Wie benehme ich mich richtig?. Walter Kabel

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Название Wie benehme ich mich richtig?
Автор произведения Walter Kabel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783985224166



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       Wie benehme ich mich?

       Walter Kabel

      Inhaltsverzeichnis

       Vorwort.

       Über die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Benehmens.

       1. Wie soll ich persönlich auftreten ? a. Kleidung.

       Kleidung

       Schmuck.

       Körperpflege.

       b. Unser Heim.

       c. Mein Wesen.

       Zu Hause

       In der Öffentlichkeit.

       Im Berufsleben

       2. Geselligkeit.

       a. Die allgemeinen Anstandsregeln.

       b. Besuche.

       Gesellschaften. Bälle.

       c. Hochzeiten. Geschenke. Tischreden.

       Geschenke.

       Tischreden.

       d. Familienverkehr.

       e. Trauerfälle.

       f. Speisenfolge. Weine.

       g. Unsere Kinder und unser Verkehr.

       3. Die Kunst, ein angenehmer Gast zu sein, eine Unterhaltung zu führen und zur Unterhaltung anderer beizutragen.

       4. Wie schreibe ich Briefe?

       5. Einige Winke über richtiges und gutes Deutsch.

       6. Mädchen, die man heiratet und Männer, die man heiratet.

       Schluß.

       Über Leute, die jedem auf die Nerven fallen.

      Vorwort.

      Über die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Benehmens.

      Hand in Hand mit der fortschreitenden Kultur hat sich auch eine Fülle von Anstandsregeln ganz von selbst entwickelt. Der Anstand, die Schicklichkeit, gehört mit zur Kultur.

      Die alten Kulturvölker, Ägypter, Griechen, Römer, Perser und wie sie alle heißen, besaßen genau so ihre Anstandsregeln, ihre Trinksitten und gesellschaftlichen Gebräuche wie wir heutzutage. Nur waren diese auch genau so verschieden wie in der Jetztzeit. Was in Athen als „fein“ galt, konnte in Rom als unfein oder taktlos gelten; wie wir heute als Deutsche uns hüten müssen, kritiklos fremde Anstandsregeln, etwa aus England, Amerika, oder Frankreich, anzunehmen. Jedes Volk hat seine Sitten. Und alles schickt sich nicht für jeden. Der „gute Ton“ jedes Volkes schmiegt sich notwendig den Charaktermerkmalen der Nation an. Wenn der Amerikaner seine Rücksichtslosigkeit (er selbst mag es „berechtigtes Selbstbewusstsein“ und Zwanglosigkeit nennen) so weit treibt, daß er für seine Füße jeden beliebigen Ruheplatz wählt, daß er mit übereinander geschlagenen Beinen im Eisenbahnabteil den Weg versperrt, und was sonst noch an ähnlichen Äußerungen des überzüchteten Freiheitsgefühls eines Mischvolkes, wie der Nordamerikaner es darstellt, zu nennen ist, – wenn weiter der Engländer den Rassenstolz bis zur deutlich gezeigten Geringschätzung anderer Nationen durch viele kleine, ihn so unsympathisch machende Verstöße gegen das beweist, was man „internationale“ Schicklichkeit nennen könnte, – wenn der Durchschnittsfranzose in seiner oft albern wirkenden nationalen Eitelkeit (zu der jetzt noch der Siegestaumel getreten ist) großzügig dieselbe internationale Schicklichkeit aufs gröblichste verletzt und immer mehr zeigt, wie dünn der Kulturlack die „grande nation“ bedeckt, dann sollten gerade wir desto strenger darauf sehen, die Höhe unserer Kultur durch ein Benehmen zu erhärten, das unserem ernsten, gediegenen Volkscharakter entspricht. Gewiß – der unglücklich verlaufene Krieg hat unserer Volksseele einen harten Stoß versetzt. Vieles ist ins Wanken gekommen auf dem Gebiete der Sittlichkeit und des guten Tons. Freiheit darf nie zur Zügellosigkeit werden. Man hüte sich davor, des Glaubens zu sein, ein freies Volk könnte von früher her überlieferte moralische Grundanschauungen mit dem Achselzucken eines modernen Geistes in die Rumpelkammer tun! Die Geschichte der Völker lehrt, daß alle Kulturnationen, die das Freiheitsgefühl falsch auffaßten und den alten geheiligten Tempel der Moral verfallen ließen, selbst in kurzem einem rapiden Verfall anheimfielen. Zur Moral im weiteren Sinne gehört aber auch der Anstand, die Schicklichkeit, – das Benehmen.

      Was ist Anstand? Wie verhält er sich zur Sittlichkeit schlechthin?

      Anstand, lateinisch Decorum (daher die Redensart: „Das Dekorum wahren“) ist die Beachtung solcher Formen des äußeren Verhaltens, die einmal der Würde der sittlichen Persönlichkeit im Menschen, dann aber auch den Anschauungen entsprechen, die sich mit der Zeit, aber stets dem Wandel unterworfen, innerhalb einer bestimmten Gemeinschaft (Volk, Nation) über gewisse Einzelheiten dieses Verhaltens herausgebildet haben. Diese Formen sind veränderlich. Zur Zeit Friedrichs des Großen war es zum Beispiel durchaus üblich, mit dem Waschwasser sehr sparsam am eigenen Körper umzugehen. Die Damen ersetzten das Händewaschen morgens vielfach durch Auftragen von Puder. Heute versteht sich eine gewisse Pflege der Hände (Sauberkeit dieser braucht nicht erwähnt zu werden) von selbst.

      Anstand bezieht sich also auf Äußerlichkeiten unseres Verhaltens. Sittlichkeit betrifft stets die Gesinnung geht mithin den inneren Menschen an. Durch die Gesinnung beweisen wir, ob wir sittliches Empfinden besitzen; die Äußerungen unsrer Gesinnung, unser Tun und Lassen, sind der Gradmesser unserer Sittlichkeit. Unser Benehmen dagegen ist der Gradmesser unserer Kulturhöhe.

      Da wir einmal dabei sind, uns gewisse Begriffe und Bezeichnungen, die mit zu unserem Thema „Wie benehme ich mich?“ gehören, klar zu machen, soll hier auch gleich die verwandte Frage erledigt werden: Was ist Takt oder Taktgefühl?

      Takt ist kurz gesagt die Fähigkeit, in jeder gegebenen Lage sein Verhalten so einzurichten, daß es sowohl den allgemeinen Regeln der Sittlichkeit als auch den feineren, nicht auf Regeln zurückzuführenden Forderungen einer gefühlsmäßigen Rücksichtnahme auf unsere Mitmenschen genügt.