Impfungen und Autoimmunerkrankungen. Thomas Cowan

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Название Impfungen und Autoimmunerkrankungen
Автор произведения Thomas Cowan
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783962572341



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genoss. In unserer westlichen Zivilisation ist es üblich, Nahrung in großen Quantitäten zur Verfügung zu haben, während die qualitative Vielfalt stark begrenzt ist. Diese mangelnde Vielfalt spielt eine große Rolle bei Autoimmunität, die in der Regel im Darm beginnt. Daher setzt auch die Behandlung bei einer Sanierung des Darms und der Aufforstung der Bakterienstämme an. Und wenn es auch nur wenige von uns in puncto Nahrungsvielfalt jemals mit den Hadza aufnehmen werden, so können doch vergleichsweise kleine Veränderungen bereits bedeutende gesundheitliche Vorteile bringen.

      Dank dem Human Microbiome Project (HMB) wissen wir, dass der menschliche Körper ein bis drei Kilo Mikroorganismen beherbergt und diese, Schätzungen zufolge, in ihrer Anzahl den Körperzellen um das Zehnfache überlegen sind.24 Auch wenn andere Quellen die Zahlen geringer einstufen, ist es eine Tatsache, dass Billionen von Mikroorganismen in uns leben, die meisten von ihnen im Darm.25 Und auch wenn die Gesamtheit des Mikrobioms sehr komplex und längst nicht entschlüsselt ist, so wissen wir bereits, dass Vielfalt Trumpf ist. Es ist wie in der Landwirtschaft, wo Mischkulturen die Böden und Pflanzen gesund und ausgewogen halten, während Monokulturen sie auslaugen und Krankheiten begünstigen.

      Unser Magen-Darm-Trakt (GIT), der bei der Nase und den Atemwegen beginnt und sich bis zum Anus erstreckt, ist der Sammelplatz für eine unglaubliche Palette an Bakterien, Viren, Pilzen und manchmal auch größeren Organismen. Man kann sich den GIT als lange, hohle Röhre vorstellen, die in verschiedene Abschnitte unterteilt ist, die jeweils ihre eigenen Aufgaben haben. Der gesamte GIT ist mit einer Schicht an Mikroorganismen sowie mit haarähnlichen Fortsätzen, den Villi, bedeckt. Eine Unterform mit ähnlichen Aufgaben sind die Mikrovilli, die aber auch woanders, z. B. in den weißen Blutkörperchen, vorkommen.

      Zusammen mit der Darmflora spielen die Darmvilli (und Mikrovilli) eine Hauptrolle für unsere Gesundheit. Einerseits gewährleisten sie die Aufnahme von Nährstoffen aus dem Essen, indem sie die Oberfläche der Darmwand vergrößern. Dann lagern sie die Nährstoffe in den tiefer gelegenen Kapillaren ein, bevor Erstere als Bausteine für unsere Zellen und Gewebe schließlich in den Blutstrom geschickt werden.

      Die Darmvilli produzieren auch die Tight Junctions, die zu einer selektiven Durchlässigkeit der Darmwand führen, sodass Proteine, Giftstoffe und zu große Moleküle vom Eindringen in den Blutkreislauf abgehalten werden. Wie bei einer solide gebauten Steinmauer passt hier ein Stein genau auf den anderen (bzw. eine gesunde Zelle auf die andere). Unter den Darmvilli befinden sich eine Schicht aus Kollagen und eine Muskelschicht, die dem GIT Struktur und Stabilität verleihen. Die Muskelschicht ist verantwortlich für die Kontraktionsbewegungen, die die Peristaltik auslösen und so die fäkale Ausscheidung ermöglichen. Ohne diese Kontraktion würden die Reste unseres Essens sich nicht weiterbewegen und das Verdauungssystem zum Erliegen kommen.

      Ich erzähle meinen Patienten oft, dass ihr Verdauungssystem wie eine gesunde Wiese ist. Der tief liegende Unterboden, der in unserem Körper der Muskelschicht gleichkommt, legt das Fundament für die höher gelegenen Humusschichten (die Darmvilli), die im gesunden Zustand der Wiese und den darauf lebenden Mikroorganismen ihre Nährstoffe sichern. Auf einer Weide oder im Garten kann auf einem gesunden Humus eine dicke, lebendige Grasschicht wachsen, auf der sich eine unendliche botanische Vielfalt abspielt: Alles von einjährigen und mehrjährigen Gräsern und Wildblumen bis hin zu Büschen und Bäumen kommt hier vor. Innerhalb dieser grünen Schicht leben Insekten, Schmetterlinge und andere Tiere, die zusammen das Ökosystem Wiese bilden. Eine Wiese mag unbelebt aussehen, in ihrem Inneren aber brodelt, genau wie in unserem Darm, das Leben.

      Die Auskleidung des Darms beherbergt auch das äußerst vielfältige Mikrobiom, das sich wie ein Teppich auf die prallen, lebendigen Zellen mit ihren gesunden Villi legt und von den Blutgefäßen und der Muskelschicht der Darmwand getragen wird. Im Idealzustand arbeiten sowohl bei der Wiese als auch beim Darm alle Schichten zusammen, um das Ökosystem gesund zu erhalten. Das stellt die Grundlage der Resilienz dar, ein Zustand der Ausgewogenheit und Vitalität, in dem Störungen reguliert werden, ohne die Integrität des Gesamtsystems zu gefährden.

      In unserem Darm arbeiten die unterschiedlichen Schichten per Feedbacksystem zusammen, um die Bakterien zur Synthese von Mikronährstoffen anzuregen, die für unser Wohlbefinden ebenso wichtig wie die Nährstoffe aus der Nahrung sind. Das Mikrobiom hat noch viele weitere Aufgaben wie Unterstützung der Verdauung, Erhöhung des Stuhlvolumens, Kontrolle über pathogene Erreger und einige weitere, die noch nicht erforscht sind.

      Im intakten Zustand verhindert diese obere Auskleidung bei Wiese und Darm die Absorption von Pathogenen (ein Wort, das ich absichtlich benutze), Giftstoffen und Agrarchemikalien in die darunterliegenden Schichten. Auf der Wiese sorgen die Biodiversität und Humusschichten dafür, dass Giftstoffe das Grundwasser gar nicht erst erreichen, da viel von den Gräsern und Pflanzen abgefangen wird. Wenn die oberste Schicht durchbrochen wurde, sorgt der Humus für die Bindung der Toxine, die dann von Würmern, Pilzen und anderen Organismen verdaut werden. Wenn auch der Humus durchbrochen wird, stellt die Unterkrume immer noch eine Barriere vor Erreichen des Grundwassers dar. Natürlich werden in vielen Fällen trotzdem Gifte ins Grundwasser gelangen; wenn man ein System mit Toxinen überlädt, wird seine Fähigkeit zur Absorption, Integration und Homöostase irgendwann erschöpft sein.

      Wenn wir gesund sind, werden die meisten Erreger durch die Enzyme im Mundspeichel, die Magensäure und die Bakterien der unteren Darmabschnitte sofort abgetötet. Wenn ein Erreger es schafft, diese erste Verteidigungslinie zu umgehen, werden die Villi verhindern, dass er in den Blutkreislauf gerät. Sollte auch dies fehlschlagen, dann gibt es noch die Barriere in Form der weichen Muskelschicht der Darmwand. Im Idealzustand überwachen diese Systeme gemeinsam die Grenze zum Blutstrom: Sie sind im Grund genommen die Wächter unserer Gesundheit. Auf einer metaphysischen Ebene ist das Ökosystem Darm der Bewahrer unserer Integrität. Es ist nicht angedacht, dass es in unserem Blut und Gewebe von unerwünschten Toxinen, Proteinen, Antigenen und Erregern nur so wimmelt, ebenso wenig wie Grundwasser mit giftigen Agrarprodukten überlastet sein sollte. Sollte dies aber dennoch geschehen, dann öffnet das einer der größten Geißeln unserer modernen Zeit Tür und Tor: den Autoimmunerkrankungen.

      In den späten 1970er-Jahren war ich Freiwilliger bei einer Friedenstruppe in Swasiland und ich erinnere mich mit Schrecken an die völlig abgegrasten Hügel zurück. Für die Swazi steht ihr Vieh nämlich an allererster Stelle. Von der Anzahl der gesunden Tiere hängt maßgeblich der gesellschaftliche Status der gesamten Familie ab. Vieh ist gleichbedeutend mit Gesundheit, mit Nahrungssicherheit und wird sogar als Währung eingesetzt. Das Land platzte – zu meiner Zeit – vor Rindern aus allen Nähten, wovon die Anzeichen überall sichtbar waren: an der Bodenerosion, dem Verlust der Vegetation, dem versiegenden Grundwasser und dem mit Pestiziden zum Schutz von Mais und Zuckerrohr verseuchten Grundwasser – alles unvermeidliche Folgen der ausufernd betriebenen Viehzucht.

      Um es deutlich zu machen: Eine ganzheitlich geplante Zucht von Weidetieren oder anderen Pflanzenfressern, wie sie von Allan Savory beschrieben und praktiziert wird, stellt keine Ursache für Bodenerosion dar. Genauso wenig wie es die zahllosen Herden taten, die vor der Entdeckung Nordamerikas durch die Europäer die Great Plains bevölkerten. Im Gegenteil, denn durch artgerechtes Weideverhalten von großen Pflanzenfressern bilden sich im Laufe der Zeit neue Humusschichten und der Erosionsprozess wird umgekehrt. Übermäßiges und falsches Weiden hingegen kann Wiesen und Grasländer vollständig auslaugen.

      Dabei wird zunächst die Gras- und Pflanzenschicht abgetragen. Dieser Verlust der Bodenabdeckung schwächt die Wurzeln, die dann den Humus nicht mehr halten können. Die Humusschichten werden weggespült, und mit ihnen auch die Bodenorganismen. Nun ist die Unterkrume Einflüssen wie Wind, Regen und anderen Naturgewalten schutzlos ausgeliefert. Mit der Zeit ziehen sich große Furchen durch den rissigen Unterboden und das bislang aktive Ökosystem stirbt ab. Dies ist eine Katastrophe, nicht nur für Wiese und Ebene selbst, sondern ebenso für das Grundwasser, da bei nicht mehr vorhandenem Schutz Pathogene und vor allem Ackerbaugifte nahezu ungehindert in Ersteres durchsickern können. Ist es so weit gekommen, dann wird das Ökosystem ohne von außen herbeigeführte Sanierung zusammenbrechen. Diese Situation musste ich zu meinem großen Kummer auf den Äckern von Swasiland beobachten.

      Eine ähnliche Abfolge von Ereignissen geschieht in unserem Darm. Zunächst verarmt