärgert.
»Was hat er gesagt?«, fragte Joyce.
»Er sagt, dass du für die erste Nacht lange genug gearbeitet hast.«
»Du hast es ihm gesagt.«
»Nein, ehrlich nicht«, erwiderte Ann. »Niemand arbeitet in den ersten Nächten die volle Schicht. Er möchte dich jetzt sehen. Mach Schluss. Wir sehen uns morgen Abend.«
Joyce zögerte, hin- und hergerissen zwischen Stolz und Erleichterung. Als Bill selbst ihr ein Zeichen gab, ging sie zu ihm. Ann beobachtete sie, als sie beieinander standen und redeten. In Bills Gegenwart kehrte die Farbe in Joyces Gesicht zurück und mit ihrer Farbe ihr Selbstvertrauen. Es gab Gewichte, die ihr Rücken aushalten konnte. Bill sah auf. Ann wandte sich ab, ihre Handflächen schmerzten.
Um zwei Uhr waren wieder nur sehr wenige Leute in Anns Abteilung, der junge Mann, ein Paar mittleren Alters und einige College-Schüler mit gefälschten Personalpapieren.