Название | Das Abenteuer am Wasserturm |
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Автор произведения | Bo Ingvar Nilsson |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788711489970 |
Andy teilte die Süßigkeiten in drei gleich große Häufchen. Als seine Einteilung nicht aufging, verschlang er einfach den Rest. Ein intensiver Tausch der Süßigkeiten folgte. Alex wollte seine Lakritze gegen Weingummi tauschen. Assemann dagegen aß gern Lakritze und saure Drops, mochte aber Weingummis und Schokolade nicht. Nach einer Weile waren alle drei zufrieden, obwohl Assemann wie auch Andy das Gefühl hatten, daß Alex das beste Geschäft gemacht hatte.
Es war ruhig und still. Das Geräusch der wenigen Autos, die durch die menschenleere Stadt kreuzten, erreichte sie hier oben auf dem Felsen nicht.
„Stellt euch vor, wie herrlich die Aussicht vom Turm aus sein müßte“, überlegte Andy. „Vielleicht sollte man jemand bei der Stadtverwaltung anrufen und fragen, ob man einmal mit hinaufgehen dürfte.“
„Ich glaube nicht, daß das geht“, sagte Alex. „Es gibt weder einen Aufzug noch Treppen, sondern nur Leitern. Und natürlich besteht Einsturzgefahr. Deshalb lassen sie niemanden in den Turm hinein.“
„Schade“, sagte Assemann mit vollem Mund, „es muß toll da oben sein.“
„Der Fernsehturm auf Kaknäs ist viel höher“, tröstete Andy. „Und dort sind wir ja gewesen.“
„Der Turm liegt aber nicht in Sundbyberg, du Blödmann. Von dort aus kann man unsere Stadt nicht sehen.“
Das Geräusch eines Autos unterbrach die Stille. Es fuhr über ihnen auf dem Kiesweg zum Wasserturm. Assemann richtete sich etwas auf, stellte ihre Füße auf eine Erhebung und konnte über den Felsenrand spähen.
Ein gelber Mercedes war vor den Wasserturm gefahren und hatte nur fünf oder sechs Meter von der Gruppe entfernt mit dem Kühler zum Abgrund geparkt. Die Scheinwerfer wurden ausgemacht und die Zündung abgestellt. Wieder herrschte Stille.
Die kleine Gruppe wartete auf das Öffnen und Schließen der Autotüren, aber es blieb still.
„Warum steigen sie nicht aus?“ fragte Andy. „Vielleicht knutschen sie.“ Er sprach etwas undeutlich, weil auch er den Mund voll Süßigkeiten hatte.
„Kaum“, antwortete Assemann. „Es sind zwei Männer im Auto.“
Auf dem Vordersitz rechts, den Drei Assen am nächsten, saß ein hagerer Mann mit Schirmmütze und rauchte eine Zigarette. Der Fahrer war rothaarig, etwas größer und von gröberem Wuchs. Der Hagere kurbelte die Fensterscheibe runter und ließ eine Kippe fallen, die nur einen Meter von den drei entfernt landete. Die Glut leuchtete in der Abenddämmerung auf, und eine schmale Rauchsäule fand ihren Weg durch die Luft zu den Kindern.
„Schaut mal die Nummernschilder an“, bat Assemann. „Das Auto muß ausländisch sein. Es hat kein schwedisches Schild.“
„Es ist ein deutsches“, entschied Alex. „Das Auto kommt aus Hamburg. Die Buchstaben H H bedeuten Hansestadt Hamburg. Das habe ich gelernt, als wir vor ein paar Jahren in Deutschland Urlaub machten.“
Wie kommt ein deutsches Auto zum Wasserturm in Sundbyberg? Wenn die Männer Touristen wären, gab es doch bedeutend spannendere Sehenswürdigkeiten in Stockholm als den Ausblick vom Fuße eines Wasserturms in einem Vorort?
Die Drei Asse sanken wieder auf den Felsboden. Die Dunkelheit nahm zu und radierte die Bäume, Büsche und Wege im Park unter ihnen aus. Leise aßen sie ihre Süßigkeiten auf. Andy hatte seine schon aufgegessen und bettelte bei seinen Freunden erfolgreich um Nachschub.
Eine Autotür ging auf. Assemann war schnell auf den Füßen und konnte berichten, daß der hagere Mann aus dem Auto stieg. In gutem Schwedisch, aber mit deutschem Akzent, hörten sie den Mann mit der Schirmmütze sagen:
„Es wirkt ja alles ganz ruhig. Keine Menschenseele weit und breit. Da können wir wohl an die Arbeit gehen.“
Eine mysteriöse Kiste
Alle drei waren aufgestanden und versuchten, über den Felsrand zu schauen. Am schwierigsten war es für Andy. Nicht nur, weil er der kürzeste war, sondern weil er keine geeignete Stelle für seine Füße fand.
Der hagere Mann mit der Schirmmütze ging die zehn Meter zum Turm. Er holte einen riesigen Schlüsselbund heraus und fing an, die verschiedenen Schlüssel systematisch am Türschloß auszuprobieren. Es dauerte etwas. Plötzlich fiel der Schlüsselbund zu Boden, und der Mann fluchte: „Mist!“
Er mußte wieder von vorne anfangen. Schließlich gelang es ihm, die Tür vorsichtig zu öffnen. Man sah ihm an, daß er mit dem Ort nicht vertraut war und daß er wahrscheinlich nie vorher in dem Turm gewesen war. Der Rothaarige ging zu seinem Freund. Der Mann mit der Schirmmütze drehte sich zu ihm um:
„Morgen werde ich uns einen eigenen Schlüssel anfertigen lassen, damit wir diese Schererei los sind.“
Er steckte den Schlüsselbund ein.
„Dann tragen wir jetzt die Kiste hinein.“
Der Rothaarige ergriff zum ersten Mal das Wort:
„Den Rest bringe ich morgen.“
Der Mann mit der Schirmmütze ging zum Auto zurück und holte eine Holzkiste, die einen halben Meter lang und fast genau so breit war. Dazu noch eine Taschenlampe. Er machte sie an und ließ den Lichtkegel herumschweifen. Als er sich den Drei Assen näherte, zogen sie schnell ihre Köpfe ein. Der Lichtstrahl flatterte weiter und fand die Turmtür. Mit festen Schritten trugen die Männer die Holzkiste in den Turm und machten die Tür hinter sich zu.
„Alle lernen die Autonummer auswendig“, befahl Alex. „HH FZ 162.“ Nach einigen Minuten kamen die Männer wieder heraus. Der mit der Schirmmütze sperrte ab und probierte ein paar Mal, ob die Tür auch verschlossen war. Dann gingen die zwei Männer auf das Auto zu, bogen aber ab und näherten sich dem Versteck der Drei Asse. Die Drei Asse kauerten sich zusammen und hielten die Luft an.
Genau über ihnen blieben die Männer stehen. Assemann konnte die Schuhspitze des hageren Mannes sehen, und durch die Dunkelheit leuchtete die goldgelbe Glut seiner Zigarette. Er drehte sich zu dem Rothaarigen.
„Der Turm war eine gute Idee für einen sicheren Platz. Hierher kommt abends bestimmt kein Mensch. Du lieferst morgen abend den Rest, und ich bringe das Geld mit. Kannst du mich morgen abend um zehn am Sheraton-Hotel abholen?“
„Klar“, antwortete der Rothaarige. „Da nehme ich mein Auto.“
Der Rothaarige machte eine Pause und schien etwas zu zögern. „Du mußt schon entschuldigen, aber ich bin etwas unruhig. Man wird mich doch nicht hereinlegen, Bremer?“
„Wenn man hunderttausend Kronen verdienen will, muß man es schon in Kauf nehmen, etwas unruhig zu sein“, schnitt ihm der Mann mit der Schirmmütze das Wort ab. Er warf seine Kippe weg, die auf dem Felsblock direkt neben Alex landete.
Die Männer stiegen ins Auto und fuhren rückwärts vom Felsrand weg. Diesmal fuhr der Mann mit der Schirmmütze. Der gelbe Mercedes verschwand in zügigem Tempo den Hang hinunter.
Die Drei Asse krabbelten auf dem Kiesweg zum Turm hinauf. Assemann ging hin und probierte die Tür. Verschlossen. Alex hatte die Kippe gefunden. HB stand in Rot drauf. Es mußte wohl eine ausländische Marke sein. Die Drei Asse verstanden, daß sie auf etwas Mysteriöses und wahrscheinlich Gesetzwidriges gestoßen waren. Sollten sie zur Polizei gehen? Eigentlich hatten sie ja nicht viel vorzubringen. Eine Kippe einer ausländischen Zigarettenmarke