Impfungen und Autoimmunerkrankungen. Thomas Cowan

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Название Impfungen und Autoimmunerkrankungen
Автор произведения Thomas Cowan
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783962572341



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vergessen (oder nie gelernt), dass eine Akutinfektion – in der Regel selbstlimitierend und von Fieber, Ausschlägen und Eiter begleitet – der bevorzugte Weg des Körpers ist, um sich von unerwünschten Giften und Stoffen zu befreien. Wenn man sich z. B. einen Splitter in den Finger stößt und nicht herauszieht, bildet der Körper Eiter, um ihn abzustoßen. Der Eiter ist ein Werkzeug des Körpers und keine behandlungsbedürftige Krankheit. Die Krankheit ist, wenn man so will, der Splitter. Wenn man hingegen den Eiter als die Krankheit ansieht, weil er ja eine Infektion ist, dann könnte man Antibiotika nehmen, während der Splitter unangetastet bleibt. Diese Fehlbehandlung akuter Erkrankungen legt die Grundlage für spätere chronische Krankheiten. Wenn eine Krankheit chronisch wird, ist ihr also eine toxische Belastung vorausgegangen mit gleichzeitiger Unterdrückung der körpereigenen Fähigkeit zur Entgiftung.

      In der modernen Medizin spricht man jedoch kaum noch von „schädlichen Einflüssen“, das Interesse hat sich in Richtung Genetik verlagert. Wie besessen versuchen wir, die spezifischen Mutationen ausfindig zu machen, die in bestimmten Tumorzellen auftreten. Jährlich geben wir Milliarden von Dollar aus, um DNA-Sequenzen dieser entarteten Zellen zu entschlüsseln. Und auch wenn dieses Forschungsfeld seit einem halben Jahrhundert existiert, hat sich die Prognose von Krebspatienten bislang nur minimal verbessert.

      In den über 30 Jahren meiner Tätigkeit als Hausarzt stellte ich mir bei einem kranken Kind immer zuerst die Frage, wie ich ihm durch die akute Notlage helfen könne, ohne seine Symptome zu unterdrücken. Meine 12-jährige Teilzeittätigkeit als Notarzt in New York und New Hampshire war hingegen von ständiger Frustration geprägt, da ich fast keinerlei Kontrolle darüber hatte, wie die Patienten in den Rettungsstellen symptomatisch behandelt wurden. Kindern mit knapp 40 °C Fieber gab man sofort Acetaminophen, „um das Fieber runterzubringen“, manchmal gleich im Warteraum, bevor ich sie überhaupt sehen konnte. War das Fieber unterdrückt, wurden die Kinder auf bakterielle Infektionen wie Bronchitis, Sinusitis oder Mittelohrentzündungen untersucht und ggf. mit Antibiotika behandelt, um die Infektion „auszuräumen“. Diese Prozedur findet tagtäglich an Tausenden Orten auf der ganzen Welt statt, meist ohne sich bewusst zu machen, welche Bedeutung Infektionen, Fieber und akuten Erkrankungen bei der Reifung des kindlichen Immunsystems zukommt.

      Die Rolle der Infektionen (im Allgemeinen) sowie des Fiebers (im Besonderen) bei der Prävention und Behandlung von Krankheiten zu verstehen, würde wahrscheinlich mehr für die Gesunderhaltung unserer Kinder bedeuten als jede andere Maßnahme oder medizinische Errungenschaft. Die Bedeutung von Fieber und akuten Erkrankungen für die Entwicklung des Immunsystems außer Acht zu lassen – wie es unser Gesundheitswesen momentan tut –, wird auch bei der Behandlung von Krankheiten fundamentale Irrtümer nach sich ziehen, was vom überwiegenden Teil der Ärzteschaft unter Beweis gestellt wird.

      Besonders in Bezug auf Impfungen werden schwerwiegende Fehler gemacht, da wir es hier mit dem sich noch entwickelnden Immunsystem sehr junger Menschen zu tun haben.

      KAPITEL 3

      Zwei verschiedene Immunsysteme

      In meine Praxis in San Francisco kommen oft Patienten, die von ihrem „Immunsystem“ sprechen, wenn sie darauf hindeuten wollen, dass sie in letzter Zeit häufiger krank sind. Ihr schlechter Gesundheitszustand bedeutet für sie, dass ihre „Immunabwehr“ geschwächt ist. Sie haben oft keinen Begriff davon, was das Immunsystem ist oder tut. Fairerweise muss man aber dazusagen, dass auch das, was Forscher davon zu wissen glaubten (und dabei oft unwissend waren) innerhalb des vergangenen Jahrzehnts durch die Erkenntnisse über das Mikrobiom und die nützlichen Darmbakterien gehörig auf den Kopf gestellt wurde. Bestimmte Grundlagen blieben dabei jedoch unverändert und diese sind für unser Thema der Autoimmunerkrankungen von Bedeutung. In diesem Kapitel soll daher eine ‒ zugegebenermaßen stark vereinfachte ‒ Einführung in dieses komplexe Thema folgen, die dem Anspruch, den Rahmen für ein neues Verständnis zu setzen, hoffentlich Genüge tun wird.

      Einen Patienten kläre ich in der Regel zunächst darüber auf, dass sich unser Immunsystem aus einer zweistufigen Abwehr zusammensetzt, die uns im funktionalen und kooperativen Zustand robuste und verlässliche Gesundheit beschert. Die zelluläre Immunabwehr, die sich durch die Aktivität der weißen Blutkörperchen auszeichnet, bildete sich mit der Höherentwicklung der Lebewesen als Erste aus und ist folgerichtig in vielerlei Hinsicht einfacher und primitiver als die zweite Form, die humorale Immunabwehr.

      Konkret gestaltet sich die zelluläre Immunabwehr als Immunantwort auf chemischer Ebene, mittels derer weiße Blutkörperchen ausgesendet werden, sobald eine Körperregion mit Fremdsubstanzen „befallen“ ist. Das können Viren, Bakterien und Pilze, aber auch Giftstoffe wie Aluminium und Quecksilber sein.

      Nehmen wir das Windpockenvirus (Varizella zoster), das Tausende von Zellen vorwiegend im Atmungstrakt infiziert, wenn ein Kind ihm zum ersten Mal ausgesetzt ist. Der Körper produziert daraufhin chemische Botenstoffe, um weiße Blutkörperchen in das Areal zu senden, wo die kranken und infizierten Zellen eliminiert werden müssen. Entweder werden die infizierten Zellen direkt gefressen und verdaut oder mit Stickstoffmonoxid „eingesprüht“, was sie zunächst unbeweglich macht und später abtötet. Die weißen Blutkörperchen entsorgen dann den Abfall, in der Regel über die Haut (daher entstehen Ausschläge) oder durch die Bildung von Schleim, der abgehustet oder ausgeschnaubt wird.

      Der entscheidende Punkt bei der zellulären Immunabwehr ist die primäre Immunantwort der weißen Blutkörperchen auf Infektionen oder Giftstoffe im Gewebe. Diese Antwort schließt die Eliminierung mit ein, die sich als Fieber, Hautausschlag, Schleim oder Husten zeigen kann, was wir gemeinhin als „krank sein“ verstehen. Mit anderen Worten: Was zu den als Krankheit verstandenen Symptomen führt, ist die Reaktion unserer zellulären Immunantwort. Es ist ganz wichtig zu verstehen, dass es nicht die Viren, Bakterien oder Schadstoffe sind, die uns „krank machen“. Diese äußeren Stoffe lösen eine körpereigene Reaktion aus und diese Immunantwort nehmen wir als Kranksein wahr. Konkret gesagt geschieht das Kranksein also an dem Ort, wo die Schadstoffe (z. B. eine Infektion) vom Immunsystem eliminiert werden.

      Ein Mensch mit einer defekten zellulären Immunabwehr wird nicht akut erkranken. Er kann sogar vollkommen symptomfrei an einer massiven Windpockeninfektion sterben, da sein Körper zu keiner Reaktion in der Lage war. Und das Immunsystem zu untergraben ist genau das, was Ärzte tun, wenn sie Medikamente verschreiben oder rezeptfreie Pillen empfehlen. Wir sind auf die zelluläre Immunantwort angewiesen, um unerwünschte Eindringlinge aus dem Körper zu werfen; das entspricht nun einmal unserer Natur. Wenn Patienten keine effektive zelluläre Immunabwehr aufbauen bzw. diese durch Medikamente wie Prednison, Antibiotika oder Schmerzmittel (Aspirin, Ibuprofen etc.) behindert wird, können die Folgen verheerend sein.18

      Als die Lebewesen komplexer wurden und insbesondere in ihrem Verdauungstrakt Hohlorgane ausbildeten, die anfälliger für Wurm- und Parasitenbefall waren, kam die zelluläre Immunabwehr an ihre Grenzen. Die Parasiten waren oft zu groß, um von den Leukozyten einfach gefressen zu werden und das Einsprühen mit großen Mengen Stickoxid würde auch umliegendes Gewebe verätzen. Daher entwickelte sich darüber hinaus die humorale Immunabwehr, deren Antikörper sich an spezifische Proteine bzw. Antigene des Eindringlings binden, um diesen entweder zu vernichten oder für die Eliminierung durch andere Immunzellen zu markieren.

      Bei den Windpocken läuft es z. B. so ab, dass zunächst die zelluläre Immunabwehr gegen den Erreger vorgeht, indem sie alle toten, infizierten Körperzellen ausräumt, was zwischen 7 und 10 Tage in Anspruch nimmt. Dann bilden sich in einem Zeitraum von 6 bis 8 Wochen durch die humorale Immunabwehr spezifische Antikörper, die auf das Antigen der Windpocken passen. Wenn das Kind später einmal erneut mit dem Virus in Kontakt kommt, werden diese Antikörper die Erreger abtöten, bevor irgendwelche Zellen damit infiziert werden können. Ohne Infektion auf Zellebene muss die zelluläre Immunabwehr gar nicht erst eingreifen, was bedeutet, dass die betreffende Person keine Symptome der Windpocken entwickeln wird.

      Aus dieser zweistufigen Abwehr setzt sich unser Immunsystem zusammen. Sie operiert präzise und verlässlich; so ist es fast ausgeschlossen, dass ein Mensch sich mehr als einmal im Leben mit einer Kinderkrankheit anstecken kann. Die Antikörper, oder