Das Abenteuer am Wasserturm. Bo Ingvar Nilsson

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Название Das Abenteuer am Wasserturm
Автор произведения Bo Ingvar Nilsson
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9788711489970



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Eine Sache war allerdings klar wie Kloßbrühe: Am nächsten Abend würden die Drei Asse zur Stelle sein, wenn der Rothaarige und der Mann mit der Schirmmütze wieder aufkreuzten. Denn dann würden sie angeblich noch mehr Kisten und Geld dabeihaben.

      „Bremer hieß er“, erinnerte sich Alex. „Dem Auto und dem Akzent nach ist Bremer ein Deutscher und wohnt im Sheraton-Hotel.“

      Der Rothaarige hatte nicht allzuviel gesagt, aber er schien Schwede zu sein. Und er hatte etwas zu verkaufen, was ein Vermögen wert war. Etwas, das in eine oder mehrere Holzkisten hineinpaßte. Nun war die Holzkiste im Wasserturm eingesperrt. Würde man in den Turm eindringen und das Geheimnis der Kiste erfahren können? Was war bloß da drin?

      „Gold und Juwelen“, schlug Andy vor.

      „Vielleicht ein Kunstwerk“, riet Assemann.

      Alex sagte nichts, sondern schwieg nur verbissen.

      „Ich würde mein Taschengeld von einem ganzen Jahr hergeben, um zu erfahren, was in der Kiste ist“, meinte Andy.

      „Tu das bloß nicht“, bat Alex. „Dann kommst du nur zu mir und bettelst.“

      Schweigend und in Gedanken vertieft radelten die drei durch die Sommernacht nach Hause.

      An der Ampel bei Ör verabschiedeten sich die Jungen von Assemann, fuhren den Radweg weiter und erreichten Ursvik.

      Als Andy rechts abbiegen mußte, rief Alex:

      „Vergiß nicht, daß die Drei Asse sich morgen früh gegen neun bei mir treffen.“

      Andy war wirklich müde, als er sich auszog und die Kleider wie immer auf einen Haufen neben dem Bett fallen ließ. Als er die Tagesdecke zurückzog, rasselten die vielen Metallteile, die über dem Bett verstreut lagen. Er wollte daraus einen Ölturm bauen, aber er hatte noch viel daran zu arbeiten.

      Die Eltern waren anscheinend schon ins Bett gegangen. Er beschloß deshalb, das Zähneputzen zu überspringen, und sank ins Bett. Die Hitze und die Erlebnisse des Abends machten es ihm schwer einzuschlafen. Die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf: HH FZ 162, Sheraton, die Holzkiste, ein gelber Mercedes, Bremer und zehn Uhr morgen abend. In was für eine Sache waren die Drei Asse da bloß hineingeschlittert?

      In Ör, im sechsten Stock eines Hochhauses, war Assemann schon schlafen gegangen. Sie streichelte den Kater Malte, der zu ihr ins Bett gesprungen war und nun dankbar spann.

      „Du bist ein feiner Kerl, Malte. Etwas, was man bestimmt nicht von dem Deutschen und dem Rothaarigen behaupten kann.“

      Zur Polizei

      Alex war einige Male wach geworden, und irgendwo im Hinterkopf hatte er begriffen, daß es Morgen geworden war. Dennoch war er mehrmals in das Reich der Träume zurückgesunken. Nun weckte ihn die Stimme seiner Mutter endgültig auf:

      „Zum dritten Mal, Alex Svensson, das Frühstück ist fertig!“

      Die Stimme hatte eine Schärfe, die zweifelsohne klarstellte, daß es an der Zeit war, aufzustehen und zu frühstücken. Er streckte sich genußvoll und erinnerte sich an seinen unruhigen Traum von mysteriösen Männern, dunklen Türmen und Kisten mit Goldschätzen. Mit einem Ruck saß er aufrecht im Bett, stand auf und ging in die Küche. Seine kleine Schwester Anna saß schon am Tisch und strich sich ein Brot, während sie sich noch einen Teller Haferflockenbrei geben ließ. Brei! Schon bei dem Gedanken fühlte sich Alex satt. Sein Vater war wie immer in seine Zeitung vertieft, die er Seite für Seite durchackerte. Seine rechte Hand tappte auf der Suche nach seiner Kaffeetasse, die irgendwo hinter der Zeitung stand, über den Tisch. Er warf der Wanduhr einen flüchtigen Blick zu, und dann tastete sich seine Hand zum Radiogerät. Es war Zeit für die Nachrichten und die Wettervorhersage.

      Danach kam das Regionalprogramm und berichtete über die aktuellsten Ereignisse in der Gegend um Stockholm. Alex tunkte ein Käsebrot in seinen Kakao und hörte mit einem Ohr den Reporter über die Gemeindesteuer, über die Warteschlangen für einen Krankenhausplatz berichten, und dann kam es... Alex wurde auf einmal hellwach. Der Reporter las: „Heute morgen wurde der Diebstahl des ganzen Kirchensilbers der Kirche in Sundbyberg entdeckt. Der Diebstahl muß gestern abend oder im Laufe der Nacht begangen worden sein. Ein Mann, der seinen Hund spazieren führte, bemerkte heute früh, daß ein Kirchenfenster aufgebrochen worden war und offen stand. Die Polizei konnte feststellen, daß die Altarkerzenständer, der Abendmahlkelch und eine Taufschale verschwunden waren. Der Abendmahlkelch stammt aus dem 17. Jahrhundert, während die übrigen Gegenstände von keinem kulturhistorischen Wert sind. Der Polizei fehlt jede Spur von den Verbrechern, sie hat aber Fußabdrücke auf dem Boden vor den aufgebrochenen Fenstern gesichert. Und jetzt die Wettervorhersage...“

      Alex saß kerzengerade, als hätte er eine Gabel verschluckt, auf seinem Stuhl. Die Kiste! Das Ganze war doch klar wie dicke Tinte. In der Kiste war natürlich das gestohlene Kirchensilber! Die Entfernung zwischen der Sundbyberger Kirche und dem Wasserturm betrug nicht mehr als fünfhundert Meter. „Wir müssen auf die Kirchendiebe gestoßen sein! Wir wissen, wo das Diebesgut versteckt ist, wir wissen, daß der eine Dieb ein Deutscher ist und Bremer heißt, und wir haben sogar seine Autonummer“, dachte er.

      „Mama! Papa! Gestern abend haben wir die Diebe gesehen. Sie haben das Silber in einer Kiste versteckt und sie in den Wasserturm gestellt.“

      „Was sagst du da?“ Alex’ Mutter stellte ihre Kaffeetasse auf den Tisch. „Bitte noch einmal!“

      Alex erzählte die Geschichte langsam und sorgfältig und übersprang eigentlich nur Andys Einsatz als Sänger.

      „Ich fahre euch zur Polizei“, sagte Alex’ Vater. „Das Ganze klingt etwas seltsam. Sag den anderen Assen Bescheid, dann fahren wir.“

      „Sie werden sowieso jeden Augenblick hier sein“, meinte Alex. „Wir wollten uns hier bei mir gegen neun treffen.“

      Um halb zehn wurden die Drei Asse am Polizeipräsidium abgesetzt, und Alex’ Vater ermahnte sie, alles genau zu erzählen und nichts auszulassen. Er selbst hatte keine Zeit um mitzukommen, da er ein paar Besorgungen machen mußte. „Bestimmt etwas für seine Fischerausrüstung“, dachte Alex. „Diesen Sommer wird man wohl an Fischvergiftung sterben.“

      Die Drei Asse betraten das Polizeipräsidium und erzählten am Empfang, daß sie komische Dinge gesehen hätten, die mit dem Kirchendiebstahl heute nacht zusammenhingen. „Da müßt ihr mit dem Kriminalassistenten Hallberg sprechen. Er ist für die Ermittlungen zuständig. Nehmt einen Augenblick Platz, er kommt gleich.“

      Es sollte ein ziemlich langes und nerviges Warten werden. Der Minutenzeiger auf der Wanduhr kroch nur langsam vorwärts. Nach zwanzig Minuten kam Herr Hallberg, und sie folgten ihm in sein Zimmer, in dem nur ein Schreibtisch mit einer Schreibmaschine, einem Kassettenrecorder und zwei leere Stühle standen. An der Wand machten zwei riesige Poster Reklame für die wunderschöne Landschaft Härjedalens; das eine stellte Heidelbeeren dar, das andere Abfahrtsläufer. Die Jungen setzten sich auf die leeren Stühle, Assemann nahm neben Alex auf der Armlehne Platz. Sie fingen an zu erzählen. „Der Reihe nach und bitte von Anfang an!“ bat der Assistent.

      Alex übernahm das Kommando und berichtete, was sie am Abend vorher in der Nähe des Wasserturms erlebt hatten. Herr Hallberg nahm alles auf Band auf. Er stellte ein paar ergänzende Fragen, benützte das Haustelefon und bat jemanden, die deutsche Autonummer zu überprüfen und ob jemand mit dem Namen Bremer im Sheraton-Hotel wohne.

      Dann stellte er den dreien noch einmal die Frage, ob das, was sie erzählt hatten, auch wirklich stimme und ob ihnen nicht die Phantasie durchgegangen sei. Die Drei Asse blieben dabei und meinten, daß die hundertausend Kronen, über die die zwei Männer geredet hätten, wohl Hinweis genug seien, daß es hier nicht mit rechten Dingen zuginge.

      Nach einer Weile klingelte das Telefon in Hallbergs Zimmer. Eine Stimme berichtete, daß es im Sheraton keinen Deutschen namens Bremer gäbe und daß ein Auto mit der angegebenen Nummer überhaupt nicht existiere.

      Die Drei Asse schauten einander verdutzt an. Hallberg bedankte sich, wiegte sich im Bürohstuhl hin und her und