Название | Aufregung im Advent - Wo ist Herr Polymorf? |
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Автор произведения | Kaja Paulan |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740974299 |
Ein kleiner Mann, höchstens fünfzig Zentimeter groß, lag auf dem Beet vor dem Haus. Er trug einen Zylinder und einen schwarzen Anzug und er machte ein mürrisches Gesicht. Mühsam rappelte er sich auf und strich seine zerknautschten Fledermausflügel glatt. Dann zog er seinen Hut.
„Gestatten, Herr Polymorf! Abkommandiert vom Amt für zur Adventszeit allein gelassene Kinder.“ Er sagte dies vorwurfsvoll mit gerümpfter Nase und verkniffenem Mund und fügte dann sehr schnell hinzu: „Das war aber kein netter Empfang.“
Dabei sah er sich ängstlich um, als würde ihn jemand verfolgen.
„Oh, Entschuldigung“, stammelte Anja, „wir dachten, du wärst ein Vampir.“
„So ein Blödsinn!“, entgegnete Herr Polymorf. „Ich bin doch kein Blutsauger.“
„Was bist du dann?“, fragte Paul.
„Ein Verwandlungskünstler und Geschichtenerzähler.“
Paul prustete los. „Ein Verwandlungskünstler, haha. Dann zeig doch mal, wie du dich verwandeln kannst.“
„Das ist kein Spaß“, schimpfte Herr Polymorf. „Ich kann mich wirklich verwandeln. Aber ich darf meine Zauberkraft nur in ausgesprochenen Notfällen benutzen.“
„Du bist nicht gerade freundlich.“ Anja zupfte ihren Bruder am Ärmel. „Lass uns ins Haus gehen! Wir dürfen nicht mit Fremden reden.“
„Ihr könnt nicht einfach weglaufen“, rief Herr Polymorf. „Meine Flügel sind nass und mein Anzug ist schmutzig. Euer Vater ist nicht da. Ich bin für euch verantwortlich. Ihr müsst mich reinlassen.“
„Müssen wir nicht“, antworteten die Geschwister wie aus einem Mund.
„Ich glaube, dies ist ein Notfall“, seufzte Herr Polymorf und begann, geräuschvoll Luft einzusaugen. „Schaut her!“, rief er. „Ich verwandle mich jetzt in einen Hubschrauber. Beeilt euch, ich fliege gleich in euer Fenster hinein und ich möchte die Scheibe nicht zerstören.“
Im nächsten Moment begann er zu rattern und auf seinem Kopf wuchs ein Propeller, der sich immer schneller drehte. Sein Bauch blähte sich auf, Arme und Beine schrumpften.
Anja und Paul liefen die Treppe hoch und öffneten das Fenster, damit er landen konnte.
Der Hubschrauber setzte hart auf und Herr Polymorf, der sich einen Augenblick zu früh zurückverwandelte, wurde unsanft über den Teppich geschleudert.
„Das war toll!“, rief Paul. „Machst du das noch mal?“
Doch Herr Polymorf war zu keinem Kunststück mehr zu überreden. Er verschwand im Bad, duschte dort lange und ausgiebig und kam, in ein Handtuch gehüllt, wieder ins Kinderzimmer zurück.
„Ich brauche frische Sachen. Mein Anzug muss in die Reinigung. Heute noch.“
Lange wühlte Anja in den Kleidern ihrer größten Babypuppe, bis sie etwas halbwegs Passendes fand. Einen grünen Overall mit gelben Punkten.
Herr Polymorf rümpfte die Nase: „Ich bin doch kein Clown.“
Seufzend zog er das bunte Teil über.
„Bis zum Heiligabend bleibe ich jetzt hier“, sagte er, „und vertreibe euch die Zeit. Dazu brauche ich ein dunkles, ruhiges Plätzchen, in eurer Truhe vielleicht. Und jeden Tag eine kleine Mahlzeit.“
„Was isst du denn gern?“, fragte Paul.
„Gummibärchen, Chips oder Pommes. Mit Mayo, wenn es recht ist. Dazu Cola oder Eistee. Mit ganz viel Zucker.“
„Oha!“, Anja lachte. „Lauter gesunde Sachen.“
„Wenn du etwas dagegen hast, kann ich ja wieder abschwirren“, schimpfte Herr Polymorf. „Ich finde, Kinder sollten Erwachsenen etwas mehr Respekt zeigen. Und ich mag es nicht, wenn über mich gelacht wird. Ganz und gar nicht.“
„Nein, nein, ich lache nicht. Es ist alles in Ordnung“, versicherte Anja schnell.
Doch Paul wurde stutzig.
„Hat dich wirklich der Weihnachtsmann geschickt?“, fragte er. „Dann solltest du eigentlich etwas netter sein.“
Herr Polymorf blickte ihn erstaunt an. „Sollte ich das?“
„Auf jeden Fall!“, bestätigte Anja.
Herr Polymorf seufzte: „Ich werde mich bessern, hoffe ich. Aber jetzt muss ich mich ausruhen, ich habe einen weiten Weg hinter mir.“
Die Kinder räumten ihre Truhe aus und richteten ihm einen Schlafplatz darin her. Kurze Zeit später hörten sie sein lautes Schnarchen.
Früh am Morgen wurden die Geschwister von einem Trippeln und Scharren in der Truhe geweckt. Es war der 2. Dezember. Plötzlich erklang ein Schrei, der Truhendeckel flog auf und es sprang ein empörter Herr Polymorf heraus .
„Eine Maus“, keuchte er erbost, „in der Truhe war eine Maus. Ich will sofort ein anderes Bett.“
„Schon gut, schon gut“, beschwichtigte Paul, „beruhige dich, sonst werden Mama und Papa noch wach. Sie haben gestern lange gearbeitet und müssen jetzt bestimmt noch eine Stunde schlafen.“
„Mich beruhigen? Mich beruhigen?“, Herr Polymorf schnaubte entrüstet. „Beinahe hätte die Maus mich angeknabbert. Mir reicht’s. Ich will das alles nicht mehr.“
„Wir auch nicht!“, rief Anja. „Du kannst zum Weihnachtsmann zurückgehen und ihm einen schönen Gruß von uns bestellen. Auf so einen Griesgram können wir hier wirklich verzichten.“
„Tut mir leid!“, entschuldigte sich Herr Polymorf und senkte den Kopf. „Ich bin etwas ungeübt im Umgang mit Kindern. Wenn ihr mich wegschickt, werde ich großen Ärger bekommen. Ich verspreche also, mir Mühe zu geben. Könnt ihr mir verzeihen?“
„Gut. Wir finden einen anderen Platz für dich“, lenkte Anja ein. „In der Puppenstube vielleicht?“
„Hm, ja … wenn nichts anderes da ist. Ist das Bett schön weich?“
„Ich überprüfe das sofort“, bot Anja an.
„Mach schnell, ich bin hundemüde“, knurrte Herr Polymorf.
„Geht das bitte etwas freundlicher?“, erinnerte ihn Anja an sein Versprechen.
„Danke für die Mühe!“, verbesserte sich Herr Polymorf kleinlaut.
Paul lief inzwischen in die Küche und holte ein paar Chips. Gierig griff der kleine Mann danach und schaute nun schon etwas friedlicher drein.
„Wo kommst du eigentlich her?“, fragte Paul, nachdem Herr Polymorf es sich in seiner neuen Behausung gemütlich gemacht hatte.
„Ich wohne in einem fernen Land, wo es Dinge gibt, die ihr euch kaum vorstellen könnt“, sagte Herr Polymorf.
„Erzählst du uns davon?“
„Ganz bestimmt! Wenn ich ausgeschlafen habe.“
Auch Anja und Paul schliefen noch einmal ein, es war ja wirklich noch sehr früh am Morgen. Am Nachmittag erinnerten sie Herrn Polymorf an sein Versprechen.
„Bis vor kurzem wohnte ich im Land Tamtaram“, antwortete er.
Anja schüttelte ungläubig den Kopf. „Tamtaram? Davon habe ich noch nie etwas gehört.“
Herr Polymorf sprang eingeschnappt hoch und breitete seine Flügel aus. „Entweder ihr glaubt mir oder ihr hört kein Sterbenswörtchen mehr von mir.“
Anja und Paul schwiegen.
„Tschuldigung!“, Herr Polymorf hustete verlegen. Dann setzte er sich hin und fuhr fort, als wäre nichts geschehen. „In Tamtaram sehen die Menschen anders aus als hier. Manche haben blaue Haut, andere