Название | Die 15 beliebtesten Kinderbücher in einem Band (Illustriert) |
---|---|
Автор произведения | Гарриет Бичер-Стоу |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9788027204557 |
»Na, Jim – drei Jahre bin ich hier gewesen, und von dem Tage an bis heute habe ich keinen Mundvoll christliches Essen gehabt. Aber trotz alledem – sieh mich mal an. Sehe ich aus wie ein gewöhnlicher Matrose? Nein, sagst du. Und ich war es auch nicht, sage ich.«
Und bei diesen Worten zwinkerte er mir zu und drückte mir das Handgelenk zusammen. Dann fuhr er fort:
»Sage bloß diese Worte zu deinem Squire, Jim: ›er war es auch nicht‹ – das sind genau die Worte, die du sagen musst. ›Drei Jahre war er der Herr auf dieser Insel, bei Tag und Nacht, in Regen und Sonnenschein; und manchmal dachte er vielleicht an ein Gebet (sagst du) und manchmal dachte er vielleicht an seine alte Mutter (sagst du), ob sie wohl noch am Leben wäre; aber der größte Teil von Gunns Zeit (so musst du sagen) – der größte Teil von seiner Zeit ging auf was anderes drauf‹. Und dann gibst du ihm einen kleinen Wink, wie ich jetzt dir.«
Und dabei zwinkerte er mir wieder sehr vertraulich zu.
»Und dann,« fuhr er fort, »dann kommt die Hauptsache; dann sagst du dies: ›Gunn ist ein guter Mensch – so musst du sagen –, und er hat viel mehr Zuvertrauen – viel mehr, vergiss nicht, das zu sagen! – zu einem Gentleman, der als Gentleman geboren ist, als zu diesen Glücks-Gentlemen, wie er selber einer gewesen ist.«
»Höre,« sagte ich, »ich verstehe kein Wort von dem, was du da gesagt hast. Aber das ist ja auch ganz einerlei – denn wie soll ich an Bord kommen?«
»Hm – da liegt der Hund begraben; da hast du recht. Aber na, ich habe da ein Boot, das ich mit meinen eigenen zwei Händen mir gemacht habe, ich habe es unter der weissen Klippe. Wenn es zum Allerschlimmsten kommt, könnten wir es damit versuchen, sobald es dunkel geworden ist. Oho!« rief er plötzlich: »Was ist das?«
Denn gerade in diesem Augenblick, obgleich bis zum Sonnenuntergang noch mindestens eine Stunde war, donnerte ein Kanonenschuss, der alle Echos der Insel erweckte.
»Das Gefecht hat begonnen!« rief ich. »Komm mit!«
Und ich begann nach dem Ankerplatz hinunterzulaufen; alle meine Ängste waren vergessen. Dicht an meiner Seite trabte leichtfüßig der ausgesetzte Matrose in seinem Ziegenfell.
»Links! Links!« sagte er; »halte dich links, Maat Jim. Fix unter die Bäume! Da schoss ich meine erste Ziege. Sie kommen jetzt nicht mehr hier herunter; sitzen alle oben auf den Bergen, aus Angst vor Benjamin Gunn. Ah! und da ist der Friedhof! siehst du die Grabhügel? Hierher kam ich ab und zu und betete, wenn ich dachte, es könnte wohl wieder ein Sonntag sein. Es ist ja eigentlich keine Kirche, aber es kam mir doch feierlicher vor; und dann, nicht wahr? – Ben Gunn hatte es ja ein bisschen knapp; keinen Paster, nicht mal eine Bibel und eine Flagge, verstehst du!«
So plapperte er immerzu, während ich rannte, so schnell ich konnte; natürlich bekam er keine Antworten, aber er erwartete auch keine.
Dem Kanonenschuss folgte nach einem ziemlich langen Zeitraum eine Salve Kleingewehrfeuer.
Wieder gab es eine Pause, und dann sah ich, eine Viertelmeile von mir entfernt, die englische Flagge über einem Walde hoch in der Luft flattern.
Kapitel 16 – Der Doktor setzt die Erzählung fort: Wie das Schiff aufgegeben wurde
Zurück
ES WAR UNGEFÄHR halb zwei Uhr – drei Glasen, wie die Schiffer sagen –, als die beiden Boote von der Hispaniola an Land fuhren. Der Kapitän, der Squire und ich besprachen den Stand der Dinge in der Kajüte. Wäre nur eine Mütze voll Wind dagewesen, so wären wir über die sechs Meuterer hergefallen, die man bei uns an Bord gelassen hatte, hätten die Kabel gekappt und wären in See gegangen. Aber es fehlte uns gänzlich an Wind, und um unsere Hilflosigkeit noch zu vermehren, kam Hunter in die Kajüte herunter und brachte die Nachricht, Jim Hawkins sei heimlich in eins der Boote geschlüpft und mit den übrigen an Land gefahren.
Wir zweifelten keinen Augenblick an Jim Hawkins; aber wir waren wegen seiner Sicherheit besorgt. Bei der Gemütsverfassung, in der die Leute sich befanden, war es ziemlich wahrscheinlich, dass wir den Jungen niemals wiedersehen würden. Wir liefen auf Deck. Das Pech war in den Fugen geschmolzen und warf Blasen; der faulige Geruch in der Luft machte mir übel; wenn es jemals irgendwo nach Fieber und Ruhr gerochen hatte, so war es auf diesem schrecklichen Ankerplatz. Die sechs Schurken saßen auf dem Vorderdeck unter einem Segel und schimpften; am Land sahen wir die Gigs festmachen; dicht an der Stelle, wo der Fluss mündet. In jedem Boot saß ein Mann; der eine pfiff den »Lillabullero«.
Dieses tatenlose Warten fiel auf die Nerven, und es wurde beschlossen, dass Hunter und ich in der Jolle an Land gehen sollten, um Kundschaft einzuziehen.
Die Boote der Meuterer waren weiter abwärts nach rechts zu gelandet; aber Hunter und ich ruderten scharf geradeaus in der Richtung auf die Stelle, wo nach der Karte das Pfahlschanzwerk sich befinden musste. Die beiden Matrosen, die als Wachen an den Booten zurückgeblieben waren, schienen verdutzt zu sein, als wir plötzlich auftauchten; das Lillabulleropfeifen hörte auf, und ich konnte sehen, wie die beiden sich darüber stritten, was sie tun sollten. Wären sie zu Silver gegangen, um ihm Meldung zu machen, so wäre vielleicht alles ganz anders gekommen; aber sie hatten vermutlich ihre Befehle und beschlossen daher, ruhig sitzenzubleiben und sich wieder mit Lillabullero zu unterhalten.
Das Ufer machte einen kleinen Vorsprung, und ich steuerte so, dass ich diesen zwischen uns und die beiden Leute brachte; wir waren noch nicht gelandet, da hatten wir schon die Gigs aus dem Gesicht verloren. Ich sprang an Land und rannte so schnell, wie ich es bei der Hitze wagen konnte; der Kühlung wegen hatte ich mir ein grosses seidenes Taschentuch unter meinen Hut gelegt; ein paar gespannte Pistolen hielt ich vorsichtshalber schussfertig. Ich hatte kaum hundert Schritte gemacht, da traf ich auf das Pfahlwerk.
Dieses war folgendermaßen beschaffen: Eine Süßwasserquelle entsprang dicht hinter dem Gipfel eines kleinen Hügels. Auf diesem Hügel hatten die Piraten ein starkes Blockhaus erbaut, das auch die Quelle mit einschloss; es war so gross, dass es im Notfall ungefähr vierzig Mann fassen konnte, und war auf allen Seiten mit Schießscharten für Musketen versehen. Rund um das Blockhaus herum hatten sie einen grossen Platz von Bäumen klar gemacht und dann die Befestigung durch ein sechs Fuß hohes Pfahlwerk ohne eine Tür oder sonstige Öffnung vervollständigt; es war zu stark, um es ohne Zeitverlust und Arbeit zu zerstören, und zugleich standen die Pfähle zu weit auseinander, um etwaigen Belagerern Deckung zu gewähren. Die Leute im Blockhaus hatten sie vor ihren Gewehren; sie standen ruhig in Deckung und schossen die anderen wie Rebhühner ab. Alles was sie brauchten, war gutes Wachehalten und Proviant; denn wenn sie nicht vollständig überrumpelt wurden, konnten sie ihre Festung gegen ein Regiment verteidigen.
Besonders erfreulich war mir die Quelle. Denn wenn auch die Kajüte der Hispaniola ein leicht zu verteidigender Posten war, da wir über reichliche Waffen und Munition verfügten, genug zu essen und ausgezeichnete Weine hatten, so war doch eins übersehen worden: wir hatten kein Wasser.
Gerade als ich hierüber nachdachte, gellte über die ganze Insel hin der Todesschrei eines Menschen. Für mich war dies nichts Neues – ich habe unter Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von Cumberland gedient und bin selber bei Fontenay verwundet worden – aber als ich diesen Schrei hörte, da stand mir das Herz still. »Jim Hawkins ist hin!« war mein erster Gedanke.
Es ist etwas wert, ein alter Soldat gewesen zu sein; aber es ist noch mehr wert, ein Arzt zu sein. Da ist keine Zeit, lange zu fackeln. Und so war ich sofort entschlossen, lief, ohne eine Sekunde zu verlieren, wieder an den Strand hinunter und sprang in die Jolle.
Zum Glück war Hunter ein guter Ruderer. Das Boot flog nur so durch das Wasser und lag gleich darauf neben der Hispaniola, und im Nu war ich auf Deck des Schoners.
Natürlich waren alle ganz erschüttert. Der Squire hatte sich hingesetzt,