Название | Aufregung im Advent - Wo ist Herr Polymorf? |
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Автор произведения | Kaja Paulan |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740974299 |
Da der kranke Herr Polymorf ihnen leid tat, durchsuchten Paul und Anja die Truhe, fingen die Maus und richteten ihrem Gast seinen alten Schlafplatz wieder her. Trotzdem ließ er sich nicht erweichen. Eingeschnappt blieb er in der Truhe sitzen.
Plötzlich klopfte es ans Fenster. Anja und Paul, die sich mittlerweile schon an merkwürdige Dinge gewöhnt hatten, wunderte es nicht, dass ein Engel auf dem Fensterbrett saß. Er sah fast so griesgrämig aus wie Herr Polymorf, wenn er eingeschnappt war.
„Ich wollte mich nur mal erkundigen, ob ihr mit eurem Vorweihnachtsbesuch zufrieden seid. Er soll euch die Zeit vertreiben.“ Misstrauisch sah er sich im Kinderzimmer um. „Wo steckt er denn gerade?“
„Er ruht sich aus“, sagte Paul.
„Am helllichten Tag?“ Das Gesicht des Engels hellte sich selbst ein wenig auf und die Kinder fragten sich besorgt, was den Engel so fröhlich stimmte. Herr Polymorf hatte erzählt, dass er Ärger bekommen könnte, wenn die Kinder sich über ihn beschwerten.
Wartete der Engel etwa darauf, dass sie sich beschwerten? War er der Ärgermacher?
„Herr Polymorf musste uns schon hundert Geschichten erzählen, wir lassen ihn kaum in Ruhe“, logen die Kinder schnell und nahmen so ihren seltsamen Gast in Schutz.
„Das ist richtig so“, meinte der Engel, doch er sah nicht mehr so zufrieden aus. „Er hat Strafe verdient. Schont ihn auf gar keinen Fall. Und ruft an, wenn ihr eine Beschwerde habt. Hier ist meine Nummer.“ Er kratzte Zahlen auf das Fensterbrett. „Ich schicke euch sofort eine Ablösung, wenn er euch nicht wunschlos glücklich macht.“
„Wir sind wunschlos glücklich“, versicherte Anja schnell.
Der Engel erhob sich in die Lüfte. Doch plötzlich drehte er sich noch einmal um.
„Er hat doch hoffentlich nicht um Eistee und Gummibärchen gebettelt.“
Die Geschwister sahen sich an. „Er hat sich gestern Mühe gegeben“, flüsterte Paul.
„Okay“, flüsterte Anja zurück. „Letzte Chance.“
Der Engel sah wirklich aus, als könnte er Ärger machen.
„Na?“, fragte er lauernd.
„Nein, nein“, schwindelten die Geschwister, „er ist sehr lieb und ernährt sich wirklich äußerst gesund, stellt überhaupt keine Ansprüche und fällt uns nicht zur Last.“
„Richtig glauben mag ich es ja nicht, aber wenn ihr meint.“ Kopfschüttelnd schwirrte der Engel ab und rief noch aus der Ferne: „Ihr braucht keine Angst vor ihm zu haben. Er ist ein alter, harmloser Mann.“
Herr Polymorf, der alles gehört haben musste, krabbelte aus seiner Truhe. Er sah zerknirscht aus.
„Das war wirklich nett von euch“, flüsterte er so leise, dass es kaum zu hören war.
„Was passiert eigentlich, wenn wir nicht zufrieden mit dir sind?“, fragte Paul.
„Dann muss ich zehn Jahre lang ein Weihnachtsengel sein.“ Herr Polymorf schüttelte sich vor Entsetzen. „Wäre das nicht schrecklich? Ich würde genauso vergnatzt aussehen wie dieser olle Zauselkopf eben.“
Anja konnte das nicht verstehen. „Du hast doch gestern behauptet, dass es dein Wunsch war, in der Weihnachtsstadt zu arbeiten.“
„Aber nicht als Engel“, rief Herr Polymorf empört. „Da muss man ein ganzes Jahr lang nur gute Laune verbreiten und Weihnachtslieder singen. Das ist der stressigste Job, den es gibt. Schokoladenverkoster, das ist was Reelles oder Spielzeugausprobierer. Aber Weihnachtsengel … igitt … das ist nur schrecklich.“
„Wie geht denn so was? Ein ganzes Jahr lang Weihnachten vorbereiten?“, fragte Anja.
Herr Polymorf runzelte die Stirn. „Weihnachtslieder singen, das hatte ich schon erwähnt, dazu kommen noch solch langweilige Beschäftigungen wie Kränze flechten, Adventskalender basteln, Fensterschmuck entwerfen, gute Taten vollbringen, den Weihnachtsmann hofieren, Geschichten erfinden, Kugeln blasen, Kerzen ziehen, reicht das?“
Anja nickte.
„Es ist nicht zum Aushalten“, sagte Herr Polymorf. Dann legte er seinen Zeigefinger an den Mund. „Pst! Ich glaube, der Engel belauscht uns. Lasst uns Karten spielen.“
Kaum hatten Anja, Paul und Herr Polymorf sich mit den Karten an den Tisch gesetzt, klopfte es schon wieder heftig gegen die Fensterscheibe. Der Engel.
„Habt ihr wirklich keine Beanstandungen? Seid ihr rundum zufrieden?“
Paul und Anja schüttelten erst den Kopf, dann nickten sie eifrig.
„Ich kann ihn sofort ablösen lassen“, bot der Engel an. „Ist er nicht manchmal mürrisch oder gereizt? Nörgelt er an seinem Bett herum oder ähnliches?“
„Du hörst doch, dass die Kinder zufrieden sind, also zisch ab!“, knurrte Herr Polymorf.
„So nicht!“, wies der Engel ihn zurecht. „So spricht man nicht mit dem obersten Bevollmächtigten des Weihnachtsmannes. Du hast Glück, Polymorf. Du hast wirklich Glück mit diesen geduldigen, wenn auch etwas verlogenen Kindern. Aber treib es nicht zu weit! Irgendwann erwische ich dich bei der Vernachlässigung deiner Pflichten.“
„Wir sind nicht verlogen“, protestierte Anja. „Und wir sind super, super zufrieden.“
Der Engel antwortete nicht, sondern flog wortlos ab. Noch im Davonfliegen wandte er sich um. „Irgendwann Polymorf … und vergiss nicht … verwandeln darfst du dich nur im Notfall.“
Bald war er nur noch ein kleiner Punkt am Horizont.
„Was hat der nur?“, wunderte sich Paul.
Herr Polymorf hatte beim Kartenspielen verloren und war verstimmt ins Bett gegangen. Am nächsten Tag wachte er jedoch sichtlich besser gelaunt auf. Er bedankte sich sogar, als Paul ihm einen Becher Cola brachte. Es war der 5. Dezember.
Anja erkundigte sich nach dem Engel.
„Der war doch wütend auf dich“, meinte sie. „Hast du ihm etwas getan?“
„Ich glaube, ich war nicht besonders nett zu ihm“, gab Herr Polymorf zu. „Aber Auslöser seiner Wut war mein Wirrling.“
„Ach ja“, erinnerte sich Paul, „von den Wirrlingen wolltest du gerade erzählen, als der Engel zu Besuch kam.“
Er erwähnte nichts von Herrn Polymorfs schlechter Laune am gestrigen Tag und auch Herr Polymorf tat so, als wäre nichts vorgefallen.
„Wirrlinge sind seltsame Wesen“, erzählte er. „Scheinbar liegen sie nur herum und werden von einer Ecke in die andere geworfen oder achtlos beiseite gepackt. Ich erwähnte schon, dass sie wie zerknüllte Taschentücher aussehen, doch sind sie lange nicht so harmlos. Sie verstreuen keine Viren oder Bazillen, meist landen sie irgendwann in einem Wäschekorb, in der Waschmaschine oder im Trockner, um noch zerknüllter und zerfranster als vorher herauszukommen. Doch ihr könnt sicher sein, wenn euer Vater seinen Autoschlüssel sucht oder eure Mutter ihr Portemonnaie nicht finden kann, dann liegt garantiert so ein Wirrling in einer Wohnungsecke und lacht sich scheckig.
Wirrlinge lümmeln in unaufgeräumten Kinderzimmern, in Schultaschen und Turnbeuteln herum. Sie sind schuld an jeglicher Unordnung, nur weiß das kaum jemand. Alle denken, Kinder wären nur zu faul zum Aufräumen, dabei würden sie das schrecklich gern tun, wenn nicht die Wirrlinge sie ständig davon abhalten würden.“
„Ich glaube, wir haben auch so einen Wirrling bei uns im Zimmer“, überlegte Anja.
Herr Polymorf schüttelte ungehalten den Kopf, weil er schon wieder unterbrochen wurde, dann lächelte er gequält. „In Tamtaram aber richten Wirrlinge noch viel größeres Unheil an als anderswo. Ich weiß nicht, wie lange dieser Wirrling sich bei mir versteckt hielt, aber