Die Abenteuer des Kapitän Hatteras. Jules Verne

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Название Die Abenteuer des Kapitän Hatteras
Автор произведения Jules Verne
Жанр Языкознание
Серия Jules Verne bei Null Papier
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783962817756



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Ihre Mann­schaft von Neu­em auf­zu­brin­gen.«

      Clawbonny in seiner Cabine Clawbonny in seiner Cabine

      »Aber was an­fan­gen?« schrie Shan­don.

      »Was Sie ge­sagt ha­ben«, ver­setz­te der Dok­tor: »Ab­war­ten, aber nur bis mor­gen, ehe man den Mut sin­ken lässt. Die Ver­spre­chun­gen des Ka­pi­täns sind bis­her mit ei­ner Re­gel­mä­ßig­keit er­füllt wor­den, die eine gute Bürg­schaft ist; man hat also kei­nen Grund zu glau­ben, dass wir nicht zu rich­ti­ger Zeit über un­se­re Be­stim­mung wer­den in Kennt­nis ge­setzt wer­den; ich zweifle kei­nen Au­gen­blick, dass wir mor­gen auf dem Ir­län­di­schen Mee­re fah­ren; dazu, mei­ne Freun­de, schla­ge ich ein letz­tes Glas vor auf un­se­re glück­li­che Rei­se; sie be­ginnt zwar auf eine et­was un­kla­re Wei­se, aber mit See­leu­ten wie Ih­nen gibt es tau­send Wege zum gu­ten Ende.«

      Und alle vier stie­ßen zum letz­ten Mal an.

      »Jetzt, Kom­man­dant«, fuhr Meis­ter John­son fort, »darf ich Ih­nen einen Rat ge­ben, so be­steht er dar­in: Sie tref­fen alle Vor­be­rei­tun­gen zur Ab­fahrt: die Mann­schaft muss Sie ganz si­cher wis­sen. Mor­gen, mag ein Brief kom­men oder nicht, ma­chen Sie se­gel­fer­tig, zu hei­zen ist noch nicht nö­tig; es sieht aus, als wol­le der Wind gut hal­ten, und es ist leicht, die hohe See zu ge­win­nen; der Lot­se kom­me an Bord; zur­zeit der Flut ver­las­sen Sie die Docks und an­kern drau­ßen vor der Spit­ze von Bir­ken­head; dann ha­ben un­se­re Leu­te mit dem Lan­de kei­ne Ver­bin­dung mehr, und wenn der ver­teu­fel­te Brief end­lich kommt, wird er uns dort fin­den, wie an­der­wärts.«

      »Brav ge­spro­chen, wa­cke­rer John­son!« sag­te der Dok­tor und reich­te dem al­ten See­mann die Hand.

      »So wol­len wir es ma­chen!« er­wi­der­te Shan­don.

      Je­der be­gab sich dann in sei­ne Ka­bi­ne und er­war­te­te in un­ru­hi­gem Schlaf den Son­nen­auf­gang.

      Am fol­gen­den Mor­gen fand sich bei den ers­ten Brie­f­ab­ga­ben in der Stadt nicht ein ein­zi­ger an den Kom­man­dan­ten Richard Shan­don.

      De­m­un­ge­ach­tet mach­te die­ser sei­ne Vor­be­rei­tun­gen zur Ab­fahrt; das Gerücht da­von ver­brei­te­te sich so­gleich in Li­ver­pool, und es ström­te eine au­ßer­or­dent­li­che Men­ge von Zuschau­ern auf die Kais von New-Prin­ces-Docks.

      Es ka­men vie­le der­sel­ben an Bord der Brigg, die­ser, um von ei­nem Ka­me­ra­den Ab­schied zu neh­men, je­ner um ei­nem Freund ab­zu­ra­ten, ein an­de­rer, um sich das selt­sa­me Schiff zu be­se­hen, wie­der ein an­de­rer, um den Zweck der Rei­se zu er­fah­ren, und man murr­te, als man den Kom­man­dan­ten schweig­sa­mer und rück­hal­ten­der sah wie je­mals.

      Da­für hat­te er wohl sei­ne Grün­de.

      Es schlug zehn Uhr; elf so­gar. Ge­gen ein Uhr nach­mit­tags soll­te die Flut fal­len. Shan­don warf vom Hüt­ten­deck aus einen un­ru­hi­gen Blick auf die Men­ge; die Ma­tro­sen voll­zo­gen schwei­gend sei­ne Be­feh­le, stets die Au­gen auf ihn ge­rich­tet, in Er­war­tung ei­ner Mit­tei­lung, wel­che aus­blieb.

      Meis­ter John­son mach­te se­gel­fer­tig; es war be­deck­ter Him­mel, und vor den Bass­ins drau­ßen ging die See sehr hohl; es weh­te ein ziem­lich star­ker Süd­ost, doch konn­te man leicht aus der Mer­sey her­aus­kom­men.

      Jetzt trat John­son her­an und sag­te zu ihm:

      »Kom­man­dant, wol­len wir die Flut be­nut­zen, so dür­fen wir kei­ne Zeit ver­lie­ren; vor Ablauf ei­ner gu­ten Stun­de kom­men wir nicht aus den Docks her­aus.«

      Shan­don blick­te noch ein­mal um­her und sah auf sei­ne Uhr. Die Zeit der Brief­aus­ga­be zu Mit­tag war vor­über.

      »Wohl­an denn!« sag­te er zu sei­nem Rüst­meis­ter.

      Die­ser rief den Zuschau­ern zu, das Ver­deck zu räu­men.

      Es ent­stand eine rege Be­we­gung, in­dem die einen auf den Kai eil­ten, die an­de­ren die Taue lös­ten.

      In der Ver­wir­rung, da die Ma­tro­sen ohne viel Rück­sicht die Neu­gie­ri­gen weg­trie­ben, hör­te man den Hund heu­len.

      Abfahrt des Forward Abfahrt des Forward

      Dies Tier sprang auf ein­mal vom Vor­der­kas­tell mit­ten durch die dich­te Men­ge. Man wich ihm aus; er sprang auf das Hüt­ten­deck, und – tau­send Zeu­gen sa­hen es – der Ka­pi­tän Hund hielt zwi­schen den Zäh­nen einen Brief.

      »Ein Brief!« rief Shan­don. »Aber da ist er ja an Bord?«

      »Da ge­we­sen ist er ohne Zwei­fel, aber nun ist er nicht mehr da«, er­wi­der­te John­son und zeig­te auf das nun völ­lig ge­räum­te Ver­deck.

      »Ka­pi­tän, ici!« rief die­ser.

      Der Hund kam her­bei; Shan­don nahm ihm den Brief ab, und Ka­pi­tän bell­te drei­mal laut beim tie­fen Schwei­gen der Men­ge.

      Shan­don zö­ger­te den Brief zu öff­nen.

      »Ei, so le­sen Sie doch! Le­sen Sie!« rief der Dok­tor. Shan­don sah ihn an. Die Adres­se, ohne Ort und Da­tum lau­te­te:

      »An den Kom­man­dan­ten Richard Shan­don, an Bord der Brigg For­ward.«

      Shan­don öff­ne­te und las:

      Der Ka­pi­tän des For­ward.

      K. Z.«

      Shan­don leg­te den la­ko­ni­schen Brief sorg­fäl­tig zu­sam­men, steck­te ihn in sei­ne Ta­sche und gab Be­fehl zur Ab­fahrt. Sei­ne im Pfei­fen des Ost­win­des hal­len­de Stim­me hat­te et­was Fei­er­li­ches.

      Bald war der For­ward aus den Bass­ins her­aus und fuhr, von ei­nem Lot­sen aus Li­ver­pool ge­lei­tet, die Strö­mung des Mer­sey. Die Men­ge stürz­te auf den äu­ße­ren Kai längs der Docks Vic­to­ria, um das selt­sa­me Schiff noch ein­mal zu se­hen. Die Mast­bäu­me wa­ren rasch auf­ge­rich­tet, die Se­gel auf­ge­hisst, und mit de­ren Bei­stand fuhr der For­ward, nach­dem er um die Spit­ze Bir­ken­head ge­bo­gen, äu­ßerst schnell ins Ir­län­di­sche Meer.

      1 durch die Lor­gnet­te be­trach­ten: scharf an­se­hen, ge­nau be­ob­ach­ten <<<

      2 Hier­her