Geistesgegenwärtig führen. Daniel Zindel

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Название Geistesgegenwärtig führen
Автор произведения Daniel Zindel
Жанр Зарубежная деловая литература
Серия
Издательство Зарубежная деловая литература
Год выпуска 0
isbn 9783862567140



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       Und niemals Urlaub, keinen Dank!

      Bedenk, Gott prüft sie ja nicht nur,

      Mit starker Konstitution nimmt eine Organisation härteste Frontarbeit auf sich und erweist sich dabei als äußerst belastbar.

      Eine andere Arbeitsgemeinschaft ähnelt einer Fleisch fressenden Pflanze. Da findet ein unheimlicher Verschleiß und Wechsel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern statt, Pfarrer oder Prediger kommen und gehen bald wieder. Im Vorstand hält es niemand länger als ein Jahr aus.

      Eine dritte Organisation kommt klein und unscheinbar daher, dabei ist sie schön wie der stengellose Enzian in seinem Tiefblau:

      »Bist du verzagt,

       Weil dich so vieles überragt?

       Schau in dies holde Angesicht

      Und dann gibt es noch die ganz sensiblen, die vor lauter Berührungsängsten oder Exklusivität kaum in Erscheinung treten. Sie gleichen dem Rührmichnichtan:

       »Vom Kräutchen Rühremichnichtan

       Im tiefsten Hinterhindostan

      Wächst eine Art,

      Die ist so zart,

       Dass dieses Wesen sich bis heute

      Schlechthin zu existieren scheute.

      Der Versuch lohnt sich, einmal seine eigene Gemeinde oder Organisation spielerisch mit einem Bild aus dem organischen Leben wie zum Beispiel mit einer Pflanze oder einem Tier zu vergleichen. Das ist nicht nur spannend, es wird uns lustig oder nachdenklich stimmen, und wir werden, wenn wir es gemeinsam als Team tun, unsere Vorstellungen von unserer Arbeitsgemeinschaft austauschen können.

      Beschreiben wir die typischen Gesetzmäßigkeiten: Hier spricht das Herz mit seinen Schönheiten und Abgründen. Hier gelten alle Gesetze, die für Beziehungen gelten. Hier spielen Sympathie und Antipathie. Das flüchtige Fluidum des Eros tröpfelt oder trieft auch immer mit. Die Gefühle spielen eine große Rolle. Freude und Stolz, Eifersucht und Neid, Angst und Traurigkeit, Zufriedenheit oder Wut prägen das Miteinander. Unsere persönliche und emotionale Reife, aber auch Verletzungen und Kränkungen gestalten das Miteinander.

      In der Kommunikation arbeiten unsere Sender und Empfänger präzise oder projektiv, wir agieren und reagieren angemessen oder völlig daneben – meist irgendwo dazwischen.

      Wie in der geistlichen Dimension, so ist auch in der zwischenmenschlichen des Nehmens und Empfangens nicht alles mach- und steuerbar, und manches lässt sich auch hier nicht erzwingen. Dinge müssen reifen.

      Eine zweite Gefahr bei der Überbetonung des Gemeinschaftlichen sehe ich darin, dass um der Harmonie willen und dem faulen Frieden zuliebe ein Schonklima entsteht, wo wir uns gegenseitig in falscher Art und Weise in Schutz nehmen. Wir sprechen dann Fehler und Schwachstellen nicht oder nicht deutlich genug an, weil man es ja so gut miteinander hat. Diese »Familiaritätsfalle« wirkt sich auf die Qualität des auszuführenden Auftrags negativ aus. Wohl denen, die unbestechlich unbequeme Fragen stellen! In Tat und Wahrheit schadet Liebkindseinwollen von Mitarbeitenden einer Organisation sehr, im Gegensatz zum Kritiker, der oft eine undankbare Rolle in einer Organisation übernimmt, obwohl er zur Klärung und Läuterung von viel Unausgesprochenem beiträgt.

       4. Die mechanische Betrachtungsweise: Unsere Organisation ist eine Maschine

      Hier stellt man sich die Organisation leblos vor. Sie gleicht einem Uhrwerk, in dem ein Rädchen ins andere greift. Alles tickt präzise aufeinander abgestimmt, effizient und ohne Reibungsverlust im gleichen Takt. Ursache und Wirkung bilden die Grunddynamik des Unternehmens. Entscheidungen und ihre Ausführung, Zielsetzung und ihre Erfüllung sind Glieder in einer klar und übersichtlich geregelten Aufbau- und Ablauforganisation. Man kann Input, Prozesse und Output kontrollieren wie bei einer Maschine. Reglemente und Formulare, klare Strukturen, sauber definierte Schnittstellen und Informationsflüsse prägen die Organisation. Es ist klar, wer entscheidet. Es ist klar, wer ausführt. Es ist klar, wer welche Kompetenzen hat.