Der Diwan. Mohammad Schemsed-Din Hafis Hafis

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Название Der Diwan
Автор произведения Mohammad Schemsed-Din Hafis Hafis
Жанр Языкознание
Серия Klassiker der Weltliteratur
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783843803373



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schreibt die fremden Sünden nicht auf dich.

      Ich sei nun böse oder gut. Sei ruhig,

      Ein jeder erntet ein, was er gesät.

      Auf Gottes Gnade lass mich nicht verzweifeln,

      Was weißt du, wer verdammt, wer selig wird?

      Es liebt den Freund der Nüchterne und Trunkne,

      Moscheen und Kirchen sind der Liebe Haus.

      Nicht ich allein fiel aus der Reinheit Zelle,

      Mein Vater schon verlor das Paradies.

      Den Kopf hab’ ich der Schenke übergeben,

      Versteht’s der Neider nicht, sag’: neig’ den Kopf.

      Schön ist das Paradies! Doch du genieße

      Der Weide Schatten und den Rain der Flur.

      Verlass dich nicht auf fromme Taten, weißt du,

      Was dir des Buches Feder einstens schrieb.

      Am Todestag, Hafis! Das Glas zum Munde

      Dann fahrest du vom Mund zum Himmel auf.

      Ist deine Neigung dies, o schöne Neigung!

      Ist dieses dein Gebrauch, o guter Brauch!

      Diese Ode ist eine Apologie wider die Beschuldigungen von Irreligion und Ketzerei, wozu Hafisens freie Lebensart häufigen Stoff gab. Der Geist der Duldung und Nachsicht wird empfohlen. Jeder gehe seinen Weg, ohne sich um den andern zu bekümmern, sagt der Dichter; ich kann nicht anders handeln, als ich handle, von Ewigkeit her war so meine Bestimmung.

      XXXIX.

      Jetzt, da edenischer Hauch

      Vom Garten wehet,

      Trennet mich nichts von dem Wein,

      Von Himmelsmädchen.

      Sollen die Bettler denn nicht

      Mit Herrschaft prahlen,

      Ist nicht der Himmel ihr Zelt,

      Die Flur ihr Tanzsaal?

      Jetzo erzählet die Flur

      Des Mais Geschichten,

      Wer sich mit Geld jetzt befängt,

      Der ist nicht weise.

      Frische dein Herz auf mit Wein!

      Die Erd’ ist nur ein

      Bau, zu dem unser Gebein

      Den Mörtel hergibt.1

      Suche beim Freunde nicht Treu’,

      Sie ist erstorben,

      Heiliges Feuer kömmt nicht

      Aus Kirchenlampen.2

      Du verschwärze mich nicht

      Ob meinem Rausche.

      Wem ist bekannt, was das Los

      Schrieb auf die Stirne?

      Wende die Schritte nicht ab

      Vom Grab Hafisens;

      Wenngleich in Sünden versenkt,

      Harrt er des Himmels.3

      1Wir sind Erde, aus dieser Erde brennt das Schicksal Kalk, um den Ruin der immer alternden und immer sich verjüngenden Natur aufzubauen. Mache diesen Mörtel also mit Wein an.

      2Es wäre gerade so, meint Hafis, als wenn ein frommer Moslim das Licht seiner himmlischen Eingebungen aus einer christlichen Kirche holen wollte.

      3Dies ist der Vers, der nach Hafisens Tod ihm die anfangs verweigerte Ehre des Begräbnisses verschaffte.

      XL.

      Aufs Paradies, o Klausner, lass

      Verzicht uns tun,

      Wir sind von Anfang her dazu

      Nicht eingeschrieben.

      Wer Gott zulieb’ auf dieser Welt

      Kein Körnlein pflanzet,

      Der wird mit keinem Körnlein auch

      Des Daseins froh.

      Dir ziemt Moschee und Rosenkranz,

      Gebet und Tugend,

      Und mir die Schenk’ und Glockenton

      Und Kirch’ und Kloster.1

      Du frommer Mann, o halte mich

      Nicht ab vom Weine,

      Es ward mein Staub am Schöpfungstag

      Mit Wein geknetet.

      Der ist kein Weiser, der verdient

      Nicht Himmelsfreuden,

      Wer in der Schenke nie sein Kleid

      Für Wein verpfändet.

      Wer seines Freundes Kleidersaum

      Entschlüpfen lasset,

      Wird Edenslust und Engelskuss

      Nie recht genießen.

      Hafis, wenn Gottes Gnade dich

      Mit Gunst bezeichnet,

      Scheu du die Hölle nicht, du bist

      Des Himmels sicher.

      1Hafis suchte seine Geliebten in christlichen Klöstern, wie noch heute häufig die Türken. Diese kennen sogar in den Zoten ihres chinesischen Schattenspieles keine gesalznere Posse, als wenn sie griechische Kelogeren und Popos vor den Augen der ernst zuschauenden Versammlung gewaltsam missbrauchen.

      XLI.

      In Bogenformen sind die Augenbrauen geworfen,

      Den blut’gen Pfeil hast du damit auf mich geworfen.

      Ob einer einzigen Liebkosung der Narzisse1

      Hat dein Betrügeraug’ die ganze Welt zerworfen.

      Es schämt sich der Jasmin, dass man ihn dir vergleichet,2

      Er hat sich durch den Ost selbst Staub ins Maul geworfen.

      Betrunken ging ich gestern auf der Flur vorüber,

      Die Rose hat vom Mund mir Zweifel aufgeworfen.3

      Die Veilchen kräuselten die Schelmenlocken,4

      Da hat der Ost von deinem Haar das Wort geworfen.

      Ich war enthaltsam, wusste nichts von Wein und Sänger,

      Da hat die Knabenlust in beides mich geworfen.

      Jetzt wasch’ ich ab mit rotem Wein die Ordenskutte;

      Allein es wird das Los von mir nicht abgeworfen.

      Man wusste von zwei Welten nichts, da war schon Liebe,

      Die Zeit hat nicht erst heut dazu den Grund geworfen.

      Zerstöret bin ich durch die Linien der Wangen,

      Welch eine Feder hat, o Gott! den Riss entworfen?

      Vielleicht ist die Zerstörung für Hafis ein Ausweg,

      Ihm hat das Los den Wein des Wirtes zugeworfen.

      Nun geht nach meinem Wunsch der Kreislauf dieses Glückes,

      Es hat mich in den Dienst des Herrn der Welt geworfen.

      1Die Narzisse unterstand sich, liebäugeln zu wollen, wie du; du zürntest dieser Vermessenheit und brachtest die ganze Welt in Aufruhr.

      2Der